Volltext: Heimat und Volkstum

So gelangt der Lehrer bis zur Gegenwart und gründet eine besondere authentische 
Grtschronik. sammelt alle hier und dort sich befindenden Altertümer. 
Bilder, Bildsäulen. Malereien. Ausschreibungen. Bräuche, wie er 
schon aus Rücksicht auf Punkt 1 eine Naturalienjammlung für den Grt gründen muß; 
ebenso verfertige er nach dem TriangulatLonsplan einen Plan des Gries und suche ihn 
plastisch darzustellen. Kurz. es entstehe so des Lehrers Grtsmufeum, das sich mit der 
Schule unausweichlich vereinigen muß/") 
Oie Anregungen Amerlings gerieten aber in völlige Vergessenheit. Erst das 1915 
erfolgte Erscheinen der neuen Lehrpläne zog sie wieder ans Tageslicht. Unterdessen war 
im Deutschen Reiche wie in Österreichs deutschen Ländern seit dem Erscheinen von Dr. 
Fingers bahnbrechendem Buche im Bahre 18442) viel gearbeitet und geschrieben worden, 
um den Schulunterricht nach heimatlichen Gesichtspunkten auszugestalten. Die tschechische 
Lehrerschaft hatte in dieser Seit, entsprechend dem politischen Streben ihres Volkes, 
die Landeskunde (vlastiveda) vertiefend ausgebaut. Hirn sie ihr Staatsgebäude 
unter Dach hat, folgen auch schon Arbeiten zur Bezirks- und Heimatkunde nach, so daß 
Amerlings Gedanken endlich verwirklicht werden. 
Nach dem Erscheinen der neuen Lehrpläne wäre es Pflicht des Schulbücher¬ 
verlages gewesen, der Lehrerschaft in ihrer geistigen Not zuhilfe zu kommen, wenn 
schon die Schulbehörde versagte; da trat ein privater Verlag in die Lücke. Wie sehr 
notwendig sein Eintreten für die geistigen Bedürfnisse der Lehrerschaft war. beweist der 
Umstand, daß die hauptsächlich der Ausbildung des heimatkundlichen Unterrichtes ge¬ 
widmeten Zeitschriften des Schulwissenschaftlichen Verlages A. haase in Prag „Schaffende 
Arbeit und Kunst Ln der Schule" und „Lehrerfortbildung" eine Ruflage von 12.000 
Stücken haben. Dieser Verlag hat auch bereits eine Reihe von Werken im Sinns des 
Ausbaues der neuen Lehrpläne herausgegeben. So sehr war unter der alten öfter- 
rerchischen Staatswirtschaft die Schule zum Aschenbrödel herabgesunken, daß ein sich 
zufällig findender Geschäftsmann dem Lief darniederliegenden Schulwesen mit seinem 
UnLernehmungsgeiste — freilich unter großen Opfern — mitleidig unter die Arme 
greifen mußte; ähnlich wie der barmherzige Samariter dem elend an der Straße lie¬ 
genden Manne, der unter die Räuber gefallen war. 
4. 3um neuen Schulprogramm. 
Strömend steigt die Kraft aus diesem Bauernboden 
Hans Wützlik. 
Einige dringende Forderungen für den Neu-Rufbau unseres Schulwesens, im beson¬ 
deren für den bodenständigen Ausbau unseres Unterrichts und der vaterländischen Er¬ 
ziehung. 
Da der heimatliche Ausbau unserer Schul-Lrziehung in der Seit vor und während 
des Krieges verabsäumt wurde, wird sich diese Frage nun nur mehr im Zuge der bevor¬ 
stehenden Schulreformen lösen lassen. 
Bm folgenden möchte ich aitf Grund langjähriger Beobachtungen und Erfahrungen 
auf dem Gebiete der bürgerkundlichen, bodenständig begründeten Erziehung für die 
Einrichtung der Heimat-Erkundung und der heimatwissenschaftlichen Aus- und Fortbil¬ 
dung der Lehrerschaft zum Zwecke eines erfolgreichen Ausbaues und Betriebes des 
heimatkundlichen Unterrichts einige Vorschläge machen. 
1. Grundlegende Forderungen. 
1. Ausbau der gesamten Volkserziehung vom vorfchulpflichtigen Alter bis zur Voll¬ 
endung der oberen Mittelschule auf dem Grundsätze der Einheitsschule. 
, 2. Verstaatlichung des gesamten Schulwesens, insbesondere der Volks- und Bürger¬ 
schule. 
. 1) Nack X Tumas Arbeit „Wer ist der Urbeber der heimats- und Landeskunde an 
den tschechischen Volksschulen?" in heft 1 —3 der Zeitschrift „Pedagogicke rozhledy“, 
Prag 1918. . _ t 
2) Anweisung zum Unterricht in der Helmatkunde. Berlin. Weidmann. 1844. Zehnte 
'Unveränderte Auflage 1913.
	        
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