Volltext: Italien in sechzig Tagen

23. Bologna (Piazza Yittorio Emanuele). 
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da noch wunderliche Backsteinthürme. Kaum möchte irgend eine 
andere Stadt Italiens eine so grosse Zahl bedeutender malerischer 
Veduten darbieten wie Bologna. Die Häuser sind nicht so viel¬ 
stöckig wie südl. der Apenninen, aber meist trefflich unterhalten, 
die Strassen auffallend trocken und reinlich. In der Anlage 
manches mit Mailand theilend, ist es noch ernster unä massiver 
als dieses. Die eigenthümliclie, schwer verständliche Mundart 
mit ihren auffallenden Nasen- und Kehllauten lernt man am 
schnellsten aus Goldoni’s Lustspielen, wo der Dottore Balanzon 
der Repräsentant derselben ist. 
Bologna in Einem Tag: S. Petronio. — Arciginnasio antico. 
— S. Domenico. — Die zwei schiefen Thiirme. — Mercanzia. — S. Stefano. 
— S. G-iacomo mit dem Oratorio S. Cecilia. — Accademia di belle arti. 
— Certosa. — Campo Santo und Madonna di S. Luca. 
I. Von S. Petronio zur Pinakothek und zur Montagnola. 
Die *Piazza Yittorio Ernannele* ein ganz von mittelalter¬ 
lichen Bauten umgebener, unvergleichlich malerischer Platz, wird 
an der Nordseite durch die Piazzetta Nettuno eingeleitet, welche 
an der Grenzscheide der stattliche *Neptlinsbruimeil (fonte del 
Nettuno) schmückt. 
Pius IV. liess ihn 1563 errichten, 
Tommaso Lau-enti von Palermo ent¬ 
warf die Zeichnung, Giovanni Bo¬ 
logna modellirte das Figürliche, 
Zanobi Portigiani leitete den Erz¬ 
guss; der 3 m. hohe Gott ragt frei 
und stattlich hervor, die Kinder 
spielen naiv um ihn her, die Sirenen 
am Unterbau zeigen schönes Linien¬ 
gefühl. Die unteren Marmorwerke 
sind von Antonio Lupi. Das Gewicht 
der Erzarbeiten wird auf 10,000 
Kilogr., die Kosten des Ganzen auf 
70,000 Scudi Gold angegeben. 
An der Westseite liegt der Palazzo Pubblico (für Staats- und 
Stadtbehörden, Telegraphenbüreau u. a.), durch Vereinigung alter 
Bauten des 13. Jahrh. entstanden; der JJhrthurm (15. Jahrh.); die 
grosse Eingangsthür von Galeazzo Alessi (1550); über derselben 
thront die Bronzestatue Gregors XIII., Buoncompagni von Bologna 
(der 1582 die Kalenderreform einführte), von Menganti modellirt, 
von Censori gegossen; 1. oben: Madonnenrelief von Niccol'o delV 
Area (1478). Die Architektur des ersten *Hofs von Sebastiano 
Serlio begonnen. 
Am Ende desselben in der Nord¬ 
westecke führt 1. eine grossartige, 
von Bramante (1509) errichtete Ram¬ 
pentreppe ins Obergesschoss. 
L. von der Quästur tritt man in 
einen grossen Vorsaal, mit der 
kolossalen Thonfigur des ^Herkules 
mit der Hydra, von Alfonso Lom- 
bardi (1526). — Im 2. Geschoss 
kommt man in die Sala Farnese, 
mit Malereien von Carlo Cignani u. a. 
L. neben der Fensterwand: *Schön 
geschnitzte Thür mit dem Wappen 
Julius’ II. 
Dem Pal. Pubblico gegenüber liegt der Pal. delFodesta* 1201 
begonnen von Fioravanti. Die Hauptfac^ade mit Rustikaquadern 
und an den Pfeilern kräftige Halbsäulen. — Im öffentlichen Durch-
	        
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