Volltext: Heimat und Volkstum

29 
3. Beispiele der Förderung. 
Durch die Schulverwaltung. 
Tausend Hände belebt ein Geist. Sch ille r 
Gegenbeispiele sollen zeigen, wie wirksam und umfassend -die Schulaufsicht auf die 
yeimatforschung einzuwirken vermag und wie bescheidene, aber sachgemäße Untriebe 
weit mehr Bewegung zum Ziele hervorbringen, als noch so großartig auf die Schul- 
bühne gebrachte Reformpläne, hinter denen aber schließlich weder Verständnis, noch 
ernster Wille, noch Triebkraft steckt. Es sind freilich wieder Beispiele aus Deutsch¬ 
land und solche Beispiele haben das böse Gewissen unserer denkfaulen Bureaukratie 
immer sehr verschnupft. Ich bitte um Entschuldigung, aber ich muß die Beispiele nebmen, 
wie ich sie finde. 
ver preußische UreLsschulinspektor Ebersbach in Bromberg war zur Erkenntnis 
gekommen, daß die sogenannten „Bezirkskunden" denn doch den besonderen Anforde¬ 
rungen der einzelnen Schule nicht genügend nahe kommen: 
„Die Verhältnisse der Heimat sind so feinfühlig und persönlich, so vielseitig und 
gründlich zu beobachten, zu erfassen, daß dem Unterricht so viel Anschaulichkeit. so viel 
Gründlichkeit, so viel Ursprünglichkeit und Frische, so viel Erdgeruch und Heimat eigen 
sei wie nur irgend möglich! 
Somit bliebe als letzter folgerichtiger Schritt die Forderung: 
Jede Schule habe ihre eigene Heimatkunde! und das heißt nicht mehr 
und nicht weniger als: 
Jeder Lehrer schreibe seine Heimatkunde selbst!" 
Ureisschulinspektor Ebersbach hat aber diese Forderung nicht bloß müßig hinge¬ 
stellt wie einen schönen Zukunfts träum; er machte auch gleich den ernsten versuch, ihn 
durch Arbeit in volle Wirklichkeit umzusetzen. Schon seit dem Jahre 1908 hatte er in 
den ihm unterstellten Schulen mit lehrplanmäßigen Stoffsammlungen zur Heimatkunde 
vorgearbeitet. Er sagt darüber: 
„Für interessierte und befähigte Lchrer waren diese Stoffsammlungen eine fortgesetzte 
Anregung. sich mit den Verhältnissen der engeren und weiteren Heimat zu belassen. 
Mit der Kenntnis wächst das Interesse; das persönliche Verhältnis zur Heimat wird durch 
die vielen und seinen Beziehungen enger, herzlicher." 
über die Belebung des Unterrichtsbetriebes durch die heimatarbeit seiner Lehrer 
sagt Ebersbach: 
„Die eintönig und nervenzerreibend kann die tägliche Schularbeit werden, ohne 
daß es so sein muß! 
hier ist wirklich wertvoller Unterrichtsstoff herbeizuschaffen und zu erschließen; er 
muß gesichtet werden; er verlangt eine sorgfältige schulmäßige Unordnung und Var¬ 
stellung mit Vertiefung nach der sachlichen Seite und mit verfeinerter methodischer Be¬ 
handlung: Vas ist eigene, selbständige Arbeit, geistbildende, lohnende! 
Es schwinden aus dem Unterricht Redensarbeiten und Wortwissen, Drill, pauk arbeit 
und Schematismus; es wird .wirkliche Arbeit* geleistet von Lehrern und Schülern!" 
Ebersbach weist noch auf einen andern praktischen Vorteil seiner Stoffsamm¬ 
lungen hin: 
„Die mehr oder minder häufigen und großen Schädigungen, die dem Unterricht in 
Heimatkunde besonders dadurch erwachsen, daß nur zu häufig dieses Fach dem jüngsten 
Lehrer zugeteilt wird (ihm, der vor wenigen Wochen erst das Seminar vielleicht einer 
ganz andern Gegend verließ, der womöglich schon nach kurzer Zeit wieder davonzieht, 
um einem andern Neuling Platz zu machen), werden durch eine gute Stoffsammlung wenig¬ 
stens in etwas behoben.- 
Wo blieben bisher so häufig die Früchte jahrelanger, liebevoller Beschäftigung mit 
der Heimat, wenn ein gut eingearbeiteter Lehrer die Stelle verließ?" 
Und dann die Wirkung auf minder eifrige, minder befähigte Lehrer:
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.