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Krttage f. „SchSrdtnger öo-chenvlatt" Mär; 1914
®CF Rammler.
Mitteilungen des Vereines zur Erhaltung des Stadtmuseums und zur Erhaltung des bau
lichen Charakters der Stadt Schärding.
«folge der in den Monaten Dezember und Jänner beim Buchdruckergewerhe eingetretenen Betriebs
störungen erscheint der Sammler verspätet.
Inhalt r Eröffnung des Museums. — „Schärding", Geschichtliches aus der kurbayerischen Altlantis.
— Von der Schärdinger Goldschmiedekunst.— Anfänge zu gewerbegeschichtlichen Aufzeichnungen
(Schluß). — Zuwendungen.
kröttnung äe§ Museums.
Das Stadtmuseum wird am 1. Mai dem
allgemeinen Besuche wieder zugänglich gemacht.
Besuchstage sind: Sonntag, Dienstag und
Donnerstag. Eintritt 40 Heller per Person.
An den übrigen Tagen der Woche beträgt
das Eintrittsgeld 1 Krone.
Emtrittsfreie Tage sind: 1. Mai, Christi-
Himmelfahrtstag, Pfingst-Sonntag, Pfingst-Montag,
Fronleichnamstag, Fronleichnamssonntag, 18.August,
15. September, 4. Oktober.
Ansichtskarten, Aufnahmen aus dem Museum,
sind beim Museumsdiener käuflich.
5chäräing.
Beschreibung der Stadt in dem kurbayerischen
Atlantis.
Der kurbayerische Atlantis, ein ziemlich
umfangreiches Büchlein mit 300 Seiten und zahl
reichen Abbildungen, führt uns in Kurbayern in
der Mitte des 17. Jahrhunderts herum, zeigt uns
Städte, Märkte und Klöster, beschreibt Burgen rc.,
kurz, er ist eine Landesbeschreibung im besten Sinn
des Wortes.
Unter den kurbayerischen Städten kann auch
die wichtige Festungsstadt Schärding nicht fehlen,
weder in Bild noch in Schrift.
Das Bild zeigt in einem Aufschriftsband die
Bezeichnung „Scherding", eine Schreibweise, die
wir selten antreffen/ Das wehrhafte kurfürstliche
Schloß mit seinem die ganze Stadt überragenden
Wartturme, an dem die Pechnase weithin sichtbar
ist, nimmt einen großen Teil des Bildchens ein.
Durch die das Hochschloß stankierenden gewaltigen
Schloßtürme macht das Stadtbild einen imposanten
Eindruck.
Rückwärts vom gewaltigen Schlosse zeigt sich
noch ein bescheidenes Türmchen, das der St. Se
bastianskirche, die ihr Entstehen, wie so viele
andere Kirchen und Kapellen, der Pest zu ver
danken hat. Sie erstand in der hinteren Stadt
am sogenannten Stein zufolge eines Gelöbnisses,
das die Stadtbewohner zur Abwendung der in den
Jahren 1628 und 1634 dahier grassierenden pesti
lenzartigen Epidemie Gott dem Allmächtigen, seiner
hochwertesten Mutter und unbefleckten Jungfrau
Maria, und den Heiligen Sebastianus und Rochus
getan und hiezu den gnädigsten Konsens des Ordi
nariates in Paffau und des kurfürstlichen Rates zu
München eingeholt- hatten durch Spenden und Bei
träge verschiedener Wohltäter. Lamprecht, Chronik
der Stadt Schärding.
Die St. Sebastianskirche wurde 1640 ein
geweiht, und demnach mußte das Bild aus einer
Zeit nach ^diesem Jahre stammen.
Da am Atlantis das Titelblatt weggerissen
ist und im ganzen Büchlein keine Jahreszahl zu
finden ist, die über die Zeit des Erscheinen des
selben richtigen Aufschluß geben würde, der Text
der Stadtbeschreibung aber unser Interesse gewiß
in Anspruch nehmen kann, erscheint es naheliegend,
zu versuchen, aus dem Bilde, auf dem uns die
Jnnbrücke und das Maffertor als alte Bekannte
grüß n, sastst Äer alles verändert ist, die Zeit
sein» $ Entstehens herausznlesen? >.->
Bei diesen Betrachtungen fällt uns auf, daß
das Bild die Kopuzinerkirche nicht, zeigt. Nach
Lamprecht wissest wir, daß die 'Kapusinerkirche am
25. Juli 1638 eingeweiht würde. Es muß die
Stadtansicht also vor dem Jahre 1638 aufge
nommen worden sein,, sonst müßte man Kloster
und Kirche sehen. Wenn aber ^dies nachgewiesen
erscheint, so kllün die Sebästianskirche, die erst
1640 ausgebaut Und eingeweiht wurde, nicht schon
auf dem Bilde Mn. Es ist daher das kleine Kirch
lein nicht die Sebasiianskirche, sondern es muß
selbe für die Schloßkapelle angesprochen werden.
Somit ist sichergestellt, daß der Atlantis, der uns
von der Stadt Schärding erzählt, vor dem Jahre
1638 gedruckt wurde.
Wir erfahren durch denselben folgendes:
„Scherding ist eine sehr wohl zierlich und
ziemlich groß erbaute Stadt in Ober-Bayern,
Bistthum Passau, Rentamt Burghausen, hat ein
eigenes Land- und Pfleggericht, worin 2 Klöster,