Volltext: Der Sammler 3. Jahrg. 1907 (1907)

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so soll doch zur Verwirklichung dieses Gedankens 
geschritten werden. 
Selbstverständlich wird sich mit ganz 
wenigen Ausnahmen die Darstellung auf Denk 
male des frommen Glaubens und auf Kirchen 
und Kapellen beziehen. 
Wie anregend ein solches Beginnen 
ist, haben Jene schon kennen gelernt, die 
beispielsweise die ausgezeichneten, photogra 
phischen Aufnahmen, die bisher vorliegen, 
gesehen haben. Die Säulen von Suben und 
Wernstein (an der Jnnseite unter Sachsenberg), 
die Photographien von den Neuburger Grab 
denkmälern, sie überraschen uns durch ihre Ge 
diegenheit und bringen uns historische Denkmale 
zur Ansicht, von deren Vorhandensein ja nur 
wenige wissen, über deren Schönheit und deren 
geschichtlichen Wert jedoch selbst unter den Be 
wohnern derselben Gemeinde nur zu oft gänz 
licher Mangel herrscht. 
Wie reich unsere Umgebung an solchen 
Denkmalen ist, wird sich während der Aus 
arbeitung zeigen; ohne Zweifel wird die Absicht, 
wenn deren Verwirklichung auf einen guten 
Boden fällt, das heißt allseits unterstützt wird, 
des Erfolges sicher sein. 
Es kommen bei Angabe der ins Auge ge 
faßten Denkmale in Betracht: 
Kirchen, Kapellen, Steinkreuze, Votiv 
säulen, Grabtafelnj Portale, Figuren an Brücken 
und Straßen rc. 
Viele Bauerngutsbesitzer sind auch Besitzer 
von Kapellen und kennen zumeist deren Entstehen, 
mitunter auch die Zeit ihres Entstehens; ebenso 
stehen die Votiv- und Lichtsäulen zumeist auf 
Privatgrund. Angaben hierüber wären sehr 
erwünscht und haben diese Zeilen den Zweck, 
um Bekanntgabe solcher Baudenkmale zu er 
suchen. 
Es genügt in jedem Falle eine einfache 
Karte mit der Adresse Musealgesellschaft in 
Schärding. Die Bestätigung und der Dank 
solch freundliche Unterstützung wird im Nach 
hinein im „Sammler" zur öffentlichen Kenntnis 
gebracht. 
Die Kapelle in der Uomadt. 
Ein in Durchführung begriffener Neubau 
in der Vorstadt hat die dortselbst an der Reichs 
straße befindliche Kapelle eine Zeit lang förmlich 
ins Vordertreffen der allgemeinen Diskussion 
gestellt. 
Man hörte häufig erzählen, daß diese Ka 
pelle abgebrochen werden soll. Diese Gerüchte 
haben sich erfreulicher Weise nicht bewahrheitet, 
im Gegenteil wird von interessierter Seite ver 
sichert, daß die Erhaltung der Kapelle ganz 
außer Zweifel steht. Das ist auch recht, denn 
auch dieses Bauwerk gehört seinem Alter nach 
gewiß zu den Denkmalen der Stadt Schärding. 
Die letzte Zeit brachte es also mit sich, 
daß man sich mehr mit dieser Andachtsstätte be 
faßte, als früher, doch Niemand iveiß von deren 
Entstehen. Auch Lamprecht schreibt in seiner 
Stadtgeschichte darüber nichts. Der Opferstock 
trägt die Jahreszahl 1659 und die Buchstaben 
'S. L. Vielleicht ist es hierdurch möglich, den 
Namen des Erbauers zu ermitteln. Von jeher 
soll die Kapelle zum Feldwirtshause gehört 
haben, und heute wird selbe noch von dem je 
weiligen Besitzer des Gasthauses, erhalten. 
Es ist dieses Bild zwar von geringschätziger 
Materie doch gar lieblich anzusehen und hat 
gleich nach ihrer Einsegnung allhier mit Gnaden 
und Wunderthaten zu leuchten angefangen, wie 
desfen die villen aufgehängten Votivtafeln Zeug 
nis geben. Unter anderen hat es einen hier- 
ortigen Capuziner-Novizen Frater Florentin ge 
nannt, von Straubing gebürtig, gnadenbarlich 
geheylet. Gedachter Novize war anno 1656 
jähling mit einen Gicht oder gänzlichen Läh 
mung, welche von einem Schlagfluße herrührte, 
also behaftet, daß er weder Hände noch Füße 
bewegen konnte. 
Nach angewendeten allen möglichen Heilungs- 
mitteln verzweifelte auch der Medikus an dessen 
Genesung und war es an dem, daß man diesem 
Novitz den Abschied aus dem Kloster geben 
wollte. Demnach faßte dieser fromme Mann 
ein festes Vertrauen zu diesem Muttergottesbilde 
und versprach dahin eine gewisse beständige An 
dacht. Kaum daß er solche Verlobung gethan, 
wurde er alsbald und plötzlich gesund zur nicht 
geringen Verwunderung des Medikus, welcher 
selbst dieses Mirakuls einen lebendigen 
abgab. 
Anno 1703 als in damalligen Churbap- 
rischen Krieg ein starkes Sterben graßierte und 
zu Schärding etliche hundert ansäßige Personen 
dahin stürben, und die Patres Capuziner allda 
deren Kranke beständig beygestanden, sepnt zwar 
dadurch viele aus diesem geistlichen Stande mit 
dieser ansteckenden Seuch gefährlich behaftet 
worden, doch ist keiner aus ihnen daran ge 
storben, welche große Guetthat selbige diese gött 
lichen Helferin der Kranken ihrem Mueter-Got- 
tesbild dankbarlich zugeschrieben haben. 
So der Chronist. — , . / 
Von dem Gnadenbilde ist nichts inehr 
übrig, selbes dürfte bei Aufhebung des Kapu 
zinerklosters 1810 von den Patres mitgenommen 
worden sein. Heute ist in der St. Anna- 
Kapelle der Kapuzinerkirche außer dein im 
letzten „Sammler" erwähnten Altarbilde, nur 
noch eine Votivtafel enthalten, die aber auch 
nicht soweit zurückreicht, daß man dieselbe auf
	        
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