Volltext: Die Wölfe [42]

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Jetzt waren wir wieder in Militärhänden, wurden verpflegt, 
waren nicht mehr ganz rechtlose Verbrecher. 
Ohne die Posten zu beachten, ging ich in den Wartesaal 
Zweiter, setzte mich dem Offizier gegenüber und bestellte ein 
Glas Tee. 
„Was machen Sie hier, und wovon wollen Sie bezahlen !" 
knurrte der Unterleutnant. 
„Ich bin Offizier und trinke daher Tee in der zweiten Klasse, 
Sie haben ja achtzig Rubel von mir!" 
Vor Erstaunen sagte er nichts und fing politische Gespräche an. 
Ich trank meinen Lee und hörte ruhig zu. 
„So, Deutschland wird aufgeteilt, geht zugrunde, meinen 
Eie, vielleicht mit der russischen Dampfwalze, die rückwärts 
fährt?" 
Da kam flackernde Wut in seine Augen, aus seinem Munde 
ergoß sich ein Strom von Schmähreden über Deutschland und 
meinen Kaiser. 
Ich hielt nicht mehr an mich, schrie den Kerl an und verbot 
ihm, Deutschland und meinen Kaiser vor einem wehrlosen 
Kriegsgefangenen zn schmähen. 
Er sprang auf, riß seinen Revolver aus der Tasche und 
legte auf mich an. So standen wir uns Sekunden gegenüber, 
er mit dem Revolver, ich mit erhobenem Leeglas. Menschen 
drängten sich dazwischen und nahmen ihm den Revolver aus 
Her Hand. 
Zitternd vor ohnmächtiger Wut ging ich zu den anderen. 
Um Mitternacht standen wir vor dem Zuge, vier Zuchthaus- 
soldate» und drei Schutzleute mit gezogenen Säbeln um uns. 
Der Unterleutnant stampfte aufgeregt im Schnee und 
sagte der Wache: „Oie da, die Österreicher sind harmlos, aber 
auf den Deutschen paßt auf, der ist gefährlich. Wenn er mehr 
als drei Schritte von euch fortgeht, sofort schießen!"
	        
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