„Alpenländische Musiker ⸗ Zeitung“
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Der Kapellmeisster
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Die Bedeutung der Almung für den Bläser
Fortsetzung
Nachdem auf die Notwendigkeit richtiger Atmung
hingewiesen worden ist, wollen wir deren Wesen und
Nutzen kennenlernen. Es ist also die Frage zu beant—
worlen: was ist bei richtiger Atmung zu beachten?
Dabei ist zuerst zu untersuchen, wie eingeatmet
werden müßte.
Die Einatmung ist die Folge der Erweiterung
und Verengung des Brustkastens durch die Atemmus—
keln. An diesen Bewegungen des Brustkastens müssen
auch die Lungen, die keinerlei Eigenbewegung besitzen,
teilnehmen. Erweitert sich der Brustkorb, so müssen
die Luͤngen folgen; sie dehnen sich aus, es entsteht in
ihnen ein luftverdünnter Raum, die Luft strömt daher
ein, was man als Einatmung bezeichnet. Bei der kurz
darauf folgenden Verengung des Brustkorbes — sie
erfolgt vermöge der Elastizität der VRippenknorpel von
seibst — ziehen sich die Lungen zusammen und pressen
damit den größten Teil der Luft heraus; dieser Vor—
gang heißt Ausatmung.
Leider haben sich aber viele Menschen daran ge—
wöhnt, immer nur einen Teil der Lungen mit Luft zu
füllen. Danach unterscheidet man A Arten der Ein—
atmung:
a) Die Schlüsselbein- oder Hochatmung. Bei ih;
wird hauptsächlich der obere Teil der Brust ausgedehnt
infolgedefsen füllen sich auch nur die oberen Teile der
Lungen mit ae — ende c ihren
Spitzen am kleinsten, vermögen also auch nur eine ge— znßik in BKarchvistlichön 205
ringe Atemmenge aufzunehmen. Wer also so atmet — Vollsmusil in vorchristlichen Zeiten
und das tun meist die Bläser bei ihrem kurzen „Nach—⸗ Noch ehe ein Volk Buchstaben zu benutzen versteht,
luftschnappen — muß oft atmen, zieht nur wenig impfindet es das Bedürfnis, sich irgendwie in Friedens—
Atem ein, kann daher auch nur mit Anstrengung lange Feiten zu erheitern und im Krieg WMut anzuspornen. Die
Töne gut aushalten oder Passagen in enn Atemzuge zu diesem Zwecke geschaffenen Balladen bilden die
blasen, hat auch nur einen schwachen Ton, weil eben Frundlage aller unserer historischen Kenntnisse. Die
die Stärke der Luft fehlt. Wißbegierde nach vergangenen Begebenheiten ist so
b) Die Flanken- oder Rippenatmung. Hierbei wer- aatürlich, daß es nur wenige Völker gibt, die solche zu
den nur die seitlichen- und mittleren-Teile der Lungen ingenden Balladen nicht kennen. Alle Anfänge des
mit Luft gefuͤllt; sie ist also auch nicht zu empfehlen, Wissens bestanden in der Poesie. Die Musik gefällt dem
da sie nicht genügend Kraft besiiitztz. — nenschlichen Ohr und bietet die Sicherheit, daß das mit
c Die Zwerchfellatmung. 5 Filfe der Musik verbreitete Wissen dem Gedächtnis ers
Diese Art der Einatmung ist eine sehr natürliche, halten bleibt. Die Balladen bieten immerhineinige
n ee — Ac Nn — miht wahrer —— Taisachen. Wird aber 3— daun
le werdeeee ne — nmnee urrein e mit der Schreibkunst bekanut, so vertraut es sein Wissen
Gegend des Zwerchfelles ——— —7 nicht mehr dn edachee ehbe Sanger an, son—
ennd be ee. 0,4. dern pflegt sie in einer befestigten äußeren Form auf—
J Dde einzig richtige — und für den Bläser beste Art deee srin ne e eeee er
Angzuatmen, ijs sonen, die das Balladenwissen übermitteln, gewaltig
d) Die Einatmung mit den vereinigten Atemmus- herabgesetzt.
keln, auch volle oder tiefe Einatmung genannt. Unwillkürlich fragen wir uns, auf welche Art die
Bei den andern Einaͤtmungsarten wird immer nur Germanen musizierten, Tacitus meldet uns, daß bei je—
ein Teil der Lungen mit Luft gefüllt, die andern Teile dem Festmahl Harfner und Sänger zugegen waren.
bleiben unbenützt, werden daher nicht genügend ven—
tiliert und bilden so ein wohlvorbereitetes Feld für
eindringende Tuberkelbazillen, was jungen und na—
mentlich erblich belasteten Bläsern leicht gefährlich wer—
den kann; auch genügt eine kleine Luftmenge nicht für
gute Leistungen im Blasen. Wer dagegen mit den ver—
zinigten Atemmuskeln einatmet, füllt alle Teile der
Lungen mit Luft, reinigt und stärkt sie dadurch, auch
teht ihm ein starker Ausatmungsluftstrom zum Blasen
zur Verfügung, der nötig ist fuͤr die Schönheit, Aus—
dauer und Stärke des Tones. Diese Einatmungsart
ist die beste und für den Bläser die einzig richtige.
ʒ Was hat man bei der vollen Einatmung zu beach—
ten?
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