Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

dafür umso mehr für ihre Gestalt und Büste. Die Anhänger 
des sogenannten Naturheilverfahrens haben unter anderem auch 
diese Schwächen weiblicher Eitelkeit mit Eifer aufgegriffen 
und sich aus ihnen Wortwaffen zur Bekämpfung der sogenann¬ 
ten Schulmedizin gedrechselt. 
"Die Schulmedizin stellt die medizinischen Kenntnisse und 
deren Anwendung dar, wie sie aus jahrtausendlanger Beob¬ 
achtung und Forschung in ihrer heutigen Gestalt hervorgegan¬ 
gen sind. Die sogenannte Naturheilmethode — canis a non 
canendo! — verwirft nun mehr oder weniger alle diese müh¬ 
samen Errungenschaften und Erfahrungen; sie gleicht einem 
Blinden, der malen will. Man wende nicht ein, daß sich unter 
den Führern der „Naturheilanhänger" auch graduierte Ärzte 
finden; einzelne davon mögen ja infolge einer Art „medizini¬ 
schen Irreseins" aus Überzeugung ihre Rolle spielen; doch die 
Mehrzahl der liebenswürdigen Herren, welche uns behufs Dis¬ 
kreditierung der Schulrnedizin beim leichtgläubigen Publikum 
„Giftmischer" nennt, besteht aus Gesinnungslumpen und De- 
fraudanten der Fakultät. Weiter heißt es mit Vorliebe, Jod 
sei besonders schädlich, wenn es während der Entwicklungs¬ 
zeit zur Anwendung komme, es störe den physiologischen 
Gang der Entwicklung, und oft noch nach Jahren seien die 
Folgen davon zu spüren, eine Angst, die vollkommen unbe¬ 
gründet ist. Wenn in was immer für einem Falle die Indikation 
für Jod gegeben ist — selbstverständlich ohne Gegenindikation, 
von welcher später noch die Rede sein soll — und das Jod 
in einer dem Krankheitsfall, sowie dem betreffenden Organismus 
entsprechenden Menge und Weise verabreicht wird, so ist 
eine schädigende Wirkung des Jodes auf den Organismus voll¬ 
kommen und sicher ausgeschlossen. Freilich gibt es einzelne 
Individuen, welche Jod überhaupt — ohne nachweisbaren 
Grund — nicht vertragen, die sogenannte Idiosynkrasie gegen 
dieses Mittel zeigen, i. e. schon bei sehr kleinen Dosen — 
in Hall etwa bei einem Becher Taßilo-Quelle — mit Herz¬ 
klopfen und heftigen Entzündungen und Schwellungen ihrer 
Schleimhäute reagieren. Diese Fälle aber sind sehr selten und 
treffen in ähnlicher Weise bei allen anderen Medikamenten 
auch zu, so daß sie uns in der Überzeugung, im Jode eines der 
wertvollsten, verläßlichsten und wirksamsten Heilmittel zu be¬ 
sitzen, nicht wankend machen können. 
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