Volltext: Der Sammler 3. Jahrg. 1907 (1907)

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um eine fachgemäße Anleitung, wie die Arbeiten 
vorgenommen werden sollen, gewendet und nach 
Einlangen derselben wird die Zustellung durch 
den k. k. Bezirksschulrat an die gesamte Lehrer 
schaft erfolgen. 
Alle Berechtigung ist somit vorhanden, daß 
sich in absehbarer Zeit das Museum der Stadt 
Schärding einer interessanten und wertvollen 
Sammlung von Kunstdenkmälern erfreuen wird, 
die in anderen Bezirken vielleicht vergebens ge 
sucht wurde. 
Gleichzeitig mit dem Berichte hierüber 
an die k. k. Zentralkommission wurde gebeten, 
die in Aussicht gestellte Subvention für die 
Grabungen in Brunnental, die dermalen un 
möglich sind, zu belassen, da der genannte Be 
trag zum Teile zur Durchführung der bildlichen 
Aufnahme der Kunstdenkmale im Bezirke und 
zur Deckung der Versuchsgrabungen am Burg 
stall Waldeck Verwendung finden sollen. 
Der Burgstall ÄlaldecR in der Gemeinde 
Dimbach. 
Anfang des Monats Juli nahm Herr 
Konservator Regierungsrat Szombathy vom 
k. k. Naturhistorischen Hofmuseum in Wien 
eine Augenscheinnahme vor, nachdem seitens der 
Musealgesellschaft über Anregung des Herrn 
Lehrers Holzinger in Taufkirchen an die k. k. 
Zentralkommission in Wien berichtet wurde, daß 
nunmehr der oft erwähnte Burgstall „Waldeck", 
im Volksmunde „Schloß! in der Schnellen" ge 
nannt, zugänglich sei, nachdem das auf dem 
selben gestandene Holz gefällt wurde. 
Der Weg zum Burgstall führt über Tauf- 
kirchen-Kalling gegen Waging auf der Eisen- 
birner Straße bis zu dem einstigen Edelhof 
Oedenwiesen, dessen gegenwärtiger Besitzer Lam 
bert Mager Eigentümer des Schnelzenbachtales 
ist. Der Besitzer, dem eine selten freundliche 
Art mit Fremden umzugehen eigen ist, über 
nahm die Führung im Schnelzentale und nach 
dem es etwa eine Viertelsttunde langsam berg 
auf gegangen war, tritt ein massiver, oben ab 
geplatteter Bergkegel aus dem Talgrund hervor, 
dessen Steilböschung in einem Winkel von 
40 Grad verläuft und dessen absolute Höhe 
20 Meter betrügt. Vor dem oberen Ende hat 
der Bergkegel einen Einschnitt und man macht 
an dieser Stelle die Wahrnehmung, als ob drei 
Erdhügel der eigentlichen Höhe vorgelagert 
wären, die man für Tummuli (Grabhügeln) halten 
könnte. Bei genauester Augenscheinnahme aber 
kam der Herr Konservator zur Ueberzeugung, 
daß es hier keine Tummuli gebe, daß die Hügel 
einem Walle, dem innersten der ganzen Anlage 
angehören, der an verschiedenen Stellen durch 
gerissen und zerstört ist. Knapp oberhalb dieser 
Erdaufwürfe ist die eigentliche Hochfläche, die 
benützt wurde. Selbe ist vollständig eben und 
zeigt ein Ausmaß von 22 Meter in der Länge 
und 11 Meter in der Breite. Der ganze empor 
strebende Bergkegel ist zunächst von einem 
breiten, tiefen Graben umgürtet. 
Die Weite dieses Grabens beträgt von der 
Plateaukette bis zur äußeren Wallkante 34 Meter. 
Die Tiefe des Wallgrabens reicht bis zur 
halben Höhe des Bergkegels. An diesen inneren 
Wallgraben schließen sich in Entfernungen von 
ungefähr je 10 Meter auseinanderfolgend noch 
drei Ringwälle an, die wohl nicht mehr so 
breit sind, als der innerste Wall, die aber 
einander parallel lausen, weit ausgreifen und 
von der Talsohle aufwärts steigen. 
Man sieht auf den ersten Blick, daß man 
es an diesem Orte mit einer mächtigen Leistung 
durch Menschenhand zu tun hat. 
Allgemein gilt die Annahme, das es sich 
hier um einen befestigten Platz handle, was 
durchaus nahezuliegen scheint. Denn diese 
Wallgräben sehen doch so trotzig aus, als ob sie 
einem anziehenden Feinde ihre Unbezwinglichkeit 
in den Weg stellen wollten. 
Regierungsrat von Szombathy fragt aber, 
was soll hier geschützt worden sein? Auf der 
Plattform, die in ihrer ursprünglichen Größe 
erhalten ist, haben nicht hundert Mann Platz, 
geschweige erst Hausrat, Familie und Vieh, was 
etwa zu schützen gewesen wäre. In den Wall 
gräben war auch die Bewegungsfreiheit benom 
men. Auch die Art des aus dem Berge empor 
steigenden, nach allen Seiten gleich abfallenden 
Kegels, der an und für sich schlecht zu ersteigen 
ist, spricht von dem Gegenteile eines Zufluchts 
ortes. Die Fläche des Kegels soll offenbar 
möglichst unnahbar gemacht sein und doch 
wurde darauf Bedacht genommen, daß von 
allen Seiten außerhalb der Ringwälle ein freier 
Blick auf die Plattform möglich war. Daraus 
geht mit Gewißheit hervor, daß diese Anlage 
einem anderen als einem kriegerischen Zwecke 
diente, nämlich einem kulturellen Zwecke, und 
als Kultnsstätte der vorgeschichtlichen Zeit be 
zeichnet Herr Regierungsrat Szombathy diese 
Stätte. In der Volksmeinung spricht man von 
derselben als vom „Gschlößl" in Schnelzen, 
daherrührend, daß auf diesem Erdkegel einstens 
ein kleines Schloß gestanden haben soll (siehe Lam- 
precht). Hier vermischen sich offenbar die sagen 
haften und die geschichtlichen Ueberlieferungen. 
Den Schlüssel dazu dürste die Bezeichnung 
Burgstall Waldeck geben. 
Die Waldecker waren ein mächtiges Adels 
geschlecht, die ihren Stammsitz unmittelbar auf 
der nächsten Höhe außerhalb des letzten Walles 
des Burgstalles gehabt haben dürften. Noch 
heute besteht an Stelle des einstigen Waldecker- 
schlosses der Bauer und Hof Wallegger. Es ist 
somit mit einiger Sicherheit anzunehmen, daß 
hier in Bezug aus das Gchlößl eine örtliche Ver-
	        
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