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Der diesjährige Besuch im Ztadtmuseum.*)
Wie bekannt, wird mittelst Beschlusses der
Jahresversammlung an bestimmen Tagen der
Eintritt in das Stadtmuseum freigegeben.
Es sind dies der Pfingstsonntag, Fronleich
namstag, der Firmungstag 2c. Die Tatsache, daß
diese Tage trotz der Begünstigung nur einen
schwachen Besuch aufweisen, veranlaßten den
Verein den Versuch zu unternehmen, den freien
Eintritt an den Ankündigungstafeln in zweck
mäßiger Weise ersichtlich zu machen. Der Erfolg
des vorjährigen Feuerwehrfestes führte darauf hin.
Um das eingangs Gesagte zu beweisen,
wollen wir die Besuchsziffern an den freien
Eintrittstagen in den vergangenen Jahren be
kanntgeben.
1912 war am 19. Mai die Firmung. Der Tag
war freigegeben und wurde das Museum an dem-
von 22 Personen besucht. Die beiden Pfingstfeier-
tage desselben Jahres brachten 56 Besuche. Der Tag
an dem das Pferderennen abgehalten wurde, war
nicht frei, es waren an demselben 14 Personen im
Museum, am Fronleichnamstag (frei) 26 und am
Fronleichnamssonntag (nicht frei) 4 Besuche Das
Jahr 1913 ergab: Am Pfingstsonntag (frei) und
Montag (nicht frei) zusammen 39, der Renntag
38, der Fronleichnamstag (frei) 57, der darauf
folgende Sonntag «nicht frei) 3 Besuche.
In diesem Jahre machte wieder der Fir
mungstag den Anfang. Der freie Eintritt wurde
durch Anschlag bekanntgegeben. Es erschienen
482 Besucher im Museum. Die nächsten freien
Tage, die beiden Pfingstfeiertage, brachten anstatt
39 Besucher irrt Vorjahre —421. Der Renntag,
der, wie oben erwähnt, 1912 von 14, 1913 von
38 Personen besucht war, brachte 144.
Um gewissermaßen eine Gegenprobe zu
machen, wurde am Fronleichnamstag der freie
Eintritt nicht affigiert und es ergab sich eine
Besuchszahl von 1914—32, 19l3—47,1911—26.
Der letzte freie Tag 1914 war der Fronleich
nams-Sonntag, der früher nicht freigegeben war.
Es kamen 1912 auch nur 4, 1913 gar nur
3 Personen ins Museum. In diesem Jahr wurden
136 Personen verzeichnet, was gewiß deshalb
erwähnenswert ist, weil ja der Nachmittag voll
ständig verregnet wurde. So erfreulich diese ge
machten Erfahrungen sind, so mag doch einge
wendet werden, daß hiedurch das finanzielle
Ergebnis zu ungunsten des Vereins beeinträchtigt
wird. Dem ist aber nicht so.
In den angeführten Tagen der Jahre 1912
und 1913 hat der Musealverein an Eintritts
geldern 214=3 K eingenommen. Im Jahre 1914
kamen demselben als Trinkgeld - Aequivalent
18 60 K zu, also annähernd der gleiche Betrag.
Es wird nicht zu bestreiten sein, daß ein
*1 Nachdem der Sammler pro Mai im Monat
Juni ausgegeben wurde, erklärt es sich, daß obige An
gaben im Mai-Sammler schon möglich ivaren.
zahlreicher Besuch der Ortsmuseen im allgemeinen
wesentlich dazu beiträgt, den Heimatgedanken zu
entwickeln und zu kräftigen. Daher kann man
die gemachten Erfahrungen wohl mit Aussicht
auf Erfolg weiter fühen. Da das Stadt
museum nunmehr schon im zehnten Jahre der
Oeffentlichkeit zur Verfügung steht, kann man
auch nicht von einer plötzlich ausgebrochenen
Sehensbegierde sprechen. Das Interesse für die
Sache schlummerte nur, es war zurückgedrängt
durch ungenügende Kenntnis über die Begünsti
gung des freien Eintrittes.
Zladtkammer-Bechnimgen.
So trocken und kurz dieselben zumeist ge
halten sind, sie bergen eine Fülle von Wissens
wertem und je älter sie sind, je mehr sie in
frühere Jahrhunderte zurückreichen desto inter
essanter werden sie. Man ersieht aus ihnen so
recht den konservativen Geist, der jenen Zeiten
eigen war, und so kommt es beispielsweise, daß
unsere friedliche Grenzstadt noch lange in das
19. Jahrhundert hinein Einrichtungen hatte wie
zu Zeiten des bayerischen Erbfolgekrieges, um
welche Zeit Schärding eine Festung nicht unbe
deutenden Ranges war. Die Stadtkammer-Rech-
nungen sind vom Brande anno 1809 verschont
geblieben und hiedurch ist es möglich, selbe ab
und zu in die Hand zu nehmen und einen Blick
in dieselben zu machen. Ja, es ist gar keine
Seltenheit, daß man sich Auskunft holt über
Dinge, zu deren richtigen Erkenntnis und Be
urteilung diese alten Zifferreihen ein wesentlicher
Behelf sind. Die Stadtkammer-Rechnung führte
nicht wie heute das Gemeinde-Oberhaupt, son
dern ein eigener Vertrauensmann, den man den
Stadtkämmerer nannte, der meist honoriert
war. In Bayern finden wir heute die Bezeich
nung Stadtkämmerer noch allgemein, dieser ist
aber ein bestellter Beamter. Auch in Oesterreich
gibt es noch in manchen Städten den Kämmerer.
Nehmen wir nun eine solche Stadtkammer-
Rechnung zur Hand, beispielsweise jene von 1809,
so finden wir auf der ersten Seite den Ver
merk: „Do gepflogen worden von Josef Anton
Drum, des inneren Rates, bürgerlicher Zinngießer,
derzeit Stadtamtskämmerer in Schärding."
Die eigentliche Anschrift aber lautet:
„Ueber alle Einnahmen und Ausgaben beim
Stadtkammeramte Schärding vom 1. 9ber 1808
— letzten 8tober 1809."
Die Stadtkammer-Rechnung ist von Josef
Drum selbst geschrieben und es ist daraus zu
schließen, daß es zur selben Zeit allgemein
üblich war, auch unter den nichtstudierten Leuten,
die Monate September, Oktober, November, De
zember aus dem Latein in arabische Ziffern zu
übertragen, denn Septem-7, Okto-8, Novem-9,
Dezem-10 wurden als Ziffer zur Abkürzung ver-