49 Das mochte der Krämer Halter nicht gerne hören, vor solchen Reden machte er sich stets eilig davon. Die Männer konnten ja doch auch rechnen; sie wußten, was er an Assekuranzkapital ausbezahlt bekam, und welches Kapital ihm sein Haus gekostet haben könne — wo der Krämer das Uebrige hergenommen, darüber konnten ste nicht ins Klare kommen. Das Landgericht hatte sich indeß alle Mühe ge geben, einen Beweis für oder gegen die Schuld der verdächtigten Brandstifter aufzufinden; aber es war Alles umsonst. Am allerschwersten traf den alten Ecker Sebastian der Verlust seiner beiden Söhne, wohl war Lift, des Schadelbauers trauernde Gattin, in sein Haus gezogen ß und führte das Hauswesen; aber dennoch kam es immer mehr in Verfall; es fehlten die unterstützenden Hände — die Arbeitskraft fehlte. Es konnte nicht mehr so viel Vieh gehalten werden, die Grundstücke wurden vernachlässigt, und es zeigte sich schon im nächsten Herbste ein b deutender Ausfall an Fechsung und Einkommen. Um die Bedürfnisse für den Winter zu decken, war Sebastian schon genöthigt, ein Paar entferntere Grundstücke, denen er ohnehin nicht recht nachsehen konnte, zu verkaufen, und bas drückte den siebzigjäh rigen Greis ungemein zu Boden. Ja, er, der Vater, der bas Herz seiner Söhne kannte, er hätte freilich tausend Juramente auf ihre Unschuld abgelegt; darauf aber konnte das Gericht nicht eingehen, und er mußte sich mit der Hoffnung trösten, auf das Sprüchwort bauend: Nichts ist so fein gesponnen, Es kommt doch einmal an die Sonnen! Schall, Bauerngeschichten II, 4