Volltext: Heimat und Volkstum

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diese Schulgattung, dann seine „Theorie und Praxis der ländlichen Fortbildungsschule^ 
endlich eine Werbeschrift „Berufliche Heimatkunde Lnr Dienste der Wohlfahrtsarbeit. Ern 
Beitrag zum Glück auf dem Tande". (Verlag Gebr. GerstenLerg in yildesheim.) 
Die im Deutschen Reiche durch gute Gesetze eingerichtete und daher im Gegen¬ 
satze Zur unsern — allgemein blühende ländliche Fortbildungsschule will im Gegensatze 
Zu den rein landwirtschaftlichen oder rein gewerblichen Fortbildungsschulen, die eine Fach¬ 
bildung anstreben (z. B. nach dem Gesetze für Hessen-Nassau) „im Nahmen beruflicher 
Heimatkunde sowohl die Ergänzung und Vertiefung der Volksschulbildung als besonders 
ihre Erweiterung und Anwendung auf die praktischen Tebensbedürfnisse und Arbeiten 
der gesamten Tandbevölkerung" betreiben. Deiters erkennt die l. F. als ihre Aufgabe, 
„die erziehliche Einwirkung auf die Jugend obiger Erwerbskreise und die Befestigung 
ihrer sittlichen Tüchtigkeit im Stand und Beruf, Familie und Besitztum, Gemeinde und 
Staat. Sie will den Sinn rege machen für die gemeinnützigen Bestrebungen der länd¬ 
lichen Dohlfahrts- und heimaLpflege innerhalb der „vorfgenossenschaft" und damit ein 
Gegengewicht bieten gegen die Schäden der „Arbeitsteilung" und den Sug zur Großstadt; 
auch hofft sie so die politische Reife anzubahnen". — Drittens gibt die l. F. „durch Er- 
strebung all dieser Siele den Söhnen der Tandwirte zugleich Gelegenheit, sich auf den 
erfolgreichen Besuch einer landwirtschaftlichen Winterschule mit wissenschaftlich gestal¬ 
tetem Fachunterricht vorzubereiten. In allen Schülern aber möchte sie ein vielseitiges 
Interesse für selbständige Weiterbildung in geistiger und sittlicher Hinsicht wecken und 
pflegen." 
Nach diesem guten Muster hätte man sich auch Lei uns zu richten. Statt der „land¬ 
wirtschaftlichen Berufskunde" unserer Tehrpläne, die der ländlichen Fortbildungsschule 
bei uns den EharakLer einer förmlichen landwirtschaftlichen Schule aufdrücken, wäre 
die „berufliche Heimatkunde" der Hessen-Nassauschen Tehrpläne einzusetzen, welche sich 
auch für Grte mit gewerblicher oder Arbeiterbevölkerung und für gemischte Verhält¬ 
nisse eignet. Sie schmiegt sich, wie die ausgeführten Tehrpläne zeigen, auch besser den un- 
terrichtlichen Bedürfnissen der ländlichen Fortbildungsschule an, da sie durch die Befreun¬ 
dung mit den gemeinnützigen und idealen Bestrebungen der ländlichen Wohlfahrtspflege 
viele allgemein-praktische, erziehliche und gemütbildende Stoffe in sich begreift und die 
lebendigen Grundlagen für Gesellschafts-, Bürger- und vaterlandskunde pflegt. 
Unsere Lehrerschaft müßte für solche Ünterrichtserteilung freilich erst besonders 
vorgebildet werden. Unendlich wichtiger als eine rein landwirtschaftliche Vorbereitung 
ist die Einführung in die sozialherlsamen yochgedanken Pestalozzis und Sohnreys, ohne 
die sich weder eine Hebung der Volksbildung noch die Förderung der Volkswohlfahrt 
denken läßt. Dabei wird das Vorhandensein der Bedingungen für die Erteilung boden¬ 
ständigen, in der Renntnis der heimatkundlichen Grundlagen beruhenden Unterrichtes 
als selbstverständlich vorausgesetzt. 
hieher gehört auch die erfreuliche Nachricht von der Abhaltung eines volkspäda¬ 
gogischen Ferialkurses für Tandvolksschullehrer. Veranstalter war 
der verein für bäuerliche Jugendbildung in Steiermark. Der Rurs währte vom 15. Sept. 
bis 12. Oktober 1918. Der Zweck des Rurfes ist aus dem hier folgenden Verzeichnisse 
der Vorträge zu ersehen: 
1. Grundriß der deutschen Volkskunde mit besonderer Berücksichtigung der Steier¬ 
mark. 24 Stunden mit Lichtbildern. (Dr. V. R. v. Geramb.) 
2. Vorträge über Natur und Wesen der landwirtschaftlichen Beschäftigung und Lebens- 
weife im Unterschiede von der städtisch-industriellen Tebensbetätigung, über die in den 
deutschen Tandesteilen von Steiermark auf dem Tand herrschenden Verhältnisse, Zustande 
und Bedürfnisse, die wichtigsten psychologischen Eigenheiten der ländlichen Bevölkerung 
und deren volkspädagogische Verwertung im Wirken des volksschullehrers. 26 Stunden. 
(Josef Steinberger.) 
3. Berichterstattung über die Vorarbeiten und die Art und Weise der Durchführung 
von ländlichen Fortbildungskursen und praktisch-methodische Vorführung des ersten 
Winterkurses aus dem ministeriellen Normallehrplane der dreikursigen ländlichen Fort¬ 
bildungsschule nach dem Reformenrwllrfs v. I. 1914. 37 Stunden. (Franz Wamprechtfamer.)
	        
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