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2. Fortb Übungsarbeit der Lehrkräfte, besonders durch Wanderungen in der Heimat,
dann durch Teilnahme an heimatkursen, sowie an wtssenjchaftlichen Arbeiten.
3. Sammlung heimatlicher Lehrmittel und Altertümer.
4. Verwertung des Bildwerfers und des Schulkinos zur Abhaltung von Vorträgen,
Veranstaltung von Elternabenden.
5. Gewinnung der Grtsschulräte und der Bevölkerung zur Beschaffung von Büchern,.
Lehrmitteln und zur Deckung nötiger Auslagen.
6. Das Heimatbuch.
Was als Kind idi je durchlebt.
Klingt wieder mir auf allen wegen.
£ ili en cron. „
Bereits oben war vom heimatbuch die Bede, als ich über Ebersbachs „Anregung und
Hilfe" berichtete. In größeren Schulverhältniffen wird man aber nicht selten über diese
Arbeit noch hinausgehen Können und wollen, namentlich da, wo Fachkräfte zur Verfügung
stehen, oder wo sich bereits der Einfluß behördlicher Veranstaltungen zur Lehrerfortbildung
für Heimatkunde bemerkbar macht.
Die weitgehendsten Forderungen in dieser Richtung wurden von reichsdeutscher
Seite aufgestellt. Gustav Nolte hat in seinem Buche „Bodenständiger Unterricht" (Oürrsche
Buchhandlung, Leipzig, 1913, S. 93) für seinen Schulart Herford „die Aufdeckung und
Susammentragung alles Heimatkundlichen Stoffes durch zahlreiche Fachleute, die mit
ihren eingehenden wissenschaftlichen Einzelarbeiten (yeimatbüchern) erst die ganze Summe
des bodenständigen Unterrichtsstoffes geben müssen", verlangt. Im Verfolg dieser
Forderung Kommt er zum Wunsche nach folgenden GinzelschrifLen:
1. Erdkundliche Stoffe für Herford.
2. Sage und Geschichte von Herford.
3. Naturkundliche Stoffe für Herford: pflanzen- und Tierwelt, Gesteinskunde.
4. Bürgerkundliche Stoffe für Herford: Gesellschafts- und Verwaltungskunde.
5. volkswirtschaftliche Stoffe für Herford: Landwirtschaft, Fabrikswesen, Handel, Gewerbe,
Verkehr (Bahn. Post, Straßen, Geld- und Bankwesen, Sölle, Anpreisungsanzeigen, Rei¬
sende, Fremdenverkehr in Herford), Steuern.
6. Gerichts-, Polizei- und Gefängniswesen in Herford.
7. Bildungswesen in Herford: Schulen, Kirchen, vereine.
8. Gesundheits- und Wohlfahrtspflege in Herford: Krankenhäuser * und -Kassen, staatliche
und sonstige Versicherungen, Armen-, Waisen- und Jugendpflege, Fürsorgeerziehung,
Erholungsheime, Heilstätten usw.
9. volkskundliche Stoffe: Namen (vor-, Familien-, Platz-, Straßen-, Grts- und andere
Namen in und bei Herford), bemerkenswerte Häuser und Kirchen, Inschriften, Wuseum,
Kleidung, Beschäftigung, Sitten, Gebräuche, Volksfeste, Aberglaube, Sprache, Redens¬
arten, Kinderreime, Lied, Gesang, Religion u. a. der Bewohner?)
Einen wertvollen Beitrag zur Frage der Heimatbücher lieferte der Wiener Bürger-
schull'chrer Edgar Weyrich mit seiner Abhandlung „Vas heimatbuch"?) Er sagt vom Heimat-
buch: „Seiner bedürfen wir aber unbedingt, soll wirklich die Heimat zum Zentrum, zum
Aus- und Eingangspunkt alles Erziehens und Unterrichtens werden." Den Sweck der
Heimatbücher stellt er so hin: „Sie sollen:
1. Die Heimat nach allen Erscheinungsformen (Wissensgebieten) erkennen lehren,
2. eine Beispielsammlung für Vorstellungsanalogien aus dem Bereiche des örtlich
und zeitlich Entfernten und Fremden sein,
3. eine Anleitung zur Beobachtung und zum Erkennen der Zusammenhänge,
4. ein Führer für heimatliche Wanderungen,
3. eine Bibel der heimatliebe und des Heimatschutzes (gesch., Künstler, und Natur¬
denkmäler), somit
L) Ich möchte noch die Heimatkarte und die Verzeichnung der Denkmäler der Natur,
dann der Volkskunst und des älteren Kunstgewerbes dazu nehmen.
2) Sonderabdruck aus der Seitschrift für Lehrmittelwesen und pädagogische Literatur»,
Jahrgang 1911. Karl prochaskä, Teschen. 13. S.