Volltext: Der Sammler 8. Jahrg. 1912 (1912)

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Ist 
d) Beireffend die Bewährung einer Subvention zum 
Ankauf von allem Scbärdinger Zinngescbirr. 
Das k. k. Ministerium für Kultus und 
Unterricht fand laut Erlasfes vom 7. August 
1912, Zl. 36226, in Stattgebung des an die 
f. k. Zentralkommission für Denkmalpflege ge 
richteten und von dieser an das genannte Mini 
sterium übermittelten Gesuches des Musealver 
eines in Schärding dem genannten Museum für 
den Fall, daß dasselbe die beabsichtigte Erwer 
bung des Zinngeschirres aus der Konkursmasse 
Georg Wieninger in Schärding realisiert, zu 
diesem Ankauf, insoweit der Kaufpreis nicht 
anderweitig gedeckt werden kann, eine Sub 
vention im Höchstbetrage von 800 (achthundert) 
Kronen in Aussicht zu stellen. 
Die Flüssigmachung wird, sobald der An 
kauf erfolgt sein wird, unter Nachweis sämt 
licher Beitragsleistungen für denselben im Wege 
der k. k. oö. Statthalterei anzusprechen sein. 
Hievon beehre ich mich den Musealverein 
zur weiteren Verfügung in Kenntnis zu setzen. 
Der k. k. Statthaltereirat. 
Wagner. 
§! 
3. 6. Camprecbts fiäuser - Uerzeicbnis, 
eine bewährte Sundquelle. 
Wiederholt haben wir schon darauf ver 
wiesen, welch wertvolle Ausschreibungen die 
Stadt an dem Bürgerbuche und am Häuser- 
Verzeichnisse besitzt. Immer und immer wieder, 
wenn wir uns mit der Lokalgeschichte befassen, 
gleichgültig, ob wir in der Geschichte des Han 
dels oder des Gewerbes in der Stadt zu blättern 
haben, immer legen wir das Lamprechtsche Buch 
sowohl als das Bürgerbuch mit voller Befrie 
digung an seinen Platz, denn selten geschieht es, 
daß man vergeblich gesucht hat. Haben wir im 
„Sammler" Nr. 5 dieses Jahres eine Auslese 
von Anmerkungen im Häuserverzeichnisse zusam 
mengestellt, die gewiß nicht ohne Interesse für 
die Stadtgeschichte waren, heute haben wir aber 
mals Veranlassung, uns mit diesem einzigen 
Sammelwerke zu befassen. Es gilt, das durch die 
munifizente Staatssubvention für das Museum 
erworbene Zinngeschirr genauer in Augenschein 
zu nehmen und die sorgfältig durchgeführte Be 
schreibung unseres Mitgliedes, Herrn Lehrer 
Alois Kaiser, in der Richtung nach Mög 
lichkeit zu ergänzen, daß wir versuchen, festzu 
stellen, welchen Besitzern diese 85 Stück umfas 
sende Zinngeschirr - Kollektion seinerzeit zu 
eigen war. 
Die in den einzelnen Stücken eingravierten 
Namensansangsbuchstaben geben naturgemäß den 
Schlüssel zu diesen Untersuchungen ab. Aber 
trotzdem ist die Sache doch nicht allzu einfach, 
wie sich aus der folgenden Darstellung ergibt. 
Wir haben es mit folgenden Monogram 
men zu tun: 
JFS. SRMP. AMP. TWM. TW. JPW. 
BM. JBHM. AMHM. JGW. RMP. JPV. 
MBW. JAE. MG. FW. AMB. 
Es^ ist; gelungen, bis auf drei, von den 
vorstehenden Monogrammen sämtliche zu fer- 
klären, und damit auch die Zeit jener zu be 
stimmen,ffwelche keine Jahreszahlen aufweisen. 
Ebenso ist von jedem Strich ob selbes dem 
Namen nach erklärt ist oder nicht, die Haus 
marke des Zinngießers festgestellt und damit ja 
auch die Zeit. DieserWmstand ist zugleich eine 
Kontrolle über die Richtigkeit der Namensbe 
stimmung, denn der Name muß in dem Häuser- 
verzeichnis^unter der gleichen Zeit aufscheinen, 
in der der betreffende Zinngießer gearbeitet hat. 
Wir haben schon wiederholt die Namen der 
Zinngießer angegeben, glauben aber der Voll- 
ständigkeit halber dies auch hier nochmals ein 
fügen zu sollen. Dazu wäre zu bemerken, daß 
im Häuserverzeichnis die Aufzählung der ein 
zelnen Zinngießer bis zum Jahre 1658 zurück 
reicht. Weiter können wir die Namen nicht 
verfolgen; da nun die im Zinngeschirr ersicht 
lichen Jahreszahlen bei einigen Stücken über 
das Jahr 1659 zurückreichen, so ist hier eine 
bedauerliche Lücke. Einigermaßen wird dieses 
Fehlen dadurch gut gemacht, daß uns die 
Marke besagt, daß das Geschirr aus der gleichen 
Werkstätte stammt, da selbes die Hausmarke 
jener Zeit, die „Kanne", trägt. 
Nachweislich hatte Schärding folgende 
Zinngießer: 
1658 Michael Haslinger, 1663 Georg 
Wesner, 1711 Diem Anton, 1744 dessen Witwe 
Maria Diem, 1757 deren Sohn Anton Diem, 
1773 dessen Witwe Maria Magdalena Diem, 
1774 Josef Drum, 1820 dessen Witwe Elisabeth 
Drum, 1829 deren Sohn Leopold. Drum, 1869 
Anna Drum. 
Die verschiedenen Stücke Zinngeschirr, die 
wir zu bestimmen haben, weisen die Jahres 
zahlen 1621, 1674, 1675, 1700, 1730, 1732, 
1748, 1764, 1770, 1776, 1779, 1786 und 
1816 auf. 
Und nun zu den Namen. Es sind die 
einzelnen Teller und Schüsseln, die aus drei 
Brauersfamilien stammen. Deren Besitzer waren 
auf den Häusern Wieninger, Kapsreiter, Franz 
Peham seßhaft. 
TWM heißt Tobias Magdalena Wolmeier 
1621, Bierbrauer am Franz Pehamhause, heute 
Weisheitinger. 
TW Tobias Wolmeier am Hause Franz 
Peham 1665. 
TW Tobias Wolmeier 1674, Sohn der 
obigen. 
BLL Mathias Brandmeyer am Hause Kaps 
reiter 1675.
	        
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