Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

des Landes waren hinzugezogen worden. In dieser 
Sitzung wurde beschlossen, daß Rumänien wie bisher 
in seiner Neutralität verharren werde. Die russische 
Sache stand 
nicht so, daß 
der Anschluß 
an Rußland 
rätlich oder 
gar notwen- 
dig war. 
Nur ein 
Balkanstaat 
trat im Okto- 
ber aus der 
Neutralität 
heraus: Die 
Türkei. Ihr 
Eintritt in 
den Kampf 
war eines der 
wichtigsten 
Ereignisse des 
Weltkrieges. 
Ja von nun 
an wurde er 
erst wirklich 
zum Welt- 
kriege, denn nun schlugen seine Flammen hinüber 
nach zwei Weltteilen, die bisher nur sehr wenig da- 
von berührt worden waren. Dort wurde nicht nur 
aus nationalen Interessen und nationalen Leidenschaft 
ten gekämpft, 
sondern dort 
trieb auch der 
religiöse Fa- 
natismus die 
Massen in den 
Kampf. Man 
kann daher 
sagen, daß mit 
dem Eintre- 
ten der Türkei 
in die Reihen 
der Kämpfen- 
den ein ganz 
neuer Ab- 
schnitt des un- 
geheuren 
Ringens be- 
gann. 
Wahrschein- 
lich hat in 
Stambulvom 
ersten Tage 
des Krieges 
an der feste Plan bestanden, im gegebenen Zeitpunkt, 
das heißt, wenn man mit seinen Rüstungen fertig 
wäre, in den Krieg einzugreifen. Ohne Zweifel war 
der türkischen Regierung bekannt, daß schon im Mai 
Türkische Kavallerie. (Phot. Gebr. Haeckel, Berlin.) 
Persische Offiziere. (Phot. Gebr. Haeckel, Berlin.) 
zwischen England und Rußland ein Abkommen ge- 
troffen war, das besagte: Im Gebiet des Bosporus 
und der Dardanellen sollen zeitweilige Unternehmungen 
in den Meer- 
engenalsstra- 
tegische Ope- 
rationen 
Rußlands im 
Kriegsfalle 
ins Auge ge- 
faßt werden. 
Das hieß na- 
türlich nichts 
anderes, als 
die Meer- 
engen an Ruß- 
land auszu- 
liefern. Grey, 
Churchill und 
ihre Amtsge- 
nossen hatten 
damit den 
Russen ein 
Recht einge- 
räumt, das 
England frü- 
her auf das 
äußerste bekämpft und das es für so wichtig gehalten 
hatte, einen großen Krieg darum zu führen. Die Türkei 
war in dem Vertrag zwischen Rußland und England 
als gleichgültige Masse behandelt worden. Offenbar 
hatte man in 
London und 
Petersburg 
gehofft, daß 
sie sich ohne 
weiteres dem 
Drucke der 
Großmächte 
fügen werde. 
Aber die Tür- 
kei war nicht 
mehr der hilf- 
lose und ent- 
schlußlose 
Staat, wie 
noch vor dem 
letzten Balkan- 
kriege. Es 
wehte jetzt am 
Bosporus ein 
andererWind. 
Der frühere 
türkische Mili- 
tärattache in 
Berlin, Enver Pascha, war dort Kriegsminister gewor- 
den, ein Mann von solcher Tatkraft und Schnelligkeit 
des Entschlusses, wie sie selten einmal einem Orientalen 
eigen sind. Er hatte es durchgesetzt, daß eine deutsche 
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