450 DIE ALPENLÄNDER: OSTALPEN ii liehen Vierkantern und Vierseithöfen kommt nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern auch die günstige Verteilung des Bodens zum Ausdruck, der überwiegend in der Hand eines wohlhabenden bäuerlichen Mittelstandes hegt. Die Industrie hat sich in Linz und St. Pölten größere Mittelpunkte geschaffen. Obenan stehen Eisen- und Textilindustrie, daneben sind von Bedeutung die Papier erzeugung (Trauntal), die Lederindustrie (Mattighofen, Wels), Bierbrauerei (Linz, Zipf) und verschiedene chemische Industrien. Die industrielle Entwicklung wurde vor allem durch die günstigen Verkehrsver hältnisse gefördert. Das Alpenvorland ist schon seit vorgeschichtlichen Zeiten einer der mitteleuropäischen Hauptwege im Westostverkehr. Die hier verlaufende Westbahn, Österreichs wichtigster Schienenstrang, ist eine Haupthnie des euro päischen Fernverkehrs, die seit der Neuordnung der staatlichen Verhältnisse auch in den Dienst des Nordsüdverkehrs zwischen Wien und Berlin gestellt wurde. Die Bedeutung des Donauweges ist hinter dieser Verkehrslinie weit zurückgeblie ben. Der Landverkehr meidet die engen Durchbrüche und auenreichen Weitungen an der Donau, deren Tal auch durch die Flußschiffahrt nur wenig belebt wird. Nur ein Stück weit laufen Wasser- und Landweg nahe nebeneinander. An der Stelle, wo sie sich gegen Westen am weitesten voneinander trennen und wo sie zu gleich von der uralten Salzstraße nach Böhmen gekreuzt werden, ist Linz zur größten Siedlung des österreichischen Alpenvorlandes mit einer Einwohnerzahl von 102000 emporgewachsen. Eine ähnliche Lage besitzt Enns, das aber seine frühere, schon aus den Römerzeiten stammende Bedeutung an Linz abtreten mußte. Die nächstgrößten Orte sind das rasch aufstrebende St. Pölten (32000 Einw.) und Wels (16 000 Einw.), jenes durch seine Industrie, dieses als Mittel punkt für den Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen von Bedeutung. WIENER BECKEN UND WIEN Wie das Alpenvorland stellt das Wiener Becken eine Randlandschaft dar. Es ist ein überwiegend mit tertiären Ablagerungen ausgefülltes Einbruchsbecken, das durch die Donau, durch die von Wien über Baden und Neunkirchen verlaufende Thermenlinie und durch den Westabfall des Leithagebirges, gleichfalls eine tekto nische Linie, umgrenzt wird. Der Süden des Beckens wird von großen diluvialen Schuttkegeln eingenommen, die weite, wasserlose Schotterflächen bilden. Nach Norden zu, wo das Grundwasser zutage tritt, schließt sich die von zahlreichen Flüssen durchzogene Nasse Ebene an, den Raum gegen die Donau zu erfüllt ein bald welliges, bald gestuftes Hügelland. Die Schotterflächen des Südens sind großenteils Waldland, die Nasse Ebene und das Hügelland hingegen sind waldarm und überwiegend Ackerland. Zum Unterschied von dem hauptsächlich landwirt schaftlichen Alpenvorland beschäftigt sich im Wiener Becken nur mehr ungefähr ein Viertel der Bevölkerung mit der Landwirtschaft. Neben dem Ackerbau ist hier der Weinbau von größerer Bedeutung, besonders an den Abhängen des Wienerwaldes. Wenn auch an Fläche weit hinter dem österreichischen Alpenvorland zurück stehend, so übertrifft das Wiener Becken dieses doch durch seine hochentwickelte Industrie an wirtschaftlicher Bedeutung. Uber die Hälfte der Industrie des neuen Österreich drängt sich hier auf engem Raume zusammen. Die industrielle Ent-