Volltext: Italien in sechzig Tagen

7. Der Garda-See. 
m 
ten, Lorbeeren, wohlriechende Kräuter schmücken seine Westthäler. 
Eine Fülle von schönen Landschaftsbildern ist rings um den See 
hingebreitet, vom erhabenen Alpencharakter des obern Theils bis 
zu den reizenden Hügeln der Mitte und den idyllischen Ufern, die 
gegen die lombardische Ebene hinziehen; auf der Brescianer Seite 
nördl. schöne Hochflächen, am Veroneser Ufer wilde Schluchten* 
an der Riviera köstliche Gärten, bei Maderno schönlinige Berge,, 
bei Campione ein Sorrent ähnlicher Felsstrand, bei Toscolano die 
Oelwälder, bei Sermione pittoreske Architekturstaffagen u. s. f. 
Ruinen, Wasserfälle, Sehaumbäche mehren die Reize. Dazu die 
prachtvollen Farbenspiele des Sees, das Wasser an sich rein,, 
leuchtet bei gänzlicher Ruhe des Spiegels und voller Sonne im 
schönsten Ultramarin; kommt aber der stärkere Wind (Ora) am 
Spätmorgen (nach 11 Uhr) vom S. daher, so dunkelt die Farbe 
(il lago si volta), wird zunächst indigoblau, dann plötzlich nach 
ruheloser Aufkräuselung der Wellen grasgrün, und die perlenden 
Schaumkronen drängen hastig nach N. vor. Nun versteht 
man Virgils Worte (Georgical, 160) : »Der du mit Wogen des Meere» 
und Gebraus aufsteigst, o Benacus!« An den breitesten Stellen ist 
diese Meerähnlichkeit oft täuschend. Da plötzliches Umspringen 
des Windes an Felsenecken hier fehlt und die Winde sehr regel¬ 
mässig wechseln, so sind die Segelbootfahrten sehr genussreich. 
Das Klima ist namentlich auf süd¬ 
westlicher Seite sehr mild, der Regen 
nicht häufig (am häufigsten im 
Herbst), der Schnee selten und auf 
wenige Stunden beschränkt, die Luft 
lau und weich, das Licht warm. Die 
Riviera di Gargnano gilt als der 
wärmste Punkt Norditaliens. — Frei 
gegen den Süden erschlossen und 
vor dem Nordwind durch hohe Ge¬ 
birge beschützt, gedeiht die Vegeta¬ 
tion in südlicher Fülle, Feigen, Maul¬ 
beeren, Weintrauben, Granaten, 
Oliven und Agrumen. Doch müs¬ 
sen die Citronenpflanzungen, die an 
der brescianischen, nach O. gekehr¬ 
ten Riviera längs des Ufers mit 
grossem Erfolg gedeihen, im Winter 
künstlich geschützt werden. Meist 
sind sie als kleine Giardihi (ca. 9 m. 
breit und 30 m. lang) in Terrassen 
übereinander angelegt, hinten mit 
einer ca. 8 m. hohen Mauer und 
seitlich mit einem gemauerten Saum 
von 1 m. schlankem, weiss marmor¬ 
nem Pfeiler gegen S. (ca. 6 m. 
hoch) tragen die Holzbalken, die 
von November an überdeckt wer¬ 
den und Breterwände erhalten; 
Wasserflaschen (Spie, Spionen) die¬ 
nen als Anzeiger der Nähe des 
Gefrierpunkts und der Anwendung 
von Kohlenpfannen. Man zählt ca. 
18,000 Citronenbäume am See, jeden 
zu ca. 1000 Früchten; vom 1. Mai 
bis 15. Juni ist die erste Lese* 
welche die meisten und schönsten 
Früchte liefert. Fast während des 
ganzen Jahrs tragen sie gleichzeitig 
reife Früchte, unreife und Blüten.. 
Der Fischfang des Sees ist sehr 
ergiebig (Forellen, Karpfen, Agoni* 
Aale [schon Plinius betont, dass sie 
im Oktober sich in Menge gegen 
den Mincio drängen], Treischent 
[Boze Antesini, Sardene u. a.). 
Man verlässt die Brennerbahn bei Stat. Mori (,Stellwägen nach 
Ankunft der Hauptzüge in 2 St. nach Riva für 90 kr.), über Loppio 
am felsenumschlossenen, »von Schwermuth umschatteten« Loppio- 
See vorbei, Nago, höchster Punkt der Strasse mit *Prachtschau
	        
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