Volltext: 82. Heft 1914/16 (82. Heft 1914/16)

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Generalen Sir Percy Lake, Aylmer und Gorringe, gelang 
es, bis Kut-el-Amara vorzudringen und den Ein- 
geschlossenen die Hand zu reichen. Ja, sie erlitten, wie 
aus den türkischen Berichten hervorgeht, eine Nieder- 
läge nach der andern; so wurde das englische Entsatzheer 
am linken Ufer des Tigris unweit von Beit Issa in die 
Flucht geschlagen und büßte mehr als 4000 Tote und Ver- 
wundete und viel Kriegsmaterial ein. In der Stärke 
von etwa anderthalb Divisionen erneuerte sodann General 
Aylmer bei Felahie den Angriff gegen die türkischen 
Stellungen und erlitt eine schwere Niederlage, die den 
Engländern 3000 Tote und Verwundete kostete. 
Da man im englischen Hauptquartier die Nutz- 
losigkeit weiterer Angriffe einsah, versuchte man der ein- 
geschlossenen Division, bei 
d er ein empfindlich er Man- 
gel an Lebensmitteln ein- 
getreten war, auf andere 
Weise zu helfen. Man ver- 
suchte, um den Lebensmit- 
telmangel abzustellen, Säcke 
mit Mehl von Flugzeugen 
aus in die Festung zu 
werfen, türkische Kampf- 
flugzeuge vereitelten diese 
Versuche, mehrere eng- 
lische Flugzeuge wurden 
abgeschossen. Nnnmehr 
wollte man unter dem 
Schutze der Nacht ein 
mit Lebensmitteln reich 
beladenes Schiff in die 
Festung bringen, die 
Türken bemächtigten sich 
des Schiffes, hunderte 
Tonnen von Lebens- 
Mitteln fielen in ihre 
Hände. In Kut-el-Amara 
stieg die Not aufs höchste, 
so daß General Towns*- 
h end die Zivileinwohner 
aus der Stadt ausweisen 
ließ. Durch Ausfallver- Eine Straße in 
suche bemühte er sich, 
Luft zu schaffen, die tapferen türkischen Truppen wiesen 
diese Ausfälle ebenso blutig ab wie die wiederholten 
heftigen Angriffe von außen her. Eine Erstürmung 
der mit allen Mitteln der modernen Technik furchtbar 
verschanzten Stellungen bei Kut-el-Amara hätte jedoch 
allzu große Opfer gekostet, so wartete man geduldig 
den Zeitpunkt ab, wo der Mangel an Munition und 
Lebensmitteln die Widerstandskraft der Eingeschlossenen 
erschöpft hatte. Leicht war die Aufgabe der Türken nicht, 
in den Schützengräben des sumpfigen Geländes anszu- 
harren und dabei noch die verzweifelten Angriffsversuche 
der Engländer abzuweisen. Dazu kam, daß der Tod 
des Oberkommandierenden, des wackeren Feldmarschalls 
v. d. Goltz-Pascha, einen schweren Verlust für die türkische 
Armee bedeutete, aber sie ließ sich nicht entmutigen, 
und kurz nach dem Tode des Feldmarschalls wurde ihre 
Ausdauer belohnt. Am 26. April ließ General Townshend 
den türkischen Befehlshaber wissen, daß er bereit sei, 
Kut-el-Amara zu übergeben, wenn ihm und seiner Armee 
freier Abzug gewährt würde. Man antwortete ihm, daß 
man sich nur auf bedingungslose Übergabe einlassen 
könne. Nun versuchte Townshend in echt englischer Weise 
den türkischen Befehlshaber zu bestechen. Er bot ihm 
eine Million Pfund Sterling und die Übergabe aller 
Geschütze an, falls man ihm freien Abzug gewähren 
würde. Der türkische Befehlshaber wies dieses ent- 
ehrende Anerbieten schroff zurück und bestand auf be- 
dingungsloser Übergabe. 
Noch einige Tage zögerte Townshend; er hoffte, sich 
mit der englischen Entsatzarmee in Verbindung setzen 
zu können, aber diese Armee war durch die Siege der Tür- 
ken allzuweit zurückgetrieben worden, um Hilfe bringen zu 
können. So fügte sich General Townshend denn in sein 
bitteres Los und übergab bedingungslos die Festung und 
seine Armee den siegreichen Türken. Neben zahlreichen 
Geschützen und allerhand Kriegsmaterial ergaben sich 
5 Generale, 277 britische 
und 274 indische Offiziere 
und 13 300 Mann, ein 
Erfolg der türkischen Ar- 
mee, der mit Recht lauten 
Jubel in Konstantinopel 
und bei den Verbündeten 
der tapferen türkischen 
Armee entfachte. 
Wenn man nur die 
Zahl der Gefangenen in 
Betracht zieht, so wäre 
der rein taktische Erfolg 
nicht allzu hoch einzn- 
schätzen; aber es ist nicht 
nur dieser Erfolg, der die 
Niederlage der Engländer 
so folgenschwer gestalten 
wird. Die Nachricht dieses 
türkischen Sieges über das 
mächtige britische Reich 
wird sich mit Windeseile 
durch die ganze moham- 
medanische Welt verbrei- 
ten und wird das Ansehen 
der Engländer in hohem 
Maße schädigen. JnAgyp- 
Nach einem englischen Photo. îen Und dem Sudan, viel- 
Kut-el-Amara. leicht auch in Indien wird 
dieseNachricht einen starken 
Widerhall finden und den geheimen Widerstand gegen 
die englische Herrschaft nähren und stärken. In England 
selbst aber dürfte die Nachricht zusammen mit dem Aus- 
bruch der irischen Revolution die Stellung des Kabinetts 
Asquith schwer erschüttern. O. Elster. 
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Der Osternvorstoß gegen England. 
Von Vizeadmiral z. D. Kirchhofs. 
Eine helle Osterfreude wurde unserer Marine und 
damit uns allen beschert mit dem glänzend gelungenen 
Angriff, den Teile unserer Hochseeflotte in Verbindung 
mit Torpedobootsflottillen und vor allem im Verein 
mit unseren wackeren Luftschiffgeschwadern durchführten. 
Den Engländern bot dieser tatkräftige Vorstoß bis 
unmittelbar an ihre Küste heran — der erste seit mehr 
denn Jahresfrist — diesmal ein ganz besonderes 
Ärgernis, weil wiederum kein größerer Teil ihrer Hoch- 
seeflotte zur Abwehr zur Stelle war. Die Presse schob 
dies auf den Umstand, daß infolge der Erkundungen 
unserer Luftschiffe die Deutschen genau hätten feststellen 
können, an welcher Stelle kein Teil der englischen Flotte 
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