Vom Kriegsschauplatz in Russisch-Polen: Lagerleben österreichisch-ungarischer Truppen in Feindesland.
Nach einer Zeichnung des Sonderzeichners der „JNustrirten Zeitung" W. Ganse.
von Veneckendorff und von Hindenburg war! Er lebte
schon seit drei Jahren im Ruhestande, nachdem er in
der Armee hohe Amter bekleidet hatte, aber nie in der
Öffentlichkeit irgendwie hervorgetreten war. Nun hatte
ihn, den fast siebenundsechzigjährigen, das Ver-
trauen seines Kriegsherrn auf den gefähr-
detsten Posten gerufen, der an einen
General zu vergeben war, und er
hatte dieses kaiserliche Vertrauen
in der glänzendsten Weise
gerechtfertigt. Es war selbst-
verständlich, daß er alle
Zeichen kaiserlicher Huld
erhielt, die der Monarch
einem siegreichen Feld-
Herrn verleihen konnte,
und es war
so selbstverständlich,
daß ihm das ganze
Volk zujubelte. Der
Befreier Ostpreu-
ßens, der Russen-
vernichter, wurde
bald eine so popu-
läre Gestalt wie der
alte Blücher, und
sein Ansehen stieg
insUngemessene.als
Österreichisch-ungarische Truppen in den Schützengräben vor Qublin während
einer zum Schlafen benutzten Feuerpause.
er kaum vierzehn Tage später sein großes Werk voll-
endete und auch die zweite russische Armee, die auf
deutschem Boden stand, entscheidend schlug.
General Rennenkampf war mit einem ebenso starken
Heere wie Ssamsonow von Norden her angerückt
und stand in Jnsterburg, während die
Schlacht bei Tannenberg geschlagen
wurde. Bei ihm hielt sich der
Großfürst Nikolai Nikolaje-
witsch, der Generalissimus
der ganzen russischen Heeres-
macht, auf. Der hohe Herr
überließ dem General das
Kommando, woran er
sehr weise tat, da ihm
alle militärischen Ersah-
rungen und Fähig-
keiten abgingen,
und amüsierte sich
auch im Felde mit
Weibern und beim
Sekt. Er setzte voll-
kommenes Ver-
trauen auf die
Feldherrntüchtigkeit
Rennenkampfs. Die
zeigte sich nun frei-
lich nicht in einem
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