Volltext: Der Sammler 10. Jahrg. 1914 (1914)

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lesen, daß der Rohrbrunnen am unteren Stadt 
platze von dem Abfallwasser deS oberen Stadt 
platz gespeist wurde. Die Brunnenfigur, der heilige 
Florian, am unteren Stadtplatz entstand 1677 und 
weist die Barocke in allen Details auf. Vergleichen 
wir dieselbe mit dem heil. Georg des oberen Stadt 
brunnens, die aus Sandstein ist, und ursprünglich 
polychrom war, so müssen wir uns nach wie vor 
zu der Anschauung bekennen, daß der Brunnen, 
den der heil. Georg ziert, lange vor dem Floriani- 
Brunnen entstanden ist, und daß es möglich ist, 
daß der Brunnenkranzstein mit dem churbbayrischen 
Wappen und mit der Jahreszahl 1601 zur Brunnen 
figur am oberen Stadtplatz gehörte und der heil. 
Georg zumindest so alt ist. 
Der Wappenstein ist jetzt in den Besitz des 
Musealvereines gekommen und dieser gibt dem 
wieder erstehenden Brunnen Geschichte und Inhalt. 
Es ist für jene, welche der Stadtgeschichte 
Interesse entgegenbringen, erfreulich, diesen Zu 
sammenhang neuerlich feststellen zu können. Ebenso 
erfreulich ist es, daß aus Anlaß der Fundamen 
tierung des Brunnens dem Muselverein eine 
Spende von 50 Kronen seitens deS Vereinsmit 
gliedes Herrn Jäger von Waldau zukam und 
daß die Steine zur Fundamentierung von den 
Herren M. Hölzl und Aug. Kapsreiter un- 
«ntgeldlich geliefert und zugeführt wurden. 
Gewiß wird eS noch mancherlei Hemmnisse 
absetzen, bis der Stadtpatron, der heil. Georg, von 
seinem dominierenden Platze die Stadt überblicken 
wird, daß ihm aber das Vergnügen bald zuteil 
wird, zweifeln wir keinen Augenblick mehr. 
6e§uche des Musealvereins. 
Nach den verschiedensten Seiten befindet sich 
der Musealvereim in einer Klemme. 
Das Leben und Schaffen ist schwieriger ge 
worden, denn seit mehreren Jahren ist ihm die 
Unterstützung von auswärts genommen, er ist ledig 
lich auf die Beiträge seiner Mitglieder angewiesen. 
Dies veranlaßt den Verein im Hinblicke darauf, 
daß denselben früher Subventionen vom Staate 
und vom Lande zugeflossen sind, neuerlich seine 
Gesuche vorzubringen. 
Für das Museum an das k. k. Ministerium 
für Kultus und Unterricht, für den St. Georgs- 
Stadtbrunnen an das k. k. Ministerium für öffent 
liche Arbeiten, ferners wurde der oberösterr. Landes- 
auSschuß um die Zuerkennung der früher gewährten 
Subventionen gebeten. 
Um Befürwortung dieser Anliegen wurde der 
Landesverband für Heimatkunde in Oberösterreich, 
der k. k. Konservator für Oberösterreich in Linz 
Herr Dr. O. Oberwalder sowie die k. k. Bezirks- 
Hauptmannschaft in Schärding gebeten. 
Hoffen wir, daß diese nunmehr wiederholte 
und umfangreiche Gesuchsvorlage unfeinem günstigen 
Erfolge endet. 
Eingabe des IDusealvereins an die Stadtge» 
meinde wegen Regulierung des Brückenplatzes. 
A n d i e Stadtgemeinde Schärding. 
Der gefertigte Muselverein, der in Bezug auf 
seine Tätigkeit die Erhaltung des baulichen Cha 
rakters der Stadt betreffend, seit seinem Bestände 
sich der Beachtung der Stadtgemeinde zu erfreuen 
hat, erlaubt sich in Ausführung eines Beschlusses 
der am 12. März 1914 abgehaltenen Ausschuß 
sitzung zu berichten, und gleichzeitig zu ersuchen, 
eine geehrte Stadtgemeinde wolle nachfolgende An 
regung einer Beurteilung unterziehen. 
In absehbarer Zeit wird sich am Platze vor 
der Jnnbrücke eine Umgestaltung ergeben, die für 
das Stadtbild und somit für die Stadt von großer 
Bedeutung sein wird. 
Gleichzeitig mit der Erbreitung und Neu 
konstruktion der Jnnbrücke, wird der Brückenplatz 
eine Regulierung erfahren, wobei es höchst er 
strebenswert erscheint, daß die Wünsche der Stadt 
volle Berücksichtigung finden. 
Häufig pflegt es vorzukommen, daß bei 
Straßen- und Brückenbauten die Gemeinden zwar 
gehört und ihre Wünsche zur Kenntnis genommen 
werden, daß aber schließlich ohne viel Rücksicht 
die Gemeinden und sonstige Interessenten vor voll 
endete Tatsachen gestellt werden. Das macht es 
dem Musealverein zur Pflicht, die kommenden 
Aenderungen an dieser Stell« mit der größten 
Aufmerksamkeit zu verfolgen. Es ist dies um so 
notwendiger, als die Stadt durch eine glückliche 
Lösung der hier sich begegnenden Fragen einen 
außerordentlichen Gewinn haben könnte, und weil 
es ja doch auch für die Oeffentlichkeit erfreulich 
wäre, wenn an Stelle des heute bestehenden, nicht 
genug zu bedauerden Zustandes beim Eintritte aus 
Bayern nach Oesterreich, ein freundliches, an die 
bedeutungsvolle Geschichte der Stadt erinnerndes 
und gemahnendes Bild sich darbieten würde. 
Darum ist der Musealverein der Meinung, 
daß sobald als möglich zu den kommenden Ver 
änderungen Stellung genommen werden soll, damit 
eine vollständig Programm- und planmäßige Ver 
einbarung aller in Betracht kommenden Behörden 
vorliege, bevor der Bau der Brücke begonnen wird. 
Es wird dann ein Abweichen oder Umgestalten 
gegen das Interesse der Stadtgemeinde nicht mög 
lich sein. 
Bezüglich der Art der Durchführungen glaubt 
der Musealverem folgendes ausführen zu müssen: 
I. Unerläßlich ist die Entfernung deS großen 
Brückenstadls, der die Anficht des pittoresken Granit 
felsens, auf dem die Stadt erbaut ist, in der 
störendsten Weise verdeckt. Da er als Zeugsdepot 
für Bestandteile einer Holzbrücke vollständig ent 
behrlich wird, und selber ein für die Stadt höchst 
feuergefährliche- Objekt ist, kann die Notwendigkeit 
zu dessen Weiterbestand in keiner Weise begründet 
werden.
	        
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