Volltext: Der Klausner am Jakobsbrunnen

Langsam begann er sich zu regen, und Glied 
um Glied erwachte zum neuen Leben; eine erfrischende 
Kühle umwehte sein Haupt und erquickendes Naß 
rieselte um seine Schläfe. Er war an dem Becken 
einer kleinen Bergquelle hingesunken, die still dahin 
rieselte durch den üppigen Wiesengrund dem Alben- 
fiusse zu. — 
Neugekräftigct erhob sich nun der Greis und nahm 
einen Labetrunk aus der klaren Quelle; dann kniete 
er hin, mit gefalteten Händen und seinen Blick zum 
Himmel gerichtet, sagte er in Ergebung: „Herr, ich 
danke dir für den Fingerzig! Du willst, daß ich lebe, 
darum ließest du mich nicht untergehen. Ja, ich will 
leben, will weiter sühnen mein Verbrechen, aber mein 
Leben sei fortan nur Dir geweiht. Hier an der stär 
kenden Quelle will ich eine Hütte aufrichten, die zu 
gleich ein Dir geweihter Tempel sein soll!" — 
Er raffte nun dürres Laub zusammen, bereitete 
sich ein Lager nahe an der Quelle und schlief ruhig 
von sanften Träumen umgaiikelt. Nur einmal rief er, 
wie von einem bösen Gesichte gequält, im Schlafe auf: 
„Wie? Du, mein Neffe, ein Räuber?" — schlief aber 
bald wieder ruhig bis amt Morgen fort. 
Mit Hilfe zweier Holzknechte, die er sich in einem 
nahen Holzschlage gedungen, richtete er sich eine Ere- 
mmnwohnung aus, räumlich genug, um eine Lager 
stelle, einen kleinen Altar von Steinen aufgebaut, 
aufnehmen zu können. 
Mit anderem nöthigen Hausrath ließ er sich auch 
aus dem Markte Kirchdorf ein Glöcklein herüber bringen, 
welches in einem kleinen Thürmchen über der Hütte auf 
gehangen, täglich den Arbeitern in den Wäldern und 
auf den Feldern treulich die Gebetstunden verkündete.
	        
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