Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr 1917 (1917)

solcher kleinen Enkelkinder herumspielen: da 
ist's gleich, ob noch «ins mehr mitißt oder 
nicht!" 
Gerührt drückte ich dem Manne die Zand. 
„Weih Gott," sagte ich dabei, ..hätten 
Sie es nicht genommen, so hätte ich für das- 
selbe gesorgt." 
Und zu der Frau gewendet, fuhr ich fort, 
didem ich meinen Mund ihrem Ohre näherte: 
„Für mich haben Sie Ihr Leben geopfert; 
Worte vermögen, meinen Dank nicht auszu- 
drücken. Aber das schwöre ich Ihnen: Ihr 
Kind wird bei uns wohl aufgehoben werden. 
Jener brave Mann dort wird es mit sich 
nehmen, danlit es mit seinen Enkeln aufge- 
zogen wird." 
Ich ergriff der Sterbenden Hand. Das 
war mein feierlichster Schwur auf dieser Welt 
gewesen. 
Ihre halb verglasten Augen hingen dank- 
bar an den meinen und ein sonniges Lächeln 
verklärte ihre bleichen Züge, als der alte, 
biedere Feldwebel herantrat und das kleine 
Mädchen freundlich herzte. 
Noch einmal ging ein konvulsivisches Zucken 
durch ihren Leib. Ihre Lippen formten ein 
Wort — es klang wie: „Merci!" 
Dann war sie gestorben — für mich! 
„Maman!" tönte der schmerzlich zitternde 
Ruf des kleinen Mädchens durch den stillen 
Raum. 
Die Soldaten entblößten ehrfurchtsvoll 
das Haupt vor der hehren Majestät des To« 
des. Ich mußte meine ganze Willenskraft 
zusammennehmen, um meinen Tränen zu 
gebieten. Stumm stand ich am Lager der 
Toten, ihre erkaltende Hand in der meinen 
haltend. Mein inbrünstiges Flehen aber stieg 
zum Himmel hinauf vor Gottes Thron für 
die Seele eines Menschen, der mir das kost- 
barste irdische Gut, das Leben, durch Hin- 
gäbe des seinigen erhalten hatte. 
Eine Salve, die draußen krachte, riß uns 
aus unserem stillen Gebet. 
Der Mörder hatte seinen Lohn emp- 
fangen. 
Margot war nun Doppelwaise. — — 
Bucht 
Qattaro
	        
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