Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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abermal Tausende sich über Unwohlsein, über Krankheit, Siechthum und 
unerwartetes Lebensende keine Rechenschaft geben können, weil sie nie daran 
zu denken gewohnt sind, wie wichtig das Einathmen ist. Da schließt der 
Landmann Thür und Fenster sorgfältig, läßt die alten ungewaschenen 
Lumpen, Speisereste und andere Fäulnisproducte in Wohn- und Schlaf 
gemach, bettet den Kranken in das Wohnzimmer, stellt nebenbei dort auch 
seine gefüllten Milchgeschirre auf, trocknet Käse neben dem Krankenbette 
und setzt sich dort zu Tische. Namentlich ist es die Milch, welche die in 
der Luft schwebenden Krankheitsstoffe an sich zieht, und nachgewiesener 
maßen wurde der Typhus auf diese Weise mit der Milch verschleppt. Nicht 
selten treffen wir Pflanzen in Töpfen, insbesondere die Wachsblume, in 
der Wohn- und Krankenstube ohne Kenntnis dessen, was manche Pflanzen, 
besonders die Blüten, zur Nachtzeit ausathmen und schädlich auf gesunde 
und kranke Menschen einwirken. Ist es der Landmann allein, der sich 
gegen die wichtigste Lebensregel einer gesunden Luft versündigt? Wissen 
etwa alle, daß der Mensch mit jeder Ausathmung das an die Luft absetzt, 
was zumeist verdorben in seinem Körper sich befand, und daß nicht bloß 
er, sondern auch seine Umgebung diese ausgeathmeten Krankheitserzeuger 
und Krankheitsverschlepper wieder einathmen? Wie viele Kinder bringen 
den Krankheitskeim aus der schlecht angebrachten oder schlecht gelüfteten 
Schulstube heim; wie viele Trinker und Raucher athmen in fröhlicher Lust 
die kranken Theile ein, welche die Nachbarn ihres Trinkgelages bei einer 
Atmosphäre, in der selbst das Licht nicht mehr brennen kann, ansathmeten! 
Und doch hat die Wissenschaft bis zur Gewißheit dargethan, hat es die 
Erfahrung tausend- und tausendfach bewiesen, daß der ärgste Feind mensch 
licher Gesundheit der Mangel gereinigter Luft in den Wohnstätten bleibt. 
Was helfen uns aber Wissen und Forschen der gelehrten Welt, wenn wir 
der verständigen Nutzanwendung entbehren? 
Wie kann der Landwirt sparen? 
Das ist eine Frage, die unter den heutigen Verhältnissen mit dringendem 
Ernste an den Landwirt herantritt. Der vielseitige Betrieb der Landwirt 
schaft bietet Gelegenheit, in mannigfacher Weise den Sparsinn zu bethätigen, 
es gilt nur an der richtigen Stelle zu sparen. 
Einige der wichtigsten Gesichtspunkte, die in dieser Hinsicht in Frage 
kommen, dürften folgende sein: 
1. In der Düngerwirtschaft: Der Landwirt soll das in der Wirtschaft 
gewonnene Düngercapital conserviren. Der Stallmist bedarf einer sach 
gemäßen Behandlung. Im Stalle: Einstreuen von Gips; auf der Dünger 
stätte: Ebnen des Düngers, Bedecken desselben mit Erde oder Torf, Ver 
hütung des Hineinfließens von Traufwasser, Beschattung der Düngerstätte 
durch Bäume oder Gebäude, undurchlässiger Untergrund und gleichmäßiges 
Gefälle derselben zur Jauchegrnbe, Behandlung der Jauche in der Jauche 
grube. Weiterhin Sammeln aller sonst nicht verwertbaren Abfälle zur Compost-
	        
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