Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 11/12 1931 (Folge 11/12 / 1931)

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Nordische Musik. 
Der Eskimo begleitet die Gesänge mit seinem ein— 
zigen Instrument, einer Handtrommel; nur wird nicht 
auf das darübergespannte Seehundfell, sondern auf den 
aus Knochen gebildeten Trommelrand geschlagen, was 
einen eigenartigen Resonanzton ergibt. Der Polarforscher 
Thristian Leden stellt eine Verwandtschaft zwischen den 
iordamerikanischen Indianern (Nordkanada) und den Es— 
imos fest, die auch in der Musik zum Auüsdruck kommt 
der Vergleich der Gesänge mittels phonographischer Auf— 
nahmen beweist die Aehnlichkeit. Die Einton-Melodien er— 
innern mit Harmonien verbunden, an Kompositionen nor⸗ 
discher Musiker, so daß man eine Brücke herstellen kann, 
ausgehend vom musikalisch-primitiven Grundgedanken des 
Eslimo über Island nach Skandinavien und weitergrei— 
fsend nach Finnland. Die eingemischten Tropfen ost— 
släwischer Elemente sind bedeutungslos. 
„Zwischen skandinapischer und finnischer Musik läßt 
sich keine Grenze ziehen. Das skandinavische Bolkslied 
ist sonniger, heller gehalten als das finnische, das mehr 
der traurigen Stimmung, die über der weiten Woorland⸗ 
chaft lastet, entspricht. Die finnische „Polska“, die aber 
nichts mit einem, polnischen Tanz oder mit der böhmischen 
Polka (im Zweivierteltakt) gemein hat, ähnelt dem nor— 
vegischen Springtanz (beide im Dreiviertéltakt). Rur der 
Roͤrdländer erkennt aus dem Gefühl heraus den Unter— 
chied. Die schwermütigen Melodien, die verwendeten 
zynkopen und kleinen“ Verzierungen, ähneln russischer 
Bolks- und ungarisch-rumänischer Zigeunermusik. Franz 
Liszt sprach schon der gemeinhin als solcher bezeichneten 
Zigeunermusik den bekannten Charakter als typische Eigen⸗ 
art der ungarischen Musik ab. In den Kompositionen 
findet sich der gewisse nordische Klang, den man aus der 
Musik Edward Griegs kennt. Die Grundlage und Stoff— 
behandlung ist dieselbe. Das kommt daher, weil fast sämt⸗ 
liche nordischen Musiker in Deutschland studierten oder 
noch ihre Ausbildung genießen. Sogar die geographische 
Bezeichnung „Finnland“ stammt von den Deutschen, hängt 
mit „Fenn“-Torfmoor zusammen. Ihr Land benennen 
sie „Suomi“, d. i. Heimat. 
BIn Deutschland, werden viele Werke jungfinnischer 
Komponisten aufgeführt, vor allem Jean Sibelius. Seine 
ymphonischen Werke „Der Schwan von Tuonela;, nach 
Spisoden aus dem finnischen Nationalepos Kalewala“ 
(bed.; Heldenvater) „Pelleas und Melisande“, oder die 
Selsazar⸗Suite“, tragen die Prägung seines Stils. Seine 
Figenart offenbart sich aber am stärkften in Kammer— 
musik- und Klavierwerken und ganz besonders in farben⸗ 
reudigen Chören und Liedern. Wie Sibelius und G. 
Arnas Järnefelt, der eine Zeitlang in Deutschland als 
ausübender Künstler lebte, verwendet auch Robert Kaoa— 
zanus, der Förderer finnischer Musikentwicklung und & 
igent des „Stadsorkesters“ Helfingfors, Motivbe des 
Volksgesanges in seinen shymphonischen Dichtungen 
„Aindo“) und sucht seinen Stoff in der nach dem nato— 
nalen Erwachen wieder erblühten, Sagenwelt. Außerhalb 
ihrer Heimat haben sich noch einen Namen gemacht: Erkki 
Melartin, Führer der jungfinnischen Musiker, Ernst WMielck, 
der 20jährig gestorben ist, der besonders als Musikschrift⸗ 
steller bekannte Ilmari Krohn und Selim Palmgren, 
der begabteste unter ihnen mit modernem Einschlag. 
Palmgren verwendet gern die Melodien tieferliegend als 
die Begleitung. Er versteht es ausgezeichnet, die Ruhe 
über den weiten öden Moorgegenden seiner Heimat zu 
schildern. „Kevätyö (Eenznacht) und „MNisinaisen laula“ 
Einsames Lied) — schon die Worte sind Musik, find 
Stücke von Schwermut und fremder Verträumtheit. 
Trotzdem die finnischen Komponisten die Kunst be— 
sitzen, den Charakter ihrer Heimat musikalisch auszudrük— 
ken, hat den Finnen ein Deuütscher, Frederik Pacius (geb. 
in Hamburg) die Vationalhymne — ihr „Suomi laula“ 
(eigentlich „Heimatslied“) — geschenkt 777 
Rudolf Ili Schubert (Prag). 
„A lp enländische Musiker⸗Zeitung“ 
— — — — — — — 
Arbeitsgemeinschaft 
Berhandlungsschrift über die am 15. und 16. August 1931 
im Hotel „Zum Schwarzen Adler“ in Klagenfurt statt⸗— 
gefundenen 5. Tagung der Arbeitsgemeinschaft aller 
Nichtberufsmusiker⸗-Verbände Oesterreichs. 
Da es nicht möglich ist, das 60 Seiten umfassende 
Protokoll dieser Tagung in seiner Gesamtheit zu ver⸗ 
zffentlichen, folgt im weiteren nur eine auszugsweise 
Berichterstattung mit den gefaßten Anträgen und Be— 
chlüssen über diese Tagung. Es waren folgende Bun— 
desländer vertreten: 
Niederösterreich und Burgenland durch Alois Stix, 
dberösterreich durch den Vorsihßenden der Arbeitsgemein— 
chaft Eduard Munninger, Salzburg durch Josef Lindner, 
Sirol durch Lorenz und Karl Kleißner, Kärnten durch 
Albin Köchel, und Steiermark durch Hans Moder. Ferner 
varen anwesend als Gäste Vertreter von Kärntner Bun— 
deskapellen. 
den Verhandlungen lag folgende Tagesordnung zu— 
zrunde: — 
Am 185. August: Selbsthilfe-AUnterstützung für die 
Nichtberufsmusiker Oesterreichs. 
Am 186. August: Bericht über Musikschutz — Musiker— 
jesetz — Musikring — Schaffung eines Ehrenzeichen für 
angjährige Verdienste um die Volks-, Müsik-, organisa— 
orische Angelegenheiten und Allfälliges. 
Am 185. August eröffnete Bundesobmann Albin 
zöchel als Vorsitzender der Tagung um 9.15 Uhr die— 
elbe und begrüßte alle Erschienenen auf das herzlichste, 
nsbesonders den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft 
herrn Lehrer Eduard Munninger. Er gab die oben an— 
eführte Tagesordnung bekannt, welche, da keine Ein— 
drüche erfolgten, einstimmig angenommen wurde. Im 
illgemeinen erwähnte er, daß dieser Tagung eine beson— 
dere Wichtigkeit zukomme, da insbesonders die Frage 
der Selbsthilfe für die Nichtberufsmusiker Oesterreichs 
zu endgültigen Beschlüssen geführt werden soll und er— 
»ähnt, daß die, während der Tagung durchzuführenden 
seinungsäußerungen dem Grundsatze der Arbeitsgemein— 
daft: „unpolitisch und unparteiisch“ zu führen sind, daß 
ille Anwesenden sich an den Beratungen beteiligen kön⸗ 
ien, beschließende Stimmen jedoch nur die einzelnen Lan— 
esvertreter haben. Im allgemeinen erörterte er die unbe— 
ingte NVotwendigkeit der Schaffung einer Selbsthilfe 
ür die Richtberufsmusiker Oesterreichs und erwähnt, daß 
»T den Anreger zur Schaffung einer solchen Selbsthilfe, 
herrn Eduard Munninger, seinerzeit ersuchte, mit der 
tusarbeitung und Einführung der Selbsthilfe bis zu 
ieser Tagung zuzuwarten, um von einem erfahrenen 
Sründer und jahrzehntelangem Mitarbeiter des Kärnt— 
ier Lehrer Selbsthilfe-Vereines, Herrn Bürgerschuldi— 
ektor Albin Köchel aus Villach, entsprechende Aufklä⸗ 
ungen und Weisungen für die Schaffung einer solchen 
zelbsthilfe zu erhalten, denn die Schaffung einer solchen 
selbsthilfe muß gut durchdacht und erwogen werden, 
venn sie für Tausende von Musikern ganz Oesterreichs 
on Autzen sein solle. 
Er begrüßte daher ganz besonders herzlichst den 
Keferenten über dieses Thema Herrn Bürgerschuldirektor 
Albin Köchel aus Villach, dankte ihm für die Bereit⸗ 
villigkeit, ein aufklärendes Referat über diesen Punkt 
zu halten und bittet ihn, dasselbe nun zum Vortrage zu 
ringen. (Das einstündig dauernde Referat kann wegen 
einer Länge nicht zu seiner Gänze verlautbart werden 
ind erscheint in einer der nächsten Folgen der Alpen— 
ändischen Musiker-Zeitung separat). 5755 
NVAach diesem Referat, welches iit allgemeinen Bei— 
'all aufgenommen wurde, eröffnete der Vorsitzende hier— 
iber die Wechselrede, an der sich nicht nur die einzelnen 
Bertreter der Bundesländer, sondern auch alle übrigen, 
als Gäste anwesenden Vertreter von Bundeskapellen, 
rege beteiligten.
	        
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