Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1915 (1915)

43 
6. Sorgt dafür, daß Stallmist und Jauche stets unmittelbar nach 
dem Ausfahren eingepflügt werden, auf keinen Fall aber obenauf liegen 
bleiben. Kann ein baldiges Unterpflügen aus wirtschaftlichen Gründen 
nicht erfolgen, dann laßt den Mist wenigstens nicht in Häuschen längere 
Zeit auf dem Felde liegen, sondern breitet ihn sofort gleichmäßig aus, ebenso 
wie man die Jauche, falls sie als Kopfdünger zur Winterung Verwendung 
findet, zu höchster Ausnutzung möglichst durch einen Eggenstrich mit Erde 
zu bedecken suchen sollte. Fahrt Jauche, soweit sie sich nicht eineggen läßt, 
möglichst nur bei feuchtem Wetter, nicht aber bei Sonnenschein und trocke 
nem Winde, ebenso gut gepflegten Stallmist, da sonst beim Aufladen, 
Ausfahren, Abladen und Breiten zu große Verluste an flüchtigem Ammo 
niakstickstoff eintreten können. Daher die Bauernregel: „Hinter der Mist 
fuhre gleich der Pflug." 
7. Berücksichtigt bei der Düngung mit Jauche in erster Linie die Ge 
treideflächen; Stallmist gebt den Hackfrüchten, doch bringt nicht allzu große 
Mengen von diesen Dungstosfen auf die Flächeneinheit unter, denn ein 
wandfreie Versuche ergaben, daß mit kleineren Mengen dieselben Erfolge 
erzielt wurden, wie mit größeren Gaben. Rechnet man bei Jauche auf 
1000 l etwa 3—4 Psd. Stickstoff, so wird man mit etwa 5000 l 1 dz 
Salpeter ersetzen können. Bedient euch beim Aussprengen der Jauche 
richtig gebauter Jauchefässer und gut arbeitender Jaucheverteiler. Jauche 
sprengt etwa erst eine Woche vor der Saat aus, sonst sickert sie namentlich 
auf leichten Böden zu schnell in den Untergrund; vermeidet Jauche aus 
gefrorenem Boden zu verteilen, der Boden soll offen und abgetrocknet sein. 
8. Beachtet die Fäkaliendünger, den Geflügeldünger, den Kompost 
und die Gründüngung, insonderheit mit Seradella und Lupinen. 
9. Gedenket der Kalkung und guter mechanischer Bodenbearbeitung. 
Durch sachgemäße Ackerung und Kalkung, ferner durch zielbewußtes Offen 
halten des Ackers mittels rechzeitigen Hackens, Eggens und Jätens kann 
der Stickstoffbedarf eines Ackers sehr wohl bis zu gewissen Grenzen eine 
Ergänzung finden. 
Feingemahlener Kaimt als Unkrautvertilger. 
Die Düllen (wilder Rettich, wilde Rüben) oder der Hederich 
machen dem Bauer das Leben oft recht sauer. Gegen Ende Mai und 
Ende Juni gleichen die Sommersaaten oft einem gelben Blütenmeer. Auf 
Feldern, die von den Düllen stark befallen sind, erntet man kaum den 
vierten Teil, abgesehen davon, daß der Boden durch die Düllen stark aus 
gesogen, also auch die Nachfrucht geschädigt wird. Es sind schon viele Ver 
suche gemacht worden, den Hederich auszuroden. Man hat eigene Hederich 
jätmaschinen hergestellt, die jedoch die Frucht zu stark schädigten. Auch die 
Bespritzung mit einer Eisenvitriollö.sung wurde versucht, doch ist dieses 
Verfahren ziemlich kostspielig. Der denkende Landwirt wird in erster Linie 
gut trieurtes Saatkorn verwenden, so daß er das Unkraut nicht selbst an 
baut. Auch der Hackfruchtbau, durch welchen der Boden rein gehalten 
wird, leistet zur Vertilgung dieses Unkrautes gute Dienste. In den letzten
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.