Volltext: Band 2 (Band 2 [1885])

Geschichte der Stadt Linz. 79 
straße lagerten und nach zweitägiger Rast wieder nach Unterösterreich abmarschirten, wohin ihnen 
der Marschall am 10. folgte. 
Die Franzosen ließen zu Ebelsberg und in Urfahr eilends Schanzen auswerfen, wozu sie von 
Rah und Fern Leute zusammentrieben; dies geschah am 9. d. M. auch in Linz und dessen Umge¬ 
bung, wo viele müßige Leute aufgefangen und zur Schanzarbeit gezwungen wurden; es wurde» zu 
diesem Zwecke auch 12000 Pallisaden reqnirirt und im Urfahr, am Auberge, am Pöstlingberge, im 
Pflaster und zu Felbern 83 Hauser und Bauobjekte demolirt, wodurch den Bewohnern dieser 
Gegend ein gerichtlich erhobener Schaden von einer Million und 300000 fl. zugefügt worden war. 
Kaiser Napoleon hatte seinen Marschall Davoust zum Gouverneur des Landes ob der Ens 
ernannt und dieser allsogleich im Namen des Kaisers den Befehl erlassen: in der ganzen Provinz 
die österreichischen Wappen abzunehmen; — für seine Truppen forderte er die Beischaffung von 
593 Eimern Branntwein, und durch seinen Kriegskommiffär Andre ließ er den gestimmten vorfin¬ 
digen Kassen- und Tuchvorrath in der f. k. Wollenzeugfabrik in Beschlag nehmen. Weiters wurde 
das Distriktskommiffariat von Linz und die Kommissariate der Umgegend beauftragt, eine Anzahl 
Leute nach Edelsberg zu stellen, welche die noch dort liegenden Todten begraben und die Verwun¬ 
deten in die Spitäler nach Linz bringen sollten. 
Am 7. Mai wurde abermals eine Beistellung von 600 Paar Schuhen, 1500 Paar Stiefeln, 
2400 Hufeisen, 20000 Hufnägel und 3000 Ellen Tuch für die würtembergischen Soldaten ver¬ 
langt, wofür jedoch eine bestimmte Summe zu zahlen versprochen ward, um diese nothwendigen 
Artikel in möglichst kurzer Zeit anfertigen lassen zu können. 
Vor seiner Abreise ließ der französische Befehlshaber im Namen des Kaisers Napoleon allen 
zu Linz befindlichen österreichijchen Beamten den Eid der Treue und des Gehorsams abfordern, so 
wie sie ihn vorher dem Kaiser von Oesterreich geleistet haben, und bestätigte sie dann in ihren 
Aemtern. Zugleich wurde auch die Auslieferung aller Privatwaffen, bei Vermeidung der Todes¬ 
strafe anbefohlen und die Bürgergarde zum Dienst berufen. Alle öffentlichen Kassen, Magazine und 
Vorräthe wurden unter Sequester gesetzt, unter der Intendanz des franz. Beamten Du Mattoy. 
Nach Davoust's Abreise wurde der franz. Divisionsgeneral Pnthod Gouverneur unseres 
Landes, ans dessen Befehl der damalige franz. Platzkommandant von Linz, Franquemont, jede Kom¬ 
munikation zwischen beiden Donanufern verboth, so daß nur dem französischen Militär die Passage 
offen blieb. 
Der Intendant Dumatroh forderte von der Stadt Linz neuerdings eine Lieferung von 15000 
Metzen Weizenmehl. 
Zur.Unterbringung der verwundeten Soldaten, welche sich hier massenhaft angehäuft hatten, 
wurden in der Stadt drei Spitäler, und zwar, in der Wafferkaserne, in der Kollegienkaserne und 
im Kloster der Karmeliter errichtet, außer dem Hauptspitale im Stockhofe. Auch das Spital 
der barmherzigen Brüder wurde zu diesem Zwecke in Anspruch genommen und dessen Räume mit 
verwundeten und kranken Kriegern gefüllt, denen der damalige Oberarzt des Spitales, Emeritus 
Zimmermann, als Arzt und Operateur die thätigste Hülfe leistete. — Selbst das weibliche 
Krankenhaus und Kloster der Elistibethinerinuen blieb nicht verschont und mußte den Feinden so 
manche Opfer bringen; die humanen Franzosen benahmen sich zwar sehr rücksichtsvoll und ehrerbietig 
gegen die frommen Frauen und respektirten ihren heiligen Beruf, nahmen aber doch die für den 
Krankendienst entbehrlichen Raume des Erdgeschosses sowie den Garten in Anspruch zu Magazinen 
und Depositorien von allerlei Feldzeng- und Kriegsgeräthschaften. 
Am 12. Mai erschien ein gedrucktes Manifest des Gouverneurs General Puthod an die Be¬ 
wohner des Landes ob der Ens, mit welchem derselbe erklärt: daß ihm Kaiser Napoleon die ange¬ 
nehme Pflicht auferlegt habe, für die Sicherheit der Personen und des Eigenthums zu sorgen, 
zwischen den Soldaten der französischen Armee und den Bewohnern des Landes Eintracht und gutes 
Einvernehmen herzustellen und alle Ruhestörer auf das strengste zu bestrafen. Zugleich aber wurden 
die kais. öftere. Beamten zu wiederholtem Male zur Ablegung des vorgeschriebenen Diensteides auf¬ 
gefordert und für weitere Säumniß mit strenger Ahndung bedroht. 
Mittlerweile waren stets neue Truppen durch unsere Stadt und deren nächste Umgebung nach 
Nnierösterreich marschirt. Die hier lagernden Würtemberger streiften unter ihrem General Hügel 
bis nach Hellmonsödt und über Gallneukirchcn gegen Frcistadt, von wo sie aber am 15. wieder 
zurückkamen, als sie in Erfahrung gebracht hatten, daß ein östcrr. Armeekorps von 9000 Mann unter 
dem Feldzeugmeifter Grafen Kolowrat von Böhmen her im Anzuge sei; — dieses Korps rückte 
auch wirklich von Gallneukircheu her über den Psenningberg gegen Urfahr, während der Feldmar-
	        
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