Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr 1917 (1917)

aufzunehmen, lieber Name. Geburtsort inj 
dergleichen Dinge war man glücklich da» 
hinaus. „Wie alt bist. Vater?" frug ig 
Doktor. „Im 27. Juni wer i genau 31 Jahn 
Man hat schon viel von den prächtigen 
Tiroler Standschützen gehört. Einen für ihre 
Art charakteristischen Beitrag übermittelt Hans 
Mahl den „Jnnsbrucker Nachrichten" aus 
dem Felde. Die Schilderung des Vorfalles 
lauter: Im Felde — 25. Juni. Vor dem 
Herrn Oberarzte steht ein alter Bergbauer 
im hausgewirkten Lodengewand und dreht 
verlegen an seinem alten Filzhut herum. Das 
Alter des Mannes von seinen Gesichtszügen 
abzulesen, wäre eine sehr kitzliche Rätselfrage. 
„Also, was will der Vater?" wendet der 
Oberarzt sich an den Bauer. „Einschreib'n 
zu den Standschützen möcht i mi lass'n. Mit'n 
Marschirn is nit mehr weit her, aber schiatz'n 
tu i no wie a Junger. Wissen's woll, Herr 
Dokta — a alter Jaga." Dabei liebäugelt 
er mit einem Haufen Mausergewehre, die in 
der Zimmerecke lehnen. Prüfend fährt der Blick 
des Herrn Doktors an der Gestalt entlang. 
Nicht ein Lot übriges Fleisch ließ die schwere 
Arbeit an dem Menschen. Leicht vornüberge- 
beugt stand er da. im ganzen Gehaben so 
gar nichts „Taugliches mehr". Nur der Blick, 
dieses funkelnde Auge, lätzt auf sein heitzes 
Herz, auf unbeugsamen Willen schlichen — 
und auf tiefgrimmigen Hätz, „sonnst mi eppa 
nit brauchen, Dokta?" frug bei der etwas 
längeren Prüfung der Bauer. „Dann schau 
her." Aus seinem Hosensacke zog er bedacht- 
sam ein Päckchen heraus. Aus einem einst- 
maligen Sacktuche nestelte er einen blitzenden 
Gegenstand: die Tapferkeitsmedaille von anno 
1866. „Willst ma's vielleicht jetzt derlab'n, 
die Wallischen zu derschlagen? Moanst leicht, 
mei Kripp.n derhöbets nimma?" „Woll, 
woll, Vater, ich glaub's ja. Aber Haus und 
Hof braucht ja auch Leut'. Is besser zum 
Rechten schauen." „Meine drei Buab'n hat 
der Kaiser, und zwoa davon der Herrgott 
g'holt. Mei Alte is weggestorben und i bleib 
am Hof nit alloan, wenn is schnöll'n her in 
die Wänd." Dabei langte er ein Gewehr 
heraus. Wog und prüfte. Fünf Schutz nach- 
einander, ohne zu laden, handlich und leicht. 
Ganz verliebt tat er mit der Waffe. „Also, 
was is, Dokta, nimmst mi oder nimmst mi 
nit?" Diese bestimmte Frage liefe keine Aus¬ 
rede mehr zu. Der Doktor nahm ein Legi- 
timationsblatt zur Hand, um die Personalien 
„Also, was is, Dokta, nimmst mi ck 
nimmst mi nit?" 
alt. Jetzt werft woll alles wissen", weis 
der Bauer, „die Büchs nimm i glei mit u» 
hol ma's G'wandl. Pfüat Gott, Dokta. ® 
frei vergelts Gott." Wenige Tage M« 
zog der alte Bauer mit Sack und Pack I« 
sam und bedächtig durch den taufrischen »w 
wald seiner Kompagnie nach ins Lager,
	        
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