Volltext: Th. 2 [=B. Besondere historische Notizen über Schärding], H. 2 (Th. 2, Heft 2, 1888)

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Von Engertsheim gegen Snlzbach und weiter gegen Neuhaus hin entfaltet 
sich landschaftlicher Reiz mit lieblicher Abwechslung von Feld, Wies und Gebüsch, 
dazwischen stattliche Gehöfte und Weiler, in welchen ein lebensfrohes Volk schafft 
und wirkt; cs wandert sich so fröhlich und gemüthlich ans der beiderseits mit 
Fruchtbäumen besäumten Straße; überall begegnet »ns die ausgezeichnete Boden¬ 
fruchtbarkeit des Rotthalcs, welche durch den seltenen Fleiß in der Bearbeitung 
noch mehr gesteigert wird. 
Darum ist auch die Wohlhabenheit der Rotthaler, welche sich in dem 
Umfange »nd in der Bauart ihrer Höfe, in dem darin befindlichen reichen fundus 
instructus, in der Kleidmig lind Lebensweise kundgibt, lveithin bekannt und sprich¬ 
wörtlich geworden und hierin darf wohl das nahe an der Straße so anmuthig 
auf freier Anhöhe gelegene Bierhausergnt (mit einem Grundkomplexe von 220 Tag¬ 
werk) als ein endgültiges Muster angesehen werden. 
Von der Anhöhe des sogenannten Rabensteines niedersteigend, kehren wir 
an Neuhaus vorüber, in das trauliche Schärding zurück, wohl marschermüdet, aber 
voll angenehmer Erinnerung an das manigfach Gesehene und Erlebte. 
Es sei hier erinnert, daß der Reisende, er mag zu Fuß oder zu Wagen 
die Gränze betreten, selbstverständlich, wenn seine Papiere in Ordnung sind und 
er keine der zollämtlichen Behandlung unterliegenden Gegenstände mit sich führt, 
hüben und drüben die anstandsloseste Abfertigung findet?) 
O. 
Die dritte Wanderung ist wegen des hochromantischen Reizes der Gegenden, 
die wir durchstreifen, sowie wegen des Reichthumes der historischen Erinnerungen, 
welche sich hieran knüpfen, für den Natur- und Geschichtsfreund unstreitig die 
interessanteste. Zu dem Ende schreiten wir, wenn wir nicht einer Fahrt zu Wasser 
den Vorzug geben wollen, abermals über die Strombrücke, beugen gegen die untere 
Hofmark Neuhaus ab und einen angenehmen Fußweg verfolgend und an Riede r- 
An den vor dem k. k. Zollamte im Burggraben befindlichen Amts platz knüpft sich 
folgende Anekdote: 
In den Dreißiger Jahren kehrte einstmals der berühmte Musik-Virtuos F. Strauß 
mit dem Post-Eilwagen von einer Kunstreise aus London nach Wien über Schärding zurück. 
Als der Eilwagen hier zur Umspannung und amtlichen Visirung anhielt, befragten zwei dienst¬ 
thuende Gränz-Aufseher die im Wagen befindlichen Passagiere um ihren Paß. das Ziel ihrer 
Reise, ihren Stand u. s. w. Einer der Aufseher stellte auch an den noch im Wagey sitzenden 
Musik-Virtuosen die Frage: „Von was für ein Metier sind Sie, mein Herr?" „Ich bin ein 
Tonkünstler", erwiderte trocken der Angeredete. „Ein Tonkünstler, ein Tonkünstler", murmelte 
der Aufseher vor sich hin, und, da er den Begriff des ihm fremden Wortes sich nicht ent- 
räthseln konnte, fragte er seinen Amtsgenossen „was ist denn ein Tonkünstler?" „Nun ja", 
erwiderte ihm dieser, „ein Hafner". Herr Strauß lachte herzlich über diese Interpretation und 
amüsirte sich in Wien über diesen Vorfall köstlich.
	        
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