Volltext: Schützenobrist Johann Georg Meindl, der 'Student' aus Altheim, und der bairische Bauernaufstand im Rentamte Burghausen 1705 - 06

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Kaiserlichen eine Ahnung hatten, ließ Meindl sogleich Schanzen aus 
Schnee auswerfen. Diese Schanzen waren für den Feind sehr gefähr¬ 
lich. Dieselben durchkreuzten alle Wege. Die Soldaten blieben beim 
Stürmen darin stecken, die Reiter konnten dagegen gar nichts unternehmen. 
Meindl's Aufenthalt in den Gehegen des Weilhart über Winter war 
für die Bauern der Umgebung ein wahres Glück. Damals gab es im 
Weilhart unendlich viel Wild. Die Wildschweine verwüsteten Wiesen und 
Felder ringsum fürchterlich. Die Gesetze zum Schutze des Wildes wareu 
unmenschlich streng. Manche Wilderer büßten am Hochgerichte zu Burg¬ 
hausen. Auch die Bauern, welche sich des Wildes erwehren wollten, 
wurden auf das Härteste bestraft. Meindl unternahm mit seinen Leuten 
Treibjagden. Das Wild wurde gegen die Schneeschanzen getrieben. Hier 
blieb es stecken. Die besten Schützen standen an den Schanzen. Sie 
vertilgten nahe das ganze Wild. Am Uebelsten erging es den Wild¬ 
schweinen, welche an den umliegenden Feldern den größten Schaden an¬ 
richteten. Ueber die Ausrottung des Wildes wurden Herren- und Forst¬ 
leute bitter böse. Sie sollen Meindl deshalb beim Kurfürsten verklagt 
haben; diesem hätte das Wild mehr erbarmt als die geschundenen Bauern. 
Der Student kam zur Einsicht, daß er sich auf die Länge der Zeit 
im Walde nicht zu halten vermöge. Es mußte derselbe an sein weiteres 
Fortkommen denken. Er wollte seine Schützenuniform mit dem Habit 
vertauschen, bat in Ranshofen und Raitenhaslach, die Erzählung schwankt 
zwischen beiden Stiften, um Aufnahme in den Orden. Sie wurde ihm 
aus Furcht vor den Kaiserlichen nicht gewährt. In seiner Bedrängnis 
sandte Meindl den schon genannten Burgstaller von Ueberackern mit 
einem Gesuche an den Erzbischof von Salzburg. Er wollte nach Salz¬ 
burg auswandern und daselbst Priester werden. Der Bote kam schon 
am nächsten Morgen mit dem Bescheide zurück. Unterdessen hatte Meindl 
seine Leute entlassen. Die Schneeschanzen waren in Folge des Thau¬ 
wetters bei Anbruch des Frühlings geschmolzen. Hilfe war nicht zu 
erwarten. Die um ihr Wild trauernden Forstleute haßten ihn und 
wollten den Geächteten bei nächster Gelegenheit an die Kaiserlichen ver¬ 
rathen. In Moosach, einem Gasthause mit Mühle und Säge in der 
Pfarre St. Pantaleon, wartete der Student auf die Rückkehr des Burg¬ 
staller. Derselbe brachte eine Salzburg'sche Offiziers-Uniform mit einem 
Schreiben des Erzbischofes. Meindl solle sogleich in diesem Gewände 
kommen und in demselben bleiben, so lautete der erzbischöfliche Bescheid,
	        
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