Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge März 1935 (Folge März / 1935)

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Musisgeschichte 
Musikinstrumente 
Blasinstrumente 
Unter dem Begriff Flöte tritt uns im Mittelalter 
der Sammelname für Holzblasinstrumente entgegen 
Wir unterscheiden heute Querflöten und Längsflöten 
Die Querflöte ist älter als die Längsflöte, sie ist viel— 
leicht sogar das älteste Musikinstrument überhaupt. Wir 
besitzen Querflöten aus Renntierknochen, die nachweis— 
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rern, Aegyptern, Chinesen und Mexikanern bestanden 
die Gefäßflöten vornehmlich aus gebranntem Ton. In 
Europa war die Bedeutung der Längsflöte bis zum 17. 
Jahrhundert größer als die der Querflöten. Eine Ab— 
art im Hinblick der Tonerzeugung stellen die Nasenflö— 
ten dar, die man gegenwärtig als Sulingidong auf 
Borneo antrifft. Verhältnismäßig spät erscheint die 
Querflöte als Doppelflöte mit zwei Reihen von Griff— 
löchern. Die Grundform der Flöte wurde durch Ver— 
besserungen nicht berührt. Dem Flötenlehrer Friedrichs 
des Großen, Quantz, verdanken wir die Erfindung der 
Schraube an Stelle des Pfropfens. Theobald Boehm 
machte die Flöte vollends zu einem modernen Musik— 
instrument. 35 
Unter den Längsflöten sind im Abendlande zuerst 
die Schnabelflöte und die Blockflöte bekannt geworden. 
Als volkstümliche Schnabelflöte kennen wir die Schal— 
mei. Für die Geschichte der Musik ist dieses Kunstin— 
strument in Form des Krummhorns bedeutsam. Aus der 
Schalmei entwickelte sich der Bomhart, der wiederum der 
Stammpvater der Familien der Oboen geworden ist. Eine 
Schalmei ist auch der Dudelsack. Bei den ältesten Dudel— 
säcken wurde der Windsack vom Spieler selbst gefüllt 
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kommt die Verbes— 
serung durch den Blasebalg auf und begründete die 
die große Beliebtheit des Instrumentes. In Deutschland 
hieß der Dudelsack Bockpfeife oder Hornbock. Die vol— 
lendetsten Schalmeien kennen wir als Oboe, Klarinette 
und Fagott.— 
Aus der Oboe hat sich das moderne Englisch Horn 
entwickelt. Das Fagott, ein. Doppelrohrblattinstrument, 
ist ein Blasinstrument mit bedeutendem Tonumfang. 
Der berühmteste Fagottmacher ist der Nürnberger Sieg— 
mund Schnitzer. Längst verschollen ist als Doppelrohr— 
blattinstrument das Rackett. 
Das wichtigste Langflöteninstrument, das zur Klasse 
der Schalmeien gehört, ist die Klarinette. Sie wurde er— 
funden im Jahr 1690 von Johann Christian Donner. 
Die römische Bronzetuba war bis zu zwei MWetern 
lang. Der Schalltrichter besaß gewöhnlich die Form 
eines Tierkopfes mit aufgerissenem Maul. Diejenigen 
Blasinstrumente, die aus Horn bestanden, besaßen meist 
kein besonderes Mundstück. Das Horn des modernen 
Orchesters ist auf die Form des Waldhornes zurückzu— 
führen, das bereits gegen Ende des 17. Jahrhunderts 
in Frankreich gebräuchlich war. Jünger ist das deutsche 
Hifthorn. Als Orchesterinstrument kommt das Wald— 
horn seit dem 13. Jahrhundert vor. Eine außerordentlich 
vichtige Verbesserung bedeutet der Bogeneinsatz, den der 
Dresdner Hornist Hampel im Jahr 1753 entdeckte. Dem 
gleichen Erfinder ist die Einführung der Tonverände— 
„Alpenländische Musiker-Zeitung“ 
rung durch das „Stopfen“ zuzuschreiben. Das Ventil 
wurde im Jahre 1713 durch Blümel eingeführt. Das 
Ventilhorn wurde erst seit dem Jahre 1853 allgemein 
gebräuchlich. Die Trompete hat schon in vormittelalterli— 
hen Zeiten eine wichtige Volle gespielt. Holz und Mu— 
scheln bilden das älteste Baumaterial für Trompeten. 
Das mittelhochdeutsche Wort „trumpet“ ist abzuleiten 
don dem lateinischen Wort „tuba“. Die Entwicklung 
der Trompete ist durch technische Verbesserungen bedingt. 
Hie Zugtrompete stammt aus dem 17. Jahrhundert, die 
Zlappentrompete wurde im Jahre 1801 und die Ventil— 
rompete im Jahr 1816 erfunden. Aus der römischen 
„buccina“ hat sich unter Anwendung der ausziehbaren 
Röhre die Posaune entwickelt. J 
Lebensbilder 
Ludwig van Beethoven. 
Ludwig van Beethoven wurde am 16. Dezember 
1770 in Bonn geboren. Er erfuhr in seinem Elternhaus 
zar keine Erziehung. Die traurige Jugendzeit ist wohl 
die Hauptursache dafür, daß Ludwig später so 
nenschenscheu wurde. Obwohl Ludwig nur widerwillig 
Musik studierte, machte er gute Fortschritte und lenkte 
m Jahre 1786 die Aufmerksamkeit des Kurfürsten Max 
Friedrich von Köln auf sich. Später wurde er zu Mo— 
art geschickt, der bald die Meinung äußerte, daß Beet— 
soven der Welt noch einmal ein Rätsel aufgeben würde. 
In Wien genoß er später zeitweilig den Unterricht 
haydns und Salieris. Im Gegensatz zu Haydn und 
Nozart erfreute sich Beethoven einer sozialen Wert— 
hätzung. Die meisten seiner herrlichen Werke schuf 
zeethoven in Gottes freier Natur. Seine künstlerische 
rätigkeit wurde durch manche Widerwärtigkeiten ge— 
tört. In erster Linie ist hier an den Gesundheitszustand 
u erinnern, der vielfach schwankte. Dazu kam schließ— 
ich die Schwerhörigkeit und die völlige Taubheit. Wei— 
erhin wurde sein Leben dadurch verbittert, daß ihm 
eine Brüder Karl und Johann sowie sein Neffe als 
Mündel Kummer bereiteten. Aus dem im Oktober 1802 
erfaßten Testament erfahren wir deutlich, wie miß— 
rauisch Beethoven gegen jedermann war. Einer der 
venigen Lichtblicke ist die Berufung des MWeisters als 
Zapellmeister an den Hof des Königs von Westfalen 
nit einem jährlichen Gehalt von 600 Dukaten. Diese 
Anstellung bewog den österreichischen Adel, Beethoven 
ein jährliches Gehalt von 4000 Gulden anzubieten, 
um ihn zu veranlassen, in Wien zu bleiben. Beethoven 
steht der Oper durchaus nicht so fern, wie man allgemein 
Jlaubt. Am 20. Movember 1805 wurde seine Oper 
Fidelio erstmalig aufgeführt. Doch dieses Werk fand 
erst in den Jahren 1806,und 1810 den verdienten Bei— 
fall. Während Beethoven auf manchen Gebieten Neu— 
erungen schuf, blieb er in der Oper konservativ. 
Aes und Ddas 
Zeitrechnung. 
Der Pianist Alfred Grünfeld hatte einen reichen, 
aber wenig talentierten Schüler. Obwohl dieser recht 
fleißig war, verlor Grünfeld schließlich die Geduld und 
sagte: „Sie müßten Monate nehmen, Stunden haben 
hei Ihnen keinen Zweck und zu Wonaten habe ich 
keine Zeit.“
	        
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