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können. Seime DarsteNungsweise erfüllt die weiter oben ausgesprochene Forderung
Dr. haberlandts nach Darstellungen in der ctrt von hickmanns statistischem Taschenatlas,
könnten wir nicht im Ausbaue dieser Forderung auch für die einzelne Heimat, für den
einzelnen Grt, zu einem kleinen statistischen Atlas kommen, wie es ja auch geographische
und geschichtliche heimatbücher dieser Art gibt? Das wäre ein Stück schaffender Arbeit
aus dem Gesamtunterrichte heraus!
Aus der Kenntnis der nach dem vorbilde dieser Arbeiten erhobenen Verhältnisse
einesteils und aus dem vergleiche mit dem den in vorgeschritteneren Orten herrschenden
Zuständen fließt die lebhafte Teilnahme für die Bedürfnisse und Entwicklungsmöglich-
keiten der eigenen Gemeinde oder Heimat und der Dille, Hilfe zu bringen, wo es nottut.
Die Entfaltung dieser Fürsorge fällt in den Nahmen der
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e) Ländlichen wohlfahrts- und heimatspflege.
Im Deutschen Reiche hatte man die Notwendigkeit solcher Fürsorgearbeit schon
lange vor dem Kriege eingesehen und der „Deutsche Verein für ländliche wohlsahrts-
und heimatspflege" in Berlin wirkt bereits lange in segensreicher weise. Seine Zeitschrift
„Das Land" steht nun im 27. Jahrgange. In den verschiedenen Landesteilen bestehen
Zweigvereine.
Bei uns ist dieses Gebiet bisher brach gelegen oder von Körperschaften nur in ein¬
zelnen Teilzielen bearbeitet worden, wie Jugendfürsorge, haushaltungs- und Kranken-
pflegerinnenkurse. Die durch den Krieg in Haus und Gemeinde verursachten Schäden
machen bei uns eine strenge und kräftige Einrichtung solcher Fürsorge zur dringenden
Notwendigkeit. In einer Zeit, wo unsere Gemeinden im Begriffe sind, sich neu zu orga¬
nisieren, wird es umso nötiger sein, für sie neuzeitliche Arbeitsideale aufzustellen, ihnen
die Hochziele moderner Kleinarbeit auf dem wirtschaftlichen und sozialen Gebiete vor
Augen zu stellen.
Im folgenden bringe ich einen Auszug aus der Reihe der vielfältigen Aufgaben,
die bei uns auf dem Lande größtenteils noch zu lösen sind. Ich rolle damit einen großen
und eigenartigen Arbeitsplan auf, der für jede unserer ländlichen Gemeinden und Klein¬
städte reiche Anregungen bringt.
Besserung der wirtschaftlichen und sozialen Zustände.
Bekämpfung der modernen Kapitalswirtschaft durch Entgegenstellung der gesam¬
melten Kapitalskraft der Gemeinde. Zu diesem Zwecke Vorbereitung und Errichtung
von Kredit-, Einkaufs-, Vetriebsgenossenschaften; Abwehr der wucherischen Ausbeutung
des Landvolkes,- Bekämpfung der Güterfchlächterei; anstelle des Güterschlächters trete
die Raiffeisenkasse oder die Gemeinde; Vermehrung der Sparkassen auf dem Lande; ein¬
träglichere Gestaltung der ländlichen Nebenerwerbsquellen wie Gbst- und Gemüsebau,
Bienen-, Fisch-, Geflügel-, Ziegen-, und Schafzucht; Schaffung neuer Arbeits- und
Erwerbsgelegenheiten auf dem Lande durch eine der Natur (den Wasserkräften oder
Bodenschätzen), der Landwirtschaft oder dem heimischen Volkstum möglichst angepaßte
gesunde Entwicklung von Gewerbe und Industrie; Förderung des vorfhandWerks; Er¬
haltung des ländlichen Erwerbslebens Ln seiner bunten Wannigfaltigkeit; Erhaltung
der Hausindustrie, oder wo nötig, Einführung neuer Kleingewerbe; deren Förderung durch
künstlerische Hebung, durch Erhöhung des Absatzes, durch Erleichterung im Bezug der Roh¬
stoffe; ländliche Fortbildungsschule; Landarbeiter, Förderung ihrer landwirtschaftlichen
Anteilnahme, zweckmäßige Entwicklung des Systems der Naturallöhne; Förderung ihrer
wünsche auf Erlangung eines Eigenheims. Ländlicher Arbeits- und Gesindenachweis.
Bekämpfung der Abneigung gegen Versicherungen und Sparkassen durch Belehrung; Rechts¬
belehrung zur Verhütung von Prozessen, weitere Fragen:
wie könnte der Anbau des Flachses, die Zucht des Schafes gehoben werden? Ist die
Zusammenlegung der landwirtschaftlichen Grundstücke für die ganze Gemeinde oder für
einzelne Flurteile möglich? Ist sie auch ein gefühltes Bedürfnis? wo ist die Verbauung
Beiheft 88 zur „Sch. A.". 3