Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1882 (1882)

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Vorstehende Figur A B C D in natürlicher Größe verdeutlicht durch 
die Punktirten Linien das Zusammenfalten des Papieres, nachdem 100 Samen 
körnchen in das Mittelfeld a gezählt wurden. Zur größeren Genauigkeit 
nämlich und zur leichteren Berechnung des Perzentsatzes der keimfähigen Körner 
nimmt man wenigstens immer hundert Samen. Gelangen nur einige Samen 
proben zum Ansatz, die man genau kennt und die leicht von einander unter 
schieden werden können, so ist keine nähere Bezeichnung auf dem Keimbeete 
nothwendig, obwohl eine solche empfehlenswerth ist. Hat man aber ähnliche 
Sorten, oder gar von einer Sorte mehrere Arten, so muß dies auf dem 
Keimbeete mit Blei ersichtlich gemacht werden, z. B. wie auf der Figur am 
oberen, inneren Rand „Salat, Trotzkopf". 
Für Samen von Feldfrüchten, oder Erbsen, Bohnen u. s. w. wird 
statt Vs Bogen x / 4 Bogen genommen und nach der Einlage ähnlich gefaltet, 
wie schon angedeutet wurde. 
Sind nun die Samen eingezählt und in dem Papiere durch Zusammen 
legen desselben verschlossen, dann werden die Päckchen ungefähr 24 Stunden 
in ein flaches Geschirr mit weichem temperirtcn Wasser zu dem Zwecke gelegt, 
damit die Proben hinreichend Feuchtigkeit aufnehmen, die ja zu jedem Keim 
prozeß unbedingt nothwendig ist. 
Nach dieser Zeit werden die Proben auf einer schief gestellten Bank 
oder einem Brett ausgebreitet, um das überflüssige Wasser ablaufen zu lassen. 
Dies dürfte je nach der Temperatur der betreffenden Lokalität in drei bis 
vier Stunden geschehen sein. 
Nie jedoch dürfen die Proben ganz trocken werden, sondern das Papier 
muß während des ganzen Prozesses immer feucht, aber auch nicht naß sein. 
In diesem Zustande werden sie alsdann in die Gläser so leicht und 
lose als möglich eingelegt, ohne sie zu drücken oder zu pressen und oben 
zur besieren Konservirung der Feuchtigkeit mit einem Stück nassen Filtrir- 
papieres bedeckt. 
Die Gläser werden hierauf in einem bewohnten Zimmer — dies ist 
besonders im Winter nothwendig — auf einen beliebigen Platz gestellt 
jedoch nicht in die Nähe eines geheizten Ofens, wo man sie 
zwei Tage ruhig beläßt. 
Bei normalem Verlaufe des Keimungsprozesses werden sich nach dieser 
Zeit schon mehr oder weniger Keime vorfinden, und es hat nun das Heraus 
zählen, das „Revidiren" zu geschehen. Zu dem Behufe nimmt man Probe 
für Probe aus dem Glase, legt die gehörig entwickelten, gestreckten Keime mit 
der Pinzette je fünf und fünf Stück zusammen vor sich auf den Tisch außer 
halb des Papieres und bringt die nicht gekeimten wieder mit dem Papiere 
in das Glas zurück, um nach 2 Tagen dasselbe Verfahren zu wiederholen. 
Hiebei sind aber zwei Punkte nicht außer Acht zu lassen: Es müssen 
die schon mehr trockenen Papiere bei jeder Revision durch Anspritzen mit 
Wasser wieder befeuchtet, und die Gläser im frischen Wasser, noch besser in 
verdünnter Chlorkalklösung zur Hintanhaltung von Pilzen, gut ausgespült 
werden. Außerdem befördert Chlor sehr den Keimungsprozeß. Die Anzahl 
der Keime notirt man sich; weniger zu empfehlen ist, am Schluffe der Keim 
probe aus der Zahl der nicht gekeimten auf die Anzahl der gekeimten Samen
	        
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