Volltext: Die Ostalpen und Österreich

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DIE ALPENLÄNDER: OSTALPEN 
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liehen Vierkantern und Vierseithöfen kommt nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern 
auch die günstige Verteilung des Bodens zum Ausdruck, der überwiegend in der 
Hand eines wohlhabenden bäuerlichen Mittelstandes hegt. 
Die Industrie hat sich in Linz und St. Pölten größere Mittelpunkte geschaffen. 
Obenan stehen Eisen- und Textilindustrie, daneben sind von Bedeutung die Papier 
erzeugung (Trauntal), die Lederindustrie (Mattighofen, Wels), Bierbrauerei (Linz, 
Zipf) und verschiedene chemische Industrien. 
Die industrielle Entwicklung wurde vor allem durch die günstigen Verkehrsver 
hältnisse gefördert. Das Alpenvorland ist schon seit vorgeschichtlichen Zeiten 
einer der mitteleuropäischen Hauptwege im Westostverkehr. Die hier verlaufende 
Westbahn, Österreichs wichtigster Schienenstrang, ist eine Haupthnie des euro 
päischen Fernverkehrs, die seit der Neuordnung der staatlichen Verhältnisse auch 
in den Dienst des Nordsüdverkehrs zwischen Wien und Berlin gestellt wurde. 
Die Bedeutung des Donauweges ist hinter dieser Verkehrslinie weit zurückgeblie 
ben. Der Landverkehr meidet die engen Durchbrüche und auenreichen Weitungen 
an der Donau, deren Tal auch durch die Flußschiffahrt nur wenig belebt wird. 
Nur ein Stück weit laufen Wasser- und Landweg nahe nebeneinander. An der 
Stelle, wo sie sich gegen Westen am weitesten voneinander trennen und wo sie zu 
gleich von der uralten Salzstraße nach Böhmen gekreuzt werden, ist Linz zur 
größten Siedlung des österreichischen Alpenvorlandes mit einer Einwohnerzahl 
von 102000 emporgewachsen. Eine ähnliche Lage besitzt Enns, das aber seine 
frühere, schon aus den Römerzeiten stammende Bedeutung an Linz abtreten 
mußte. Die nächstgrößten Orte sind das rasch aufstrebende St. Pölten (32000 
Einw.) und Wels (16 000 Einw.), jenes durch seine Industrie, dieses als Mittel 
punkt für den Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen von Bedeutung. 
WIENER BECKEN UND WIEN 
Wie das Alpenvorland stellt das Wiener Becken eine Randlandschaft dar. Es ist 
ein überwiegend mit tertiären Ablagerungen ausgefülltes Einbruchsbecken, das 
durch die Donau, durch die von Wien über Baden und Neunkirchen verlaufende 
Thermenlinie und durch den Westabfall des Leithagebirges, gleichfalls eine tekto 
nische Linie, umgrenzt wird. Der Süden des Beckens wird von großen diluvialen 
Schuttkegeln eingenommen, die weite, wasserlose Schotterflächen bilden. Nach 
Norden zu, wo das Grundwasser zutage tritt, schließt sich die von zahlreichen 
Flüssen durchzogene Nasse Ebene an, den Raum gegen die Donau zu erfüllt ein 
bald welliges, bald gestuftes Hügelland. Die Schotterflächen des Südens sind 
großenteils Waldland, die Nasse Ebene und das Hügelland hingegen sind waldarm 
und überwiegend Ackerland. Zum Unterschied von dem hauptsächlich landwirt 
schaftlichen Alpenvorland beschäftigt sich im Wiener Becken nur mehr ungefähr 
ein Viertel der Bevölkerung mit der Landwirtschaft. Neben dem Ackerbau ist 
hier der Weinbau von größerer Bedeutung, besonders an den Abhängen des 
Wienerwaldes. 
Wenn auch an Fläche weit hinter dem österreichischen Alpenvorland zurück 
stehend, so übertrifft das Wiener Becken dieses doch durch seine hochentwickelte 
Industrie an wirtschaftlicher Bedeutung. Uber die Hälfte der Industrie des neuen 
Österreich drängt sich hier auf engem Raume zusammen. Die industrielle Ent-
	        
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