Volltext: Neue Fragmentenfunde in der Linzer Studienbibliothek

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daß Eltern bei der Geburt eines Kindes etwas dem Tempel spen¬ 
deten ; in der Lositzer Gemeinde hat sich eine n CD vorgefunden, 
deren Aufschrift lautete: „Geschenk der achtbaren und frommen Frau 
Gita, Tochter des R. Smuel, zu Ehren des Kindes Samuel, Sohn 
des hervorragenden Gelehrten ’Olinn Fp ^ N n mhr Leb Rec.hnitz 
1. S. 1750. Es scheint also1 die ganze Familie dort sich angesiedelt 
zu haben. Ein Urenkel des R. Leb Reichnitz, Dr. Leopold Jellinek, 
war praktischer Arzt in Reohnitz. 
Trnava. M. Stein, Oberrabbiner. 
Besprechungen. 
Josef Schön, Die Geschichte der Juden in Tachau. Jüd. Buch- und 
Kunstverlag, Brünn 1927, br. Kc. 25.—, geb. Kc. 30.—. 
Wieder ist die Zahl der Monographien über die jüdischen Ge¬ 
meinden Böhmens um eine wertvolle Schrift größer geworden. Der Ver¬ 
fasser der vorliegenden Arbeit weiß den Wert historischer Darstellungen 
dieser Art zu schätzen und leistet, was man von ihm erwarten darf. 
Er hat an seinem Thema sehr lange gearbeitet, er wurde oft gestört 
und ist mit Liebe immer wieder zu seiner Geschichte wiedergekeh'rb. 
Auch in dem vorliegenden Falle erfahren wir von der Schwierig¬ 
keit, die Geschichte einer Judengemeinde zu schreiben, von der Unbill 
des Schicksals, das so oft die spärlichen Aufzeichnungen noch ver¬ 
nichtet, von der Geringschätzung urkundlichem Materials im Besitze 
einzelner Personen. Daher erklärt es sich auch, daß über die Zeit des 
Aufenthalts von Juden in Tachau vom 13.—17. Jahrhundert nur etwa 
auf 18 Seiten, für die letzten drei Jahrhunderte aber auf etwa 35 Seiten 
erzählt werden kann. Interessant ist natürlich die Besitzes- und die 
Häuserfrage, ferner die Schilderung des früheren Vereins- und des 
jetzigen Gemeindelebens', des. neuen Tempels, dessen Plan von Alfred 
Grotte stammt (ein Bruder Alfred Grottes betreibt ein Holzkommissions¬ 
geschäft in Tachau), des Friedhofs', der Kriegsopfer und die des 
Nachbarortes Neu-Zedlisch, dessen Juden nun in Tachau ein ge¬ 
meind et sind. 
Schon dies müßte den Leser zum Lob und Dank veranlassen. 
Dazu kommt aber der rühmenswerte Anhang ,, Fam il ienr egi st er der 
jüdischen Familien in Tachau4“, das lückenlos über die Familien 
in Tachau orientiert, die Abstammung, den Beruf, die Herkunft, die 
Bedeutung in Stadt und Gemeinde nennt. In diesem Teile stehen viele 
Druckfehler, auch fehlen oft Angaben über die Herkunft der Frauen, 
deren Geburtsdaten u. ä., aber dennoch ist dieses Stück für die 
Familienforschung von unendlichem Werte. Ueber den Familienstand, 
über die Wanderungen —■ bei wie vielen Familien ist vermerkt, daß 
heute kein Glied mehr in Tachau wohnt! ■—, die Sterblichkeit, die 
öffentliche Betätigung werden wir hier aufgeklärt. Es wäre m. E. 
wünschenswert, die Rabbiner und die Führer der Gemeinde etwas 
persönlicher und ausführlicher zu behandeln. Vielleicht veranlaßt dieser 
Teil auch die Juden, ihre Familienaufzeiichhungen genauer oder über¬ 
haupt zu machen und1 sie einer Sammelstelle — z. B. dem „Jüdischen 
Archiv4 — zur Verfügung zu stellen. Die fleißige Arbeit sei jedenfalls 
anerkannt und möge viele Freunde finden! (Zu R. Moses ben Ohisdai
	        
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