Volltext: Die Wölfe [42]

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Irgendwo war mal bas Leben, oder hatte ich es nur kn einem 
Büch gelesen? Die liebsten Erinnerungen waren tot, alle 
Gesichter verblaßt. Ich hatte nur einen Lebenszweck, der ans 
einem schmierigen Zettel außen an der Zellentür stand: „Zur 
Verfügung des Gerichtes." 
Wegen des sicheren Transports wurden wir vom Baikal 
fte nicht unseren alten Weg geführt, sondern sollten mit der 
Bahn nach Irkutsk. So vermieden wir das Dorf mit de« 
rabiaten Bauern. 
Im letzten Polizeiarrest hatten wir großes Pech. Während 
wir mit entblößtem Oberkörper auf der Pritsche saßen und 
Läuse knackten, erschien ein Unterleutnant mit vier Zuchthaus/ 
soldaten« Unsere Sachen wurden genau untersucht, alle Nähre 
abgefühlt, Taschen und Pelzmützen aufgeschnitten. Beson 
ders ein Zuchthaussoldat hatte viel Routine im Suchen und 
erwischte in meiner Weste achtzig Rubel in Banknoten und die 
Schlafpulver, mit denen wir uns auf der Fahrt nach Irkutsk 
von unserer Wache befreien wollten, um zum Juden Eichler 
zu gehen. Vier ausgehöhlte Zuckerstücke hatten wir schon 
fertig, leider aber noch nicht mit den Schlafpulvern gefüllt- 
Der Offizier tobte. Er wollte absolut nicht glauben, daß 
die Pulver Aspirin wären, und setzte in unsere Listen: „Führen 
Gift mit sich." Eine chirurgische Schere, die ich im Stiefel 
versteckt hatte, hielt er für ein Mordinstrument. 
„Wie heißen Sie?" herrschte er mich an. 
„Volckl... Dobel!" 
Plouhar wurde bleich, mir versagte der Atem. 
„Volck, Volck?? — Ich habe in Dorpat studiert, da gibt es 
Volcks." Es war zu spät, wenn nicht ein Zufall half, hatte 
ich mich gefangen. 
Vier Zuchthaussoldaken und zwei Infanteristen brachten 
uns auf den Bahnhof in den Wartesaal vierter Klasse.
	        
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