Volltext: Der Sammler 10. Jahrg. 1914 (1914)

—- 2 — 
3 Schlösser, 17 Adelliche Sitze und 15 Hofmärkt 
samt viel Dörfern und Gütern liegen. Es hat ein 
großes, sehr festes Schloß auf einer Höhe. Sie 
liegt an dem Jnnstrom. Hat einen großen Markt. 
Im Jahre 1310, zu Zeiten Kaiser Heinrich VII. 
erlangten die Bayern stattliche Baulen vor Schär 
ding von den Oesterreichern, so solche Stadt ver 
gebens belagert haben. Es hat vor Zeiten Scher 
ding seinen eigenen Grafen gehabt, welche schon im 
Jahr 895 hervorglänzt. Eberhard Gras zu 
Scherding hat im zehnden Turnier zu Zürich im 
Jahre 1165 großes Lob verdient. Auf Absterben 
des letzten Grafen namens Ekbrechts haben sich um 
seine Verlassenschaft gestritten. Herzog Otokar aus 
Steyer der Weitere, und Markgraf Berthold von 
Oesterreich, des Grafen Schwester Marie Berthold 
bekamen Neuburg am Jhnstrom samt ihren Zuge 
hörungen, Herzog Olokakar aber eroberte Fahrn 
bach, Scherding, sammt der Grafschaft Bütten. Als 
hernach Herzog Otokar keine Erben hatte, ver 
machte er 1186 das Herzogthum Steyer samt 
diesen Herschaften den Herzog Leopold aus Oester 
reich, welcher mit Bewilligung des Herzog Ludwig 
in Bayern das Schloß zu Scherding erbauet. Im 
Jahre 1248 als sich Kayser Friedrich im Feld- 
Läger zu Parma befunden, hat derselbe die Graf 
schaft Scherding und Neuburg, Pfalzgraf Otto bei 
Rhein und Herzog in Bayern seiner getreuen 
Dienste halber für ein Mannes Lehen aufgetragen, 
weilen die vorige Inhaber den Reich und den 
Kayser sich widerwärtig erzeugt. Nachdem aber 
Rudolf von Hapsburg Römischer Kayser ganz 
Oesterreich als des heiligen Reiches verfallene 
Lehen eingenommen, hat er mit Herzogs Heinrich 
in Bayern Sohn Herzog Oito und seiner Frau 
Catharina eine Heurat gestift und ihme im Jahre 
1271 für ein Heurathgut auch gegeben die Graf 
schaft Scherding, Neuburg, Ried u. a. Auf Ab- 
sterben der Calharina hat dyro Bruder Albert mit 
Herzog Heinrich von Nieder-Bayern blutige Kriege 
geführt, ward aber durch den Bischof von Regen- 
spurg und Passau dergleichen Vertrag gemacht, 
daß Neuburg Oesterreichisch, Scherding aber sammt 
Ried u. a. Bayrisch erklärt worden. Im Jahre 
1353 ist Scherding zwischen Herzog Stefan und 
Albert in Theilung gekommen, hernach aber den 
Hertzogen von Oesterreich verpfändet worden, bis 
hernach 1369 als um die Grafschaft Tyrol und 
Bayern ein Vertrag gemacht worden, Oesterreich 
sich des Pfandschillings begeben und Scherding 
wieder an Bayern gelangte. 
Hurulius Avertnius Adlzreiter und Otto 
Prisinensis." 
Abonniert das Schärdinger 
Wochenblatt! 
(Ion der $d)ärdinger ßoldscbmiedekunst. 
Wenn auch der Weg zur Erreichung eines 
günstigen Resultates bezüglich Auffindung und Be 
schreibung von Schärdinger Arbeiten ein mühe 
voller ist, es darf doch daran nicht gezweifelt wer 
den, daß nach und nach ein befriedigendes Ergeb 
nis zu verzeichnen sein wird. Wohl darf nicht er 
wartet werden, daß das Stadtmuseum sich in den 
Besitz der einzelnen Silber- oder Goldgeräte wird 
setzen können. Dazu fehlt vor allem das Geld, 
und dann sind derartige Gegenstände meist im 
Besitze kunstverständiger Privatsammler,, die jeden 
Verkauf für ausgeschlossen erklären. 
Ein derartiger Fall beschäftigte uns vor 
kurzer Zeit lebhaft. Wiederholt ist schon darüber 
Mitteilung gemacht worden, daß vor einigen 
Jahren silbergetriebene Meßkannen, von einem 
Schärdinger Goldschmied verfertigt, in der Schweiz 
zur Auktion gekommen sind. Der Musealverein 
bemühte sich um eine Photographie von den Meß 
kannen, nachdem selber für den Ausrusspreis von 
350 Franken nicht auskommen konnte. Erstanden 
wurden dieselben von einem Herrn A b e g g in 
Zürich, der, wie wir jetzt erfahren, Privatsammler 
ist. Herr Abegg hat nunmehr in freundlichster 
Weise sein Versprechen eingelöst und hat dem 
Museum eine ganz vollendet schöne Photographie 
der Meßkannen in zwei Drittel Naturgröße zuge 
sandt. Das Bild zeigt uns eine äußerst zierliche 
Arbeit, reich in Arabesken und Figuralen des Gold- 
schmiedmeisters Laurenz Kugler, der 1708 in Schär 
ding Bürger war. 
Für das Stadtmuseum bedeutet diese Abbil 
dung der wertvollen Meßkanne einen reichen Gewinn, 
und wird die zur Darstellung gebrachte Arbeit 
gewiß auch seine Bewunderer finden. 
Anlange zu gewerbe - geschichtlichen Jtuf= 
Zeichnungen. 
Schluß. 
Darüber, was vor oder nach dem Jahre 1630 
auf den einzelnen Häusern für eine Bezeichnung 
war, darüber gibt das Häuserverzeichnis Lamprechts 
Aufschluß, das vom Jahre 1530 bis in die Gegen 
wart reicht. Zeigt sich daher auf irgend einem 
Gegenstände gewerblicher Art die Meistermarke mit 
den Anfangsbuchstaben, so ist es ein Leichtes, das 
Alter des betreffenden Gegenstandes zu bestimmen, 
So waren beispielsweise die Lebzeltenformen, die 
dem Musealverein zum Geschenke gemacht wurden, 
schnell und richtig auf ihr Alter bestimmt. Jedes 
einzelne Modell hat die Anfangsbuchstaben seines 
einstigen Meisters, der sie stechen ließ. Auf dem 
Lebzelterhause finden wir aber die ganze Reihe der 
Besitzer durch 300 .Jahre. Es darf daher nur der 
Name aus der Reihe gesucht werden, der mit den 
Buchstaben am Lebkuchenmodel die gleichen An 
fangsbuchstaben trägt und eine einwandfreie Zeit 
bestimmung ist gegeben. Was daher das Häuser-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.