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Alfred Kantorowiz
v,. Unterkiefers. Da
nicht geschient wurde, näherten sich beide Stümpfe,
um in dieser ungünstigen Stellung miteinander zu
verwachsen
aneinander vorbei, die Speisen
können nicht zermalmt werden.
Wir müssen deshalb den Kiefer
oder das bez ahnte Fragment trotz
seiner Bewegungen so fixieren, daß
i bei jedem Kieferschluß in die
korrekte Beschienung am Oberkiefer
eingleitet. Dieses erreichen wir durch
eine geniale Vorrichtung, die so
genannte schiefe Ebene, die noch
aus dem Kriege 1870/71 stammt.
Diese bewirkt, daß jeder Kiefer
schluß den Unterkiefer oder die
mit der schiefen Ebene versehenen
Fragmente (Abb. 7) zwangsweise in
die korrekte Lage zum Oberkiefer
einstellt. Die Richtigstellung der
Fragmente bewirkt also der Patient
selbst durch seine Kaufunktion, das bezahnte Fragment gleitet von allein in
eine korrekte Lagebeziehung hinein.
Um aber den Patienten zu veranlassen, den Mund auch bei der Ruhe
geschlossen zu halten, werden Gummibänder vom oberen zum unteren Bügel
geleitet, die den Kiefer automatisch in richtiger Stellung halten, bis der Muskelzug
und der Narbenzug mit der Heilung aufgehört haben.
Wenn der Patient den Mund weit öffnet, dann gleitet der Kiefer natürlich
aus seiner Zwangsstellung heraus. Diesen Fehler der schiefen Ebene beseitigte
Schröder durch Geradstellung der schiefen Ebene, die dadurch zur Gleitschiene
wurde. Mit dieser kann der Patient den Mund so weit öffnen, wie er will, die beiden
Gleitflächen halten doch den Unterkiefer in richtiger Stellung, eine seitliche Ab
weichung kann nicht statt
finden.
Nun kennen wir die
Elemente der modernen
Kieferschußbehandlung und
machen uns getrost, so wie
es der Zahnarzt anfangs des
Krieges tat, an die ersten
Schuß Verletzungen heran.
Aber wie sahen diese armen
Menschen aus! Was waren
alle Friedens - Erfahrungen
gegen diese brutale Wirk
lichkeit !
Abb. 7. Die links am Bügel angebrachte „schiefe Ebene“ zwingt Was vor allem Über
bei jedem Kieferschluß die Fragmente in die richtige Stellung raschte Und erschütterte, das