Volltext: Der Klausner am Jakobsbrunnen

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Jetzt ertönten die Hörner und Kesselpauken in 
einer lärmenden Jntrade, die schweren eichenen Saal- 
thüren öffneten sich mit Geräusch und herein trat, von 
einigen Knappen begleitet, der Schloßherr. 
Ein stürmisches „Hurrah l" schallte ihm entgegen, 
das er. seinen Federhut schwenkend, erwiederte. 
Eine nnttlere, gedrungene Gestalt, jedoch im 
Ganzen von nicht widerlichem Acußern, ging er mit 
kurzen Schritten seinem Platze am obern Ende der 
Tafel zu. 
Dort waren zwei Stühle leer, wovon Herr An- 
kenrenter den zur linken einnahm; viele von den 
Gästen wußten nicht für wen der leere Platz , zu des 
Ritters Rechten noch dazu, bestimmt sein solle; andere 
ahnten cs. —- 
Die Tafelfreuden nahmen nun eine ganz andere 
Wendung; der Burgherr wußte, redegewandt und mit 
einem wohlklingenden, einschmeichelnden Organe begabt, 
stets die größte Gesellschaft zu beherrschen. Seine raschen 
Gestikulationen waren, ohne graziös zu sein, nicht unzier 
lich , und so nahm er meist Aug und Ohr gefangen. 
Merkwürdiger Weise liebte er, der raffinirte Lüst 
ling, nicht unziemliche Zweideutigkeiten und wußte jede 
derlei derbwitzige Aeußerung, war sie schon einmal 
gefallen, so zu wenden und zu deuten, daß Frauen 
darüber nie erröthen durften. 
Ein sorgenfreies, lustiges Leben bei Wein und 
Bier ging ihm über Alles, wozu er durch Raub und 
Plünderung auf die bequemste Weise die Mittel fand. 
Wohl stand der Ritter Ankenreuter in der 
Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts als Raubritter und 
Wegelagerer nicht allein im Lande; aber erhalte das 
vor vielen anderen seines Gelichters voraus, daß er
	        
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