des Landes waren hinzugezogen worden. In dieser
Sitzung wurde beschlossen, daß Rumänien wie bisher
in seiner Neutralität verharren werde. Die russische
Sache stand
nicht so, daß
der Anschluß
an Rußland
rätlich oder
gar notwen-
dig war.
Nur ein
Balkanstaat
trat im Okto-
ber aus der
Neutralität
heraus: Die
Türkei. Ihr
Eintritt in
den Kampf
war eines der
wichtigsten
Ereignisse des
Weltkrieges.
Ja von nun
an wurde er
erst wirklich
zum Welt-
kriege, denn nun schlugen seine Flammen hinüber
nach zwei Weltteilen, die bisher nur sehr wenig da-
von berührt worden waren. Dort wurde nicht nur
aus nationalen Interessen und nationalen Leidenschaft
ten gekämpft,
sondern dort
trieb auch der
religiöse Fa-
natismus die
Massen in den
Kampf. Man
kann daher
sagen, daß mit
dem Eintre-
ten der Türkei
in die Reihen
der Kämpfen-
den ein ganz
neuer Ab-
schnitt des un-
geheuren
Ringens be-
gann.
Wahrschein-
lich hat in
Stambulvom
ersten Tage
des Krieges
an der feste Plan bestanden, im gegebenen Zeitpunkt,
das heißt, wenn man mit seinen Rüstungen fertig
wäre, in den Krieg einzugreifen. Ohne Zweifel war
der türkischen Regierung bekannt, daß schon im Mai
Türkische Kavallerie. (Phot. Gebr. Haeckel, Berlin.)
Persische Offiziere. (Phot. Gebr. Haeckel, Berlin.)
zwischen England und Rußland ein Abkommen ge-
troffen war, das besagte: Im Gebiet des Bosporus
und der Dardanellen sollen zeitweilige Unternehmungen
in den Meer-
engenalsstra-
tegische Ope-
rationen
Rußlands im
Kriegsfalle
ins Auge ge-
faßt werden.
Das hieß na-
türlich nichts
anderes, als
die Meer-
engen an Ruß-
land auszu-
liefern. Grey,
Churchill und
ihre Amtsge-
nossen hatten
damit den
Russen ein
Recht einge-
räumt, das
England frü-
her auf das
äußerste bekämpft und das es für so wichtig gehalten
hatte, einen großen Krieg darum zu führen. Die Türkei
war in dem Vertrag zwischen Rußland und England
als gleichgültige Masse behandelt worden. Offenbar
hatte man in
London und
Petersburg
gehofft, daß
sie sich ohne
weiteres dem
Drucke der
Großmächte
fügen werde.
Aber die Tür-
kei war nicht
mehr der hilf-
lose und ent-
schlußlose
Staat, wie
noch vor dem
letzten Balkan-
kriege. Es
wehte jetzt am
Bosporus ein
andererWind.
Der frühere
türkische Mili-
tärattache in
Berlin, Enver Pascha, war dort Kriegsminister gewor-
den, ein Mann von solcher Tatkraft und Schnelligkeit
des Entschlusses, wie sie selten einmal einem Orientalen
eigen sind. Er hatte es durchgesetzt, daß eine deutsche
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