Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 7/8 1931 (Folge 7/8 / 1931)

sich deutsche und österreichische Staatsangehörige, sowie 
Auslandsdeutsche beteiligen. Ueber die Form der ein— 
zureichenden Werke ergehen keine Vorschriften. Doch soll 
die Spieldauer wenigstens 15, höchstens 40 Minuten 
etragen. — 
Toscanini geht doch nach Bayreuth. Laut Mitteilung 
der Frau Winifred Wägner wird Toscanini beftimmt im 
Rahmen der diesjährigen Bayhreuther Festspiele alle 
WVarsifal““ und „Tannhäuser“«Aufführungen dirigieren. 
Somit wird es wohl auch bei der zugesagten Witwir— 
kung Toscaninis bei den Salzburger Festspielen bleiben. 
Zu unserer Darstellung in Folge 5 unter „Streif⸗ 
lichter“ kommt uns folgende Berichtigung aus. Bay— 
reuth zu, die wir aus Gründen der Scchlichkeit hier 
— 5— 
Baunyreuth, am 24. Mai 1931. 
An die 
Schriftleitung der Alpenländischen Musi— 
ker-Zeitung, Herrn Ed. Munninger, Lehrer 
inLambrechten. 
Zu Ihrer Bemerkung in Nr. 5 Streiflichter“ 
— über das Bayreuther Festspielorchester gestatte ich 
nir darauf hinzuweisen, daß Siegfried Wagner seit 
Jahren die Zusammenstellung des Orchesters dem Dok— 
tor Much übertragen hatte, daß Siegfried Wagner also 
nicht persönlich eingegriffen hat, Dr. Much vielmehr 
ganz allein für die Zusammensetzung verantwortlich war 
Die Vermutungen, daß Siegfried Wagners politische 
Linstellung bei der Auswahl der Orchestermitglieder ent— 
scheidend gewesen sei, ist also ganz hinfällig, es ist auch 
nicht einzusehen, warum denn gerade bestimmte, Konzert— 
archester nicht vertreten gewesen sein sollten. Ueberdies 
ind immer Musiker der verschiedensten politischen Ein— 
tellung im Festspielorchester vertreten gewesen, man hat 
sich eben um die politische Meinung des Einzelnen gar 
zicht gekümmert, sondern lediglich um sein Können. Wenn 
Dr. Much im letzten Jahre nicht in allen Besetzungen 
ine glückliche Hand bewiesen hat, so sind doch die 
Andeutungen in Ihrem Blatte über aufgeregte De— 
batten“ bei den Proben, über ein „Ultimaium“ Tos— 
zaninis unrichtig. Nunmehr stellt Furtwängler, als Nach⸗ 
folger Mucdks, das Orchester zusammen, und es liegt 
nahe, daß er dabei besonders auf die ihm vertrauten 
Orchester zurückgreift. Tietjen hat mit der Zusammen— 
etzung des Orchesters nichts zu tun. —— 
Hochachtunasvoll Paul Pretzsch. 
Die Wiarschmusittßß. 
Von Karl Stark, Bundesmusikmeister v. Oberösterr. 
Wer von den Kameraden hätte noch nie Gelegenheit 
zehabt, sich das Spiel so mancher Musikkapellen an— 
zuhßren.. — 
Diesen oder jenem Kameraden wird bei den ver— 
schiedenen Musikkapellen etwas aufgefallen sein, was 
ner Meinung nach besser oder anders gespielt werden 
Da mir während meiner langjiährigen musikalischen 
Betätigung auch schon ziemlich viel Gelegenheit geboten 
vurde und ich auch, wo nur angänglich, Gelegenheit 
zuchte, Musikkapellen spielen zu hören, will ich hier einige 
durze Beobachtungen hierüber erwähnen, die so manchen 
Herrn Kameraden zur Aufklärung dienen mögen. Ich 
beginne diesmal mit der Marschmusikßkßkßk. 7 
Zufällig oder absichtlich Lomme ich in einen Ort, 
wo sich gerade ein Festzug entwickelt, bei dem mehrere 
Musit!apellen betätigk sinnngg 
Also die Gelegenheit ist günstig, um etwas hören zu 
önnen — 
„Alpenländis che Mus iker⸗Zeitung et 
Die weltbekannten Härsche 
für österreichische Blasmusik, in 
kleinster Besetzung“ ausfühbrbar 
Heft 12. Blon: Unter dem Siegesbanner 
—— Solinger Schüutzenmarsech 
Pryrilipp: Kanig-Alhert-Marsch 
Heft 22 Blon: Soldatenblut 
— Zum Rendez-,vous 
Meier: Ruhm und Eh 
Jedes Heft Schilling 6.- 
Musikverlag Haslinger, Wien, I. 'iushlauhensl 
Da kommt gerade eine Musikkapelle, fesche junge 
Musiker in schmucker Uniform, so 25 Mann stark, an— 
narschtert. 
Die sesche Uniform hätte mich bald zu einem fal— 
schen Urteil hinsichtlich der Leistung verfuͤhrt. 
Als ich das Einschlagen hörte, war der gute Ein— 
druck, den mir die Musik machte, schon verloren ge— 
gjangen! Was war die Schuld? Erstens hatte der kleine 
Tambour sicher nie richtig Einschlagen gelernt, da weder 
Rhythmus noch richtige Einteilung vorhanden war. Zwei— 
ens waren die letzten drei Schläge vom großen Tam— 
our und Tschinellisten sehr unregelmäßig. Diese Fehler 
indet man nicht vereinzelt, sondern sehr häufig auch bei 
onst nicht schlechten Musikkapellen. 
Im weiteren Verlauf des Marschspieles hörte ich 
zuch, wie stiefmütterlich die Noten in bezug des Zungen— 
toßes behandelt wurden. Wie soll ein Marsch schneidig 
lingen, wenn die Zunge so faul ist? Würde jede Note 
ie nicht gebunden ist, gleichmäßig angestoßen, müßte sich 
»er Lurze schneidige Marschrhythmus von selbst ergeben. 
Auch wenn halbe oder ganze Noten nacheinander folgen, 
ergibt sich von selbst eine gewisse Kürze, wenn sie gleich— 
näßig angestoßen werden, da durch das Auslassen des 
Tones für den Anstoß des folgenden Tones, unwill— 
plich eimne Kunstpause entsteht. die den Marschrhythmus 
vebt. 
„.Der gleiche Vorgang ergibt sich bei den punktierten 
Viertelnoten. Wenn nach einer solchen Note die darauf— 
rolgende Achtelnote schwach angestoßen wird, entsteht ein 
verwischtes Tempo (sogenannte Schmieren) und der Marsch 
verliert an Schneid.. 
Noch zu, erwähnen wären die Dreiviertelabschlüsse 
hei den Märschen. Da hört man oft (auch bei sonst sehr 
guten Musikkapellen) seine Wunder. Wenn der ganze 
Marsch. gut gespielt wurde, die Abschlüsse sind regel⸗ 
mäßig schlecht, denn es wird dabei gelaufen und gestolpert. 
Dies zu vermeiden ist ganz einfach, indem man die 
erste Viertelnote wie eine Achtelnote abstoßt, das ver— 
Aeibende Achtel als Pause nimmt und die folgenden zwei 
Achtelnoten scharf und kurz und gleichmäßig auf die dritte 
Liertelnote, die ebenfalls kurz zu nehmen ist, hinüberstößt. 
Zum Schlusse sei noch erwähnt, daß bei den Märschen, 
die dynamischen Zeichen (z. B pE usw.) nicht um— 
onst, eingezeichnet sind. Darauf zu achten, wäre befonders 
bei Konzertmusik sehr anzuempfehlen. Dies wären 
die Hauptfehler beim Marschspiel. Wenn nun vor allem 
auf diese Fehler geachtet wird, muß und wird die Marsch— 
musik gut und schneidig klingen. 
Wirb für odie „Musiker-Zeitung“!
	        
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