der
K. K. fcmdesfürstr. Krânzffadt
am Inn
und
ihrer Mmgeöungen.
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Weu xtmcjeavßeifei, viekfuch uerrnehrt und berichtigt
von
»«<r
Zweiter Theil'.
Bui rtf ee Hess.
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0.
Im Selbstverläge der Stadtgemeinde Schardinss
Buchdruckerei von I. Mayerhofer.
Einige geographisch geschichtliche Uatizen iilier de«
In-Stm« nni> über die deide« FliijjchenDat «ndUram.
nter de» herrliche» Flußthäler», womit das südliche Dculschlaud
vor »»d i» de» Alpe» durch die Natur, die Geschichte »ud die
Kunst ausgezeichnet ist, wird beut beschauenden Wanderer das
Thalgcläude des I u' s stets in lebendiger Erinnerung bleiben.
Denn die zahlreichen Ortschaften rechts und links dieses mäch-
tigeu Flusses, zunächst die Städte und Flecken, mahnend au die
fernen Zeiten des Alterthums, die großartigen und ansprechenden Denkmäler der
Geschichte, die Warten und Burgruinen, die verfallenen Abteien und Kirchen, die
am In hinab, manigfaltiger als irgendwo anfragen und welche insgesammt Wahr-
zeichen eines hingeschwundenen Fürsten-, Volks- und Familienlebens sind; ander-
seits aber die üppig grünen Gefieldc mit ihrer anmuthigen Abwechslung von Feld
und Wald sind es, die den Reisenden theils so ernst, theils wieder so gemüthlich-
heiter ansprechen, insbesondere, wenn er seine Route weiter hinab, durch das
baherisch - österreichische Jnthal bis zur Donau verfolget, sollte er da nicht von
den Reizen der manigfaltig gestalteten Landschaft mit ihren fruchtbaren Triften
und mit dcwdazwischen gleich azurnen Bändern dahinwogendeu Finthen im hohen
Grade bezaubert werden?
Der I n, jener Fluß nämlich, der den anliegenden Landschaften zum
Theile den Namen, so wie die Vollendung der Schönheit und Leben verleiht, ent-
springt in der Schweiz. Nach der Ethymologie bedeutet In Inn, Ihn, ein
reissendes Wasser, I n e geschwinde, U n o n, eine sprudelnde Quelle, Hin, «lim,
einst; lateinisch heißt er: Oenus, Aenus1), griechisch; Ainos, sowie das orientalische
ain überhaupt eine Quelle oder ein fließendes Wasser bezeichnet?)
1) Der alte Dichter Venantius Fortunatus sagt von demselben: „Rapido gurgite
volvitur oeims.“
2) Ungeachtet sich seit alter Zeit die Schreibweise „I n n" allgemein geltend gemacht
— 254 —
Kaum über einen Strom in Deutschland sind die Angaben hinsichtlich des
Ursprunges so verschieden, wie über diesen größten Nebenfluß der Donau in Deutsch-
land; doch Folgendes steht bei den meisten Geographen fest:
Der I n entspringt auf dem südlichen Abhange des Septimer's in Grau-
bünden — Ober-Engadin — in einer Meereshöhe von 6000—7000 Fuß, fließt
kurz nach seinem Entstehen durch den kleinen Lunginer - See (Lago di Lungin),
stürzt dann in wilden Cascade» in's Malojer - Thal herab, wird bei dem Wirths-
hanse Maloggia Aqua d’üen genannt und fällt bei Sils in die Silser-Seen.
Beim Ausflüsse aus denselben durch einen aus dem Faet-Thale und von
den Marotto - Gletschern herabstürzenden Gebirgsbach und andere zahlreiche Berg-
wasser verstärkt, strömt er in nordöstlicher Richtung durch das Engadeiner - Thal
und tritt nach einem 12 Meilen langen Laufe bei der Martinsbrücke in's Tirol
ein, durch dessen Felsen und Gebirgsmassen er sich sein Bett gewaltsam gebrochen
hat und durchströmt es, nachdem er das Wasser von mehr als 66 Gletschern auf-
genommen und bei Hall, unterhalb Jnsbruck, schiffbar geworden, bis Andorf bei
Kufstein in einer Länge von 25 Meilen und wälzt dann seine tiefen, klaren und
hellgrünen Flnthen, zuerst in nördlicher, dann in nordöstlicher Richtung in die
Ebenen Bayerns und des Jnviertels, wo er nach einem Laufe von 62 Meilen,
von denen 41 Meilen floß- und schiffbar sind, bei Passau in die Donau stürzt
und zwar mit solcher Gewalt, daß seine hellgrünen Flnthen, mit den tiefgrünen
der Donau ringend, mehrere Stunden tut Laufe noch erkennbar sind.
Bei seiner Mündung ist er nahe 700, die Donau kaum 600 Fuß breit
und trägt eine Ladung von 800—900 Zentner. Dieser Umstand allein, nebstdem,
daß seine Quellen mit so vieles höher liegen, als jene der Donau, würden hin-
reichen, ihn, dem allgemeinen Mißbrauche zum Trotze, als Hauptstrom des Donau-
gebietes zu bezeichnen, wenn die Geographen der neueren Zeit nicht ohnehin über
seinen Vorrang so ziemlich einig wären.
Bis Jnsbruck hat er sich bereits auf 1700 Fuß und bei Passau auf
932 Fuß uiedergearbeitet?)
Auch den Römern war der In wohl bekannt und er kam ihnen trefflich
zu statten; sie schlugen bei Jnsbruck (Oeni pons, üenipontum), bei Pfünzen
(puns Oeni, i’ontena) unweit Rosenheim und bei Passat! (Batava castra und
Bojodurum) ihre Brücken, trieben auf demselben lebhafte Schifffahrt und verführten
den Ueberflnß des Getreides, den Kriegsbedarf für die römischen Gränzfestungcn
und andere Lebensmittel auf demselben.
Bei Kloster Hohenau und zu Wasserburg wurden die großen, bis Ungarn * i)
und eingebürgert hat, ist und bleibt die Schreibung „I n" die richtige und der Herr Verfasser
der Werke: „Ort an der Antiesen, 1872"; „Geschichte des Marktes und der Pfarre Obernberg
am In, 1875"; „Geschichte der Stadt Braunau am In, 1882", Konrad Meindl, hat dem allge-
meinen Usus zum Trotze durchwegs der letzteren Schreibung sich bedient.
i) Von Schärding bis Passau beträgt das Gefälle des In circa 51 Fuß; dagegen
von der Salzacheinmündung bis Schärding 173 Fuß.
255 —
gehenden Frachtschiffe gebaut, daher heutzutage noch die Benennung: „Hohenaner"
für dieselben besteht?)
In der Lebensgeschichte des heil. Severin von Eugippius wird gemeldet,
daß schon damals (im Jahre 460—470) und auch später (im Jahre 554, 609,
680) Proviant aller Art in Ladungen über 110 Zentner auf dem In ans Nhätien
nach Wien verführt worden sei.
Zur Zeit der Römerherrschaft machte der In die Gränze zwischen
Vindelicien und Noricum; heutzutage gränzt er in seinem unteren Stadium de»
österreichischen Inkreis von Niederbayern ab.
Im Mittelalter, wo der Handel, der Waaren- und Provianttransport
häufiger zu Wasser geführt wurde, war deßhalb auch die Schiffahrt ans dem In
ans Nhätien und Noricum zur Donau eine viel lebhaftere, darum auch die Städte
am In bcreichendere, als heute; vorzüglich welche Menge Salzes wurde vom
Reichenhaller- und Hallciner-Salzbergwerke nach Bayern, Oesterreich und Böhmen
auf dem In verführt, nichts zu sagen von den Waaren und Weinen, die ans
Wälschland durch Tirol, dann weiter auf dem In nach Bayern und Oesterreich
verfrachtet wurden?)
Darum weisen die Urkunden des 11. Jahrhunderts schon auf die „Urbana
loca“ längs des Jn's so bedeutsam hin; damals aber wurden auch die Ufer und
die Leinpfade des Flußes ganz anders gewahrt, als in der Neuzeit. Der lebendige
Verkehr zu Wasser veranlaßte die Fürsten, längs des Flusses Zollstationen zur
Einheischung des Fahr- und Frachtenzolles zu errichten, so wie aber auch die
adelichen Grundherren es nicht verschmähten, das Strandrecht und die Grundruhr
in habsüchtiger Weise auszuüben.
Der I n führte einst Perlen, Gold und Silber mit sich; schon die Bojer
hatten ihre berühmten Goldwäschereien, welche eine ergiebige Ausbeute lieferten:
auch die Römer beuteten den In in dieser Hinsicht aus; noch tut 12. Jahrhunderte
befanden sich um Gurten, Nosbach rc. eigene Goldwäscherfamilien und im Jahre
1140 wies der Erzbischof Conrad von Salzburg zum Kloster Neichersbcrg eine
Familie aus der Zunft der Goldwäscher am In über, ein Beweis, daß damals
noch die Goldwäscherei florirt habe.
Im Jahre 1611 unter Herzog Max wurde das Goldwäschen auf der Donau,
Zu Hohenau waren auch die Nessenarll, Kornmesser, und das weithin geltende
Getreidemaß. Zur Zeit der Römer saß auf Attel ein Frumeniarius, Proviantmeister öerVIL. Legion;
zu Kloster Au lagerten Wälsch-Weine; dort und zu Gars wurde von kunstgerechten Stein-
metzen Marmor und Alabaster aus Tirol verarbeitet. Kloster Rott lieferte Eisengeschmeide;
feingemalte Töpferwaaren wurden zu Gars gefertiget. Schildmacher, Pfeilschifter arbeiteten
zu St. Nikola bei Passau auch schon zur Römerzeit.
2) Im 11., 12. u. 13. Jahrhundert ward aus Venedig, Pisa und anderen Städten
Italiens viele Baumwolle, Seide, Spezerei aller Gattung auf dem In zur Donau gebracht,
(Zschokke L 368.)
— 256 —
der Isar und dem In angeregt und im Jahre 1756 unter Churfürst Max Joseph 111.
neuerdings in Anregung gebracht und in Betrieb gesetzt; aus dem gewonnenen
Golde wurden in der fürstlichen Münze Dukaten geprägt, welche ans der einen
Seite das Bild des Churfürsten, auf der anderen den Flußgott mit der Wasserlinie
und dem bayerischen Wappen enthielten; die Umschrift solcher Dukaten war: „ex
auro Danubii," „ex auro Isarse," „ex auro Lyci," „ex auro Oeni". Der Ertrag
des Goldwaschens wurde während eines Jahres ans 30 Kronen, ä 4 Gulden
45 Kreuzer von einem Fluße angegeben; vom Jahre 1761—1773 wurde Gold
an 1273 Kronen Werthes zum Münzamte eingeliefert.
Noch heutzutage finden sich allsommerlich einige Goldwäscher in Süden
ein, die auf den benachbarten Auen im Wellensande nach Goldsand suchen nnd
nach einigen Wochen mit der gefundenen Ausbeute heimkehren.
Anheilte liefert der In eine reichliche Ausbeute an Fischen nnd zwar an
schmackhaften Huchen (zu 30—100 Pfund im Gewichte), Hechten (bis zu 30 Pfund
schwer), Aschen, Rntten, Barben, Brachsen, selbst auch Fischottern.
Der In überschwemmt, wie alle Gebirgswässer, gerne im Frühjahre »nd
Sommer; bei minderer Bevölkerung geschahen seine Ueberschwemmungen, z. B. im
Jahre 1156, 1179 u. s. w. wie die aller anderen Flüsse noch mit geringeren,
später aber mit desto empfindlicheren Schaden; so im Jahre 1438, 1501, 1562,
1598, 1606, 1705, 1786, 1787, 1840, bei welchen Uebcrschwemmnngen das
Wasser das Normal-Niveau um 30—40 Fuß überstieg und sohin die Ebenen des
Rotthales in eine weitgedehnte Wasserfläche verwandelte.
Es ist keinesfalls eine aus der Luft gegriffene Behauptung, daß die um
Schärding herum befindliche Thalebene, so wie die am linken Jnufer sich hinauf-
ziehenden Ebenen einstmals ein seebedeckter Boden gewesen seien. Denn damals
war die Wasserpassage bei Vormbach noch nicht so geräumt und frei, wie heute,
sondern eine Unmasse von Felsen-Riffen und Kugeln, die ans dem Flußbette sich
erhoben und in einer ununterbrochenen Verkettung von einem Ufer bis zum andern
reichten, versperrte nnd verhemmte den Ablauf des Wassers, welches deshalb weit
hinauf stauend, den stachen Thalboden überdeckte und eine seeähnliche Wasserfläche
von großer Ausdehnung bildete. Für diese Behauptung zeugen die steilen, ab-
gestuften Abhänge des rechten Jnufers, die unverkennbare Spuren von Ausspü-
lungen tragen; hiefür zeuget der Kies- nnd Sandboden des unteren Rotthales um
Würding, Pöcking, Mitich und Hartkirchen, vornehmlich in der Königswiese, da-
rinnen an verschiedenen Stellen sich Vertiefungen als Spuren ehemaligen Rinn-
sales weisen; dieses besagen unwiderlegbar ans dem Boden hervorragende, derzeit
über das Normal-Niveau um 4—6 Klafter höher gelegene Felskugeln (der Pram
entlang), welche obenauf, nur von brandenden Wogen und Fluthen ausgespülte
Höhlungen und Vertiefungen verschiedenster Form und Größe weisen, zum Zeug-
niß, daß im grauen Alterthume der In um 30—36 Fuß höher als dermals ge-
fluthet haben mußte.
Die Bojer und nach ihnen die Römer, wollten, nachdem sie Herren dieses
257
Stromes geworden waren, ihn sich dienstbar nnd schiffbar machen und räumten
darum die größeren, die Schifffahrt hennnenden Felsmassen bei Formbach und
Schärding hinweg; so geschah die großartige Abzapfung des weit hinauf stattenden
Stromsee's; viel fruchtbares Land wurde gewonnen, kolonisirt; Festungen, mansione»,
Heerstraßen n. dgl. entstanden längs des Stromes.
Der In erhält seine Verstärkung durch eine bedeutende Anzahl von
Nebenflüßen und Bächen, von denen die vorzüglichsten
a) eint linken Ufer folgende sind:
1. bei Landeck die mit der Rosanna vereinigte nnd vom Arl- Berge
kommende T r o f a » n a,
2. die B r a n d c n b e r g e r - A ch e n,
3. bei Rosenheim die mit der Schlier-Ach und Lenz nach vereinigte
Mangfall,
4. bei Neuöting die I s e n,
5. bei Schärding die R o t,
b) a in rechten Ufer:
8.
9.
10.
11.
12.
13.
0. der Pitz-Bach,
7. der Oetz-Flnß, der das Wasser ans den höchsten Bergen Tirols dem
In zuführt,
die M e l a ch,
die vom Brenner herabstürzende Sill,
die durch die G e r l o s verstärkte Z i I l e r,
der W ö r g l - B a ch,
bei Markt! die aus dem Chiem-See strömende nnd durch die bayrische
Traun verstärkte Alz,
die Salzach, (ji&avus, Ivaro, Igonta, Salzaba) der größte Neben-
fluß des Jn's; sie entspringt in Ober - Pinzgau, im Hintergründe der
Krimmcl als A ch e, stürzt 2000 Fuß, in 5 Caseadcn einen der imposantesten
Wasserfälle Europens bildend, herab, vereiniget sich mit der von Norden
kommenden Salza und trägt erst von dort den Namen Salzach;
fließt dann zuerst in östlicher, dann in mehr nördlicher Richtung, nachdem
sie eine beträchtliche Zahl von Wildbächcn nnd Müßen, — darunter die
Lame r, Alben, Saale — sich zngeeiniget hat, nach einem Laufe von
36 Meilen, von denen 12 Meilen schiffbar sind, dem In zu, mit welchem
sie sich bei Haiming im zaudernden Vordrange vereiniget,
14. bei Braunau die aus dem Mat- und Trümer-See kommende Matig.
15. bei Mühlheim die Ach,
16. bei Obernberg die Gurten,
17. bei Mitterding die mit der O st e r n a ch vereinigte A n t i e s e n,
18. bei Schärding die mit der Fudach vereinigte Pr am.
Für unsern Zweck wollen wir nur die Rot und die Pr am etwas
näher beleuchten.
33
!
— 258 -
a) Die Rot, Rota, Rotah, eructatio, eruptio Flnetmun. nach
Angelus Rumpler ruber Fluvius, hat ihre Quellen bei Oberbergkirchen, Land-
gerichts Neumarkt in Oberbayern, verstärkt sich mit der Bina und anderen Bächen,
fließt in östlicher Richtung durch die Landgerichtsbezirke Neumarkt, Eggenfelden,
Pfarrkirchen, Griesbach u. Rotthalmünster in einem vielfach gewundenen 12 Meilen T
langen Laufe dem In zu.
Urkundlich kömmt die Rot im Jahre 748, 749, 759, 770, 794, 803, ch
816, 823, 825, 854 u. s. w. vor und nach ihr wurde der anliegende Gau,
Rotahgau, Rotgau und das heutige Notthal benannt?) Die Rot ist übrigens
fischreich und treibt viele Säge- und Mahlmühlen; bei längerem Regenwetter tritt
sie gerne aus und verheeret die beiderseitigen Niederungen.
d) Die Pr am, Bram, P r a m a?) entspringt an den nordwestlichen Ab-
hängen des Hausruckberges ans mehreren Quellen, welche nach ihrer Bereinigung den
Namen Prain führen. Sie fließt zuerst in nördlicher, dann in nordwestlicher
Richtung, in vielen Serpentinen gewunden langsam, fast träge schleichend dem In
zu, in welchen sie unterhalb Schärding ausmündet, nachdem sie in ihrem 6 Meilen
langen Laufe 30 Mahl- und Sägemühlen und 3 Oelstämpfe in Betrieb gesetzt
hat; ihr Gesammtgefälle betrügt 580 Fuß.
Bei längerem Regenwetter i>nd Schmelzen des Schnee's tritt die Pram
aus den Ufern, überfluthet Wiesen und Felder und beschädiget die Mühlen, wird
aber auch in trocknen Jahren so wasserarm, daß manche Mühlen und Mühlgänge O
feiern müssen.
Die bedeutenderen Nebenflüße der Pram sind:
der T i e f e n - B a ch ans der Pfarre Taiskirchen,
der Griesbach,
der M e s s e n b a ch,
der S ch m o i g l a u e r b a ch,
der Laufen- oder T e u f e u - B a ch,
der R ab er-Bach,
die ans den Kopfinger-Bergen herabeilende, einstmals perlenreiche Fudach,
der S ch n e l z e n - B a ch,
der R e i n - B a ch,
der Biber-Bach,
der Mühl- oder E g g e r s h e i m e r - B a ch. ^
Die Pra m birgt in ihrem oberen Laufe schmackhafte Fische und Krebsen;
urkundlich wird dieses Flüßchen im Jahre 1140 und 1150 genannt.
Im Rotthale scheint ehemals eine eigene Art von Schiffen für den In und die
Donau gebaut worden zu sein, welche von ihnl den Namen hatten. In v. Lang's bayerischem
Jahrbuche S. 275 heißt es: Ein Schiff von Eichenholz „Nottal" genannt, trägt 24 Roß.
2) P r a m bezeichnet der Etymologie zufolge ein Gewässer, dessen Ufer mit Bäumen
und Gebüschen besäumt oder verbrämt sind. Deßhalb denn auch richtiger „B r a m" geschrieben
werden solle.
4
259 —
Das Pramthal, seit frühester Zeit bewohnt und cultivirt, eine offene,
fruchtgesegnetc Landschaft voll lieblicher Abwechslung, von einem lebensfrohen
Bölklein bewohnt, ist seit 1861 von Riedan bis Schärding von dem Schienen-
strange der Kaiserin Elisabeth-Westbahn durchzogen und belebt.
Der I n wurde mehrmals zur Reise hoher Personen benützt; Kaiser
Maximilian l. fuhr einigemal ans diesem Strome von Jnsbruck nach Oesterreich;
im Jahre 1550 fuhr der Paffancr- Bischof Wolfgang Graf v. Salm auf einem
Schiffe inabwärts, wobei es jedoch geschah, daß das Schiff bei der Brücke zu
Schärding im reißende» Strome an einen Brückenpfeiler stieß, umschlug, der
Bischof in's Wasser fiel und in der größten Gefahr war, zu ertrinken; doch wurde
er von den anwesenden Fischern und Schiffern glücklich herausgezogen und gerettet.
Im Jahre 1552 fuhr Churfürst Moriz von Sachsen auf dem In von
Jnsbruck nach Paffan; desgleichen die Gemalin des Kaisers Carl VI., die Elisa-
beth« von Braunschweig, ans ihrer Reise aus Spanien nach Wien im Jahre 1713;
den 25. November 1665 war der salzburgische Erzbischof Gnidobald von Thun,
von Salzburg ans zu Wasser, auf der Salzach und auf dem In hinab und
über Passau nach Regensburg hinaufgefahren, um dort bei dem versammelten
Reichstage sein Amt als kaiserlicher Prinzipal-Commissär fortzusetzen.
Im Jahre 1739 fuhren Carl Albrecht, Churfürst von Bayern und dessen
Erbprinz Max in einem prächtigen Schiffe an Schärding vorüber nach Melk zum
Kaiser Carl VI. um sich wegen der Ansprüche des Hauses Bayern auf einige
österreichische Erbländer zu unterreden.
Im Jahre 1765 wurde auf dem In die Leiche des zu Jnsbruck ver-
storbenen Kaisers Franz Stephan 1. von Lothringen, des Gemals der Kaiserin
Maria Theresia, nach Wien geführt.
Heutzutage wird der In und zwar seit dem Jahre 1854, von Passau
bis Rosenheim mit Dampfschiffen befahren, freilich zeitweilig nur; denn die regel-
mäßigen Berg- und Thalfahrten mußten wegen Mangel an Personen- und Waaren-
Freqnenz eingestellt werden.
Bis diese Fahrten mit Dampfbooten und auch mit anderen Schiffen ohne
alle Hindernisse oder Unfall von Statten gehen, bedarf der Strom hüben und
drüben noch vieler Reinigungen, Regulirungen, Sprengungen und Uferschutzbanten;
denn die Schiffahrt auf dem In ist, besonders bei Reichersberg und Suben der
vielen Krümmungen und Sandbänke wegen, im Wasserburger-Walde, bei Schär-
ding »ud Formbach der Felsenkugeln wegen, eine der übelsten; gerathen Fahrzeuge
auf Sand, so werden sie oft stunden- und tagelang aufgehalten, bis sie wieder
flott gemacht werden können.
Wild brandete ehemals der Strom bei Formbach am sogenannten Karpfen-
33*
— 260 —
stein, wo er der vielen Klippen und des Gehäckels wegen eine Art von den
Schiffern gefürchteten Strudels bildete?)
Auch bei Schärding brauset der In wild durch die Brücke und an den
Mauern vorbei; die Fahrt durch die Brücke erfordert wegen der Stromschuelle
alle Vorsicht und Anstrengung; denn viele Fahrzeuge zerschellten am sogenannten **
Kreuzjoche?)
Zu verschiedenen Zeiten, so auch im Jahre 1827, 1829, 1835, 1853 ®
und 1856, 1876 wurden zur Reinigung des Stromes bei Wernstein, Formbach
und Schärding Felsensprenguugen vorgenommen und längs des Grünthales hinauf
bis St. Florian neue Uferschutzbauten aufgeführt; in dieser Beziehung hatte sich
Franz de Paula Aichiuger, Feldwirth zu Schärding, durch seinen, auf eigene Kosten
unternommenen rationel ausgeführten Uferschutz- und Sporn - Ban einen achtbaren
Nachruf erworben. 1
1) „Proxime cataractam Oeni fluminis, scopulumque Karpfenstein dictum, cui tristem
celebritatem conciliavit frequentia naufragiorum.“ Mon. boic. IV. 3.
2) Das Gefälle des Wassers unter der Brücke betrügt bei 40 Zoll, während das-
selbe auf der Stromstrecke non Schärding bis Passau durchschnittlich für eine Klafter iy3 Linie
beträgt.
J
4
Wyk kr Stak Schiirkng.
ir wollen nun unser Augenmerk auf das letzte Stadium des
Zuflusses richten, auf seinen Lauf an der Gränze zwischen
Niederbayern und dem österreichischen Inkreise.
Hier begränzen die bevölkerten Triften Niederbayerns meist
flach das linke Ufer, während dys rechte Ufer auf steilem Abhänge
die Städte Braunau, Obernberg und Schärding, die Burgen
M ' Hagenau, Frauenstein, Sunzing, Katzenberg und dazwischen die
î Klöster Ranshofe», Reichersberg und Silben trägt.
In größerer und geringerer Entfernung vom Ufer erheben sich in mannigfach
lieblicher Formation, theils bebaute, theils bewaldete Hügelreihen, als Saum und
Rahmen des schönen und frnchtgesegneten Landschaftsbildes und Flußthales, das
sich bei Formbach durch die Ausläufer des Neuburger - Waldes und des Frohn-
Waldes schließt und mit Einem Male, den Strom, welcher bishin in einem viel-
gearmten, stellenweise über 6000 Fuß breiten Bette dahin wogte, in ein schmales
Bett eindämmt.
Nicht vollends am Schlüße dieser weiten Thallandschaft liegt an der
Stelle, wo das zwischen dem In und der Pram sich hinziehende Plateau theils
mäßig sich absenkt, theils als ein gegen den klippenreichen Strom vorspringendes
Fels-Promontorium steil abfällt, der Ort Schärding hingebant und zwar an-
mnthig, pittoresk, freilich auf unebenen Terrain, welches eben wegen der dahier
eigenthümlichen Gestaltung Anlaß zur Entstehung und Benennung des Ortes, zur
Erbauung des Schlosses, zur Befestigung des Platzes gegeben hat?)
Geographisch betrachtet liegt Schärding unter dem 31", 5', 26" östlicher
Länge und dem 48°, 27' und 15" nördlicher Breite und in einer Seehöhe 972
Fuß (nach anderen 983 Fuß). 1
1) Scharting, von scarta und ing*, bezeichnet einen ans Kundschaft ausspähenden Wacht-
üder Befestigungsplatz. I. Andreas Schmeller's bayerisches Wörterbuch.
— 262
Aeltere Geographen und anch Schütz geben die Lage von Schärding mit
folgenden Worten: „Schärding, eine Stadt am Jnnfluße, an der Gränze gegen
„Oberösterreich, gegen Ost und Mitternacht von Bergen und Waldungen umgeben,
„gegen Mittag n»o West in einer weiten und furchtbaren Ebene gelegen."
Das Klima dieser Gegend ist sehr gemässiget und wegen der längs des
Stromes wehenden reinen Luft auch gesund; deßhalb sind epidemische Krankheiten
etwas seltenes, örtliche Krankheiten unbekannt; nicht so Vortheilhaft ist das Klima
in den Niederungen längs der Pram und zwar ihrer moorigen Eigenschaft wegen.
Schärding war immer eine landesfürstliche, ehevor churfürstlich-bayrische,
heute k. k. österreichische Stadt und ist als solche der Sitz der k. k. Bezirkshaupt-
mannschaft, eines k. k. Bezirksgerichtes, k. k. Steueramtes, eines k. k. Ban-
Adjnnkten und Straßenmeisters, eines k. k. öffentlichen Notariates und beeideten
Gerichtsadvokaten, eines k. k. Hanptzollamtes und eines Fiuanzwach-Commiffariates,
eines k. k. Postamtes, einer Telegrafenstation, einer Tabak- und Stämpelgcfällcn-
Nicdcrlage und einer bürgerlichen Stadtgemcinde-Berwaltung in Verbindung mit
einer Sparkasse-Verwaltung.
Die Ortsgemeinde Schärding bildete sich im Jahre 1850 aus der Catastral-
Gemeinde Stadt-Schärding und der Enclave-Gemeinde Vorstadt-Schärding, somit
aus jenem Bezirke, welcher innerhalb der Marken des neuen Burgfriedens liegt,
und demnach westlich vom In, nördlich und östlich von der Pram bespült und im
Süden von den Feldfluren der Gemeinde St. Florian begränzt wird. Die Linien
des alten, im Jahre 1710 ausgemesseuen Burgfriedens schlossen das zur Schloß-
pflege gehörige Grünthal und das außerhalb der Vorstadt gelegene Pflegfeld mit
dem Siechgarten, dann auch die zum Kloster Formbach nnterthänige, somit zum
Magistrate nicht jnrisdiktionirbare Abts-Mühle aus.
Nach der Eatastral-Vermessung vom Jahre 1827 umfaßte die Orts-
Gemeinde Schärding einen Flächcnram» von 427 -Joeb, 65 ^-Klafter in
sich, welche in folgende Kulturgattungen sich vertheilen:
Benennung ber Catastral- Gemeinde Aeckcr Wiesen Greche Gàrten Silente Gàrten Hut- weiden Bau- Area Unbe- uutzbarer Boden Znsam- nicn Catastr.- Nein- Ertrag d. prodnk- tiven Grnnd- flàche Hans-, Grund- und Erwerb- stenern d.Jahres 1850
Joch u Klft. Joch k > Siisi. Joch 1 ' Klft-. Joch ! i Klft. Joch | Klft. Joch Klft. Joch > > Klft. Joch U K.fk. fl kr. fi- kr.
Stadi Schàrding — — — — 7 618 1 142 — 1014 10 201 23 1554 43 329 329 34 2929 55
Vorstadt , Schàrding 157 li 38 71 1163 21 1 8 203 13 258 6 806 105 972 383 1336 4117 13 1305 58
Zusaiiuiieii: 15? 1133 71 1163 28 .619 9 345 13 1272 16 1007 129 926 427 65 4446 47 4235 53
wovou bei 113 |____I-Joch auf die Wasierflàcheu des Ju's und ber Pram entfalle».
264
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o o o INC CD CO 4^ o Zahl der W ahuparte ien
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—i 00 4^ Ci 00 Ci Ci Zahl der Fremden
ro Ci L>0 4- CD Ol M- -<l o CD Zusammen
Ci 4^ CO ÎO Ci CD 00 -3 -3 Zahl der heimisch Abwe- senden
INC Ci cd CD Ol M■ -3 O 4* katholische & o g er iCi 3*'
C-1 1 Oi protestantische
Ci 1 Ci (Geistliche
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WeWilds-Welle öer Hemeinöe SGrding im Zuljre 1854.
Benennung der Gemeinde Hengste Stuten Walla- chen Stiere Ochsen Kühe Kälber Schafe Ziegen Schweine Anmer- kung
Stadt Schärding 6 36 54 6 9 153 16 2 11 263
Vorstadt Schärding — 8 10 2 2 69 15 6 39 180
Zusammen 6 44 64 8 11 222 31 8 50 443
266
Im Jahre 1875 wurde die Abtrennung der Ortschaft Allerheiligen, welche
schon im Jahre 1785 mit der Pfarre Schärding vereiniget worden war, aus dem Ge-
meinde-Verbande Brunnenthal und die Einverleibung mit der Gemeinde Schärding bean-
tragt, vom h. o.-ö. Landtage auch bewilligt und am 1. Jänner 1876 dnrchgeführt.
Demnach veränderte sich das Flächenmaß, die Population und der Liehstand
der Gemeinde Schärding, und die nachstehenden Tabellen weisen dermals folgendeZisfer:
H H, s | §. rt) « S- ¿4- er o | §« « | «; © © » o? a~ CO er Benennung der Eatastral-Gemeinde
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- 267 —
Schärding, sowie das am jenseitigen User gelegene Neuhaus bilden
den Vereinigungs- und Durchgangspunkt mehrerer, vormals wichtiger und belebter
Verkehrs-Straßen, die zumeist über römischen Grundlagen tracirt sind; sonach liegt
Schärding: a) an der von Wien und Linz nach Bayern und in das deutsche Reich
hinausführenden Reichsstraße; 5) an der von Salzburg und Braunau nach Passau
leitenden Reichsstraße und von Ried nach Passau führenden Landesstraße; c) an
der von Engelhartszell über Münzkirchen hieherführenden Bezirksstraße. Neuhaus
dagegen liegt d) an der von München und Vurghausen über Simbach nach Passau
und ö) an der von Landshut über Pfarrkirchen nach Passau leitenden Poststraße.
Seit dem Jahre 1861 führt an Schärding vorüber, jedoch am jenseitigen
Pramufer die von Wien über Linz, Wels, Neuinarkt nach Passau führende, die
Verbindung des österreichischen Bahnnetzes mit dem bayerischen vermittelnde Kaiserin
Elisabethen-Westbahn vorüber und seit dem Jahre 1877 zweigt von dem Bahnhöfe
Schärding der über Ried, Atnang, Gmunden, Ischl, Aussee und Selzthal — in
Steyermark — tracirte Flügel der Kronprinz Rudolf-Bahn ab; doch diese Bahn-
verbindungen haben Schärdings gewerbliches und commercieles Leben keineswegs
gehoben, sonder» geschmälert.
Uebrigens wird die Verbindung mit den nahegelegenen Pfarrorten des
In- und Auslandes, wie z. B. mit St. Marienkirchen, Eggerding, Reinbach, Scharten-
berg, Wernstein, Höhenstadt, Hartkirchen, durch gut erhaltene Vicinalstrassen
vermittelt.
Schärding liegt von Wien 258, von München 171, von Regensburg
148'/z, von Salzburg 102, von Linz 80, von Braunau und Pfarrkirchen 49, von
Vilshofen, Altheim, Ried, Peuerbach und Engelhartszell 34, von Obernberg und
Karpfheim 181/;., von Sigharting 171/2, von Passan 15, von Münzkirchen, Pöcking,
Fürstenzell und Höhenstadt 11, von Neuburg 9, von Taufkirchen 10, von Suben
6'/?, von Formbach 5, von St. Florian 2 Kilometer entfernt.
Außer den längs der Bahnlinie laufenden Telegraphendrahte ist Schärding
mit Engelhartszell und mit Obernberg-Altheim telegraphisch verbunden; außerdem
läuft von Simbach ans über Neuhaus nach Passau längs der Poststraße eine
Telegraphenleitung.
34
Besdjmlniiij der Stadt Schärding.
chärdiiig für sich betrachtet, besteht aus der von alten verfallenden
Ringmauern und tiefen Gräben umschlossenen Stadt und ans der
um selbe herum irregulär gruppirten Vorstadt.
In die Stadt, welche einen Umfang von 1672 Metern oder
2200 Schritten hat und von Süd nach Nord fast in Rautenform
angelegt ist, gelangt man durch drei Thore: 1. das obere oder
Linzer- Thor; 2. das niedere oder Allerheiligen- auch
P a s s a u e r - Thor; 3. das Brücken- oder Münchner- Thor; das Eich-
büchel - Thor wurde im Jahre 1855 abgetragen; außerdem bestehen noch das
W a s s e r t h o r, das K a p u z i n e r - W a s s e r t h ö r l und das G r ü n t h a l-
T h ö r l.
Vor dem Jahre 1809 waren vor den Stadtthoren über den Graben Zug-
brücken gelegt, über welche man durch das Thor in die Stadt hinein schreiten konnte;
weil damals noch die Thore zur Rachtszcit gesperrt und die Brücken aufgezogen
blieben, so hatte jeder zur Nachtszeit anlangende Passant an den Sperrer oder
Thorwart den Sperrkreuzer zu entrichten.
Im Jahre 1809 waren die Gräben vor den Thoren mit Brandschntt
ausgefüllt worden und die Thorsperre war fortan unterblieben.
Die unregelmäßig um das Schloß herum angelegte und theilweise am
Abhange hingebaute Stadt theilt sich in die obere (Nr. 1—74), Hintere (Nr. 75
bis 126), untere Stadt (Nr. 127—195) und in den Eichbüchel (Nr. 196—212).
Gleich innerhalb des oberen Thores betritt man den geräumigen (etwa
9850 Quadrat-Bieter fassenden) doch nicht regulär geformten Hauptplatz, welcher
von 42 vielfach stattlichen Häusern umstellt ist; noch schöner würde dieser Platz
sein, wenn die auf demselben stehenden vier Häuser Nr. 55, 56, 57 und 58 nicht
Unregelmässigkeit verursachen würden.
Fast in der Mitte des Platzes befand sich ehedem der öffentliche Rohr-
brunnen mit der antiken Statue des hl. Georgius aus Stein; der Brunnenkorb
269 -
zeigte die Jahreszahl 1782. Seit dem Bau der Hochguellen-Wasserleitung und
der Aufrichtung des Hochstrahlbrunnens wurde dieser Rohrbrunnen, so wie jener
am unteren Stadtplatz befindliche beseitigt.
Im Jahre 1879 wurde daneben ein 1150 Hektoliter fassendes Wasser-
bassin zur Speisung der Saugspritzen herausgemauert und mit massiven 4'/z Metern
laugen Steinplatten wohl verdeckt.
Boíl dem oberen Platze durch 4 Häuser getrennt, befindet sich an der
Absenkung gegen das Wasserthor, der untere Platz, ein längliches, von 18 Häusern
umstelltes Dreieck, dessen Mitte ein Rohrbruunen mit der darüber gestellten Statue
des heiligen Florian zierte?)
Von beiden Plätzen laufen, freilich nicht in rechten Winkeln, mehrere nicht
geradelinige Gassen aus: die Kirchengasse, die Passauergasse, der Burggraben,
die Schloß- oder Hofgasse, die Jnnbruck- oder Eichbüchel-Gasse, die Denisgasse
(vormals Webergasse) und die Ludwiggasse; außer diesen vermitteln noch die Theater-
gasse, , Lamprechtstraße (vormals Metzgergasse), das Sebastiauigassel, die Kapu-
zinergasse, das Fleischgassel die gegenseitige Verbindung der Gassen.
Die meisten Häuser (130) haben 2 Stockwerke, nur wenige drei; dagegen
tragen die Häuser der hinteren Stadt, welche sich unebenen Bodens um die ehe-
malige St. Sebastianskirche auf dem sogenannten Stein grnppiren, so wie auch
die Häuser in Eichbüchel, nur 1 Stockwerk.
Zn den vorzüglicheren Gebäuden gehören außer der imposanten Pfarrkirche
das im Jahre 1876 im altdeutschen Style neu umgebaute Rathhans, das Amts-
gebäude der k. k. Bezirkshauptmannschaft und jenes des k. k. Bezirksgerichtes an
der Kapnzinerkirche, der Pfarrhof, fast sämmtliche Bräu-, Gast- und Handlungs-
Häuser und sonst noch andere Privatgebäude?)
In einer alten Beschreibung der churbayerischen Städte (Churbayerischer
Atlantis 4. Theil) heißt es:
„Schärding, eine sehr wohl, zierlich und ziemlich groß erbaute Stadt
------hat ein großes, sehr festes Schloß auf einer Höhe, — einen großen
„Markt------------und viele steinerne Häuser re.-------"
In der von Math. Merian im Jahre 1650 herausgegebenen Beschreibung
der vornehmsten Städte und Plätze in Ober- und Rieder-Bayern und Ober-Pfalz
heißt es zur Seite 99:
„Schärding in Oberbayern, am Fluß Inn gelegen, und sammt seinem *)
*) Im Jahre 1677 war der am unteren Platze befindliche Rohrbrunnen neuerdings
aus rothgeschlisfenen Marmor aufgerichtet worden; im Jahre 1778 wurde er abermals neu,
jedoch aus Granitsteiuen, um 440 Gulden R. W. hergestellt. Stadtkammerrechnung vom
Jahre 1778.
2) Vor 100 Jahren zählten dagegen außer der Pfarrkirche das in vornehmer Renais-
sance erbaute Rathhaus mit seinem Corridor, das große feste Schloß, das Landgerichtshaus,
das Psteghaus, die 2 Kasernen, die St. Sebastianskirche u. a. m. zu den vornehmsten Gebäuden
der Stadt.
— 270 —
„Landgerichte, 2 Klöstern, 3 Schlösser», 17 adeliche» Sitzen, 15 Hofmarchen und
„mehreren Dörfern in die Regierung Burghausen gehörig."
„Ist eine hüpsche wohlgebaute Stadt, und hat ein vestes Schloß; ist auch
„die Stadt selbsten bei etlichen Jahren hero sehr bevestiget, und mit einem Wall
„umfangen worden. Es gibt da schöne steinerne Häuser und einen grossen Platz
„oder Markt."
„Hat vor Zeiten eigene Grafen gehabt, so sich von Scherdingen und
„Neuburg geschrieben, von denen Lazius lib. 7 migrat fol. 317 u. Wig. Hund
„im bahr. Stammenbnch mehreres schreiben; es wird dieses Ortes offt in den
„Annalibus Brunneri als pag. 538, 752, 796, part. 3 und anderswo ge-
dacht." ')-------
Zu denjenigen Gebäuden, welche ihre antike Banform zum Großtheile
noch bewahrt haben, gehören das dem Bierbräuer M. Kapsreiter gehörige Malz-
hans (snb Nr. 145) zunächst des Wasserthores und dessen Sudhaus und der dem
Bierbräuer E. Dosch gehörige Steinkasten im Burggraben.
Die zweite Hälfte des 16. und der Ansang des 17. Jahrhunderts war
die Epoche, während welcher so vieles zur Verschönerung der Stadt durch zweck-
mässigeren Umbau der Häuser geschah; ans jener Zeit rühren die Umbauten am
I. Pnstet'schen Hanse mit der Jahreszahl 1569, des F. Hirschenauer'schen Gast-
hauses mit der Jahreszahl 1582, des mit einem Corridor ausgestatteten Stadt-
Rathhauses mit der Jahreszahl 1594, des Frankingerhofes mit der Jahreszahl
1597, des G. Wohlmuth'schett Hauses Nr. 29 u. a. i». her.
Das 18. Jahrhundert hatte das Charakteristische, daß die Häuser-Facaden
der Vornehmeren mit in Fresco gemalten Ornamenten, architektonischen, allegorischen
und religiösen Inhaltes geziert wurden.
i) In den alten Städten und Märkten waren die Strassen und Gassen meistentheils
enge und krumm; die Mehrzahl der Häuser in den Seitengassen hölzern und klein; nur die
am Marktplatze befindlichen Häuser der reicheren Bürger waren aus Stein gebaut; so auch zu
Schärding, wo bis in das 18. Jahrhundert herab viele hölzerne Häuser sich vorfanden, und die
vielfach krummen Gassen nicht im rechten Winkel sich durchkreuzten, auf dem Marktplatze waren
die Hauser aus Steinen aufgeführt und mit zierlichen Erkern versehen, wie denn auch die Eck-
häuser, als den Patriziern gehörend, mit erkerähnlichen Thürmchen ausgestattet waren.
In den Bränden, welche im Jahre 1504, 1703, 1724, 1779 und 1809 über Schärding
hingegangen sind, liegt die Ursache, daß die Häuser bei ihrem Wiederaufbau, ihre ehemalige
Bauform und Ornamentik einbüßten; es verloren sich die Spitz- und Stufen-Giebel, an deren
Stelle die Rundgiebel und sog. Feuermauern traten; es verschwanden die an vielen Häusern
vorragenden, vielfach ornamentirten Erker, die an den Häusern der Patrizier und Handels-
Herren angebrachten Eckthürmchen; die die Facaden und die Fenstereinfassungen zierenden pla-
stischen Stuccaturen und die vielen Fresco-Gemälde, die den Häusern ein eigenthümliches An-
sehen verliehen; die mittelalterlichen Formen mit ihrer Manigfaltigkeit zogen aus und machten
einer nüchternen, styllosen Einfachheit Platz; und doch kann nicht geläugnet werden, daß die
beiden Stadtplätze mit den davon ausmündenden Hauptgassen auf den Passanten einen ange-
nehmen Eindruck, den der Reinlichkeit und Gefälligkeit hervorrufen.
271 —
Von dem einstigen stattlichen nnd umfangreichen Schlosse erübrigen noch
folgende Gebäude: a) der bis auf ein Stockwerk erniedrigte Eingangsthurm
— vormals äußere Schloßthurm — an dessen Gewölbe noch die Jahreszahl 1580
ersichtlich ist nnd dessen Vorderseite mit dem herzoglich bayerischen Wappen nnd
der Jahreszahl 1004 geziert ist; im Jahre >803 ging dieses Gebäude von Seite
des Staats-Aerars käuflich um 1600 Gulden an die Stadtgemeinde über; 0) inner-
halb des Thores zur linken Hand die ehemalige Schlvßkapelle, welche zu einer
Remise nnd Stallung umgestaltet wurde; c) die vormals ärarischen Magazins-
und Kastengebäude, welche im Jahre 1863 an Private veräußert wurden; ck) das
einstige churfürstliche Zeughaus, welche zu einem Gartenhanse und im Jahre 1868
zu einer geschmackvollen Villa umgestaltet wurde; dieses Zeughaus stand mittels
eines gewölbten Ganges mit dem Pulverthnrme i» Verbindung, von welchem der
in die Runde gebaute Untersatz im E. Dosch'schen Garten des äußeren Schloß-
zwingers noch ersichtbar ist.
Von dem äußeren Vorhofe gelangt man über eine Brücke, welche über den
das innere Schloß einschließenden, zum Theile ans Felsen gebrochenen Wehr-
graben gelegt ist, in den inneren Schloßraum, welcher an der Ostseite von einer
etwa 100 Meter langen, 14 Meter hohen nnd 2 Meter dicken, ans der Römer-
zeit herrührenden Umfassungsmauer umsäumt ist, und an welche unansehnliche
Holz-Remisen sich anlehnen; von dem einstigen Hochschloße ist außer einem Keller-
gewölbe nichts mehr ersichtlich, ebenso wenig von dem hohen Schloßthnrme; dafür
ist der gebäudelose Raum mit freundlichen Gärtchen und mit schelmisch in das
Rotthal hinüberlugenden niedlichen Garten-Pavillons belegt; auch die Schloß-
zwinger und Schloßgräben sind sämmtlich zu Gärten verwendet nnd auf dem
lerassenförmig abgestuften Schloß- oder Burg-Berge, auf welchem ehmals die Tuch-
rahmen angebracht waren, ist ein Weingarten angelegt.
Das dermals H. Weber'sche Gasthaus Nr. 117, die Häuser Nr. 122,
123, 124, 125, das Bruckzollamtsgebäude, neben welchem einst, der nun gänzlich
rasirte Bruckthurm stand, ferners der Dosch'sche Steinkasten, das k. k. Zollamts-
gebäube, das Gasthaus des P. Hölzl und das einstige herzogliche im Jahre 1809
demolirte Mauthaus (im Burggraben) waren sämmtlich zum fürstlichen Schloße
gehörende Bestandtheile und zwar diente das Haus Nr. 117 als Wohnung für
den fürstlichen Pfleger nnd Kästner; die Häuser Nr. 122 und 123 als Wohnung
für den fürstlichen Hofjäger und Falkner; das Haus Nr. 125 als Wohnung für
den Büchsenmeister, der aus seiner Werkstätte mittels eines gedeckten Ganges in
das seiner Bewachung und Aufsicht anvertraute Zeughaus hinaufgelangen konnte;
der Bruckthurm war vom Burghüter und seiner Rotte bewohnt; das Gasthaus
Nr. 142 war das Mautgegenschreiberhaus nnd der Burggraben nur durch eigene
Thore zugänglich, diesem nach nahm das Schloß mit allen seinen Neben-
gebäuden, Zwingern, Gräben u. dgl. ein Areale von mehr als 6 Quadrat-Joch ein.
Ehemals hatten die Gassen der Stadt folgende Benennungen: Kirchengasse,
Schlossergassel, Fleischgassel, Schnüedgasse, im Burggraben, Hof- oder Schloßgasse,
272 —
Eichbüchelgasse, Weber- oder Färbergasse, Messerschmicdgasse, Metzgergasse, am
Stein, Sebastiaiiigassel. im Eichbüchel, Kapuzinergassel.
Die zwischen dem oberen und unteren Platze befindlichen Häuser Nr. 6,
7, 8 und 9 waren vor dem Jahre 1595 „gemeiner Stadt" zugehörende Gebäude;
Nr. 6 das einstige Stadt-Nathhans, nachmals als städtische Rüstkammer, Stadt-
wage und als Schrannenhaus verwendet; im Jahre 1824 um 660 Gulden als
Brandstätte verkauft. Nr. 9 war das städtische Brothaus; Nr. 7 und 8 dienten
gleichfalls zu Gemeindezwecken. Das dermalige Schnlhaus Nr. 14 war ehedem
das städtische Amthaus oder Frohnveste mit znni Theile unterirdischen Kerkern
und mit den Wohnungen des Stadt-Hutmannes und Stadtschergen.
Die von Nr. 15 bis zum oberen Thore reichende Häusergruppe erhielt
den Namen „Silberzeile" wohl ans keiner anderen Ursache, weil die durch
den Großhandel wohlhabend gewordenen Handelsherren als die Singer, Pramer,
Achenschachner, Ortner, Wibmberger u. dgl. dort ihre Wohnungen und Etablisse-
ments hatten.
Die an den Häusern Nr. 55 und 56 salettartigen Vorsprünge erbauten
sich die Handelsherren Jebinger als Garten - Terassen für exotische Gewächse und
zahlten dafür einen eigenen Grundzins an die Stadtkammer; das Hans Nr. 59
hieß das „Haus unterm Schrod", welcher aber zu einem auf Bögen gestellten
Salettgebände ungemauert und im Jahre 1885 vom Weingastgeber L. Wiegt in
einen geschmackvollen Salon umgestaltet wurde. Das Haus Nr. 65 diente während
der Kriegsperiode 1742—1745 als Hauptwache und als Wohnung für die öster-
reichischen Offiziere; von dem Jahre 1816—1819 hatte das k. k. Zollamt
darin seine Amtskanzleien; das Hans Nr. 66 hieß vordem das Gasthaus „zum
Elephanten" und das Haus Nr. 86 war gleichfalls ein Weingasthaus, genannt:
„Stiegenhaus" wegen des von Außen angebrachten Stiegenaufganges und Schrodes.
Das Remisengebäude in der hinteren Stadt Nr. 107 war im 14. und
15. Jahrhunderte das städtische Fleischhaus.
Das über dem inneren Wassertbore sich erhebende thurmartige Gebäude
hieß ehedem „der Zollthurm", welcher mittels eines innerhalb des Zwingers be-
findlichen gedeckten Ganges mit dem churfürstlichen Mautgebände im Burggraben
in Verbindung stand.
Das zum Bräuhause Nr. 181 gehörende Sudhaus war bis zum Jahre
1780 das städtische Salzmagazin, in welchem die damals zum Salzhandel be-
rechtigte Stadt Schärding die anlangenden Salzscheiben und Salzkufen in 5 Gaden
übereinander einlagerte und aufspeicherte; zu unterst befanden sich die städtischen
Fleischbänke.
Der sogenannte Frankingerhof zunächst des Heiligenthores war vor Zeiten
das fürstliche Pfleg- oder Landrichter-Haus und gedieh im Jahre 1540
an den Landrichter Ulrich Frankinger, daher der Name; darin befand sich eine
Hauskapelle; Freiherr Joachim von Fränking und seine Ehefrau Sabina bauten
- 273 -
vieles an diesem Hofe um/) welcher im Jahre 1610 durch Heirat an die Herren
v. Pnrching zu Sigharting und im Jahre 1639 im Kanfswege an die Grafen
v. Rheinstein und Tattenbach auf St. Martin gelangter
Im Jahre 1688 kaufte diesen Hof die Stadtkommune Schärding und
verwendete ihn als Militär-Kaserne. Im Jahre 1809 zur Ruine geworden, brachte
ihn der Bierbräuer Leopold Moser käuflich an sich und benützte ihn als Remise;
erst Georg Wieninger ging im Jahre 1864—1866 daran, diese Ruine wieder in
ein stattliches Wohnhaus umzugestalten.
An der nördlichen Ecke dieses Gebäudes stand ein mächtiger Thurm,
welcher die Nordspitze der Stadt zu schirmen hatte. Das Allerheiligen-
Thor hieß einst auch das n i e d e r e, oder P r a m e r- oder auch Land-
r i ch t e r - T h o r.
Der zum Wieninger'schen Hanse Nr. 159 gehörende, an das Hans Nr. 160
stoßende, Lstöckigc Theil war ehemals das untere Bruder haus, welches im
Jahre 1764 mit dem oberen Bruderhanse vereiniget wurde.
Ueberhaupt erhielten die Bräuhänser ihren Gebäudcumfang durch all-
mählichen Ankauf der anstoßenden Bürgerhäuser; so waren z. B. das M. Kaps-
reiter'sche Bräuhaus ehedem 5 verschiedene Häuser, das G. Wieninger'sche Bränhans
gleichfalls 5 Häuser und solcherweise waren 20 bürgerliche Häuser eingegangen.
Zur Verbindung mit dem jenseitigen Jnnfcr führt über den . Strom eine
auf 11 Quaderpfeilern ruhende, 240 Meter lange Brücke, ein schmuckloses Bau-
werk aus dem 13. Jahrhunderte.
Hinsichtlich der Straßenpflasternng ist seit 3 Decennien Vieles und Wesent-
liches geleistet worden; während die Fahrbahnen mit Fünferwürfeln belegt wurden,
sind die Zwischenräume und Nebengassen niacadamisirt worden.
Jedoch in Folge des im Jahre 1884 durchgeführten Baues der Hoch-
qnellen-Leitniig und der in die einzelnen Häuser geleiteten Rohrstränge ergab sich
die Nothwendigkeit einer gründlichen Neu- und Umpflasterung der Stadt in allen
ihren Theilen, welche Arbeit auch im Jahre 1885 gründlichst dnrchgefiihrt, bei
selben Anlasse die Unebenheiten möglichst beseitiget und durch Nivellirlmg den
Plätzen und Gästen eine hübschere Gestalt und Regelmäßigkeit gegeben wurde;
freilich beliefen sich die Kosten dieser Pflasterungs- und Nivellirungs-Arbeiten auf
mehr als 40.000 Gulden. Näheres hierüber ist zu lesen im I. Theile der Ge-
schichte, Seite 330.
Stadt Schärding besitzt einen ausreichenden Vorrath von Fenerlösch-
Requisiten und eine wohlorganisirte Feuerlösch - Ordnung; im Jahre 1873—1875
organisirte sich eine Feuerwehr — circa 120—140 Mann — welche sich mit allen
nöthigen Lösch-, Steig- und Rettungs-Apparaten ausstattete.
- 274 -
Seit dem Jahre 1846 werden die vorzüglicheren Straßen der Stadt zur
Nachtszeit mit (36) Laternen beleuchtet.
Den Bedarf des Trinkwassers für die Stadt lieferten ehenials 3 öffent-
liche, mit steinernen Bassins gefaßte Rohrbrunnen und mehrere Ziehbrunnen, in
welche das Wasser aus der bei Tobelheim befindlichen Brunnstnbe mittels 1612
lärchbaumenen Röhren herzugeleitet wurde; demnach ist es erklärbar, daß zur
Sommerszeit das in einer Strecke von 2800 Meter laufende Wasser seine Frische
verlor und nicht gut trinkbar war.
Wäre der im Jahre 1834 von F. Wieninger bei seinem vor dem oberen
Thore gelegenen Keller unternommene Versuch zur Bohrung eines artesischen
Brunnens gelungen, so wäre damals schon die kostspielige Wasserleitung beseitiget
und gutes Trinkwaffer beigeschafft gewesen.
Durch die im Jahre 1884 vollführte Anlage und den Ban der Hoch-
quellen-Wasserleitung wurde für die Beschaffung des Trink- und Nutzwassers
qualitativ und quantitativ zur vollen Zufriedenheit der Stadtbevölkerung vorgesorgt.
Betrachten wir uns das außerhalb der Stadtmauer gelegene Schärding,
so finden wir vor dem oberen Thore rechts hinab einen Theil des Stadtgrabens,
welcher ehevor für die bürgerliche Schießstätte diente; links vor dem Thore zeigt
sich die im Jahre 1854 im Rundbogenstyle erbaute Stadt-Wage, hinter welcher
sich der mit Kastanienbäuinen besetzte Seilergraben bis zum Allerheiligenthore in
einer Länge von 350 Metern hinab ziehet und welcher, früher ein Eigenthum der
Stadtkammer, im Jahre 1809 an I. Kodier um 811 Gulden R.-W. verkauft
worden war.
An den Stadtgraben stoßend befindet sich der im Jahre 1789 erbaute
Märzenkeller des G. Wieninger, an dessen Stelle ehedem ein dem Handelsherrn
Schacky von Schönfeld gehörender Zier- und Küchengarten sich befand, welcher
aber um das Jahr 1640 der Handelsfamilie Wibmberger gehörte.
Bor diesem Garten und vor der Thorbrücke ließ Stephan Wibmberger
eine steinerne Martersänle seinen lieben Eltern zu „ain Gedächtniß" setzen im
Jahre 1644; in neuerer Zeit wurde diese Säule in die nahe Promenade hinaus
versetzt. Der weiter hinab am Seilergraben gelegene, früher der M. Peham ge-
hörige Garten war einst Eigenthum des Bürgers Wolf Pramer, der ihn sammt
übrigen Hab und Gut zur Gründung einer evangelischen Schule in Schärding
testamentarisch vermachte; später kam dieser Garten in den Nutzgenuß eines je-
weiligen Stadtschreibers; Stadtschreiber Georg Mayer bekam ihn zum Eigen-
thume und baute im Jahre 1713 das Gartenhaus hinein. Auf dessen Grunde
ersteht nun das neue Volksschulgebäude für die Stadt Schärding.
Die Promenade wurde im Jahre 1828 angelegt, mit Akazienbäumen be-
setzt, mit Ruhesitzen versehen und im Jahre 1855 mit solidem Geländer einge-
friedet; schade, daß sie eine größere Längenausdehnung nicht erhalten konnte!
Rückwärts im Garten befindet sich das Gebäude der Kleinkinder - Bewahranstalt,
ein mit Zinnen und Zacken verschnörkeltes, für seine Bestimmung jedoch miß-
— 275 —
lungenes Bauwerk! Hinter diesem Gebäudlein befindet sich eine Reihe verschiedenen
Bürgern angehöriger Remisen und Städel, an welche der im Jahre 1807 von
Paul Peyrer erbaute, dermals dem Bierbrauer Josef Baumgartner gehörende
Märzenkeller, dann der Turn- und Uebungsplatz der städtischen Feuerwehr sich
anschließen.
Das Wirthshaus in der Vorstadt befand sich ehedem vor dem oberen
Thore, abwärts gegen das Grünthal, mußte aber, wie so viele andere Häuser in
der Vorstadt im Jahre 1647 der Kriegsgefahr halber demolirt werden und wurde
außerhalb des Festniigs-Rayon's wieder erbaut; die Hufschmiede in der Vorstadt
dagegen stand an der Stelle des Hauses Nr. 7.
Den der Promenade gegenüber befindlichen gemauerten Stadel erbaute
im Jahre 1809 der k. k. Landrichter I. A. Gangl, welcher verschiedene Wirth-
schafts-Gründe im Hoffelde und im Grünthal sich ankaufte und besaß.
Die vormalige Maschinen-Werkstätte des R. Wohlmuth war bis zum
Jahre 1809 das Ledererhaus in der Vorstadt; unterhalb des Hauses Nr. 12 stand bis
zum Jahre 1782 der zum Schlosse Schärding gehörende Mayerhof; denn zur Schloß-
pflege gehörten ehemals das ganze Pflegefeld, das Grünthal und die sogenannte
Kavuziner-An, demnach ein Grundkomplex von mehr als 200 ö. Quadrat-Joch.
Unter den zu beiden Seiten der Chaussee postirten Häusern der Vorstadt
zieht das im Jahre 1846 erbaute neue Krankenhaus mit seinem Thürmchen und
mit seine Bestimmung kundgebenden Aufschrift: „Der leidenden Menschheit" die
meiste Beachtung auf sich.
Vor dem Jahre 1703, als die Vorstadt und die Feldhäuseln aus stragetischen
Rücksichten weggebrannt wurden, hatte dieser Vorort ein ganz anderes Aussehen,
als heute; an die Häuser der eigentlichen Vorstadt schließen sich in östlicher
und südöstlicher Richtung die Häuser und Häuschen der Spital- und Pfleger-
Zeile an.
Die vor dem Heiligenthore an der Passauer - Straße, am Pramwege und
am Todtenwege gelegenen Häuschen sind zumeist in der Zeit 1714—1728 neuer-
baute Gärtnerwohnungen und heißen „in der Neustift".
Das mit einem Mansarddache versehene Haus Nr. 119 erbaute sich im
Jahre 1806 der Nentbeamte Franz Gyri.
Die in der Todtengasse befindlichen Hänschen Nr. 104, 105, 106, 107
und 108 waren vor Zeiten den Stadtbäckern gehörige Schweinställe, deßhalb
lange Zeit noch im Volksniunde die Benennung: „bei den Sauställen" im
Schwünge war.
Von jenen 6 Basteien, womit die Festung Schärding einst umgürtet war,
zeigen sich noch Ueberreste von 4 Bastionen und Courtinen*) nebst Grabenyer-
tiefungen; die Wieninger- und die Schneckelbcrg-Bastei zeigen sich noch in ziemlich
deutlicher Ausprägung und im Griinthale sind jene Laufgräben, welche die die Stadt
Die Courtine ist die zwei Bastionen rnit einander verbindende Wallerhöhung.
35 *
— 276
Schärding belagernden bayerischen Bauern int Jahre 1705 ausgeworfen hatten,
in ihrer vollen Längenansdehnung noch erkennbar.
Das vor dem oberen Thore befindliche Hnfschiniedhaus Nr. 1 und das
vor dein Heiligen - Thore gelegene Hofmann'sche Gasthaus (im Jahre 1767 durch
den Brauer Josef Ruprecht neu umgebaut) waren zum Festungswerke gehörende
Casarmse guardise, in welchen die zur Bewachung der Festungsschauzen beordcte
Mannschaft kasernirte.
Nachdem im Jahre 1705 die Basteien und sämmtliche Festnngsumwal-
lungen unwehrbar gemacht worden waren, nahm der Bierbräucr Ferdinand Hof-
mann die Wasserbastei, d. i. die heutige Wieniuger-Bastei, von der Stadtkammer
in Stift, umfing sie mit Planken und stellte den Weg vom demolirten finsteren
Thore s bis zum Schacky-Garten — heute Josef Musel — hinaus, wieder gaug-
und fahrbar her; im Jahre 1788 wurde diese Bastei, ein 22G/04 Joch umfassender
Wiesengrnnd an I. Ruprecht, Eidam des vorgenannten Ferdinand Hofmau», um
160 Gulden zu Erbrecht verkauft;* 2) ingleicheu wurden in demselben Jahre auch
die übrigen Basteigründe, welche zusammen 9Vg ö. Joch ausmassen, in 8 Parzellen
um 1760 Gulden von der Stadtkammer zu Erbrecht verkauft?)
Der vor dem Heiligenthore wasserwärts gelegene dem Bierbräucr Franz
Kosch gehörende Garten hieß ehemals der Pfleghof-Garte«; die von diesem Pfleg-
Hof-Garten bis zur Pramausmünduug längs des Ins gelegenen Gärten und
Aecker hießen einst „am Gries" oder „am Saud".
Der vom Friedhofe bis zum Siecheuhause und zum alten Krankenhause
sich ausbreitende, etwa 7 ö. Joch umfassende Ackcrgrund war ehemals der zur
Stadtkammer stiftbare Krautgarten, welcher dermals in Hopfengärten umgewandelt ist.
Die nahe bei der Allerheiligen - Brücke befindliche Zündhölzl-Fabrik des
A. Rührmayer ist ein im Jahre 1868 aufgeführter Ricgelbau.
Den wegen seiner anmuthigen Lage und freieren Aussicht gerühmten
Märzenkeller des Franz Kosch ließ im Jahre 1825 Franz Wiesenberger an der
vor dem Heiligenthore befindlichen Wallerhöhung graben und erbancn?)
Im Jahre 1833—1834 erbaute Josefa Ncuhauser im äußeren Schloß-
graben den jetzigen Dosch'schen Märzenkellcr und einige Jahre später erfolgte die
Weber'sche Keller-Anlage; endlich im Jahre 1872 eröffnete M. Kapsreiter seinen
Keller vor dem oberen Thore.
Die Märzenkeller sind nämlich zur Sommerszeit das Ziel des abendlichen
1) Dieses finstere Thor befand sich zwischen dem Wieninger-Stadel und dem Franz
Kosch'schen Märzenkeller; das obere finstere Thor zwischen der Promenade und dem Kaps-
reiter'schen Keller.
2) und 3) Notelbücher der Stadt Schärding.
4) Beim Graben des Kellers stießen die Arbeiter auf Gebeine und Waffenstücke,
welche von den im Monate Jänner 1742 auf dieser Schanze stattgehabten Scharmüzeln zwischen
den Bayern und Kroaten herrührten.
Besuches der Schürdiiigcr, welche sich nach des Tages Blühen in gemüthlicher Ge-
sellschaft bei gutem Bier dort zu erheitern und zu erquicken suchen.
An comfortableu Gasthäusern, i» welchen der einheimische wie der fremde
Gast bei billiger Rechnung eine gute prompte Bcwirthung findet, fehlt cs in
Schärding wahrlich nicht; der in de» Wcinhäuscrn gebotene Oesterreichcr Wein
— gut und billig — hat für viele Bayern eine besondere Anziehungskraft, so
das; ihn manche übcrbeißcn; auch bestehen 3 Kaffeehäuser mit Billard.
Zn den Unterhaltungen der Schärdinger gehören:
1. das Scheibenschießen in der bürgerlichen Schießstätte,
2. das Bolzschicßen an Winterabenden,
3. das Kartenspiel,
4. das Kegelscheibcn,
5. das Schlitten-Rennen und
6. das Pferd- und Ochsen - Rennen.')
Manche llntcrhaltnng gewährt auch das Theater, in welchem von Zeit
zu Zeit von einer wandernden Schauspieler-Gesellschaft, aber auch von Dilettanten,
vornehmlich zu wohlthätigen Zwecken, gespielt wird.
Auch werden von der hiesigen Liedertafel, welche durch ihre Leistungen
schon mehrmals belobende Anerkennung einerntete, Gesangs- und andere musikalische
Produktionen gegeben.
i) Die Unterhaltung des Pferde-Rennens, im Inkreise vielfach im Schwünge, findet
51t Schärding seltener statt.
Es wird mit verhältuißmäßigeu Gewinnsteu uub unter leidenschaftlichen Wetten ab-
gehalten und in dieser Hinsicht ist der Inkreis ein wahres England en miniatur. Man reitet
hier stets ans ungesattetteu Pferden, ahne die Reitbuben gegenseitig abzuwägen und es wird
allenthalben für giltig anerkannt, wenn ein Rennpferd ohne Reiter mitläuft, gleichwie ein Pferd,
wenn der Bube herabgefallen ist, seine angemessene Prämie gewinnt, wenn es vorschriftsmäßig
gelaufen und das abgesteckte Ziel — Streu erreicht hat. Die ersten Preise sind gewöhnlich «50,
24, 20 Gulden, dann stufenweise abwärts; alle Geivinnste sind mit schönen, seidenen Fahnen
verbunden, ivelche sammt ihrem silbernen Schmucke einige Tage früher zitr lockenden Schalt
ausgehängt werden.
Das Ochsen-Rennen kommt wohl nicht in Schärding aber öfters in Neuhaus vor,
zur allgemeinen Belustigung und gewährt ivegen seiner Possierlichkeit viele Unterhaltung. Man
reitet diese Thiere ohne Sattel und Zaum und manchen, wenn sie wilderer Natur sind, werden
bei diesen Ritten die Allgen verhüllt. .— Häufiger finden zu Schärding die Schlitten-Rennen
statt. Der Modus hiebei ist fast derselbe lvie beim Pferde-Rennen, nur daß die laufenden
Pferde au leichte Schlitten gespannt anb vom Fuhrmanne gelenket werden. Diese Schlittert-
Rennen finden zu Schärding auf einer im Grünthal eigens zubereiteten Fahrbahn statt, ivelche
im Umkreise Einen Kilometer betragend fünfmal befahren werden muß und jedesmal rvird
ein doppeltes Rennen abgehalten urrd zrvar zur Mittagszeit das sogenannte Trab-Rennen
für jene Pferde, ivelche das erstemal die Reurlbahn betreten, Nachmittags ist das Haupt-
Rennen, ivobei höhere und mehrere Geivinnste (50—40 Gulden als erster Preis) ausgesetzt sind.
Viele Zuschauer und Pferdekenner finden sich hiezu ein und für die Honorationen wird jedes-
mal eine eigene Tribune aufgerichtet.
— 278 —
Der Character der Schärdiiiger ist, wie der Jnviertler überhaupt,
Arbeitsamkeit und unverdrossene Thätigkeit; ferners munterer, lebensfroher Sinn,
Offenheit und Aufrichtigkeit, manchmal mit einem Ausluge niederbayerischer Gerad-
heit und Derbheit; einfache häusliche Sitte mit Anhänglichkeit an dem Alten,
Hergebrachten; Gutthätigkeit, Gastlichkeit und Gefälligkeit gegen Fremde ohne
überflüssige Ziererei; patriotischer Sinn, vorzüglich aber große Anhänglichkeit an
den schönen heimatlichen Boden?)
Die Sprache ist die der Niederbayern, doch mit örtlich eigenthümlicheu
Idiotismen.
Noch erübrigen das Wappen und das Wahrzeichen der Stadt. Ersteres
bestand während der altbayerischen Regiernugszeit in einem von der Linken zur
Rechten diagonal getheilten Schilde; im oberen Felde waren die bayerischen, blau
und weißen Rauten oder Wecken, im unteren Theile die silberne Schafscheere im
rothen Felde beigegeben. Im Jahre 1779 wurden statt der bayerischen Rauten
rothe und weiße, senkrecht stehende Balken in das Wappen gesetzt und die Schaf-
scheere wandelte sich in eine Tuchscheerc um; im Jahre 1804 bei Einführung der
erblichen Kaiserwürdc in Oesterreich wurde dem Stadtwappen auch der doppelte
schwarze Adler im schwarz- und gold-guadrirten Felde beigegeben.1 2)
1) In der bei der k. b. Reichsbibliothek zu München hinterlegten manuscriptlichen
Chronik der Stadt Schärding heißt es: „Die Einwohner haben ihre Tugenden, aufrichtig, gut-
thätig, freundlich, herzhaft, ihrem Landesfürsten mit Leib und Blut zugethan. Sie lieben die
Reinigkeit und haben derowegen saubere Häuser, welche auswendig hübsch gemalt sind und in
schöner Ordnung stehen, so daß demnach Scharding für eine recht schöne und lustige Stadt zu
halten ist."
2) Johann Sibmacher in seinem Wappenbuche, pag. 224: National-Garde-Almanach
des Königreiches Bayern von F. Lypowsky 1816. — Es ist eine alte und schöne Sitte der
Geschlechter, Körperschaften und Gemeinden, verständige, ihrem Herkommen, ihrer Geschichte ent-
sprechende Sinnbilder als Wappen zu führen. Die Regenten pflegten bei Ertheilung dieses
Vorrechtes meistens auf würdige Auszeichnung und Schicklichkeit den besonderen Bedacht zu
nehmen. Indeß ist früher auch in diesem Fache der menschliche Witz oder vielmehr der sym-
bolisirende Heraldiker öfter in Aberwitz und auf die sonderbarsten Abwege gerathen, wobei die
Unkunde in der Geschichte und in der Bedeutung der gegebenen Subjekte und Objekte hier,
wie in der topographischen und geographischen Etymologie zunächst solche Verirrungen ver-
anlaßte.
Es gehörte einst zu den eruditen Fertigkeiten, die Namen unserer Städte auf ein.e
ganz mißverstandene Weise zu behandeln, d. h. im verkehrten Sinne zu latinisiren und gräcisiren:
z. B. Salzburg Salipolis :c. Auf eine ähnliche Art glaubte man ohne Rücksicht auf die für
Aug' und Ohr anders, und gewöhnlich sehr einfach sprechenden Urkunden, Hanheim (eigentlich
Hagenheim), Henndorf (Hohendorf) und Hennhart (Hohinhart) von Hahnen und Hennen,
Scheerdiug (Schärding) von Scheeren, d. i. Schafscheeren ableiten zu müssen.
Die heraldischen Ausgeburten sind nun, wie bemerkt, von demselben Gehalte und
rühren von ähnlichen Ursachen her. Wenn z. B. Landshut mit 3 Sturmhauben, Straubing mit
dem Pfluge, Ried mit dem Bundschuh prangen, so läßt sich das geschichtlich und örtlich erklären,
weniger, daß die Ochsenhausner einen aus dem Hause schreitenden Ochsen, die Osterhofner ein
Osterlamm, die Lindauer eine Linde statt des Lindwurmes weisen. Was soll man aber von
— 279 —
Im 12. und 13. Jahrhundert bestand das Wappen der Schärdinger aus
drei von der Linken zur Rechten diagonal gezogenen Balken.H
Wie so viele andere Orte und Städte, ebenso hatte auch Schärding sein
eigenthümliches Wahrzeichen.
Im vorigen Jahrhunderte noch war an dem dcrmaligen Hause Nr. 112
ein Fresco-Gemälde angebracht, welches eine vornehm costnmirte Dame mit einem
ihr auf der Schulter stehenden, redefertigcn, eben im Zwigespräche befangene»
Papagei darstellte; es war ein vom damaligen Eigenthümer desselben Hauses einer
gegenüber (Haus Nr. 117) wohnenden, adeligen, als Plaudertasche hochberühmten
Dame errichtetes Trutzbild, womit er sich für die an ihm ansgelassene Zungen-
fertigkeit an ihr zu rächen suchte.
An der östlichen Ecke des Hauses Nr. 55 war in einer Höhe von circa
18 Fuß über dem Pflaster bis zum Jahre 1822 ein aus der Römerzeit her-
rührender symbolischer Leichenstein angebracht, welcher nebst anderen Darstellungen
ein gebücktes oder hockendes Männchen in erhabener Arbeit zeigte; der bayerische
Volkswitz in seiner derben Weise gab diesem Männchen de» undelikaten Namen
des „Schärdinger Krautsch............" Dieses war das ältere Stadt-Wahrzeichen.
Nachdem beide vorbezeichnete Wahrzeichen vertilget worden sind, mußte
in neuerer Zeit das am Hanse Nr. 9 angevrachte Gemälde, welches in lebens-
großen Figuren das evangelische Gleichniß aus Lukas Capitel 0, Vers 41,
„Heuchler, warum siehst Du den Splitter in deines Bruders Auge und des
Balkens in Deinem eigenen Auge wirst Du nicht gewahr?" darstellt, als Wahr-
zeichen herhalten.
Der Sage zufolge war dieses Gemälde gleichfalls ein Trntzbild, welches
der einstmalige Besitzer dieses Hauses, der mit einem löblichen Stadtmagistrate in
Conflict gerathen, bei selbem Recht suchend, nie dazu gelangen konnte, sondern
unter Vorhalt des auf seiner Seite haftenden Unrechtes wiederholt abgewiesen
wurde, aufrichten ließ, um sich hiedurch an den ihm mißgünstig gestimmten wohlweisen
Rathsherren in einer Weise zu rächen, daß er hierüber nicht einmal zur Verant-
wortung gezogen werden konnte.
dem Geschmacke und von der eigenartigeu Geschichtskuude anderer Ortschaften denken, wenn z. B.
die Stadt Schärding den Schneidern cder Tuchmachern an die Scheere und die Stadt Fussen
(ad fances) den Schustern an den Dreibeinigen greifen? Und bei der Scheere der Stadt
Schärding ist wohl eine mögliche tiefere Bedeutung nicht zu vermuthen und es wäre an der
Zeit, daß auch Schärding, wie so viele Orte es schon gethan, um Verleihung eines achtbaren
und sinnvolleren Emblems mit lieferen Sinne bitten möge. I. E. Ritter v. Koch-Sternfeld's
Beiträge zur deutschen Länder-, Völker-, Sitten- und Staatenknnde. Passau 1852. I. Bd.,
S. 272.
Monumenta boic. Vol. IV. tabul. sigill. p. 544.
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st die Lage Schärding's eine im hohen Grade freundliche, pittoreske,
so nicht minder freundlich sind die Umgebungen und bieten hohen
landschaftlichen Reiz voll lieblicher Abwechslung, besonders gegen
Norden hin, wo die Gegend mehr romantisches Gepräge hat. In
geringer Entfernung vor den Thoren entfalten sich theils niedliche
Landschaftsbilder, theils schöne Fernsichten und bieten sich, wenn
auch nicht kunstgerecht angelegte, doch recht hübsche Spaziergänge dar.
Wie lohnend ist nicht z. B. ein Spaziergang über die Strombrücke?
Der Blick, stromabwärts gewendet, gewahrt zur rechten Hand die altersgrauen
Wehrmauern der Stadt mit dem terassenförmig abgestuften, weinrebenbepflanzten
Schloßhügel; zur linken Hand die zwischen Gärten so freundlich hervorlugenden
Hänsergrnppen von Neuhaus mit dem stromumflossenen Schlosse und der Felsinsel
des Kreuzsteins; unter sich den, zwischen den breiten Jochstuben mit Gewalt sich
durchzwängenden, schnell und tosend über die Steinkngel dahinrauschenden Strom/
welcher die wildbewegten Finthen unterhalb Schärding zwischen buschbesetzten Ufern
und Auen der bei Formbach sich öffnenden Bergschlncht entgegenwälzt; und am
Schlüße dieser Wasserfläche raget über steilem Uferrande, in herrlicher romantesker
Form und Lage das ehemalige Kloster Formbach empor und darüber rückwärts,
dunkelwaldige Berge, die einen Theil von Dommelstadel und der Zinnen von
Neubnrg ersehen lassen. Fürwahr, dieses Alles vereint sich zu einem effekt-
vollen Bilde.
Weniger des Reizes erspäht der nach aufwärts gewendete Blick und ge-
wahrt nur die Einmündung der Rot und die Kirche von St. Florian. Jedoch
mag es von einigem Interesse sein, wenn soeben ein befrachtetes Schiff auf dem'
gewaltig herniederwogenden Strome angefahren kommt, welches, der Brücke'sich
nähernd, nun alle Vorsicht und Mühe anwendet, um unversehrt durch das Krcuz-
joch und über die Eatarakte dnrchzuschnellen, und dann, wenn es glücklich über die
Schärdinger-Scylla hinweggeeilt ist, eben so heil über die Charybdis bei Formbach
hinüberzugleiten.
36
— 284 -
Aehnlichcn Genuß gewährt eine Promenade auf dein längs der Stadt-
mauer angelegten Uferdamme.
Welch' ein liebliches Panorama, wenn auch nicht großartigen Stylcs,
entfaltet sich von dem freien Schloßplätze ans? Vor sich am Fuße des Felsen-
hügels der breite durch die alterthümlich eigenartig gebaute Brücke hindurch
wildwogende Strom; am jenseitigen Ufer das amphitheatralisch zwischen Baum-
gärten sich emporgruppirende Neuhaus; abwärts der zwischen bebuschten Anen
dahinfluthende Strom, welcher unterhalb Formbach in ein schmales Bett gedämmt
zwischen dunklen Thalschluchten hindurch seiner Mündung sich zuwindet; gegen
Westen, am Fuße saatengesegncter Anhöhen die Kirchdörfer: Sulzbach, Eholfiug,
Rotersham, Ruhstorf, das Schloß Kleberg und darüber im Hintergründe dieCon-
turen des Steinhart-Waldes; gegen Südwest die Ebenen des Rotthales und der
Königswiese mit den Orten Mitich, Hartkirchen, Jndling, Pöcking, Schönburg,
Ober-Weihmörting, Kloster Aspach und rückwärts die Waldhöhen von Rotthal-
münster und Köstlarn und die Abfälle des Stuben-Berges; gegen Süden wiederum
der In mit seinen buschbewachsenen Auen und Armen, welche wie Silberstreifcn
schimmernd den Reiz der Landschaft erhöhen und längs der österreichischen Ufer
als leuchtende Punkte die Orte St. Florian, Subcn, Antiesenhofen, Müustener,
Reichersberg, Obernberg, Katzenberg, Geinberg n. a. in.; und darüber zeigen sich
die Höhen des Riedlberges (407 m.), Lindert-Forstes (400 m.), Antiesen-Berges
(440 m.), Gein-Berges (459 m.) und des Aden-Berges (530 m.) und als ent-
ferntere Elnsänmung dieses heiteren Bildes in Conturen die Gebirgsreihe der
Salzburger-Alpen vom Schaf-Berge angefangen bis zu den hinter Rosenheim sich
hinziehenden Tiroler - Bergen.
Dieselbe Rundschau, nur noch etwas weiter reichend, bietet sich vpm nahen
Kreuzberge, von der Höhe vor Maria-Brunnenthal, vom Geisbergergute, vom
Oedenstöckel und gehört unstreitig zu den schönsten Landschaftsgemälden des
Inkreises.
Manigfaches Interesse für den Natur- und Geschichtsfreund gewähren die
Spaziergänge und Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung Schärdings;
diese können »ach der geographischen Lage füglich in drei Partien gesondert be-
trachtet werden.
Diesemnach versuchen wir die erste Wanderung und beschauen uns vorerst
das südostwärts sich hinaufziehende, vom Schicnenstrange durchschnittene Pramthal,
welches wohl nicht romantisch großartig, doch das Gepräge einer freundlichen
und sruchtgesegneteu Flur trägt mit lieblicher Abwechslung von Feld und Wies,
bespült von der in vielen Windungen dahinfließenden Pram und im Osten be-
säumt von waldgekrönten Höhen, an deren Abhängen verschiedene Ortschaften sich
lagern; dann das zwischen der Pram und dem In sich ausbreitende Plateau,
welches wohl weniger durch landschaftlichen Reiz als vielmehr durch seine Frncht-
barkeit ausgezeichnet ist, mit den sporadisch darauf vertheilte» Ortschaften und
Gehöften, welche mit ihren dunkelgrünen llmsänmnngen die etwas eintönige Ebene
beleben.
Wir beugen außerhalb der Promenade von der Chaussee ab, verfolgen an
der renommirten Steinmetzwerkstätte des A. Grinds vorüber den ostwärts zur
Abtsmühle geleitenden Fahrweg und gelangen ans das freie Spitalfeld; hier über-
schaut das Auge eine recht hübsche Thallandschaft, von waldgekrönten Bergen nm-
schloßcn, an deren Absenkungen die Orte: Allerheiligen, Haraberg, Brnnnwics,
Otterbach, Bubing ec. und als Glanzpunkt dazwischen die Gebäude der Eisenbahn-
Station Schärding so malerisch gelagert sind.
Den Weg weiter verfolgend kommen wir an den Häusern der äußeren
Vorstadt vorüber zur Pram, welche zwischen bnschbcsänmten Ufern langsam schleichend
der weiter unten gelegenen Kling-Mühle zufließt, nachdem sie hier den Otter-Bach
anfgcnommcn hat.
Jenseits des Flnßcs führt der Weg an fruchtbaren Acckcrn und Wiesen
vorüber uns einem Mapcrhofc entgegen, welcher durch seine Anlage, Bauart und
Umstell miß mit Paradcbänmen cs verräth, daß daselbst ein Oekonom höherer
Intelligenz schafft und waltet; es ist das weithin bekannte Land- und Mustergut:
Otlerbach,
ein Eigenthum des Realitätenbesitzcrs Georg Wieninger zu Schärding.
Den Namen erhielt dieser Ort von dem hier vorübcrfließcndcn Otter-Bache
und dieser hinwiederum seine Benennung von den in alter Zeit hier heimisch ge-
wesenen Ottern.
Bereits im Jahre 1130 kömmt Otterb a ch als ein Landgut der Edlen
und Freien von Otterbach vor, von denen Jmmo, Si ge hart, Gcriens,
Adelheit, Rcinbertns von Ot erb ach, theils als Zeugen, theils als
Donatarc in den Urkunden des Klosters Formbach angeführt werden.')
Diesen am Fuße des Häckinger - Berges gelegenen und ziemlich hcrabge-
kommcnen Mayerhof mit einem Grnndcomplcxe von 96 österreichischen Jochen
kaufte im Jahre 1833 Felix Wieninger mit 4167 Gulden, baute ihn, ohne ihn in
architcctonischer Beziehung auszuzeichnen, ganz neu vom Grunde ans und gab ihm
und der ganzen Umgebung durch die Anlage eines Teiches, durch Anpflanzung
regulärer Banmrcihcn eine hübsche Gestalt. Vorzüglich wurde das Augenmerk ans
die Vermehrung der Bodcnkraft des Grundes gerichtet, die 50 Joch Aecker in
7 Felder eingetheilt, dieselben wie die Wiesen drainirt, somit ent- und bewässert
und die Waldung forstmännisch bewirthschaftet; der ans der Waldschlncht hcrvor-
fließcnde Otter-Bach wurde dienstbar gemacht und zum Hofe herzugeleitet, um die
i) Nrkundenbnch des Landes ob der Ens. I. S. 630, 634, 656, 686.
— 286 —
Hansmühle, Dreschmaschine, Häckselmaschine, Maisentkörnungsmaschine, den Gewürz-'
stampf, die Rundsäge, den Knochenstampf und Mühle, als auch die beiden Flachs-
brecheln und Flachs-Schwing-Maschine zu treiben und zugleich in alle Stallungen,
in die Brennerei, Käserei und in das Hofbassin geleitet, von da abfließend, zur
Wieseubcwässeruug zu dienen.
Der Biehstand besteht aus der Simmeulhalcr-Naee und ist qualitativ wie
quantitativ dem Wirthschafts-Umfange entsprechend.
Außerdem finden sich alle besseren Ackergeräthe, als: Hochenheimer Pflüge,
Untergrund- und Wende-Pflüge, Schollenbrecher, Furchen-Egge, Säemaschine vor,
deren Leistungen vorzüglich sind und über deren Gebrauch jedem Freunde der
Laudwirthschaft bereitwilligst die besten Aufschlüsse gegeben werden; deßhalb wer-
den auch dahin alljährlich laudwirthschastliche Versammlungen des Filial-Vereines
von Schärding abgehalten und immer von anerkannten Notabilitäten des Jn-
nnd Auslandes besucht?)
Im hohen Grade überrascht und belehrt verlassen wir das in seiner Art
so vortrefflich ausgestattete Mustergut und steigen zu der oberhalb desselben be-
findlichen Anhöhe hinan; dort werden wir von einer eigenartigen Ansicht von
Schärding das mit einem Kranze von Gärten umschlossen gleichsam als eine mit
einem grünen Reifrockc bekleidete Dame sich präsentirt und auch von einer über den
In weit nach Bayern hinüberreichenden Fernsicht entzückt.
Von Otterbach führt der Weg wieder an die Pram und längs der soge-
nannten Lühn an Tobelheim vorüber nach Steinbach und Gopperding.
Das Mayergut zu Steinbach erscheint urkundlich im Jahre 1205, während das
in der Thalschlucht des Marien - Thales gelegene Äußern-Steinbach bereits
im Jahre 1120 urkundlich aufscheint.
Unweit des Maycrgutcs zu Steinbach befindet sich die ans Eisen eonstrnirte
Fachbrücke zur Ucberleitnng des aus den Hochbehälter ablaufenden und in die
Stadt geleiteten Hochquellenwassers; im Marien-Thale selbst befindet sich das
steinerne Wasser-Reservoir und weiter hinauf die das Reservoir speisenden
Quellenschachte.
An der Ansmündung des Steinbach-Thales zeigen sich umfangreiche Granit-,
steiiibrüche, welche, sowie jene am Riedel - Berge von einer eigenen Gesellschaft
— Schärdinger- Granit - Gewerkschaft — eröffnet wurden und in großartigerer
Weise ausgebeutet werden; in Folge dessen entstanden zur Beherbung und Be-
wirthung der Steinarbciter neue Wohnungen und Gasthäuser und namentlich am
Stein-Bach das Gasthaus Marienthal.
Schon im Jahre 1595 und im Jahre 1704 wurden im Gehölze bei
Gopperding die Quadersteine zum Festungsbau in Schärding gebrochen.
!) Um eine bequeme Verbindung zwischen dem Wieninger'schen Hause in der Stadt
und dem Mayerhofe jn Otterbach zu erzielen, wurde am 24. April 1887 eine Telephonleitung
hergestellt.
— 287 —
Oberhalb Gopperding — eigentlich Gotpolding — zweiget von der
Kaiserin-Elisabeth-Westbahn der nach Nied und Attnang führende Schienenweg ab
und weiter vorwärts stoßen wir ans das im Jahre 1166 urkundlich genannte
Pramhof und westwärts davon, am linken Praniufer, auf bie Ortschaft
Pramerdo r f, die schon im Jahre 1126 unter den zur Stiftung des Kloster
Snben gegebenen Objekten aufgezählt wird.
Im Jahre 1863 erbauten sich die Jusaßeu dieses Ortes über die Pram
eine ans zwei Steinpfeilern ruhe Brücke.
Bon Pramerdorf erreichen wir, an der Schrecken- M ü h l e vorüber,
deren Besitzer im Jahre 1860 eine hübsche Capelle im altdeutschen Style erbauen
und darin das marmorne Grabdenkmal des Propstes Leonhard Huetter von
Snben, ff 1493, aufstellen ließ, ans einem reizlosen Wege das 10 Häuser und
130 Bewohner zählende Dorf
Rainlmg,
welches eine Wegstunde von Schärding entfernt ist.
Hier befand sich ehemals ein Edelsitz mit einem ans Holz gezimmerten
Schlößchen, wozu verschiedene einschichtige Unterthanen gehörten und welches im
Besitze verschiedener Adelsfamilien war.
In den Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts kommen theils als
Zeugen, theils als Donatare Edle von Rumting, RumentingenJ vor
und Ritter E. von Koch-Sternfeld behauptet/) daß „Werigandus, vir quidam
conspicuse nobilitatis de Rumentingen“ (Reumut mg, Rennt i ng) zu dem Reben -
zweige der Grafen von Playen ans Reichersberg gehört habe.
1V2 Viertelstunde südlich von Rainting kommen wir an Bilsassing
vorüber, einem vormals adeligen Landgnte, welches bereits im Jahre 1130 in
den Urkunden des Klosters Formbach als prsedium Filceizing genannt
wird f) heutzutage ist es ein Bauerngut mit einer Mühle.
Oestlich von Bilsassing, jedoch am rechten Praniufer liegt die in Form-
bacher-Urknnden im Jahre 1130 unter dem Namen: Adelhartingeiff) beur-
kundete Ortschaft All er ding, — heutzutage Eisenbahn-Hallstelle — rückwärts
welcher die Eisenbahn in einem tiefen, ans Felsen gesprengten Einschnitte am
Fuße des Samberges und um den Riedel-Berg herumläuft; südöstlich von Allerding
treffen wir auf den von Anhöhen umschlossenen Ort:
Tiefenlmch, Teuffertbach,
eigentlich Unter-De uff enb ach, dessen 22 Behausungen mit 157 Einwohnern
an der hier vorüberführenden Reichsstraße situirt sind; diese Straße beschreibt hier, 1
1) Urkundenbuch des Landes ob der Ens. I. B. 640, 632.
2) Ritter E. von Koch-Sternfeld in seiner Abhandlung: die Chorherren - Propstei
Reichersberg, S. 35; U. B. 1. 306; Mon. boic. III. 423.
3) und 4) U. B. I. S. 632, 658. 1. 715.
- 288 -
beut Laufe der eine Wendung von Südwest nach Nord nehmenden Pram folgend
und zugleich dem Sumpfboden ausweichend, die unter dem Namen: „krummer
Weg nach Schärding" weithin bekannte Beugung.
Auf dem hier befindlichen gemauerten teichumflossenen Schlößchen saß im
im 12., 13. und 14. Jahrhunderte die Adelsfamilie der von Tiefenbach,
TeuffettHilf,1) welche mit Heinrich Tenfenpeckh im Jahre 1397 ansstarben.
Hierauf gedieh dieser adeliche Sitz im weiteren Zeitverlaufe an verschiedene Adels-
familien, als an die Edlen Reuter, die von Raspe, die Hacklvder, die Pelchover von
Mosweng, im Jahre 1740 an die Freiherren von Meggenhofen, 1775 die Freiherren
von Neuburg, 1814 an Freiherrn Kern zu Zellerreut, bis im Jahre 1840 Pfleger
Franz Hartmann in Besitz desselben gelangte, welcher ihn jedoch im Jahre 1859
an den Gastwirth A. Flieher verkaufte, von welchem hinwiederum das Schlößlein
in andere Privathände überging.
Nachdem wir bis Teuffenbach eine südöstliche Richtung eingehalten habe»,
wenden wir uns hier um und nehmen unsere Route gegen Westen zum In hin-
über; zu diesem Ende wählen wir den Weg an dem Mayerhofe Lachheim vorüber,
der in seiner gegenwärtigen Gestalt nach einem zweimaligen Brande (im Jahre
1828 und 1832) in etwas erhöhter Lage neu erstand; im 11. und 12. Jahr-
hundert saßen auf demselben Edle von Lochheim?)
Bon Lachheim gelangen wir auf einem schmalen Fahrwege am Nordsaume
des Lindet-Forstes vorüber^ in ^Stunden an die Braunauer-Rieder-Straße
und werden dort durch das herrlich gelegene
Suden
überrascht.
Diese vormalige Augustiner-Chorherren-Propstei thront auf einer zwischen
dem In und dem Zillen - Bache vorspringenden steilen Anhöhe, augenfällig über
einem mächtigen, ans der Römerzeit rührenden Bollwerke, und ist durch die Stel-
lung ihrer Gebäude und durch ihre Lage eine der interessantesten Punkte am
Jnstrom; dernials dient sie als k. k. Strafanstalt männlicher Sträflinge, für
deren Leitung ein Franziskaner - Hospiz zur Seite steht.
Als ursprüngliche Stifterin des Klosters Suben wird Tut« — auch
Jutta littst — eine Tochter des Grafen Heinrich von Formbach genannt. 1
1) Mon. boic. T. IV. S. 72, 77, 91; n. B. I. S. 843.
2) U. B. I. S. 883.
3) Der Lindet-Forst, circa 560 ö. Joch umfassend, gehörte zum Theile zur Schloß-
pflege Schärding und war demnach ärarisch; im Jahre 1860 wurde dieser ärarische Antheil
(220 Joch) von der gräfl. v. Arco'schen Herrschaft zu St. Martin um 85.000 Gulden C. M.
käuflich erstanden. Die größte Elevation dieses Forstes beträgt 1281 Fuß oder 409 Meter
über dem Meere.
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Einer frommen, jedoch historisch nicht erwiesenen Sage zufolge soll die
Veranlassung zur Gründung dieses Klosters für Tnta eine über den empörten
Wellen des Ins glücklich überstandene Wassergefahr gewesen sein; doch so viel
steht fest, daß Tnta nach dem frühzeitigen Hingange ihres Vaters Heinrich, mit
ihrer Schwester Himiltrndis, von ihrem Großvater Tiemo I., Grafen von Neu-
burg, in frommer Gottesfurcht erzogen worden war und später mit ihrer Schwester
den Entschluß gefaßt habe, einen Theil ihres väterlichen Erbgutes Gott zu weihen
und zu frommen Stiftungen zu verwenden.
Während Himiltrndis den Bau eines Klosters zunächst an der Stamm-
burg zu Formbach gelobte, wählte Tula sich den Ort zur Gründung eines Klosters
am Jnufer oberhalb Schärding, wo ihr ein weites Gebiet umher mit der Burg
Suben zugefallen war, gestaltete die Burg Snben, mit der eine Kirche zum
heiligen Lambert in Verbindung stand, zu einem Versammlnngshanse für Kleriker
und stattete dasselbe mit verschiedenen Liegenschaften und Gütern in der Umgebung
ans. (Im Jahre 1040.)
Tnta soll sehr jung mit einem Dynasten ans Kärnten vermählt worden
sein, von dem sie auch ansehnliche Besitzungen erbte und erhielt; nach dessen früh-
zeitigen Hingänge wurde die junge Witwe für den ungarischen Hof als Braut
gewählt und einem ungarischen Könige oder Kronprätendenten, deren es in jener
Ztit mehrere gab, angetraut; deßhalb wird Tnta in den ächten und ältesten
Stiftlillgsnrkiinden regina, d. i. Königin genannt; auf ihrem zunächst des
Sakristeieinganges in der Klosterkirche Suben eingelassenen Grabmonumente finden
sich die Worte: „Hye letzt die hochgeporne chünigleychis Geschlechts czu Ungarn
genant Tnta, Stifterin dieß gegenburtigen Gottshans czu Suben, gestorben 1136
cal. Maji;" und auf dem unter dem Kirchenportale angebrachten Standbilde aus
Gyps ist sie im königlichen Schmucke dargestellt; freilich wollen so manche ihr
den königlichen Titel streitig machen und als fabelhaft von der Hand weisen.
Nach dem Tode der Tnta drohte die Stiftung wieder zu zerfallen, da
ihre Erben vielmehr wider als für dieselbe gestimmt waren, ja in der That mehrere
Besitzungen derselben wegnahmen und sich zueigneten.
Nun war es aber Bischof Altmann von Trient, ein Enkel aus Tuta's
erster Ehe, welcher die Herrschaft Suben mit allen von der Tnta dahin gestifteten
Gütern ererbt hatte und welchem seine erlauchten Eltern Graf Udalschalk und dessen
Gemalin Adelheid) im Jahre 1120 Suben und die dortige Kirche zum heiligen
Lambert mit dem dazugehörigen Widthum behufs der daselbst den Gottesdienst
besorgenden Kleriker übergeben hatten, welcher sich der Stiftung auf's kräftigste
annahm, dieselbe im Jahre 1126 erneuerte und im Jahre 1142 zur Vollendung
brachte?) Ueberdieß vermehrte und bereicherte der als Mensch und Kirchenfürst 1 2
1) Diese Adelheit, die Mutter des Adalbero und Altmann, war zweifelsohne eine
Tochter der Tuta aus der ersten Ehe.
2) „Altmannus, Tridentinus Episcopus Subenensem ecclesiam, a quadam Regina,
,,Tuta nomine, de qua secundum carnem genus duxit, primo fundatam, sed suceedentibus
- ;29ö -
gleich ausgezeichnete Bischof die Stiftung und gab außer den von der Tuta ge-
widmeten Gütern noch einen beträchtlichen Theil der ihm von seinen Eltern und
von seinem älteren Bruder Adalbero erblich angefallenen Besitzungen in Kärnten
worunter St. Margarethen am Hengstberge, Kolmitz, Malentein, Absberg, Seding,
Sulm u. a. m.; dann Mayerhöfe, Mühlen, Weiden, Waldungen, Fischereien an
der Anliefen, Pram, am Subner - Bache; verschiedene Güter zu Rosbach, Haid,
Steinbach, Pramerdorf, Stocket, Oed, Oberhofen, Grub, Au, Tiefenbach, Laufen-
bach, Niederheim, Visenhart, Gramberg, Marsbach, Ratensröd, Andorf, Pramau,
Schlederer, Hebmansbach, Eggenberg, Sumersrad, Loh, Ludheim, Riedlsbach,
Zeilberg, Wezendorf, Vichtenstein, Diethalming, Pfolsau, Haigertiug, Atitich,
SchneUheim, Reisting, Rohr ec. die Hälfte des Schiffszolles zu Schärding, die
halbe Salzpfanne zu Reichenhall u. a. m?)
Soweit war die Sache gediehen, die Stiftung nach Außen hin geordnet;
nun aber beschloß Bischof Altmann eine Erneuerung und Umgestaltung des Stiftes
nach Innen vorzunehmen, indem er bestimmte, daß statt der Kleriker Ehorherren
nach der Regel des heiligen Augustin eingeführt werden sollen, das Stift der
Obhut der Erzkirche Salzburg übergab, die Ueberwachnng desselben, sowie die
Wahl des Propstes dem dortigen Domkapitel, resp. dem Dompropste, übertrug?)
Somit erscheint Bischof Altmann als zweiter Stifter von Suden; mittels
Bulle vom Jahre 1146 bestätigte Papst Eugen 11. diesem Kloster alle seine Be-
sitzungen und nahm es in seinen besonderen Schutz?)
In gleicher Weise nahm im Jahre 1286 Papst Gregor IX. das Stift
Suden in seinen Schutz und konsimirte alle Besitzungen und Rechte desselben?)
Von verschiedenen Fürsten und Herren erhielt das Stift Mautfreiheiten
für Salz und andere Lebensartikcl zu Burghausen, Schärding, Renbnrg am In,
Passau, Aschach in den Jahren 1210, 142i, 1270, 1293, 1801, 1807, 1818,
1845, 1404?')
Die Vogtei über das Stift führten die Grafen von Schauenberg, die sich
ihrer hohen Abkunft und der Seitenverwandtschaft mit der Königin Tuta rühmten
und deßhalb verschiedene Schenkungen nach Subcn machten?)
„heredibus circa cultum divinum minus devotis tarn religione, quam redditlbus dilapsam
„restauravit.“ Mon boic. T. IV., pag. 525, Nr. III.
!) c. 1. Urkundenbuch des Landes ob der Enns. I. B., S. 426.
2) Aldersbach im Vilsthale, ursprünglich eine Chorherrenpropstei, wurde im Jahre
1146 in eine Cisterzienser-Abtei umgewandelt; die Kanoniker von Aldersbach sollen nach Suden
übergewandert sein; so Wenning in seiner Topographia Bavariae. T. III. S. 85.
2) Mon. boic. T. IV. S. 523 und 524. Nr. I. & II.
4) Mon. boic. IV. S. 530. Nr. 5.
5) c. 1. S. 529, 534, 542, 545.
6) Bei Mundius Metrop. Salisburg. T. III, S. 259 werden mehrere Urkunden der
Grafen von Schauenberg von den Jahren 1301, 1306, 1363, 1375, 1377, 1423, 1490, 1536
angeführt und worin sie sich folgender Weise ausdrücken: „Das Gotteshaus zn Sübn, daz vou
„unsern Vodern, den Gott genade, gestiftet ist, und dez wir Vogt und Herren sein;" — item
in den Beftätigungsbriefen von 1423 und 1490 heißt es: „die Gnade Gutthat und Freiheit,
— 291 —
Das Stift hatte 2 Vorsteher der Kleriker: Hartwic (ch 1127) und
Otto; dem Chorherrenstifte standen 53 Pröpste vor; die Reihe derselben be-
ginnt mit
Andreas 11. Edler von Lampoting, 1358—1380;
Johann V. Edler von Liebenberg, ch 1390;
Ulrich Saeldt, ch 1421;
Sigismund Edler von Potendorf, ch 1422; dieser war der
letzte Propst, welcher vom Domkapitel Salzburg präsentirt worden war; sein
Grabmonument befindet sich vor der Ladenthüre des Krämerhauses zu Suben.
Matthäus Meermoser, ch 1456; von ihm rührt die größere Glocke
am Thurme;
Erasmus Werder, ch 1471; hierauf 3 Jahre unbesetzt.
Hieronymus 1. R o t e n p e ck, f 1474;
Leonhard 1. §uetter, im Jahre 1474—1493, erster, aus dem
Snbner-Colleginm freierwählter Propst, ein gelehrter, frommer Mann, welcher eine
rühmliche Regierung führte; sein Grabmonument befindet sich in der Capelle des
Müllers zu Schrecken;
Johann VI. Heiw eck, im Jahre 1493 -1509;
Petrus Dörffl, im Jahre 1509—1530; dieser saß im Jahre 1527
dem Gerichte zu Schärding über den unglücklichen Priester Leonhard Käser bei.
Unter diesem Propste wurden die Pfarreien: Taufkirchen, Rab und das
Mcariat Zell dem Stifte Suben all mensam einverleibt.
Lambert 1. Pogner, ch 1542; Leonhard II. Reutter, im
Jahre 1542—1588; Georg 1. Wagner im Jahre 1559—1563;
Johann VII. Molitor; unter ihm war durch den Einfluß des
Protestantismus die klösterliche Disciplin gänzlich verfallen; es herrschte Frechheit
und Ungehorsam gegen die Vorgesetzten; Skandale verschiedener Art fielen vor;
die Conventualen rebellirten gegen den Propst und die Hilfe des weltlichen Armes
„damit das Gotshaus zu Süden von weilland den wohlgebohrnen unsern Vorfordern löbl.
„Gedächtniß seligen, als den rechten Stiftern desselben Goteshaus zu Süden, etwo vil Jahr
„bisher fürgesehen, begabt und gehalten." A. Schrötter's Topog. 1779, S. 51.
Johann I. 1142—1150;
W icp ot o; (?)
T hi emo ch 1203;
R o m a II ch 1223;
Albert ch 1235;
Heinrich I., ch 1258;
Johann III.; (?)
Johann IV.; (?)
Otto II., f 1310;
Walchu ii, f 1345;
Heinrich II., f 1353;
C h n n o im Jahre 1150;
Pabo, 1180—1198;
Dietmar, 1203—1221;
Johann II., t 1231;
Gregor I., f 1249;
Pabo IL; (?)
Andreas I.; (?)
Meinhard im Jahre 1301—1303;
Engelbert, ch 1331;
Wilhelm 1., ch 1351;
Ruger Neunhofer, ch 1358;
37
gegen sie war sogar nothwendig geworden; voll Mißmuth hierüber resignirte er
im Jahre 1585 und hatte den
Paulus Fixinger aus dem Stifte R a n s h o f e n zum Nachfolger,
welcher aber, seiner Würde satt, schon im Jahre 1586 starb;
Johann P o n n e r (VIII), gleichfalls aus dem Stifte Ranshofen, im
Jahre 1586—1591;
Michael Hererig, im Jahre 1591—1599, aus dem Stifte Baum-
burg, wird als Wiederhersteller und Reformator des Stiftes Suben bezeichnet;
im Jahre 1599 wurde er als Propst nach St. Nicola postulirt.
Ulrich II. Rackh, starb zu Schärding im Jahre 1601?)
Wolf gang Straß er, f 1602; zweijährige Sedisvakanz;
Leonhard III. Li lins, im Jahre 1604—1610, belobt als ein
frommer Mann starb er zu Schärding.
Georg II. Reichenstorfer, im Jahre 1610—1622, einstimmig er-
wählt, baute das Brauhaus im Kloster;
Marcus Peckh, 1622—1628;
Mathias Froschham er, im Jahre 1628-1640, Müllerssohn ans
Suben; er verschaffte der Kirche schöne Paramente?) baute den Krankensaal und
errichtete die Martersäule zunächst des ehemaligen Amtmannhauses;
Georg III. Gugler, starb im Jahre 1649 an der Pest;
Hieronymus II. Landl, baute zunächst an der Stiftskirche die
St. Katharinen-Capelle, regierte vom Jahre 1650—1664;
Lambert Wieninger, aus Rab gebürtig, ff am 3. Februar 1672;
A quili nus S attelbogner, im Jahre 1672—1678, baute die
Prälatur und die Gastzimmer ganz neu;
Wilhelm II. Saxmayer, ff 1679;
E r n e st T h e o p h i l u s Scharrer, Edler von F r i s e n e g g, aus
Krems, 1679—1696; dieser erhielt im Jahre 1684 als der erste unter den Pröpsten
von Suben vom Papste Jnnocenz XI. den Gebrauch der Insel und des Stabes:
im Jahre 1692 ließ er die schöne Säule zu Ehren der unbefleckten Jungfrau
Maria am Jngestade aufrichten.
Gregorius II. Reiffauer, im Jahre 1696—1720; weil das alte
Conventgebäude schon baufällig war und den Einsturz drohte, begann er im Jahre
1698 den Bau des neuen stattlichen Conventes mit den Kellern und nachdem er
hiezu 30.731 Gulden Gotteshausgelder vorgeliehen erhalten hatte, vollendete er
selben herrlich im Jahre 1704. Ungeachtet das Stift bei dem von 1703—1705
dauernden Kriege zwischen Oesterreich und Bayern durch Contributionen und
x) Dessen Grabstein enthält folgendes Distichon:
„Nudus ut in terram veni, sic nudus abibo;
Quid frustra sudo, funera nuda videns.“
2) Ein rothdamastener Ornat mit dem Wappen des M. Froschhamer hat sich bis zum
heutigen Tage noch gut erhalten.
— 293 —
Requisitionen verschiedener Art hart mitgenommen wurde, so war Propst Gregor
bei seiner weisen Sparsamkeit dennoch in der Lage, für die Kirche werthvolle
Paramente und andere Kirchengefüß^) beizustellen, ferners die bei seinem Amts-
antritte vorgefundenen Schulden gänzlich und die gemachten Banschulden bis auf
3000 Gulden zurückzuzahlen. Als ein Wiederhersteller des Stiftes gepriesen, starb
er, 64 Jahre alt, am 7. Juli 1720.
Patritius Eg erb ach er (im Jahre 1720—1748) verschaffte gleich-
falls der Kirche schöne Paramente, silberne Statuen, Leuchter und Gefäße; war
übrigens fromm, wohlthätig, resignirte im Jahre 1748 und starb im Jahre 1756;
Firm in ns Geibinger (1748—1763) baute im Jahre 1750 den
Stifts-Mayerhof vom Grunde aus neu und im Jahre 1757 das Bränhaus.
Jldephons Schalkhamer (1763—1767) begann im Jahre 1766
den Bau der Stiftskirche;
Wilhelm 111. Weber, vollendete den Kirchenban herrlich im Jahre
1770 und baute im Jahre 1769 vor dem Klosterthore die Kirche zur heiligen
Maria neu. Unter ihm wurde im Jahre 1784 (16. Mai) durch Kaiser Joseph 11.
die Aufhebung des Stiftes, unter dessen Religiösen theilweise Zwietracht herrschte,
ausgesprochen.
Man hatte höheren Ortes überhaupt den Plan, das Stift Suben cum
onere et commodo dem Stifte Reichersberg einzuverleiben und den Propst
Ambros Kreuzmayer von Reichersberg zum Administrator über Suben bestellt;
dieser war jedoch aus triftigen Gründen mit dieser Vereinigung nicht einverstanden
und so wurde denn im Jahre 1787 die Auflösung vollzogen. Die Stiftsgeistlichen,
deren gewöhnlich 18—20 waren, wurden theils pensionirt, theils verblieben sie
auf den Stiftspfarreien, welche späterhin an die Weltpriester übergingen.
Propst Wilhelm wurde mit täglichen 4 Gulden in Qniescenz gesetzt, wo-
von er aber nur 2 Gulden erhielt. Nachdem er am 11. Oktober 1789 in der
vormaligen Stiftskirche noch sein Priesterjubiläum in solemner Weise gefeiert hatte,
verschied er den 12. Dezember darauf im 78. Lebensjahre und fand seine Ruhe-
stätte in dem neuangelegten Friedhofe zu den Füßen des Kreuzes; hat mau es
vergessen, ihm ein Monument zu setzen, so ist denn doch die glanzvoll vollendete
Stiftskirche ein glanzvolles Monument für ihn!
Wie zu Reichersberg und Ranshofen scheint auch zu Suben ein Nonnen-
Convent bestanden zu haben ; man trifft anjetzt noch hinter dem Orgelchor Kloster-
frauen in Stuccaturarbeit und auf dem mittleren Plasondgemälde der Kirche sieht
man einen feierlichen Zug, den Nonnen eröffnen, oder vielmehr dabei theilnehmeu?)
Dem Stifte war seit alter Zeit her die in Untersteyermark gelegene Pfarre
St. Margarethen am Hengstberg incorporirt; um 1515 übertrug 1
1) Unter Anderen auch die Gebeine des heil. Märtyrers Benignus.
2) Entnommen aus im XVI. Musealberichte Linz 1856 von Fr. Pritz erschienenen
Abhandlung: „Beiträge zur Geschichte des aufgelassenen Chorherrenstiftes Suben." S. 5—66.
— 294 —
Bischof Wiguleus von Passau die Weltpriester-Pfarren Taufkirchen mit den
Filialpfarrcu Nainbach und Dirsbach, Rab mit den Filialpfarren Enzen-
kirchen und St. Willibald und das Bikariat Zell dem Stifte Suben zur
Pastorirnug, welchem sie auch bis zum Jahre 1787 admensam einverleibt blieben?)
Nach der Aufhebung des Stiftes wurde die Klosterkirche zur Pfarrkirche
für die »euerrichtcte Neligionsfondpfarre Suben, welcher außer der Hofmark die Ort-
schaften Schuelldorf, Rosbach, Dorf und Ezclshofen zugewiesen wurden. Der erste
Pfarrer war der letzte Stiftsdechant Josef Sinzinger ch1800. Die vor dem Kloster-
thore befindliche Pfarrkirche zur heiligen Maria wurde gesperrt, verkauft und in
ein Wohnhaus umgestaltet; dermal? besitzt selbes der Wundarzt Karl Zweythurm.
Die Stiftsherrschaft Suben aus 65 uuterthäuigen Höfen bestehend, wurde
zum oberösterreichischen Religiousfoude eingezogen, im Jahre 1792 dem bischöf-
lichen Geueralvikar von Linz I. A. von Finetti zur Dotation gegeben, nach dessen im
Jahre 1802 erfolgten Ableben jedoch wieder (zur Hofkammer) zum Religiousfoude
eingezogen. Im Jahre 1810 (15. November) wurden die Neligionsfondherrschaften
Suben, Moudsee und Engelszell von Kaiser Napoleon 1. als Lehen des französischen
Reiches dem bayerischen General-Feldmarschall Fürst von Wrede verliehen oder
geschenkt und blieben bei dieser Familie bis zum Jahre 1855.
Nun betrachten wir uns die ehemaligen Klostergebäude; diese bildeten ein
nicht ganz reguläres doch immerhin stattliches Bauwerk; durch das au der südlichen
Seite befindliche Eiufahrtsthor gelangte man in den geräumigen trapezförmigen
Klosterhof, welcher nordwärts von der Stiftskirche und der Prälatur, au der
Westseite vom Gasttrakte und dem Bräuhause, an der Südseite von der Hof-
richterei, Schaffuerei, Pfisterei, ostwärts aber von der Mauer des Conventgartens
umschlossen war und dessen Mitte ein steinernes Bassin mit einer Marien-Statue
zierte; an die Nordseite der Stiftskirche schloß sich das im großartigen Style
gebaute, dreigadige Convcntgebäude an, welches den Convcnthof und den einstigen
Kreuzgang umschloß.
Die Stiftskirche zum heiligen Lambert, ursprünglich ein altdeutscher, auf
Säulen ruhender Spitzbogenbau, wurde in der Periode vom Jahre 1767—1770
durch den Baumeister Simon Frey aus Unter-Puellach (bei München) im italienischen
Style umgebaut, erhielt außer dem Hochaltare aus Gypsmarmor noch 6 Neben-
altäre und durch de» Meisterpinsel des Jakob Zeilcr aus München prachtvolle
Freseo-Gemälde inner vergoldeten Rahmen; diese Gemälde sowohl, wie überhaupt
der in gelungener Symmetrie ausgeführte Bau, die hübschen Stuceo-Berzierungen,
die ohne Uebcrladuug reichen Vergoldungen, die effektvollen Altarblätter, die zwei
zierlichen Glassärge mit den heiligen Leibern der Matyrer Benignus und Jlluminatus,
der Musikchor mit der prachtvollen Orgel und den Chorstühlen daneben und die
4 Oratorien erregten bei jedem dieses Gotteshaus Betretenden Ehrfurcht und
Staunen.
i) Das Wappen des Stiftes bestand ans 7 Lilien im blauen Felde.
— 295 —
Durch die im Jahre 1856 vorgenommenen Adaptirungsbauten, Ab-
maucrnngeii, Abgitterungen und Nebertünchunge» hat diese Kirche von ihrer ehe-
maligen Eleganz viel verloren.
Beim Eingänge zur neuen Sakristei ruht die Stiften«, wo auch ihr
Monument zu sehen ist.
Einstmals waren außer den Grabsteinen mehrerer Pröpste auch die
Monumente verschiedener hier beigesetzter Adclspersonen, als der: von Adelshauscu,
Baumgarten, Fränking, Hahnenreutter, Hoheneck, Hohenbuch, Manndorf, Pürching,
Rott, Schmicchen, Späth, Hirschfeld, Trennbach rc., vorhanden, welche jedoch zu
profanen Zwecken verschleppt und zerstreut worden sind.
An dem massiv gebauten Thurme, welcher vor dem Jahre 1788 »och
mit einer Blechkuppel gedeckt war, befinden sich 6 Glocken; die Aus- und Fernsicht
auf der Höhe desselben ist entzückend.
Im Jahre 1809 waren die Klostergange zu einem Militärspitale für ver-
wundete österreichische, dann französische Krieger verwendet; alle Gänge, selbst die
Dachböden waren mit Kranken überfüllt und so geschah cs, daß Epidemien ein-
rissen, welche mehrere Hunderte der Kranken so wie auch viele Krankenwärter
dahinrafften.*)
Am 15. Oktober 1815 wurde der südliche Flügel, worin der Herrschafts-
richter mit den Kanzleien war, durch eine Feuersbrunst zerstört, hierauf zu einem
Getreidekasten umgebaut.
Es diene zur Bemerkung, daß die fürstliche von Wrede'sche Verwaltung
mit den Gebäuden von Suben destruktiv gebahrte und daß es in gar nicht ferner
Zeit dahin gekommen wäre, die Jngcstade um eine Klosterruine reicher geworden
zu sehen.
Da geschah es im Jahre 1855, daß das k. k. Aerar sämmtliche Gebäude
sammt Gärten um 12.000 Gulden C.-M. W. W. ankaufte, um dieselben zu einer
Straf- und Besserungs-Anstalt für weibliche Sträflinge herrichten zu lassen. Zu
diesem Ende wurden in den Jahren 1856, 1857 und 1858 umfassende Adaptirungs-
bauten und Umgestaltungen nach Junen und Außen vorgenommen; an die Süd-
seite der Kirche wurde das Hospiz für die P. P. Franziskaner, denen die Seel-
sorge über die Haftanstalt, wie auch über die Pfarre übergeben wurde und diesem
Hospiz gegenüber die Klausur für die Ordensfrauen der Liebe vom guten Hirten,
welchen die Aufsicht und die Leitung der weiblichen Sträflinge anvertraut wurde,
angebaut; der vormalige Herrenconvent wurde zum Theile als Convent für die
Ordensfrauen, zum Theile als Etablissement für die Büsserinen und Magdalcneu
bestimmt. Die vormalige Prälatur wurde für die Zwängliuge, die Räumlichkeiten
im westlichen und südlichen Flügel zu Krankenzimmern, Arbeits- und Schlafsälen
für die Sträflinge und zu wirthschäftlicheu Zwecken zugerichtet und außerhalb des
Einfahrtsthores ein neues Schulhaus aufgebaut.
i) Ein auf dem Fußwege von Schnelldorf nach Dorf aufgerichtetes Kreuz bezeichnet
den Beerdigungsplatz der im Spitals Suben verstorbenen Soldaten.
— 296 —
Im November 1856 wurde die Haftanstalt eröffnet, jedoch im Jahre 1865
erfloß der hohe Ministerial - Erlaß, zu Folge dessen die weibliche Straf- und
Besserungs-Anstalt zu Snben aufgelassen, die Ordensfrauen entfernt und die Haft-
Anstalt in eine männliche Strafanstalt umgewandelt werden solle ; es wurden auch
zu diesem Behufe im Jahre 1865 noch, vornehmlich aber im Jahre 1866 neue
Um- und Adaptirnngsbanten vorgenommen und vollführt, so daß am 2. Februar
1867 die Gebäude von den Sträflingen bezogen werden konnten.
Um diese Bauwerke herum, vorzüglich im Thaleinschnitte sind die 30
Häuser der ehemaligen Hofmark situirt; dem Einfahrtsthore gegenüber befindet sich
das Gasthaus, in dessen Gastzimmer ein Denkstein vom Jahre 1515 zu sehen ist.
Außerhalb der Hofmark in freier Lage steht der stattliche Jndinger'sche
Mayerhof, vormals der Stiftsmayerhof, welcher im Jahre 1750—1754 vom
Grunde ans neu gebaut, im Jahre 1787 um 7015 Gulden an einen Privaten
verkauft wurde; im Jahre 1798 war hieher das Bräuhaus aus dem Stifte
transferirt worden; im Jahre 1853 wurde daneben ein schöner Sommerkeller
gebaut, der, wie jener des Gastwirthes vielfach von den Schärdingern besucht wird-
Wir treten nun den Rückweg gegen Schärding an und an der Straße
dahin, kommen wir an Schnelldorf vorüber; von dem hier befindlichen Sommer-
keller bietet sich der Ueberblick über eine herrliche Uferlandschaft dar, ivelche gegen
Osten und Norden hin von malerisch geformten Hügelreihen umsäumt ist, nach
Westen hin schweift der Blick über den Strom-Archipelagus zu den Ebenen und
wellenförmigen Hügeln des Rotthales hinüber, hinter welchen die Konturen des Steinhart
und selbst des bayerischen Waldes ersichtlich werden; bei der Abendbeleuchtung ist
der Zauber, welchen der Anblick dieser Landschaft und des als Kernpunkt darin
gelegenen Schärding auf den Naturfreund übet, von unvergleichbarer Wirkung.
Die Poststraße beuget von Schnelldorf aus gegen Osten, um bei Haid
in die Linzer-Straße eiuzuzweigen; wir wählen jedoch den kürzeren Weg, welcher
uns dem hohen Uferrande entlang über Pathering nach dem Pfarrdorf
S1. Florian
geleitet.
Unter den Privatgebäuden dieses aus 18 Häusern bestehenden Ortes ist
vor Allem der Fraukenberger'sche Mayerhof bemerkenswerth, denn er war ehedem
ein Eigenthum des Domkapitels zu Passau und wird bereits im Jahre 1160
urkundlich genannt?)
Nach verschiedenen Urkunden und Denksteinen erscheinen uns als domkapit-
lische Mayer folgende Namen:
im Jahre 1195 Engilp recht, Villicus de Winflorian;2)
„ 1299 u. 1322 Otto de Weihflorian;3)
!) Urkundenbuch des Landes ob der Enns. I. B., S. 520.
2) c. 1. S. 694 u. 708.
3) Mon. boic. T. XXIX. P. II. S. 593; dortselbst S. 273 wird auch ein Waleonu»
üs sancto Floriano genannt.
— 297 —
im Jahre 1358 u. 1364 Ulreich Mayer ze Sand Florian bei der Pharr;
„ 1476 Georg Mayer;
„ 1570 Georg Rittl, ch 1575;
„ 1575 Stephan Hartwagner;
„ 1610 Georg Mattsperger;
„ 1626 Johann PramHofer;
„ 1628 Paulus Mayer;
„ 1638 Leopold Weißaner;
„ 1646 Mathias Jäger, ch 1679;
„ 1688 Ferdinand Mayer;
„ 1705 Nikolaus Jäger;
„ 1710 Ferdinand Wieninger (aus Nab);
„ 1748 Franz Leopold Gun dt »er;
„ 1758 M a t h i a s P r i e l e r;
„ 1780 Franz G n n d t n e r;
„ 1784 Carl Fridrich Arnold.
Im Jahre 1783 wurde dieser Mayerhof sammt den adhürirenden Zehenten
an.die Familie Arnold-vererbrechtet; im Jahre 1810 kaufte ihn Simon Gruber,
Fleischhackelwirth zu Schärding um 21.OOO Gulden in Bankozettcln. Diesem folgte
im Besitze des Mayerhofes dessen Sohn Anton Gruber, diesem hinwiederum im
Jahre 1847 Jakob Gruber, welcher den Johann Frankenberger ans Engertsheim
zum Nachfolger hatte.
An der Straße niacht sich das im Jahre 1859 neuerbaute Gasthaus
bemerkbar; auf der zwischen den Pflegfeldern und dem Grünthal geradlinig ange-
legten und mit Pappelbäumen besetzten Chaussee, welche den Stadtbewohnern zur
Promenade dient, erreichen wir nach einer kleinen halben Stunde wieder die Stadt
und beschließen somit den ersten Ausflug.
Die zweite Wanderung beginnend schreiten wir durch das Brückenthor
hinaus über die Strombrücke, an deren jenseitigen Ende wir dem k. b. Zollamte
begegnen, der ehemaligen, auf einer Felseninsel erbauten Brückenfeste „Schärding
am Bruckthurm", welcher eigenen Burghütern zur Bewachung anvertraut war;
von dort aus erreichen wir ans einer 30 Meter langen, über einen dermals trocken
gelegten Flußarm gespannten Brücke den Boden des Königreiches Bayern und
stehen vor den Häusern der oberen H o f m a r k N e u h a n s, deren Stellung es
erkennen läßt, daß einstmals ein befestigter Brückenkopf angelegt gewesen sei.
Neuhaus zählt 75 mitunter sehr hübsche Häuser mit 5OO Bewohnern
und hat erst seit wenigen Decennien in gewerblicher und commercieler Beziehung
zu einiger Bedeutung sich emporgeschwungen, indem dort alle in einem Markte
gewöhnlichen Gewerbe und Beschäftigungen zu finden sind.
38
— 298 —
Das Schloß, auf einer Felseninsel, der unteren Stadt gegenüber postirt,
und mittels einer Brücke mit dem festen Lande verbunden, mag um das Jahr 1320
als ein die Strompassage überwachendes, die Veste Schärding selbst schützendes
Vorwerk erbaut worden sein und wurde eigenen Pflegern zur Obhut übergeben.
In den Urkunden des 14. und 15. Jahrhundert begegnen uns folgende
Namen derselben:
im Jahre 1330 Alram von Rottau, Pfleger am Newhaus;
„ 1388 Erasmus von Aichberg, Pfleger am Newhaus;
„ 1392—1394 Christian Na m sd orfer, „
„ 1405 Stephan Auer, „
„ 1412 Fri brich der Scheren reit er, „
„ 1419 Gottfried Raspe, „
„ 1434—1438 Achaz Rammung, ,,
„ 1439—1445 Hanns Raspe, „
„ 1441 Hanns Ecke r, „
„ 1445 Wolfgang Beringer, „
Im Jahre 1414 übergab Herzog Johann von Bayern - Straubing dem
Hannsen Egger, seinem Landschreiber in Nieder - Bayern und allen seinen Erben
den Thurm am Orth auf dem Inn zu Schardt.ing; doch Herzog Ludwig der Ge-
bartete entwehrte ihn des Besitzes von Nenhaus und beunruhigte von diesem
Schlosse aus das dem Herzog Heinrich von Landshut gehörige niederbayerische
Gebiet; erst dem gleichnamigen Sohne des Hanns Egger wurde von Rechtswegen
das Schloß Nenhaus durch Herzog Ludwig eingeantwortet.
Am Judica-Sonntage 1449 übergab Herzog Heinrich das Schloß und
Haus, genannt das: „Newhaus" gegen Schärdting über Hannsen und Hein-
richen, den Eggern zu Pillheim, und ihren Leibeserben, erstlichen Manns- dann
den Weibspersonen; Einer soll selbst persönlich da sitzen; aber nach dem Absterben
der Leibserben soll das Hans wieder an die Fürsten fallen.
Im Jahre 1467 übergab Herzog Ludwig dem Ulrich Egger zu Ober-
pöring, des Hannsen Sohn, obbemeldeten Thurm zu Schärdting; den soll allmal
Er, ober einer seiner Erben persönlich besitzen, oder durch einen gebornen Edel-
mann besetzen, der den Fürsten mit 2 Pferden gegenwärtig wäre, und gab ihm
dazu 24 Pfund Bnrggeld.
Dem Martin Eckher zum Neuhaus folgte dessen Sohn Hanns Eckher zum
Neuhaus, welcher im Jahre 1559 ohne Leibeserben starb, worauf Schloß Neuhaus
den Fürsten wieder anheimfiel; diese verliehen es dem Hannsen Gräbner; und
zwar unter'm 24. Mai 1585 bezeuget Herzog Wilhelm V. von Bayern, daß Herzog
Albrecht V. dieses Landgut Neuhaus seinem Kämmerer Hannsen von Grebmern,
„aus besonderen Gnaden und seiner langen Verdienste wegen geschenket habe/)
0 W. Hundii bayerisches Stamnibuch III. Bd., S. 105 und 106,
- 299
Hanns v. Grebmern erweiterte das Schloß durch den Anban eines gemauerten
Stockes und verbaute darin etliche Tausend Gulden. Um 1588 gedieh das Schloß
durch Heirat an die Stangl'sche Familie.
Von Achilles Rudolf Ignaz von Stängel kam selbes im Jahre 1694
durch Kauf an die Freiherren Gemel von Flischbach, im Jahre 1714 an des
vorigen Tochtermann an die Grafen Colle de Cesanna, von diesem hinwiederum an
die Grafen von der Wahl, welche dasselbe in den Jahren 1750—52 in die jetzige
pallastähnliche Gestalt umbauen ließen.
Vom letzten Sprossen der gräflichen Familie von Wahl (Emmanuel) kam
es im Erbschaftswege im Jahre 1794 an die Landgräfin von Fürstenberg, welche
diese Realität im Jahre 1800 an den Münchner Advokaten Georg v. Obermayer
im Spiele verlor.
Rach dessen Ableben im Jahre 1883 fiel das Schloß der Frau Maria
Kellerbauer, der Mayerhof') dagegen der Theresia Straßburger als Erbschaft zu.
Im Jahre 1835 kaufte der bayerische Rittmeister Sturm ans Passan
das Schloß, welches er bald wieder (im Jahre 1837) an den Freiherrn Eduard
Andrian-Werburg käuflich überließ; im Jahre 1854 kam es in den Besitz der
Fürstin Angnsta von Auersberg, von welcher es im Jahre 1859 das Institut der
englischen Fräulein um 9000 fl. erkaufte. Diese aus dem Mntterhause Burghausen
entstammend richteten sich das Schloß klostermässig zurecht und eröffneten ein
Pensionat zur Bildung und Erziehung der weiblichen Jugend, welches sich gar
bald einen ehrenvollen Ruf auch in die Ferne erwarb; 20—22 Fräulein, denen
10 Laienschwestern für die Besorgung der häuslichen Geschäfte zur Seite stehen,
wirken so segensreich an dieser Anstalt, in welcher sich 120—150 Zöglinge — da-
runter zwei Drittheile ans Oesterreich — befinden, und welche nicht nur in den
Elementargegenständen und in allen weiblichen Arbeiten, sondern auch in fremden
Sprachen, Musik und Zeichnen Unterricht und Ausbildung erhalten.
Im Schlosse befindet sich eine schöne Kapelle zu Ehren der allerheiligsten
Dreifaltigkeit, welche im Mai 1852 durch den Bischof Heinrich von Paffau feier-
lich ausgeweiht wurde. In diese Schloßcapelle stifteten sich die Freiherren Gemel
von Flischbach eine Messe, welche aber im Jahre 1714 nach Formbach gezogen
wurde; die Grafen von der Wahl machten eine Stiftung auf 100 heilige Messen.
Durch das rege Zusammenwirken und durch den Wohlthätigkeitssinn der
Ortsbewohner von Reuhans wurde daselbst eine Volksschule in's Leben gerufen
und im Jahre 1851 eine Frühmesserstelle errichtet; der Frühmeffer ist zugleich
Beichtvater im Institute und hat die Verpflichtung, in der Knabenschule sowie in
den Mädchenschulen den katcchctischcn Unterricht zu ertheilen; der dermalige Früh-
messer Ignaz Steiger erbaute sich im Jahre 1875 eine gar schöne Wohnung zu-
2) Der dem Schlosse gegenüber gelegene Mayerhof war bis zum Jahre 1801 zugleich
das Tafernwirthshaus der Hofmark Neuhaus, und von der Ther. Straßburger gedieh er an
das Institut. '
38
300 —
nächst des Mayerhofes. In pfarrlicher Beziehung gehört Neuhans zur Pfarrei
Sulzbach.
Boni oberen Neuhaus aus uns südwärts wendend gelangen wir an der Ort-
schaft Augenthal vorüber ans einem annrnithigen Wiesensteige zur Ortschaft
Mieder - Weihrnörlmg
urkundlich Wihenmarten, Wihenmartmgen, iSt. Weih-Martin1), V0U der seit dein
9. Jahrhundert gestandenen St. Martinskirche so genannt.
In der Geschichte wurde erzählt, daß im Jahre 1808 dieses Kirchlein
abgetragen und bei dieser Gelegenheit Römersteine aufgefuudeu worden seien, deren
einer die Aufschrift „Noreiee sacrum“ hatte, ein Beweis, das; wir hier über
klassischen Boden stehen. In den Urkunden des Klosters Formbach wird dieser
Ort bereits im Jahre 1130 genannt und im 15. Jahrhundert waren daselbst Edle
von Schmatz seßhaft, welche als Landstände von Niedcrbayern erscheinen.
Unferne von Weihmörting ist die Ausmündung der Rot in den In. Ueber
den Rotflnß selbst ist eine sehenswerthe, ans Quader-Pilaster ruhende, gedeckte
Brücke amerikanischen Styls gespannt, welche im Jahre 1853 statt der aus einem
Sprengbogen von 36 Klafter Weite bestehenden Brücke hergestellt worden war.
Die Flußufer sind hier mit mächtigen Ulmen besäumt.
Jenseits der Rot breitet sich eine weite Ebene aus, welche wegen des am
18. Jänner 1742 zwischen den Oesterreichern und Bayern stattgehabten Gefechtes
historische Denkwürdigkeit erhalten hat. Die nach Malching und Simbach leitende
Chaussee zieht sich ziemlich geradlinig gegen Mitich und die Königswiese hinan;
zur rechten Hand liegt das bereits im Jahre 1090 docnmentirte H a r t h e i m -)
links dehnt sich eine etwa 200 Tagwerke umfassende Wiesenfläche ans, bekannt
unter dem Namen M a h t oder M a t; an deren Saume liegt das Landgut
Malta«.
Dieses Mat tau, M atan war ehedem ein Edelsitz mit Hofmark und mit
110 Tagwerk an Feld- und Wiesgründen, welcher im 14. Jahrhundert ein Eigen-
thum der Edlen von Rotau gewesen ist. Nach deren Aussterben im Jahre 1550
fielen Mattau und Mitich an den Rentmeister von Landshnt Christoph Liebenaner,
der eine Schwester des letzten Rotauers zur Frau hatte, und als diese Beiden ohne
Nachkommenschaft starben, an Warmnnd Peer von Moostenning, Pfleger am Bruck-
thurm zu Schärding. Doch dieser verkaufte die beiden Landgüter an Zabulon
von Fränking, der sie hinwiederum dem Freiherrn Rudolph von Schönbrunn,
Landrichter zu Schärding käuflich überließ; bei der freiherrlichen Familie v. Schön-
brunn verblieben sie bis zum Jahre 1842, in welchem Jahre sie Baron Eduard
Urkundenbuch des Landes ob der Enns. I. Bd., S. 634, 654.
2) 0. I. II. 780, 625, 781.
— 301 —
Andrian-Werburg erkaufte. Das vordem gemauerte, vou Weiheru umflossene
Schlößchen war im Schwedenkriege im Jahre 1618 vou den herumstreifenden
Kriegsvölkern stark beschädiget worden. Die darin befindliche Schloßkapelle war
dem heiligen Georgins geweiht.
Von der Rotbrücke aus wird in 11/2 Viertelstunde das 10 Häuser zäh-
lende Pfarrdorf
Mitich
erreicht.
Hier ist die im altdeutschen Style aus Quadern erbaute, zu Ehren der
heiligen Maria geweihte Pfarrkirche sehenswerth; sie wurde in neuerer Zeit re-
stanrirt und enthält mehrerere Grabsteine der Freiherren von Schönbrnnn auf
Miltach, Mitich und Matau. Ehedem war sie eine Filiale von Hartkirchen und
wurde von dort ans durch Religiösen ans dem Chorherrenstifte St. Rikola versehen.
Der Ort Mitich ist alt; schon im Jahre 1100 werden in Formbacher-
Urkunden Edle von Mitich genannt;') sie scheinen um die Mitte des 13. Jahr-
hunderts ausgestorben zu sein. Im Jahre 1415 erscheint Hanns von Turn zu
Mitich als bayerischer Landstand; im Jahre 1510 verkauft Georg Turn den Sitz
zu Mitich, sonst Geranerhof genannt, an die Rotauer, von denen dieser Sitz, wie
wir oben bemerkt haben, an Christoph Liebenauer, Zabulon von Fränking und
im Jahre 1600 an die Freiherren von Schönbrunn überging?)
In einer Entfernung von 2 Kilometern oberhalb Mitich an der Straße
nach Hartkirchen liegt das ehemals zur Propstei Matighofen gehörige, 10 Häuser
zählende Dorf R e d i n g, woselbst auf dem einstmals gestandenen Schlosse bereits
im Jahre 1091 eigene Edle von Roting, Rotingen seßhaft waren?)
Drei Kilometer oberhalb Reding treffen wir das aus 38 Häusern bestehende
Dorf
Ansing.
welches bereits zur Zeit der Earolinger in den Jahren 771, 790, 818 als curtis
regia, fiscus publicus, d. i. ein königliches Schloß mit Kapelle genannt wird I)
im Jahre 1160 wird Ino Ingen als ein zum Domkapitel Passan gehörender
Mayerhof von 2 Huben aufgeführt?) welcher späterhin in ein adeliches Landgut
sich umgestaltete. Im 14. und 15. Jahrhundert war das von einem Teiche lmt*
stoffene, dermals demolirte Schlößchen ein Eigenthum der Otcnberger.
1) Urkundenbuch des Landes ob der Enns, I. Bd., S. 629, 631, 535.
2) Außerhalb Mitich steht auf freiem Felde an der Straße die Kapelle zum heiligen
Koloman (Kolomansstöckl) in ihrer gegenwärtigen Gestalt im Jahre 1740 erbaut; sie war in
früherer Zeit das Ziel vieler Kreuzgänge und Wallfahrten.
3) 0. 1. I. S. 627, 541.
4) Mon. boic. XXVIII, II. 2, 9, 21, 24.
5) C. 1. I. 50,
302 -
Im Jahre 1684 besaß diesen Edelsitz der Freiherr Georg Heinrich von
Starzhausen, chnrfürstlicher Kämerer und Pflegs-Cominissär zu Schärding, welcher
dieses Landgut cum omnibus pertinentiis, worunter auch die in der Stadt
Schärding befindliche eigenthümliche Behausung (Nr. 117), seiner Familie zu einem
Fidei-Commiß angesetzt hat (im Jahre 1695). Die einstmals vorhandene, durch
eine Feuersbrunst zerstörte Schloßkapelle war dem heiligen Johannes dem Täufer
geweiht.
Von Jnzing westwärts in geringer Entfernung erreichen wir den einst
zur Herrschaft Julbach und den Grafen von Schaunberg gehörenden 74 Häuser
und 450 Einwohner zählenden Marktflecken
Hurikirchen (am In).
Die nicht besonders große, dem heiligen Apostelfürsten Petrus geweihte
Pfarrkirche ist alt und wurde im Jahre 1140 dem Stifte St. Nikola als eine
Entschädigung übergeben?) Durch den im Jahre 1806 erfolgten Einsturz des Kirch-
thurnies wurde der vordere Theil dieser Kirche total vernichtet; im Jahre 1876
wurde der Thurm erhöht und mit Kupfer gedeckt. Die Pfarre Hartkirchen hatte
vormals Pöcking, Mitich und Obcr-Jndling zu Filialen. Den Bierbedarf für die
Gegend umher besorgen 2 im Markte etablirte Bränereien.
Von Hartkirchen wandern wir abermals weiter westwärts an Schnell-
heini (urkundlich Snegilheimen im Jahre 11262) vorüber gegen
Wieder-IndUng und Oder-Indling;
letzteres ein Dorf mit 35 Häusern, hat eine sehr alte Nebenkirche zum heiligen
Florian und kommt bereits im Jahre 1140 und 1150 als (superius Unte-
lingen) vor?)
Wollten wir das Rotthal mit seinen zahlreichen und geschichtlich denk-
würdigen Ortschaften, Kirchen und Edclsitzcn, welche so sprechend für die frühe
Cultur dieser Gegend Zeugniß geben, noch weiter hin verfolgen, so müßten wir
unser vorgesetztes Ziel weit überschreiten, und darum wenden wir uns gegen Rotau
hin, um dort die Rot zu übersetzen. Auf dem Wege dahin überschauen wir zur
rechten Hand eine weitgedehnte Wiesenfläche von etwa 4 Kilometer Länge und
3 Kilometer Breite; cs ist die vielbekannte Königs-Wiese, welche von der
nach Pöcking und Simbach leitenden Poststraße durchzogen ist und welche in
neuerer Zeit durch das Entstehen neuer Ansiedelungen ihre Steribität verliert
und in eine belebtere Landschaft sich ningestaltet. Diese Königswiese ist in mehr-
facher Beziehung geschichtlich merkwürdig. In diesen Ebenen (wahrscheinlich) er-
litten im Jahre 913 die Ungarn, nachdem sie in Bayern eingefallen, bis an den Lech 1
1) Urkundenbuch des Landes ob der Enns II. B., S. 608, 612.
2) C. 1. I. S. 426.
3) C. i. I. 518; Morx. boxe. XXIX. II. 106.
- BOB
hin alles verheert hatten und mit Beute beladen, über den In zurückkehren wollten,
von dem bayerischen Herzoge Arnulf, welcher eben dahier am In ein festes Lager
bezogen hatte, eine solche Niederlage, daß nicht mehr als 30 Mann entkommen
waren?)
In diesen Ebenen versammelte Herzog Otto von Bayern und König von
Ungarn im Jahre 1309, als Schärding von Herzog Fridrich von Oesterreich be-
lagert war, ein Ersatzheer von 500 Reitern und 60.000 Fußgängern, welche auf
einer geschlagenen Schiffbrücke über den In setzten und die Oesterreicher zur Auf-
hebung der Belagerung nöthigten.
In diesen Ebenen hatte in den letzteren Monaten des 30jährige» Krieges
(Juli 1648) General Graf Piccolomini mit den kaiserlich-bayerischen Truppen sich
gelagert und Musterung über das 22.000 Mann starke Heer gehalten; das
schwedische Heer dagegen stand gegen Karpfheim und Pirnbach hin. — In der
Königs-Wiese wurden in alter Zeit Ehehaft-Gerichte abgehalten?)
Schon ini Jahre 1210 wird diese Ebene urkundlich unter dem Namen:
„E h u n i g i s w i s e»" genannt, ans welcher Reinhold von Eholving drei Wiesen
zum Kloster Formbach schenkt?)
Das an der Rot gelegene
Rvtau
war der Stammsitz eigener Edlen von Rotawe, die bereits im Jahre 1075 in der
Geschichte auftreten* 4) und bis zu ihrem im Jahre 1550 erfolgten Anssterben ver-
schiedene Aemter und Würden bekleideten.
Jenseits der Rot gelangen wir an die von Neuhaus nach Landshut
führende Poststraße und an dieser zuni Pfarrdorfe
Uuhftorf)
mit 44 Häusern und einer im Jahre 1788 im modernen Style erbauten Kirche
(nach Rottmayr im Jahre 1772) zur heiligen Maria, darin interessante Grab-
monumente der Edlen von Ruestorf auf Ruhestorf, Kleberg und Wangham und
der Ecker auf Pillheim zu treffen sind. Das Schloß der Ruhstorfer, welche von
1) Hepidanni annales bei Goldast, T. I. a. 913; annales Austriae von Calles T> I.
4. S. 237. Die Worte: „wo der Inn sich in die Donau ergießt", müssen hier in weiterer
Bedeutung genommen werden, d. h. am In, nicht ferne von seiner Ausmündung.
2) In den Ehehaft-Gerichten, einer minderen Art der öffentlichen Gerichte, wurden
jährlich den Unterthanen etliche, und die vorzüglicheren, für jeden Ort tauglichen und noth-
wendigen Artikel aus der Polizei-Ordnung, und was sonst zur Zucht, Ehrbarkeit, Fried und
Einigkeit, auch zur Einfriedung der Felder, Trieb und Besuch re. dienlich und ersprießlich ist,
mit Ernst und bei Strafe vorgehalten.
3) Urkundenbuch des Landes ob der Enns, I. Bd., S. 695.
4) C. 1. II. 115; I. 636.
5) C. 1, I, 683; II, 412.
— 304 —
1170 bis 1750 blühten, wurde in den schwedischen Kriegsläufen ruinirt und
später vollends abgetragen.
Zur Pfarre Ruhestors gehören die zwei Nebenkirchen: Rothof und Roters-
heim; das ans einer Anhöhe gelegene
Rothof
mit der altdeutschen Kirche zum heiligen Petrus steht über römischen Fundamenten
und wird bereits im Jahre 1126 urkundlich genannt;') am Portale der Kirche
sind 2 römische Grabsteine eingemauert; ein dritter aus geflecktem Marmor, inner-
halb der Kirchenthüre stehend, dient als Weihwasserbecken.
3/s Stunden von Nuhstorf ist auf einer Anhöhe die dem heiligen Nikolaus
geweihte Capelle Rotersheim ersichtlich, deren schöner gothischer Ban ans ein
hohes Alter schließen läßt; wenigstens wird unter den zur Pfarre Sulzbach
gehörigen Nebenkirchen auch die Kapelle Ratoldsheim aufgeführt im Jahre 1188?)
Nordwestlich von Nuhestorf finden wir in einer hügeligen Gegend die
Schlösser Piliheim und Kleb erg; auf dem ersteren saßen bereits im Jahre
1170 Edle von Pillenheim?) dermals ist es ein den Freiherren von Lerchenfeld
auf Ering gehöriges Landgut und Bräuhaus.
Kleb erg, im einfach modernen Style gebaut und durch geradlinig an-
gelegte Pappelalleen als Herrschaftssitz gekennzeichnet, ist dermals ein Eigenthum
der Grafen von Taufkircheu. Im Jahre 1398 wird Simon Münster von Kleberg
genannt?) um 1420 besaß dieses Schloß Ulrich Tallinger Amtmann von Pettau;
im Jahre 1425 kaufte es Kaspar Tobelheimer; von den Tobelheimern ging es an
Achaz Löhner über, dessen Sohn Christoph es im Jahre 1501 dem Georg von
Ruhstorf käuflich überließ. Von den Ruhstorfern kam es an Theobald Auer zu
Tobel, durch Heirat an die Herren von Perlaching und im Jahre 1648 brachte es
Hanns Georg von Ruhstorf auf Poigu an sich und blieb auch bei dieser Familie
bis zum Erlöschen im Jahre 1750. Sehenswerth ist die in der Nähe des Schlosses
vom Grafen Leopold von Taufkirchen, k. b. Generalmajor im gothischen Style
neuerbaute Kapelle.
Von Ruhstorf erreichen wir nach einem Wege von s/4 Stunden den Ort
Gh»lfirrg.
Die hier befindliche, im gothischen Style erbaute, dem heiligen Märtyrer
Vitus geweihte Kirche ist alt und besitzt einen sehenswerthen, „im 1445 vom Abbt
Dyetrich zu Formpach" errichteten Flügelaltar und rückwärts desselben ein Glas-
fenstergemälde ans demselben Jahre. Die an der Außenseite des Chores dieser
Kirche eingemauerten Sockelsteine sind aus der Römerzeit stammende Altar- und
Opsersteine mit plastisch gearbeiteten Figuren und Gestalten. 1
1) Urkundenbuch des Landes ob der Cnns. I. 632, 756; II. 412.
2) C. 1. II. 412.
3) C. 1. I. 683.
4) Mon. boic. T. IV. 507.
- 305 -
Scho» im Jahre 1040 wies Graf Tieuio I. von Neuburg seinen 4 Hof-
kaplänen Wazo, Wichardus, Hiltipoldus und Ozo den Ort und die Kirche Ehol-
ving, für welche er vom passauischen Bischöfe Engelbert pfarrliche Rechte erwirket
hatte, zum Unterhalte au und trug ihnen auf, den Gottesdienst ordentlich zu
halten?) Josef Moriz in seiner Geschichte der Grafen von Formbach, Lambach
und Putten hält Eholving nach dieser Bestimmung Tiemo's für eine Propstei,
wenigstens der Gestalt nach und die Kapläne für Präbendar - Kanoniker.
Graf Ekbert I. von Neubnrg schenkte im Jahre 1094 zu dem von ihm
erneuerten Kloster Formbach zwei Weinberge bei der Billa zu Eholving, 2) ein
Beweis, daß dazumalen auch in diesen Gegenden der Weinbau betrieben wurde.
Auch Freie von Eholving erscheinen seit- dem Jahre 1130 in den Urkunden von
Formbach?)
Die 22 Häuser zählende Ortschaft Eholfing ist nach Sulzbach zngepfarrt,
wohin die Entfernung '/2 Stunde beträgt.
Der aus 43 Häusern bestehende Pfarrort
Sulzlmch
ans einer sanften Anhöhe über dem gleichnamigen Bache zählt zu den ältesten
Orten des Rotahgaues; Ritter C. H. von LangH hält Sulzbach für den Sitz der
muthmaßlichen Gaugrafen des Rotahgaues, welche die Grafen von Sulzbach ge-
wesen sein sollten. Urkundlich erscheinen als Gaugrafen folgende: Engildeo comes,
im Jahre 818; Engilbreclrt, im Jahre 834; Kerold oder Herold, im Jahre 1007;
Ghadolcli, (auch Chadallioch) im Jahre 1011, welche für die Vorfahren der alten Rot-
grafen bei Snlzbach zu halten seien, deren Besitzungen nachher von den Grafen vonOrten-
bnrg anfgeerbt wurden; denn es haben zwei Brüder von Ortenburg zwei Snlz-
bachisd)e Erbtöchter zur Ehe gehabt, nämlich Rapoto I. die Elisabeth, Tochter des
Grafen Gebhard von Snlzbach, Graf Engelbert IV. eine Tochter des Grafen
Berengar von Snlzbach. Es entsteht weiters die Frage: „Was sind denn das
für Grafen von Snlzbach? Sind sie von Snlzbach im Rotthale und haben sie
sich von dem Orte Snlzbach im Rotahgan geschrieben?"
Wirklich kommt dieses Snlzbach „am In" mehrmals als eine Orten-
bnrgische und nicht unbedeutende Besitzung vor und die Ortenburger machten
Schenkungen an Asbach, Fürstenzell, Passau ?c. mit Gütern von und um Snlzbach,
somit es erklärlich ist, daß die Ortenburger durch Heirat in den Besitz eines
großen Gebietes im Rotahgau gelaugt seien.
Sulzbach erscheint namentlich schon in den Urkunden des 7., 8. und 9. Jahr-
hunderts so im Jahre 600—624, 754, 780, 818, 879 u. s. w?) In verschiedenen 1
1) Urkundenbuch des Landes ob der Enns. I. Bd. S. 627.
2) C. 1. I. 627.
3) C. 1. I. 731, 664.
4) In seinem Werke über Bayerns Gauen, T. I. S. 158.
5) Mon. boic. XXVIII. II. S. 15, 17, 63, 100,
39
— 306 —
Urkunden von den Jahren 1125—1190 treten uns Graf Gebhard von Sulzbach
und dessen Sohn Berengar entgegen?) Das von den Ortenburgern nachmals zu
Lehen überlassene Landgut besaßen längere Zeit die Edlen von Tannberg, von
welchen es im Jahre 1677 die Freiherren von Schnrid käuflich erwarben.
Im Jahre 1760 besaß es Graf Unertl und Hörwarth nebst Tetenweis und
Otenberg.
Die Pfarre Sulzbach mit den dazu gehörenden Filialen und Kapellen ver-
tauschte im Jahre 1188 Bischof Theobald von Passau an das Kloster Formbach,
gegen mehrere zu Schartenberg, Luck, Kinnheim, Reutern und Penning ge-
legene Höfe?)
Seit jener Zeit blieb die Pfarre Sulzbach dem Stifte Formbach bis zu
dessen Aufhebung ad mensam incorporirt und wurde von Stiftsgeistlichen pastorirt.
Die im altdeutschen Style erbaute Pfarrkirche mit dem schiefergcdeckten
Spitzthurme ist dem heiligen Erzmartyr Stephan geweiht.
Vor dem Gasthanse zu Sulzbach bietet sich dem Wanderer eine schöne
Aus- und Fernsicht in das Hügelland des Jnviertels und darüber rückwärts über
die vom Traunstein bis zum Staufen bei Reichenhall sich hinziehende Alpenkette
dar; als Mittelgrund dieses Tableaus signrirt das altersgraue Schärding mit
St. Florian und mit dem diese Landschaft durchwogenden Jnstrome. Mit Sulzbach
wollen wir unsere zweite Wanderung noch keinesfalls beschließen, sondern viel-
mehr das Sulz-Bach-Thal weiter aufwärts verfolgen, um auch den in Nieder-
bayern so viel gerühmten Badeort Höhenstatt uns näher zu betrachten.
Zit dem Ende pilgern wir, nachdem wir uns in dem Gasthause zu
Sulzbach ausgiebig gelabt und gestärkt haben, auf der Regensburger-Poststrasse
das wiesenreiche Thal entlang westwärts und nach einer halben Stunde gelangen
wir an einem Hause vorüber, vor welchem, laut einer vorhin angebrachten Denk-
tafel, Kaiser Franz 11. von Oesterreich, im Jahre 1792 auf seiner Reise nach
Frankfurt, anhalten, und aus demselben gesottene Eier sich reichen ließ. Bor
Engertsheim lenken wir von der Poststrasse wieder ab und an verschiedenen
Gehöften und Weilern vorüber durchschreiten wir ein fruchtbares Thal, bis daß
nach einem 17a ständigen Marsche uns die auf der Anhöhe situirte Pfarrkirche
Höhenstatt
und das im Thalgrunde erbaute stattliche Curhaus freundlich entgegenwittken.
Höhen statt, Hoansta?) ist sehr alten Ursprunges und bereits 788
bis 790 documentirt?) unter den vom König Ludwig dem Kinde °) im Jahre 903
an die Kirche Passau übergebenen Gütern, wird auch Ho austat genannt; im
Jahre 1160 und 1179 wird Hoanstat als ein zum Domkapitel Passau gehörender * *)
1) U. B. I. S. 134, 653, 208, 596.
2) C. I. II. S. 412.
3) Die Schreibung „H öhenstadt" ist unrichtig.
*) Mon. boic. XXYIII. II. 19.
5) U. B. II. 48.
— 307 —
Mayerhof aufgeführt;*) tut Jahre 1317 wird die Pfarre Höhenstatt mit deren
Filialen Jrsheim, St. Blasien und Essenbach dein Kloster Fürstenzell incorpirt.
Die der heiligen Maria geweihte Pfarrkirche mit ihrem Kuppelthurme
weiset altdeutsche Bauart.
Am nördlichen Abhange des Hügels sprudeln zwei schwefelhaltige Quellen
zu Tage, welche schon in früher Zeit von den Umwohnern zur Heilung verschiedener
Krankheiten benützt worden sind.
Abt Abundus II. von Fürstenzell errichtete- zuerst im Jahre 1723 auf
Antrieb des Stadtphysikus Med. Dr. Mayer aus Vilshofen ein Badhaus mit der
nothwendigen Wasserleitung; 50 Jahre später wurde dieses Badhaus neu umge-
baut und seitdem auch häufig von verschiedenen Badegästen in Gebrauch gezogen.
Nach der Aufhebung des Klosters Fürstenzell wurde das Badhaus an
einen Privaten verkauft, der, wie seine Nachfolger, tvohl verschiedene Um- und
Zubauten vornahm, aber doch die Anstalt nicht zur gebührenden Höhe empor-
zubringen vermochte.
Im Jahre 1830 kaufte die k. b. Regierung das Bad Höhenstatt um
29.000 Gulden an und erklärte selbes als eine öffentliche Heilanstalt. Im Jahre
1841 wurde an die Stelle des alten, ans verschiedenen Aggregaten bestehenden
Badhauses ein neues großartiges Curhaus mit 2 Stockwerken aufgeführt?) über-
haupt wurden keine Kosten gescheut, um dieses Bad auch in seiner äußeren Ge-
staltung auf jene Stufe zu bringen, welche ihm seines inneren Gehaltes wegen
gebührt. Es wurden 15 Tagwerke an Grundstücken erworben, um sie zu Gärten
und zu englischen Anlagen umzuwandeln. Im Curhause selbst wurden schöne Bade-
cabinette mit kupfernen Wannen eingerichtet, in welche, wie in die Communbäder
das Badwasser sowohl kalt als warm von selbst fließet; auch bestehen hier zweck-
mässige Vorrichtungen zu Dampf- und Douchebädern.Z 1
1) C. 1. I. 519, 375.
2) Dieses Gebäude erhielt von Ost nach West eine Länge von 80, von Süd nach
Nord eine Breite von 25 Schritten. Zu ebener Erde sind die Lokalitäten zum Baden, der
Dampfapparat zum Erwärmen des Wassers und des Schlammes, die Wohnung für den Wirth,
Küche, Speisegewölbe; im ersten Stocke sind zwei Speisesäle und 22 Gastzimmer; im zweiten
Stocke sind 25 Gastzimmer, im Ganzen 45 Zimmer; südlich vom Hauptgebäude liegen die Neben-
gebäude für Remisen, Stallungen und andere Wohnbestandtheile und nördlich vom Curhause
befindet sich der Bierkeller und daran eine schattenreiche Baumanlage mit einem artesischen
Brunnen.
3) Das Wasser in diese Wannen und Reserven wird von der oberen, gegen Westen
1910 Fuß vom Badhause entfernten Quelle geleitet; diese Quelle ist von einem hübschen
Gemüse-, Blumen- und Obstgarten umgeben und eine Trinkhalle ist darüber gebaut und dahin
promeniren auch die Kurgäste zum Wassertrinken.
Durch die ostwärts vom Badhause beginnende englische Anlage gelangt man zu der
unteren Quelle, in deren Umgebung die Schlammbereitung geschieht, indem die vom Quell-
wasser mit dessen Bestandtheilen geschwängerte schlammige Erde in einer hölzernen Rinne durch
Drahtgitter getriftet, in eigene Schlammgruben geleitet und gereiniget bis zum Gebrauch auf-
bewahrt wird.
39
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Für die comfortable, zweckmässige Anlage nnd Einrichtung des Hanses,
für die möglichste Bequemlichkeit und Annehmlichkeit der Curgüste wurde alles
Mögliche aufgeboten; deßhalb hat sich auch der Besuch des Bades bedeutend
— 400 bis 500 Gäste während der Saison — gehoben und Höhenstatt nimmt
in der Neuzeit einen vorzüglichen Rang unter den bayerischen Bädern ein.
Die Heilquelle selbst, deren Temperatur zu jeder Jahreszeit -4-9° 1t. ist,
wurde von mehreren Chemikern untersucht und lieferte in der Analyse folgendes
Resultat:
a) Schwefelwasserstoffgas ....
b) Kohlensaures Gas . . . . .
c) Kohlensaures Natron ....
d) Hydrothionsanres Natron . . .
e) Schwefelsaures Natron . - .
1) Salzsaures Natron . ... .
g) Bitumen ...................... .
li) Kohlensaurer Kalk . ; . . .
i) Kohlensaure Magnesia ....
k) Kohlensaures Eisenoxydul . . ,
l) Kieselerde ........
iii einem Pfund Wasser und hienach erscheint diese
Schwefelwaffer?)
. . 0,6 Kubikzoll
1 2
• ♦ t,
. . 0,60 Gran
. . 0,60 „
. . 0,35 „
. . 0,25 „
. . 0,10 „
> . 0,25 „
. . 0,12 „
eine Spur
. . 0,30 „
Quelle als ein erdig-salinisches
Von Höhenstatt nordwärts gelangen wir auf einer über zwei steile Hügel
angelegten Straße in % Stunden nach dem in einem freundlichen Wiesenthale
gelegenen
ptftitjcll,
einem aus 57 Häusern bestehenden Pfarrdorfe und einer ehemaligen Eisterzienscr-
Abtei. Der Gründer dieser im Jahre 1803 aufgehobenen Abtei war der passauische
Domherr und Magister der Domschnle H a r t w i c, welcher den vom Stifte
St. Nikola erkauften Zellerhof nebst der dabei befindlichen St. Stephanskapelle im
Jahre 1272 in ein Kloster umzugestalten anfing, mit Beihilfe des Herzog Heinrich
von Niederbayern, welcher dieser Stiftung den Namen „F ü r st e n z e U" gab,
vollendete und es im Jahre 1274 Mönchen aus dem Kloster Aldersbach überwies. Im
Jahre 1277 erhielt das Stift die Pfarre Haunersdorf, im Jahre 1317 Höhen-
statt mit Jrsheim und im Jahre 1488 die Pfarre Beutelsbach. 53 Acbte standen
diesem stifte vor; der erste hieß Walther, der letzte Edmund?)
Ein großer Theil von Zimmern ist so eingerichtet, daß die Curgnste in ihren Wohn-
zimmern baden können.
Ausgezogen aus der Brochüre: „Beschreibung der Mineral-Quelle Höhenstatt"
von Dr. Pointmayr, 1849.
2) Edmund Bachmayer, geb. zu Außenzell 1758, Priester 1783, zum.,Abt erwählt im
Jahre 1792, gestorben im Jahre 1817.
— 309
Die Stiftsgebäude haben bis heute zum Großtheile ihre frühere Gestalt
bewahrt und sind mit Ausnahme des Pfarr- und Schulhauses ein Eigenthum des
Nealitätenbesitzers Franz Wieninger; der in seinen 3 Gaden gewölbte Convent-
tract, obgleich der älteste, befindet sich noch im besten Zustande.
Die ehemalige Stifts- jetzt Pfarrkirche zu Ehren der Himmelskönigin
Maria wurde durch den Abt Stephan III. Mayer (aus Schärding) im Jahre
1740 zu bauen angefangen, im Jahre 1748 vollendet und vom Cardinalfürst-
bischofe Dominicus von Lamberg feierlich eingeweiht; ein schöner, majestätischer
Ban zeichnet sie sich durch das prachtvolle Hochaltarblatt, durch ihre Fresken,
durch die herrliche Orgel, aber auch durch zwei geschmackvolle Kuppelthüruie aus.
Den Bibliotheksaal mit hübschen Scnlptnren, die vormalige Prälatur, sowie die
vormalige Portenkirche zur heil. Katharina — dermals zu profanen Zwecken ver-
wendet — baute Abt Otto II. Prasser im Jahre 1770, den Mayerhof sammt
Brauhaus Abt Abuudus II. von Bugneti in den Jahren 1717—1719. Die an-
sehnliche Mayerei wird von ihrem Eigenthümer rationel bewirthschaftet und die
Bräuerei mittels Dampf betrieben.
1V2 Viertelstunde von Fürstenzell befindet sich die Ortschaft Unter-
Ars heim; dortselbst befand sich bis zur Auflassung des Stiftes die Pfarrkirche
und die Sepultur für Fürstenzell; im Jahre 1807 wurde die dem heiligen Andreas
gewidmete Kirche abgebrochen und der Gottesacker nach Fürstenzell verlegt.
Uebrigens ist Fürstenzell der Straßen-Mittelpunkt zwischen Schärding und
Ortenburg - Vilshofen einerseits, dann zwischen Griesbach und Passau anderseits,
daher ein belebter und gewerbsthütiger Ort.')
Von Fürstenzell treten wir nun den Rückweg an und zwar bis Engerts-
heim hin, ohne Genuß landschaftlichen Reizes.
E n g e r t s h e i m selbst ist ein ans 24 Häusern bestehendes Pfarrdorf mit
einer alterthümlichen Pfarrkirche zum heiligen Michael, welche früher eine Filiale,
später dann ein Vicariat von Tetenweis war.
Bereits im Jahre 1130 wird Engelhartsheim urkundlich genannt
und im Jahre 1182 erscheint cs unter den zum Domkapitel Passau gehörenden
Gütern und das Hirschenauergut zu Engelhartsheim war ehedem der dorthin ge-
hörende Mayerhof.
i) Im-Jahre 1888 wurde die durch das Rotthal tracirte Landshuter-Bahn von der
Station Pöcking aus an Ruhestors, Eholviug, Sulzbach, Engertsheim, Höhenstatt, Fürstenzell,
Klein-Gern, Neukirchen am In vorüber und durch den Neuburger-Wald, dann über Neustift
und Auerbach nach Passau im Interesse des unteren Rotthales ausgebaut und im Oktober
1898 dem öffentlichen Verkehre übergeben.
- 310 -
Von Engertsheim gegen Snlzbach und weiter gegen Neuhaus hin entfaltet
sich landschaftlicher Reiz mit lieblicher Abwechslung von Feld, Wies und Gebüsch,
dazwischen stattliche Gehöfte und Weiler, in welchen ein lebensfrohes Volk schafft
und wirkt; cs wandert sich so fröhlich und gemüthlich ans der beiderseits mit
Fruchtbäumen besäumten Straße; überall begegnet »ns die ausgezeichnete Boden-
fruchtbarkeit des Rotthalcs, welche durch den seltenen Fleiß in der Bearbeitung
noch mehr gesteigert wird.
Darum ist auch die Wohlhabenheit der Rotthaler, welche sich in dem
Umfange »nd in der Bauart ihrer Höfe, in dem darin befindlichen reichen fundus
instructus, in der Kleidmig lind Lebensweise kundgibt, lveithin bekannt und sprich-
wörtlich geworden und hierin darf wohl das nahe an der Straße so anmuthig
auf freier Anhöhe gelegene Bierhausergnt (mit einem Grundkomplexe von 220 Tag-
werk) als ein endgültiges Muster angesehen werden.
Von der Anhöhe des sogenannten Rabensteines niedersteigend, kehren wir
an Neuhaus vorüber, in das trauliche Schärding zurück, wohl marschermüdet, aber
voll angenehmer Erinnerung an das manigfach Gesehene und Erlebte.
Es sei hier erinnert, daß der Reisende, er mag zu Fuß oder zu Wagen
die Gränze betreten, selbstverständlich, wenn seine Papiere in Ordnung sind und
er keine der zollämtlichen Behandlung unterliegenden Gegenstände mit sich führt,
hüben und drüben die anstandsloseste Abfertigung findet?)
O.
Die dritte Wanderung ist wegen des hochromantischen Reizes der Gegenden,
die wir durchstreifen, sowie wegen des Reichthumes der historischen Erinnerungen,
welche sich hieran knüpfen, für den Natur- und Geschichtsfreund unstreitig die
interessanteste. Zu dem Ende schreiten wir, wenn wir nicht einer Fahrt zu Wasser
den Vorzug geben wollen, abermals über die Strombrücke, beugen gegen die untere
Hofmark Neuhaus ab und einen angenehmen Fußweg verfolgend und an Riede r-
An den vor dem k. k. Zollamte im Burggraben befindlichen Amts platz knüpft sich
folgende Anekdote:
In den Dreißiger Jahren kehrte einstmals der berühmte Musik-Virtuos F. Strauß
mit dem Post-Eilwagen von einer Kunstreise aus London nach Wien über Schärding zurück.
Als der Eilwagen hier zur Umspannung und amtlichen Visirung anhielt, befragten zwei dienst-
thuende Gränz-Aufseher die im Wagen befindlichen Passagiere um ihren Paß. das Ziel ihrer
Reise, ihren Stand u. s. w. Einer der Aufseher stellte auch an den noch im Wagey sitzenden
Musik-Virtuosen die Frage: „Von was für ein Metier sind Sie, mein Herr?" „Ich bin ein
Tonkünstler", erwiderte trocken der Angeredete. „Ein Tonkünstler, ein Tonkünstler", murmelte
der Aufseher vor sich hin, und, da er den Begriff des ihm fremden Wortes sich nicht ent-
räthseln konnte, fragte er seinen Amtsgenossen „was ist denn ein Tonkünstler?" „Nun ja",
erwiderte ihm dieser, „ein Hafner". Herr Strauß lachte herzlich über diese Interpretation und
amüsirte sich in Wien über diesen Vorfall köstlich.
— Bll —
Schärding vorüber, erreichen wir nach einer Stunde Weges das so frappant
gelegene
Formbach oder Fohrndoch.
Hier am Schluffe des Jnthales, wo der in einem breiten, vielgearmten
Bette daherwogende Strom mit einem Btale in ein schmales gebannt wildtosend
an den hier zahllos emporragenden Felsenriffen brandet, stand im 9., 10, und 11.
Jahrhundert das stattliche Schloff F o r m b a ch, eigentlich F a h r i n b a ch,
(faruin-speculum cervorum) welches seine Benennung von dem unweit davon in
den In ausmündenden Fahrin-Bach entlehnt hatte; dieses Schloß war die
Stammburg der reichen und mächtigen Grasen gleichen Namens, welche sich später-
hin weiter rückwärts des Bergpasses auf steiler Höhe über den Trümmern eines
mächtigen Römerkastells eine neue Burg erbauten und sie dl e o l> u r g u m, N e u-
burg nannten und dort ihren Wohnsitz nahmen.
In der Nähe des Schlosses Formbach, gleichfalls hart am Uferrande
stand eine Kirche, genannt: „Maria am Sand", welche wegen der manigsachen
Gnadenwirkungen und Wunder, die den vertrauensvollen Gläubigen in ihren ver-
schiedenen Nöthen und Anliegen zu Theil wurden, eine berühmte, von Andächtigen,
selbst aus weiter Ferne, aus Böhmen und Ungarn, besuchte Wallfahrt war.
In der Geschichte wurde bemerkt, daß die zwei Schwestern Himiltrnde
und Tuta, nach dem frühzeitigen Hingange ihres Vaters des Grafen Heinrich von
Formbach, von ihrem Großvater Grafen Tiemo 1. von Neuburg in frommer
Gottesfurcht erzogen worden seien und später mit desselben Einwilligung den Ent-
schluß gefaßt haben, aus einem Theile der angefallenen väterlichen Erbschaft zwei
Mannsklöster zu stiften.
Während Tuta, die ältere, das Kloster Suben stiftete, beschloß Himil-
trudis den Ban eines Klosters nahe an der väterlichen Stammburg, bei der
Kirche Maria am Sand zu bewerkstellige» und übergab zur Stiftung des Klosters
die Orte und Güter: Chemnata, Winhartesheim, Mäching, Rischermin, Munich-
heim und HartheinU) und erbat sich für diese ihre Stiftung ihren Großvater als
Schirmvogt.
Doch hinsichtlich der Person und Abstammung der Stifterin Himiltrndis,
so wie auch des Anlasses zur Stiftung stimmen die Nachrichten nicht überein und
es bestehen hierüber mehrere Versionen.
Nach P. Angelus Rumpler wäre Himiltrndis eine Prinzessin von Ungarn
gewesen und blind zur Welt geboren worden; schon erwachsen habe sie von dem
mirakulösen Gnadenbilde zu Formbach gehört und voll Vertrauen eine Wallfahrt
in Begleitung eines Gefolges dahin unternommen und durch ihr inbrünstiges
Gebet und durch das Waschen der Augen auch wirklich das Augenlicht erlangt
deßhalb aus Dankbarkeit gegen Gott und gegen die hilfreiche Himmelsmutter 1
1) Aon. boie, T. IV 11 Nr. 1, C. a. 1040,
- 312 —
Maria habe sie beschlossen, daselbst ein Kloster zu errichten ; später habe sie sich
mit dem Grafen Tiemo I. von Neuburg vermählt.
Gedächtnißtafeln in der Kirche Maria am Sand stellten den Anlaß der
Klosterstiftnng in der soeben erzählten Weise dar; aber diese Tradition entbehrt
der historischen Grundlage und gehört in den Bereich frommer Klostersagen.
Nach I. Moritz') wäre Himiltrndis die Gemalin jenes Grafen Heinrich
(Heßo) von Formbach gewesen und hätte nach dem frühzeitigen Heimgänge ihres
Gemals das Kloster gestiftet.
Berengar, der erste Abt von Formbach, in seiner Erzählung der Kloster-
stiftnng nennt die Himiltrndis eine matrona venerabilis, auch mater familias,
nennt sie nicht Hauptstifterin, sondern nur Gutthäterin, welche mit den Grafen
von Formbach verwandt gewesen sei. Unter diesen Traditionen scheint jene die
richtige zu sein, nach welcher Himiltrndis, die Tochter des Grafen Heinrich und
die Enkelin des Grafen Tiemo I., als die fundatrix primitiva zu halten ist;
dieses erhellt aus jener Urkunde, der zu Folge (im Jahre 1090) der Wasserzoll
zu Schärding zwischen den beiden Schwestern Tuta und Himiltrude, dann deren
Bettern getheilt, der der Tuta angefallene Zollerträgnißantheil an das Kloster
Suben, dagegen der der Himiltrude und ihren Vettern zugefallene Antheil an das
Kloster Formbach geschenkt wurde?)
Formbach war im Anfange nur ein kleines Klösterl, mehr ein Eremiten-
haus und konnte sich zu keiner besonderen Kraft und Blüthe emporringen; über
dieses wurde es in den damaligen Kriegslänfen (im Jahre 1078—1084) durch
die Soldaten des Kaisers Heinrich IV. stark geschädiget, so daß es vollends zu
zerfallen drohte. Nun nahm sich Graf Ebert 1. von Neuburg der Stiftung seiner
Base an und beschloß auf Rath und Einschlag dieser seiner Base und mit Zü-
stimmnng seiner Gemalin Mathilde, welche ihm die Grafschaft Pütten und einen
Theil von Lambach und Wels als Mitgift zugebracht hatte, ans den von ihr
zugebrachten Gütern das Kloster neuerdings emporzurichten; so gab er im Jahre
1084 dem Kloster einen großen, von Glocknitz bis Klam sich erstreckenden Bezirk?)
Doch die Erneuerung und Vollendung der Stiftung geschah im Jahre 1094;
nachdem Graf Ekbert, der 4. Schirmvogt, sich mit den Markgrafen von Oesterreich
und Steher, mehreren anderen angesehenen und gottseligen Männern, insbesondere
mit dem Bischöfe von Passau darüber unterredet hatte und diese seinen Entschluß
gebilliget hatten, ging er an die Ausführung seines Vorhabens. Er gab der Ver- 1
1) In seinem Werke: Die Grafen von Formbach. Lambach und Putten
2) Non. boio. T. IV. S. 97, Nr. CXXVII; U. B. I. S. 729; Nr. CCCLVIII.
Ritter E. v. Koch-Sternfeld in seinem Werke: „Die Chorherren-Propstei Reichers-
berg am Inn" behauptet, daß das Kloster Formbach ursprünglich darum gegründet worden sei,
damit den am gefährlichen Karpfenstein Vorüberschiffenden augenblicklich zu Hilfe gekommen
würde und es standen auch zu diesem Behufe an allen Klöstern am In die sogenannten Wasser-
stecher, gewandte Schiffleute mit Zillen, d. i. schmalen Jachten, bereit.
3) In der Ostmark, am Fuße des Semering, gelegen.
— 313 —
sammlung der Mönche, welche nach der Regel des heiligen Benedikt leben sollten,
einen Abt in der Person des Beringar, eines erfahrnen und wohlerprobten Mönches,
welchen Bischof Ulrich von Passau auch am 17. Jänner 1094 weihte; die Abtei
soll eine freie sein, wie die Wahl des Abtes und des Schiruivogtes; zu mehrerem
Unterhalte der Religiösen gab der Graf noch folgende Objekte:
a) einen Garten, Hofstatt und Mühle im Orte Formbach;
b) ein Stück Landes oder Nenbrnch, um daraus Wiesen sich zuzurichten,
dann das Forst-Holz- und Mastnngsrecht im Walde daselbst;
c) den halben Zehent der Kirche Antiesenhofen;
<l) einen halben Hof zu Hartheim und zwei Weinberge zu Eholfing;
6) den Ort Nennkirchen (Niwenehirgun); (nicht weit von Wiener-Neustadt);
f) zwei Pfarrkirchen, eine unter dem Schlosse Pütten, die andere zu Neun-
kirchen, sammt Zehenten und allem Zngchör;
g) die Kirchen zn Engelprechtsdorf und zu Mürzze;
h) das Dorf Werth und einen Ort am Flüßchen Glocknitz, wo nachbald
eine Zelle erbaut wurde, sammt Wiesen und Waldungen; dann Huben zu
Beierbach, Schmiedsdorf und zu Glocknitz;
i) drei Weinberge zn Botschach, und zwei zu Wirbilach;
k) endlich alles, was in dem zwischen dem In und der Ens gelegenen Land-
striche an Dienstleuten erworben werden kann, welche nämlich seiner Ge-
malin von ihrem Onkel, dem Bischöfe Adalbero, als Erbschaft an-
gefallen sind.
Solcher Gestalt kam die Stifhing zu Stande und noch andere Vor-
kehrungen wurden getroffen. Unter den Zeugen dieser Stiftung steht Markgraf
Ottokar VI. von Steher oben an; nach ihm Grasen und Herren vornehmen Adels?)
Um selbe Zeit (im Jahre 1096) übergab Graf Ulrich von Windberg dem
Kloster ans seinem Eigenthume mehrere Besitzungen, nämlich einen Theil des
Widdums der St. Martinskirche zu Formbach, wozu das Dorf, die Kirche und
der Zehent zu Eholfing, ein Weinberg zu Reutern und eine Hube zn Bergern
gehörte, dann »och 3 Hofstätten, 15 Mansen und 3 Weinberge?) Auch Graf
Hermann, ein Bruder des eben genannten Ulrich, gab zum Kloster 5 Mansen und
gegen eine halbe Mause alles dasjenige, was er im Orte Formbach besaß?)
Im Jahre 1097 gab Graf Ekbert das Gut zn Jnzingen und im Jahre
1108 mehrere Huben zu Vischach und zu Vihausen nach Formbach und im Jahre
1109 bestätigte er als Schirmvogt alle die gemachten Schenkungen?)
Deßhalb erscheint Graf Ekbert I. als Mitstifter des Klosters Formbach,
weil Restaurator und Vollender des guten Willens seiner Base Himiltrudis. 1
1) Mon. boic. T. IV. S. 11; U. B. I. S. 626, 627.
2) Urknndenbuch des Landes ob der Enns. I. Bd. S. 628.
3) c. 1. I. 781.
±) c. 1. I. 628, 629.
40
- 314 —
Im Jahre 1122 wurde Ekbert II., ein Sohn des Grafen Ekbert I. und
der Mathilde, Schirmvogt des Klosters, hatte aber auf Anstiften böser Nathgeber
einen großen Theil jener Güter, welche sein Vater zum Kloster Formbach gegeben
hatte und in deren unangefochtenen Besitze dasselbe bei 50 Jahren gewesen war,
mit Gewalt Hinweggenomnien, deßhalb ein längerer Streit zwischen den Dienst-
leuten des Grafen und dem Kloster entstanden war, welcher aber im Jahre 1134
endlich dadurch beigelegt wurde, daß Abt Dietrich dem Grafen Ekbert für das
entrissene Gut Glocknitz 22 Talente Silbers bezahlte und somit das Gut gleichsam
auslösete. Hierauf ließ Graf Ekbert II. das Gut wieder fahren und machte eine
feierliche Nevergabe desselben?)
Außerdem übermachte er dem Kloster noch andere Güter, die Kapelle im
Schlosse Neuburg sammt Widdum und machte die Bestimmung, daß dem Kloster
der Zehent gereicht werden solle von allen seinen Sachen und Gütern, von Wald,
Jagd, Fischerei, Getreide, Keller, Geld, von Landgütern, kurz von Allem, was
ihm durch Gottes Freigebigkeit nah und fern beschert wurde.
Auch die Gräfin Hedwig, Gemalin des Grafen Hermann von Windberg,
vermachte dem Kloster mehrere beträchtliche Objekte.
Im Jahre 1126 verkaufte Gras Dietrich von Vichtenstein das Stamm-
schloß Formbach, um dessenwillen er mit dem Grafen Ekbert II. von Neuburg
Streit angefangen und es auch an sich gebracht hatte, den« Abte Wirnlo um
30 Talente Silbers/) den ihm gehörigen Theil des Widdums der Pfarrkirche
St. Martin/) auch die Aecker, wie sie hin und wieder zwischen den Kirchenfeldern
gelegen waren und dazu noch ei» Gur jenseits des Ins.
Durch dergleichen Erwerbungen kam das Stift zu Stande, arrondirte
sich und im weiteren Zeitverlause wurden durch verschiedene Wohlthäter viele
Gaben und Objekte auf den Altar der heiligen Ataria niedergelegt.
Im Jahre 1135 gab Kaiser Lothar II. dem Stifte seine Bestätigung und
nahm es in den kaiserlichen Schutz; im Jahre 1130 erhielt das Stift die Bestäti-
gung durch den Papst Jnnocenz 11. und wurde in besonderen Schutz des apostolischen
Stuhles genommen, ingleichen auch im Jahre 1170 durch Papst Alexander III./)
in des Letzteren Bulle werden die Kirchen Glocknitz, Winkel, Mönchwald, Neun-
kirchen, Pütten, Engelbrechtsdorf, St. Martin zu Formbach, Antiesenhofen, Ehol-
fing, deren Pfarrrechte, Zehente, sonstige Besitzungen und Nutzungen aufgeführt.
Im Jahre 1188 überließ Bischof Theobald von Passan dem Stifte
Formbach die demselben nächst gelegene Pfarre S u l z b a ch sammt den dazu
gehörigen Filialen Ruestorf, Rothof, RoterSheim und Weihmörting gegen Abtretung
Urkundenbuch des Landes ob der Enns. I. Bd. 643, 644.
2) c. 1. 1. 631, 632.
2) Im Jahre 1114 erklärte Bischof Ulrich von Passau die Kirche zum heil. Martin
zu Formbach als Pfarrkirche für die zwischen dem Fahren-Bache und dem Jnfluße gelegene
Gegend. 0. Lang liegest, rer. boicarum. I. S. 114.
4) Mo», boie. T. IV. S. 129, 130, 136.
— 315 —
mehrerer zu Schartenberg, Luck, Kinnheim, Penning und Reutern gelegener Höfe;')
im darauffolgenden Jahre (1189) übergab derselbe Bischof dem Stifte die am
Bisam-Berge gelegene Kirche zum heiligen Veit zu Engelprechtsdorf und die im
Neuburger Forste gelegene Kirche Schönau — Neukirchen am In — als Pfarre
und bestimmte deren Gränzen?)
Im Jahre 1190 erbaute Herzog Leopold VI. von Oesterreich auf dem
Steinfelde die Stadt und Feste Neustadt und tauschte sich den hiezu nöthigen
Grund und Boden vom Kloster Formbach ein, wie auch den Markt Neunkirchen
sammt der dortigen Münze und gab im Jahre 1210 dafür dem Kloster den Markt
Herzogenburg an der Trafen?)
Von österreichischen und bayerischen Herzogen, auch von anderen Fürsten
geistlichen und weltlichen Standes erhielt Formbach verschiedene Begünstigungen
und Vorrechte; so ertheilte der passauische Bischof Wolfker im Jahre 1196 dem
Stifte das Burgrecht in der Stadt Passau, in welcher es ein Haus besaß und
auch die Zollfreiheit an der oberen Maut dortselbst?)
In den Jahren 1196, 1204, 1210, 1241, 1265, 1281, 1305 erhielt
das Stift verschiedene Mautfreiheiten von den österreichischen Herzogen, in den
Jahren 1308, 1359, 1383, 1457 von den bayerischen Herzogen, ebenso auch von
den Grafen von Schaunberg und im Jahre 1570 von den Grafen von Starhem-
berg an der Maut zu Aschach.
Im Jahre 1305 fundirte Herzog Rudolf (III.) von Oesterreich die Capelle
znm heiligen Pankraz im Schlosse Neuburg mit 5 Pfund Gilten aus der dortigen
Maut und das Kloster Formbach sollte den Genuß hievon haben, derart, daß es
alljährlich 2 Pfund Salz größeren Gebündes und 8 Pfund kleineren Gebündes
mautfrau für Neuburg vorbeiführen dürfe, dafür soll durch einen Stiftsreligiosen
täglich eine heil. Messe in besagter Kapelle gelesen werden.5)
Im Jahre 1412 (28. Jänner) verleiht Bischof Georg von Passau dem
Stifte Formbach die Fischweide auf der Pram von der Wehr zu Gotpolden bis
herab zur Wehre der Abtsmühle gegen Reichung von jährlichen 4 Pfunde Pfennigen?)
Im Jahre 1489 erhielt das Stift Formbach vom Papste Jnnocenz (VIII.)
die Exemption von aller Visition und Jurisdiction der Bischöfe von Passau?)
Doch hatte dieses Stift, weil es in der Nähe von Neuburg und der
österreichischen Grenze gelegen war, wo die kriegerischen Affairen sich nur zu oft
wiederholten, viele Bedrängnisse durch Brand, Plünderungen, Verwüstungen seiner
Güter, selbst Mißhandlungen u. dgl. zu erleiden. 1
1) Mon. boic. T. IV. S. 142 u. 143.
2) c. I. T. IV. S. 143 u. 144.
3) c. 1. T. IV. S. 150.
4) c. 1. T. IV. S. 145.
5) c. I. T. IV. S. 161.
6) c. I. T. IV. S. 182 u. 183.
7) o. I. T. IV. S. 208 u. 203.
40
— 316
So wurde Formbach im Jahre 1232 von den Kriegsleuteil des öster-
reichischen Feldhauptmannes Erchanger von Wesen voil Schärding ans überfallen,
erobert, geplündert, die Mönche vertrieben und Besatzung hinein gelegt.x)
In den Jahren 1308 und 1309 verursachten die österreichischen Burg-
leute auf Neuburg dem Kloster Formbach neue Drangsale, nicht minder Herzog
Ludwig der Gebartete von Schärding ans. Als im Jahre 1440 Schärding von
Herzog Heinrich von Bayern-Landshut belagert worden war, machten die Schär-
dinger einen Ausfall über den In, in Heinrichs Gebiet, zündeten das Dorf Form-
bach an, welches bis ans 3 Häuser in Flammen aufging.* 2)
In dem pfälzischen Erbfolgekriege 1504 war das Kloster, wie die Gegend
umher, den Bexationen der pfälzischen Soldaten, wie auch der Schärdinger Be-
satzungstruppen preisgegeben; auch dicsesmal wurde das Dorf Formbach zum
Großtheile in Asche gelegt.3 4)
In der letzteren Periode des für Bayern so verhängnißvolleu Schweden-
Krieges (im Jahre 1647 u. 1648) war das Kloster Formbach nicht nur de»
Flammen preisgegeben, sondern auch von den hernmstreifenden Kriegsvölkern rein
ausgeplündert worden.
Als im Jahre 1703 der dänisch-österreichische General Neventlan Schär-
ding belagert und bombardirt hatte, aber wieder zum Rückzüge genöthigct worden
war, nahm er im Stifte Formbach, wo er das Hauptquartier aufgeschlagen hatte,
den Abt Wolfgang gefangen mit sich nach Passau, wo dieser nur nach Erlag einer
Ranzion von 4000 Gulden aus der Gefangenschaft losgelassen wurde?)
In dem österreichischen Successionskriege (im Jahre 1742 — 1745) hatte
das Kloster gleichfalls schwere Heimsuchungen verschiedener Art zu bestehen; über
die in Oesterreich gelegenen Besitzungen wurde die Sequestration verhängt.
Kum Stifte §fcrmßad? gehörende ^‘favroten und Kirchen.
1. Unter den verschiedenen Objekten, welche Graf Ekbert I. von Neubnrg
im Jahre 1094 dem Kloster Formbach überwiesen hatte, war der in der Graf-
schaft Pütten gelegene Ort G l o ck n i tz, woselbst bald hernach eine Pfarre ent-
stand, welche mit der Kirche, allen deren Rechten und Zehenten dem Kloster gehörte.
Au der Kirche selbst entstand auch bald eine Zelle für die Mönche aus Formbach,
welche von Glocknitz aus das Thal gegen Elamin, gegen Mönichwald und gegen
den Semering hinan zu kolonisireu und die Seelsorge dorthin zu versehen hatten.
Der Vorsteher, welcher die Obhut über diese Zelle — cella monachoram —
hatte, wurde Propst genannt, die Zelle selbst Propstei, welche, nicht eine Rcal-
propstei, aber immer von der Abtei zu Formbach abhängig blieb?)
1) Vergleiche die Geschichte, I. Theil, Seite 30.
2) P. Angelus Rumpler bei Oefele. T. I. S. 105.
3) c. 1. T. I. S. 138.
4) Manuscript von Suben.
ö) Jam ante a. 1194 fuit officium praepositurse.
- 317 —
Prälat Angelus Rumpler neuut diese Propstei wegen ihrer abgeschlossenen
Lage „Sorg en flucht" — curifugium — von der lieben Natur ganz dazu
gemacht, um sorgenlos zu werden?)
Bis zur Aufhebung des Mutterstiftes Formbach befanden sich z» Glocknitz
immer einige Conventnalen, theils mit der Seelsorge zu Glocknitz, Nennkirchen,
Mönchwald und Beierbach, theils mit den Berwaltnngs - Ofsieien beschäftiget und
bildeten unter der Leitung des Propstes einen Filial - Convent.
Für die Justiz - Verwaltung der in jenem Thale nicht unbeträchtlichen
Liegenschaften und Unterthanen war ein eigenes Klostergericht niedergesetzt.
Auf einem, von einer reizenden Gebirgswelt umschlossenen Berge thronte
die Propstei und bildete mit der Kirche 8t. Marise ad nives ein regelmässiges,
einen Hof umschließendes Viereck. In der schönen Kirche befanden sich hübsche
Altäre mit schönen Altarblättern und Gemälden und die Grabdenkmäler der
Grafen von Wurmbrand, wovon das älteste aus dem Jahre 1265 stammt. Der
gleichnamige, am Fuße des Berges und an der Semeringerstraße gelegene Markt
zählte 60 Häuser.
2. Noch im Jahre 1470 war dem Stifte Formbach die am nördlichen
Abhange des Bisam - Berges gelegene Pfarre Engelbrechtsdorf sammt
Weinbergen incorporirt; späterhin kam diese Pfarre, welche dermals den Namen:
Klein - Engersdorf hat, an das Benediktiner-Stift Schotten zu Wien und ist heut-
zutage noch demselben einverleibt.
3. Schon im Jahre 1094 übergab Graf Ekbert 1. dem Kloster Formbach
die K i r ch e zum heiligen Aegidius zu A t t e s s i n — Antiesenhofe n —
sammt Zehenten und diese Pfarre blieb auch bis zur Aufhebung des Stiftes dem-
selben einverleibt.
4. Jngleichen auch die Pfarre Sulzbach mit ihren Filialen Wcih-
mörting und Eholfing, die Expositnr Ruhstorf mit den Nebenkirchen zu
Nottersheim und Rothof.
5. Ferners die Pfarre Neukirchen im Forste (oder am In) mit
der Kirche zum heiligen Johannes der Täufer, welche bis zum Jahre 1785 vom
Stifte aus im Excursionswege versehen, vom Jahre 1785 an aber durch einen
dorthin stationirten Stiftsreligiosen pastorirt wurde.
6. Im Jahre 1751 vollendete und weihte der Fürstbischof und Cardinal
Dominikus von Lamberg die Kirche zu T n m m e l st a d e l — D o in m c l st a d e l —,
im Jahre 1787 wurde sie als Pfarrkirche erklärt und dem Stifte Formbach die
Pastorirung derselben aufgetragen, welches einen stabil dort wohnenden Religiösen
dahin exponiren mußte.
7. Im Orte Formbach selbst befanden sich 3 Kirchen:
a) Die Stiftskirche zu Ehren der Himmelfahrt Mariens,
ursprünglich ein Bau altdeutschen Styles groß und licht; im Jahre 1444 1
1) Austria sacra x. Mariani. VIH. 836., S. 308.
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am ersten Advent - Sonntage reconciliirte der Weihbischof von Passau
Joannes Episcopus Vitricensis, das Münster mit dem Hochaltare, 3 an
der Südseite befindliche Altäre zu Ehren der heiligen Laurenz, Achaz und
Lucia, die Capelle zum heiligen Petrus unter dem Thurme, 3 Capellen
mit ihren Altären zu den heiligen Margareth, Jakob und Katharina an
der Nordseite, die Altäre der heiligen Erasmus und Scholastica in der
Sakristei, die Capelle des heiligen Andreas neben der Sakristei, den
Altar des heiligen Benedikt in der Mitte des Münsters, dann die
3 Altäre zum heiligen Kreuz, des heiligen Aegidius und Aller Heiligen
vor dem Eingänge in den Chor; vorher schon wurde reconciliirt die
Capelle zum heiligen Nikolaus, zuletzt das Capitel mit den Altären der
heiligen Johannes Evangelist und des Täufers, des heiligen Georg und
der heiligen Barbara mit allen Wohnräumen und Begräbnißplätzen und
bei diesem Anlasse verschiedene Ablässe und Jndulgenzen »verliehen?)
Unter dem Abte Benedikt I. (im Jahre 1630) wurde die Kirche modernisirt,
mit Stuccatur, Fresken und neuen Altären versehen. Das Bild an dem
aus Gypsmar»ior aufgerichteten Hochaltare, rührt von einer Meisterhand
ans dem Jahre 1731; die den sterbenden Josef und den heiligen Benedikt
vorstellenden Bilder an den vorderen 2 Seitenaltären sind von I. Bergler
ans Prag (im Jahre 1815) und sehr effektvoll; von den 2 heiligen Leibern
(Clarus und Clementina) wurde ersterer im Jahre 1694 zur 6. Säcular-
Feier hieher überbracht. Vorne an der Epistelseite ist der Stifter-Altar,
mit dem uralten Gnadenbilde „Maria am Sand" und rückwärts
desselben die Monumente der beiden Stifter, Ekbert I. und Himiltrudis.
Die an den Wand- und Plafondflächen befindlichen Fresken malte im
Jahre 1794 I. Kapeller aus Passau; rückwärts unter dem Musikchore
und im Atrium finden sich die Denksteine mehrere Aebte und der Con-
ventualen aus deni vorigen Jahrhunderte.
Die beiden Kirchthüme baute iin Jahre 1695 Abt Wolfgang II., doch
die jetzige geschmackvolle Form erhielten sie im Jahre 1770 durch Abt
Benedikt II.
Seit der Aufhebung des Stiftes ist diese Kirche nun die Pfarrkirche
des Ortes.
6) An den südlichen Flügel des Stiftsgebüudes stieß die Capelle zu unserer
lieben Frau „Maria am Sand", vormals eine berühmte Wallfahrt
und 'die älteste Kirche des Ortes und der Gegend umher. Nach der Auf-
lassung des Stiftes wurde die Kirche gesperrt und das geschnitzte Gnaden-
bild in die ehemalige Stiftskirche übertragen. Es befanden sich darin
außer hübschen Gemälden auch verschiedene Grabmonumente der Form- 1
1) Lion. boic. T. IV. S. 186, 187.
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bacher- und Audechser - Dynasten. Im Jahre 1831 wurde diese Capelle
gänzlich demolirt und keine Spur erinnert mehr an das Bestehen dieser
andachtcinladcnden Stätte.
-0 Bis zur Klosteranfhebnng war die inmitten des Ortsfriedhofes befindliche
Kirche zum heiligen Bischöfe Martin die Pfarrkirche des Ortes und für
die Bewohner von Neubnrg, welche wahrscheinlichst vom Grafen Tiemo I.
von Nenburg im Jahre 1040 erbaut »nd mit Eholfing dotirt worden
war. Im Jahre 1826 wurde das Schiffgebände sammt dem daran ge-
bauten Spitzthurme abgetragen und seitdem dient das ehemalige Presby-
terium, welches stehen blieb, als Friedhof-Capelle.
Das Stift Formbach besaß nicht nur am linken, sondern auch am recht-
seitigen Jnttfer, besonders innerhalb des Landgerichtsbezirkes Schärding,
bedeutende Liegenschaften und Unterthanen, deren Justizverwaltung der
Hofrichter zu Formbach besorgte.
D e m K l o st e r st a n d e n 52 Nebte v o r.
Der erste Abt hieß Be ringar, welcher durch 13 Jahre (1094—1108)
mit einem heiligen und wunderthätigen Leben vorstand und den Beinamen eines
Vaters der Armen und Waisen erhielt. Zn dessen würdigen Nachfolger wählte
sich der Convent den Prior des Klosters Garsten, Wirntho oder Wer int o
mit Namen, aiis einem Edelgeschlechte entsprossen, welcher durch ein.strenges, buß-
fertiges, tugendreines und wnnderthätiges Leben sich auszeichnete (ch!127); Propst
Gerhohus von Reichersberg erzählt mehrere Wunder, welche bei dem Grabe dieses
Werinto geschahen. Diesem Abte folgte noch in demselben Jahre durch ein-
stimmige Wahl der fromme Theodorich I., welcher sich befliß, Allen Alles zu
werden, aber durch einige seiner Untergebenen arg vcrläumdet und verhetzt wurde,
so daß er sich genöthiget sah, mit den besser gesinnten Mönchen ans dem Kloster
zu entweichen. Theodorich zog in das heilige Land, wurde aber zu Jerusalem
(am 30. Juni 1140) in das himmlische Jerusalem hinübergernfen.
Die Kirche hat die vorbenannten 3 Aebte selig gesprochen?)
Abt Ortolfus II. (im Jahre 1204—1230); Abt Marquard er-
hielt im Jahre 1296 vom Papste Bonifacius VIII. die Pontifical-Insignien^);
wird als ein Vater der Armen belobt.
Friedrich Schwenter; (1326—1333).
Im Jahre 1334 wurde aus dem Stifte Gleink der A b t E n g e l s ch a l k,
welcher dort durch 16 Jahre den Hirtenstab geführt hatte, nach Formbach postnlirt;
seiner lobenswürdigen Amtsführung wegen wird er als zweiter Stifter und Vater
des Vaterlandes gepriesen, (ch 1347.)
U Nach Ant. Crammer's Werke: „Heiliges Passau" in Jahre 1782, S. 141—148.
%) Mon. boic. T. IV S. 159.
320 —
Diesem folgten Martin von F u fall (P 1363) und Otto II.
Wolf (1' 1387). Die abteiliche Würde übernahm nun der ans Nenbnrg am
In gebürtige Conrad II. P e i s s e r, ein gelehrter Mann nnd Decretorum doctor,
welcher vom Papste Bonifaz IX. als supremus causarum audiendarum judex
per Germaniam bestellt und im Jahre 1402 vom Herzog Albrecht IV. von
Oesterreich zum Hofkaplan ernannt wurde. Der Verschwendungssucht beschuldiget
starb er nach einer 23jährigen Regierung im Jahre 1410.
Abt Rudolf von Steinach wurde im Jahre 1410 vom Herzoge
Heinrich von Bayern und im Jahre 1412 vom Bischöfe Georg zu Passan als
Hofkaplan aufgenommen (P 1418).
Johann Edler von Poppenberg waltete von 1418—1435.
Diesem folgte G e o r g i n s I. ehcvor Propst zu Glocknitz; er starb zu
Wien im Jahre 1438?)
Dheodorich II. (genio ferox, natura siccus) reslgnirte die Abtei nach
23jähriger Verwaltung nnd hatte den
Caspar I. Edlen von Schmatz zum Nachfolger, der im Jahre
1472 starb.
Abt Michael, war sehr gelehrt, klug, gütig, allenthalben als Vater
geliebt, regierte nur 2 Jahre, erbaute wiederum die alte Capelle II. l. Iran ans
dem Sand; starb auf der Reise nach Glocknitz. Dessen Nachfolger
Leonhard I. Straß er, vorher Propst zu Glocknitz, dagegen führte
eine scharfe, an Rohheit streifende Disciplin, mußte von weltlichen und geistlichen
Fürsten vieles ausstehen, ließ sich aber nichts abgewinnen, sondern schlug sich
allenthalben glücklich durch (ch 1501).
(Vir severus et cordatus, nulli, nec principibus cedens, egit et perpessus est fortia;
statura grandi et polyphemiea.)
Angelus Rumple r, Pfisters - Sohn von Formbach, luar gelehrt,
gottesfürchtig, emsig, wahrheitsliebend, wie dieses seine zahlreich hinterlassenen
Werke und Schriften bezeugen. Er erwirkte von den bayerischen Herzogen die Erneuerung
der Privilegien, erledigte und beendigte viele alte Prozesse nnd Streitigkeiten, be-
reicherte die Bibliothek und war durch seinen Wandel im Hause ein leuchtendes
Vorbild (im Jahre 1501-1512).
(Vir humilis, providus et sapiens!)
Mathias Mnrheimer, vorher Propst zu Glocknitz (ch 1532).
i) Im Jahre 1438 war ein bedeutendes Hochwasser des Jn's eingetreten, welches am
Stifte Formbach den Wassertrakt derart unterspülte, daß das Speisezimmer und die daran-
stoßende Stube, worin sich eben Abt Georg, der Propst Peter von Glocknitz, der Prior und
noch ein Paar Conventualen der Kirchengeschäfte halber befanden einstürzten, und die darin
Befindlichen fortgerissen wurden; dieser augenscheinlichen Todesgefahr wurden sie durch nach-
eilende Schiffer zwischen Nenbnrg und Neufels entrissen. J. Steindelii chron. apud Oefele T. I.
536.
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Stephan, ein Färberssohn von Neuburg am In Cf 1553).
26 o t s g a n g I. Stinget (filius balneatoris ex pago Neukirchen prope
Glockiiitz) (■}■ 15b3).
Leonhard II. P r a n d ttt ayer (f 1572) (vir pius et zelosus et constan*).
Christian Seßler, war 5 Jahre Administrator des Stiftes und
wurde dann zum Abte erwählt (f 1595).
Dem Georgius II. Manz folgte als Abt Sebastianus Mayer,
ein gelehrter und beredter Mann (1596—1614).
(Litterarum amans, Herzogenburgensium Rebellium disertus domitor.)
Den Aebten: Jakob End res (f 1618) und Caspar II. Siber
folgte im Jahre 1624 Benedictus I. Höchb a u er, ein Bauerssohn aus
Neukirchen am In, welcher die Klosterkirche und die Abtei umbaute (ch 1645).
(Templi altitudinem fundat in benedictionibus.)
Placidus I. Thu m b von Hohenwarth in Bayern, hatte eine harte
Negierung, indem er sehen mußte, wie sein Stift beim schwedischen Kriegseinfalle
eine Beute der plünderungssüchtigen Kriegsvölker und der Flammen wurde; doch
schaffte er vieles zur Kirchenzierde bei und wachte sorgfältigst für das Wohl seiner
Heerde. (1645—1673.)
(Inter belli Sueci turbas et direptiones ac monasterii flammas tempore pessimo et optimus!)
Wirntho II. P r u n n m ayer, von Chiemsee gebürtig, war wegen
seiner Klugheit und Art mit hohen Standespersonen umzugehen, am kaiserlichen
wie am churbayerischen Hofe sehr bekannt und beliebt. (1673—1675.)
(Maximorum principum favore dignatus, longiore quoque vita subditis se dignum fecit.)
A e m ili a n G a i s m aye r von Ottobeuern in Schwaben gebürtig, durch
28 Jahre Prior und durch 2 Jahre Propst zu Glocknitz, wurde er im Mai 1676
zur abteilichen Würde berufen, welche ihm jedoch durch die Belagerung Wiens
und durch die vielfachen Verwüstungen der in Oesterreich gelegenen Klostergüter
durch die Türken getrübt wurde.
Attamen per 12 annos Abbatiae praefuit laudatissime!
Den 18. Jänner 1688 wurde der aus Salzburg gebürtige Wolfgang II.
I s l i n g e r znm Abte gewählt. Dieser war ein um sein Kloster, wie um das
ganze Land hochverdienter, darum allenthalben im großen Ansehen stehender Mann.
Mit Ausnahme der Stiftskirche und der Abtei baute er das ganze Kloster und
den Mayerhof neu um, baute im Jahre 1696 das Hofrichterhaus, im Jahre 1718
den Getreidekasten und die Hoftaferne, feierte im Jahre 1694 das VI. Säculum
des Stiftes und brachte bei diesem Anlasse nebst anderen kostbaren Ornaten auch
die Gebeine des heiligen Clarus in die Stiftskirche. Für das Beste des Vater-
landes war er als Deputirter einer löblichen Landschaft durch 26 Jahre eifrigst
bemüht und nachdem er als Abt durch 36 Jahre den Hirtenstab preiswürdig
geführt und 54 Jahre nach seiner Profeß im Kloster gelebt hatte, segnete er das
Zeitliche am 3. September 1723.
(Abbas fratres et monasterium sedificavit.)
41
322 -
Benno Weichselberger aus Passau, regierte nur 2 Jahre; nach
diesem wurde im Jähret 725 der aus Schärding gebürtige Clarus Faß mann
zur Abtei berufen; dieser war besonders mit der Feder zum Besten des Klosters
beflissen, zierte die Stiftskirche, wie auch die Marieukapelle am Saud mit schöner
Stuccatur, Gemälden und neuen Altären, baute auf dem Wege nach Neuburg den
hübschen Kreuzweg; übrigens war er durchwegs häuslich, eifrig, strenge in der
Klosterdisciplin Und starb am 12. November 1747.
(Divini Marianique honoris zelo sui neglectu et laboris Constantia clarus. — Mono-
culus, in disciplina argus.)
Nicht so häuslich waltete dessen Nachfolger C ö l e st i n P r ü n n d l, von
Obernberg gebürtig, ein Mann von lebhaftem Naturell, welcher, ein Liebhaber
der Wissenschaften und der Musik die Bibliothek verzierte und bereicherte, die
Kirchenmusik in guten Stand setzte und 2 neue Orgeln aufrichten ließ (ch 1755).
(Vir vivax et prudens brevi tempore egit multa.)
Noch im selben Jahre ging aus der Wahlurne der bisherige Prior
Benedikt II. Moser, aus Mauerkirchen gebürtig, als Abt hervor; dieser gab
den beiden Thürmen der Stiftskirche die jetzige geschmackvolle Form (im Jahre
1770) und führte überhaupt durch 29 Jahre eine lobenswerthe Regierung?)
(Murorum templi reparator, turrium binarum resedificator; disciplime regularis per-
vigil — turris ipse immota — domi ac foris — gratia benedictus et nomine!)
Den 19. Juli 1784 wurde der aus Nieder - Schärding gebürtige Pla-
cidus II. Ponnigel als Abt gewählt. Dieser feierte das VII. Säculum des
Stiftes und ließ zu diesem Anlasse die Stiftskirche durchgängig rcnoviren. Unter
ihm wurde im Jahre 1803 die Klosteraufhebung ausgesprochen und auch vollzogen;
er wurde, wie die älteren Conventualen mit einer mässigeu Pension befriediget
und verbrachte seine Tage in Ruhe und Zurückgezogenheit zu Formbach und nach-
dem er die Aufhebung des Stiftes um 20 Jahre überlebt hatte, starb er den
3. Juni 1823 in einem Alter von 74 Jahren und erhielt seine Ruhestätte in der
Martinskapelle auf dem Gottesacker?)
Die Aufhebung dieses in Bayern wie auch in Oesterreich hinlänglich
dotirten Benediktiner-Stiftes geschah in Folge des am 17. Februar 1803 ge-
faßten Beschlußes des Münchner Hofes, wornach auch die ständischen Stifter und
Klöster, welche unter dem Schutze des Kaisers standen, säcularisirt werden mußten;
am 18. März 1803 wurden für das Klosteraufhebungs-Geschäft die Bollzugs-
Commissäre ernannt und überallhin ausgesendet, um die Stifter und Klöster
außer Possession ihres Eigenthums zu setzen und mit Hilfe der Administratoren, *)
*) Ausgezogen aus dem churbayerischen Kalender vom Jahre 1755 von I. A. Zimmer-
mann, Landshuter-Theil, S. 356—36.
2) L er letzte Stifts - Conventual von Formbach, P. Maurus R i eg e r, welcher
seine Lebenstage als Pensionär im Mayerhofe zu Neuhaus in Ruhe und Abgeschiedenheit ver-
brachte, hatte die Auflösung seines Ordenshauses um 54 Jahre überlebt; denn er starb den
24. April 1857. R. I. P.!
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welche schon seit km 3. November 1802 an den Klöstern fungirten und selbe
provisorisch in Besitz genommen hatten, dieselben nun definitiv für den Landesherrn
in Besitz zu nehmen.
In Formbach erschienen die Aufhebungs-Commissäre am 21. März, als
am Feste des Heiligen Ordensstifters Benedikt und kündeten dem Abte und Con-
vente nach dem abgehaltenen Hochamte die Supprimirung und Auflösung des Stiftes
an, zu nicht geringem Erstaunen derselben, da immer noch die Hoffnung genährt
wurde, Kloster Formbach werde geschont bleiben, aus dem Grunde, weil es den
Großtheil seiner Besitzungen in Oesterreich habe; doch diese Hoffnung blieb getäuscht,
denn es lag einmal im Systeme der Klosterstürmer in Bayern, die Klöster
sämmtlich zu vertilgen.
Der Aufhebnngsprozeß wurde zu Formbach gerade nicht aus die schonungs-
vollste Weise geführt. Man darf wohl sagen, einige Herren Commissäre beachteten
hiebei eine löbliche Humanität, die meisten aber verfuhren hiebei mit großer, an
Grausamkeit gränzender Härte und Strenge.
Zo mußte auch das Kloster Formbach, durch dessen Gründung und
Ausstattung die erlauchten Dynasten von Formbach sich verewiget glaubten und
welches sich durch emsige Boden- und Geistesknltnr, durch Pflege der Wissenschaften
durch eifriges Wirken in der Seelsorge und Jugendunterricht, durch kräftige Hilfe-
leistung und Unterstützung des bedrängten Vaterlandes und der Armen, unbestreit-
bare Verdienste und einen ehrenvollen Nachruf erworben hatte, als ein Opfer
antikatholischer Grundsätze, des Jlluminatismns und der widerchristlichen Versolgungs-
und Vernichtungswuth alles Ehrwürdigen und Heiligen nach einem 707 jährigen
Bestände fallen und wenn das Staats-Aerar hiebei in der That nichts gewonnen
hatte, so war es für die Klosterstürmer doch ein süßer Trost, diese Nester und
Bruttstätten der Versumpfung und des Aberglaubens, wie sie sich ausdrückten, mit
Stumpf und Stiel vertilget und ausgerottet zu haben?)
i) K. Adolf Menzel, preußischer Konsistorial- und Schulrath zu Breslau spricht sich
über dieseu Punkt in seinem Werke: „Neuere Geschichte von Deutschland, 12. Band, II. Abtheilung,
S. 343, Breslau 1848" folgendermassen aus: '
„In Bayern, wo die Zöglinge des Jlluminaten-Ordens am Steuerruder saßen, wurde bei
Aufhebung der geistlichen Stifter und Klöster mit größter Schonungslosigkeit verfahren. Hunderte
von Besitznahms- und Organisations-Commissären zogen in ollen Richtungen aus, um die Beute
in Beschlag zn nehmen. Den zeitherigen Besitzern ward Küche und Keller gesperrt, die Hof-
und Hausdienerschaft abgedankt, hin und wieder sogar die Kleiderkammer versiegelt, die geist-
lichen Residenzen mit Werkleuten, behufs schleunigen Umbaues zur Aufnahme von Regierungs-
behörden gefüllt. Das Hauptaugenmerk der Commissäre war aber auf den Verkauf aller
vorgefundenen Gegenstände gerichtet. Juwelen, Kirchengeräthe, Pferde, Wägen, Mobilien,
Gebäude, Höfe. Aecker, Wiesen, Waldungen re. würden im ganzen Lande zu gleicher Zeit aus-
geboien und oft zum Vortheile einzelner Begünstigten mit eifrvger Hast losgeschlagen. Bei
den öffentlichen Versteigerungen maskirten sich die Juden mit den Gswändern der Bischöfe und
trieben Spott mit den heiligen Gefäßen; es wurden Kelche zerbrochen, Monstranzen ihrer kost-
baren Steine beraubt, von den Meßbüchern die Beschläge abgerissen, Pluviale zu Stuhlüber-
zügen zerschnitten, Leiber der Heiligen entkleidet und unter die Dachtraufe verscharret, manche
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Zu Formbach wurden die Klostergebäudc, sammt Brauhaus, Mühle, Mayer-
hof, Gärten, Aeckern, Wiesen und Waldungen im Gesammt - Complexe verkauft
und von Franz Caspar von Pachmayer nm 60.000 Gulden erstanden. Von diesem
ging die Realität durch Heirat an den Freiherrn Eduard von Andrian-Werburg,
und hinwiederum von diesem durch Kauf an den Grafen von Joner über; seit 1858
besitzt sie der Banquier von Schäzler aus Augsburg, der den vormaligen Kloster-
garten in einen Lustpark umwandeln ließ.
Die Klostergebände, keineswegs großartig und prachtvoll, doch solid und
zweigadig aufgeführt, bildeten in der Grundform ein trapezförmiges Ganzes,
welches durch Mitteltrakte in 4 nicht große Höfe abgetheilt war, und dessen Nord-
seite durch die zweithürmige Stiftskirche abgeschlossen war.
schöne Kirche zerstört, wenn das Holz, Eisen und die brauchbaren Steine im Aufstriche höher als die
ganzen Gebäude anzubringen, oder letztere nicht zu profanem Gebrauche zu benützen waren. Auf
Monumente, Archive, Bibliotheken wurde keine oder äußerst geringe Sorge verwendet; nicht
einmal die Grabstätte der Wittelsbacher in der Klosterkirche zu Scheyern wurde geschont."
Vergleiche auch Bayern unter der Regierung des Ministers Montgelas. „Auf diese
Weise verschwanden in Bayern 1000, ja 1200 Jahre alte Stifter und Klöster, welche nichts
BöseS, wohl aber viel Gutes gethan und gestiftet haben."
Nicht einmal staatsökonomische Rücksichten konnten einige derselben, welche, wie z. B.
Formbach, St. Nikola, ihre Güter im Auslande hatten, retten, denn diese wurden von der
österreichischen Regierung, sammt den bei ihr angelegten Capitalien, ohne alle Last der Pen-
sionirung, die Bayern auf sich nehmen mußte, an sich gezogen. So wurde die in Unterösterreich
gelegene, zu Formbach gehörige Propstei Glocknitz als österreichisches Cnmeralgut eingezogen
und im Jahre 1826 verkauft. Die im Pfleggerichtsbezirke Schärding befindlichen formbachischen
Unterthanen und Liegenschaften wurden mit der Staatsherrschaft Schärding vereiniget.
Der Gewinn für den bayerischen Staat war daher nicht sonderlich groß. Der Klöster
in Bayern mögen allerdings etwas zu viel gewesen sein (7 Stifter, 18 Propsteien und 42 Abteien),
aber man hätte doch die im Auslande wohl begüterten erhalten sollen!
Sie waren zur Zeit, als sie aufgehoben wurden, in ökonomischer, wie in literarischer
Hinsicht, wirklich gute und nützliche Institute. In den meisten befanden sich große, Jedermann
zugängliche Bibliotheken, Pinakotheken, Glyptotheken, Herbarien, physikalische Kabinette, Seminarien,
in welchen junge Knaben unentgeltlich in den Wissenschaften und Künsten, besonders in der
Musik nicht nur gut unterrichtet, sondern auch ernährt wurden. Erst seit der Zeit, wo man ihnen
die gelehrten Schulen anvertraute, hat man kennen gelernt, daß in den Abteien nicht blos fromme
Faullenzer, wie man glaubte, sondern thätige, wissenschaftlich gebildete Schulmänner und Ge-
lehrte und zwar vorzüglich bei der Akademie der Wissenschaften angestellte sich befanden und
daß durch dieselben nicht bloß in einigen Städten des Landes, sondern überall und allenthalben
Unterricht in Kenntnissen aller Art erworben werden könnte.
„Die bayerische Nation", sagt Westenrieder, „wurde seit Jahrhunderten allein von
ihrer Geistlichkeit erzogen und gebildet und von dieser der sie auszeichnende, eigenthümliche
Charakter ihr eingeprägt; dieser Charakter ist der eines festen, biederen, uralt deutschen Gehaltes
und berechtiget zur Erwartung alles dessen, was edel, gut und groß ist."
„Der Bayer ist seinem Regenten mit ganzen! Herzen ergeben, ist religiös und gottes-
sürchtig, und, wenn seit einigen Jahren auch hier eine Sittenlosigkeit nie gesehener Art zum
Vorschein gekommen ist, so ist daran wohl nicht das Dasein, sondern der Mangel geistlicher
Lehrer Schuld." A. Buchner's Geschichte von Bayern, X. Bd. S. 74, 76.
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Ueberhaupt war die etwas abgeschiedene Lage dieses Klosters von be-
waldeten Bergen umsäumt und von den tosenden Wogen des Ins bespült, wahr-
haft reizend und ganz geschaffen zum Aufenthalte gottdienender Männer!
Vor dem äußeren Klosterthore steht das vormalige Hofrichterhaus, welches
wie die Aufschrift weiset, deßhalben denkwürdig ist, weil darin am 21. August 1747
der nachmals als Gelehrter und Naturforscher berühmt gewordene Franz de Paula
von Schrank geboren wurde.
Die Hofmark Formbach zählt 45 Häuser mit etwa 300 Einwohnern.
Unfern der südöstlichen Ecke des Klostergebäudes, fast in der Mitte des
hier verengten Stromes ragte der vor Zeiten so verrufene, den Schiffern so ge-
fährliche „K a r p f e n st e i n" empor, ein gewaltiger Granitblock mit einer Menge
um ihn herum gelagerter Trabanten, an welchem die wegen des stärkeren Gefälles
im gefährlichen Zuge daherstürzenden Stromflnthcn im wilden Anprall sich brachen
und zurückgeworfen von der Gewalt der Strömung wieder vorwärts gestoßen, darum
eine Art des Strudels und Wirbels zugleich bildeten, weil in zusammenhängender
Verkettung bis zu der etwas weiter unten befindlichen, dem Kloster gegenüber aus
den Wogen hervor tauchenden Felsinsel — Werth — eine Menge theils empor-
ragender theils fluthenbedeckter Felskugeln sich anreihten, welche den Namen „Gehack"
oder „G eha cke l t" führten, über welches bei kleinerem Wasserstande oder schwererer
Ladung sicher und gefahrlos hinweg zu kommen, es keine kleine Aufgabe war, deßhalb
auch in der Vorzeit viele Fahrzeuge verunglückten und zerschellten.')
Bei hohem Wasserstande ist der rechte Arm am Werth leicht befahrbar;
heutigen Tages ist in Folge der vielen Felsensprengungen und Flnßbettreinigungen
die Passage über das „Gehack" hin ziemlich gefahrlos geworden. So wild auf-
geregt und tosend in der Nähe Formbachs der gewaltige Strom sich geberdet,
ebenso ruhig und ernst woget er weiter unten zwischen felsigen Ufern gegen Wern-
stein dahin. Dort aufblickend gewahrt das Auge rechts und links nur dunkle
Waldrücken und hie und da emporthürmende Felsenmassen in grotesken Formen:
angesichts dieser ernsten Naturbilder wird auch das bislang an heitere Bilder ge-
wöhnte Gemüth ernster gestimmt.
Von Formbach nordwärts zieht sich in etwas steiler Ansteigung eine Fahr-
straße zu der nach Passan leitenden Chaussee hinan; die Mühe des Bergsteigens
wird sattsam durch die hübsche Ansicht des zu Füssen liegenden Forinbach's und
durch eine entzückende Fernsicht über das weite Jnthal hinauf gelohnt.
Den Weg weiter hinauf verfolgend, erreichen wir nach einer halben Stunde
die Häuser der Hofinark Neubnrg und eine Strecke vorwärts werden wir rechts
ab von der Strasse, schon in bedeutender Absenkung der Mauern des
i) So verunglückten am 21. Mai 1781 Wallfahrer-Schiffe mit 74 Personen am
Karpfensteine; nur der Meßner von Ruhstorf, nachdem er % Stunden lang mit den Wellen
gerungen hatte, rettete sich,
326 —
Schlosses Ueuburg
gewahr, welches nun unser ganzes Jnterresse auf sich ziehet.
Denn unter den vielen Burgen und Ruinen, welche längs des Ins zu beiden
Seiten aufragen, gehört dieses selbst in seinem Verfalle noch immer großartige Neuburg zu
den merkwürdigsten, hinsichtlich des Alterthums der hier seßhaft gewesenen Dynastien, des
Reichthums und der Bedeutsamkeit der hiezu gehörige» Besitzungen, der vielfältigen
Kriegsfehden und Verhandlungen, welche um desseu Besitz geführt worden sind,
der hier stattgehabten historisch merkwürdigen und poesiereichen Ereignisse, wie auch
des romantischen Reizes seiner Lage und Umgebung.
Vorne im I. Theile S. 21—24 wurde gesagt, daß die Grafen von Formbach
die Grafschaft Windberg jenseits der Donau, den Comitat Formbach und Schärding,
den Antiesengan, die Grafschaft Lambach - Wels und im Lande unter der Ens
die Grafschaft Ratelnbnrg besaßen und um das Jahr 950 zum größeren Schutz
gegen die Ein- und lleberfälle der Ungarn, auf steiler Waldeshöhe über den In
sich dieses Nenburg erbauten, außerdem aber, um ihre weitläufigen Besitzungen zu
sichern, die Burgen, Windberg, Vichtenstein, Griesbach, Schärding, Ried, Lambach,
Wels u. dgl. erbauen ließen.
llm den Strompaß zur Einheischung des Durchfahrt- und Ueberfahrtzolles
. zur Handhabung des Strandrechtes und der Grundruhr bequemer zu beherrschen,
zugleich, um Neuburg mehr unbezwingbar zu machen, errichteten sie, Neuburg
gegenüber, auf einem senkrecht aus dem Strome emporsteigenden, die Wasserpassage
auf- und abwärts beherrschenden Felsen, die Feste: Wer, Wehr, Wehrstein,
Wehren st ein.
Zu ähnlichem Zwecke entstanden in der Neuhanserleiten oberhalb Wernstein
die Fe st e Wi m b e r g und unterhalb Neuburg am linken Stromufer die Feste
N e u f e l s, beide gleichsam als ausgestellte Vorposten. Sonach beherrschten die
Grafen von Formbach die Gegend und die Stromfahrt von Vilshofeu bis gegen
Linz, von Reichersberg bis Passau.
K. H. von Lang, I. Moritz, selbst W. Hnndius führen verschiedene
Namen der Gaugrafe» aus dem Geschlechte der Formbacher auf.
Die Geschichte der Formbacher tritt jedoch erst mit Tiemo I. in ein helleres
Licht; dieser Tiemo waltete mit fürstlichem Ansehen auf der Nenburg; er erreichte ein
Alter von 80 Jahren und theilte seine weitläufigen Besitzungen unter seine 6 Söhne.
M c g i n h a r d der ältere, welcher die Grafschaft Windberg erhalten hatte,
wurde im Jahre 1066 gewaltsamer Weise ermordet. Den Heinrich — Heßo —
Grafen von Formbach und Schärding, kennen wir bereits als den Vater der
beiden Klosterstifterinen Tuta und Himiltrudis.
Fridrich, der jüngere Sohn, begab sich an den Hof des römischen
Kaisers Heinrich 111. und war durch sein einnehmendes Wesen, durch den Ruf
seiner ritterlichen Thaten die Zierde der Ritter und erwarb sich die Liebe der
Enkelin des Kaisers, Gertrudis. Die Verschiedenheit der Staudesverhältnisse
legte deren gegenseitigen Liebe ein mächtiges Hinderniß in den Weg : Fridrich be-
schloß die königliche Verwandte zu entführen und heimlich sich mit ihr zu ver-
mähle». Dieses blieb nicht lange ein Geheimniß und eine schwere Rache drohte
dem Verbrecher. Er verweilte mit seiner heißgeliebten Frau 2 Jahre lang zu
Neuburg in stiller Zurückgezogenheit. Durch reuevolles Bitten der Fehlgetretenen,
durch Verwendung mächtiger Freunde erhielt Fridrich volle Begnadigung am
kaiserlichen Hofe und nachdem er sich voll Nene dem erhabenen, beleidigten Herrn
zu Füßen geworfen hatte, sprach dieser vollkommene Vergebung ans. Indessen
hatte die Gertrndis ihrem Gemahl eine Tochter, mit Namen Hedwig, geboren.
Begnadigt und voll Freude wollte Fridrich vom Hoflager in den Kreis
der Seinigen zurückeilen, ward aber auf dem Rückwege in die Heimat unversehens
angegriffen und verlor durch mörderische Waffen sein Leben (im Jahre 1050)
wahrscheinlich durch Neid einiger Höflinge. Der Leichnam wurde nach Formbach
überbracht und dort in der Familiengruft beigesetzt.
Seine Tochter Hedwig vermählte sich in Folge der Zeit mit Gebhard
von Snpplenbnrg, dem sie einen Sohn gebar, welcher nachhin unter dem Namen
Lothar II. die deutsche Kaiserkrone trug.
Zum zweitemuale vermählte sich Hedwig mit dem Herzog Dietrich von
Lothringen; ans selber Ehe entsproß eine Tochter I t h a, nachher vermählt mit
dem Grafen Sighart I. von Burghausen, welcher im Jahre 1104 zu Regensburg
auf eine grausame Weise das Leven verlor.
Tiemo's zweiter gleichnamiger Sohn Ti emo II. erhielt Neuburg, ver-
lor aber sein Leben im Jahre 1044 in einem Kriege gegen die Böhmen und hinter-
ließ 4 Söhne: Ekbert I. von Neuburg, Heinrich II. von Formbach
(Lomes provincialis ex utraqne pavte Gern) Und Sch!riNV0gt des Klosters St. NteolN,
Gebhard von Vichtenstein und Eberhard von Schärding.
Ekbert I., ein Mann, dessen Name in ganz Deutschland in hohen Ehren
stand, war Advocatus, d. i. Oberkämmerer des Herzog Welf in Bayern, dessen
Gunst er im hohen Grade genoß. Er hatte sich mit der reichen Enkelin des Grafen
Arnold von Lambach-Wels vermählt und mit ihr die Grafschaft Püttcn erworben.
In dem im Jahre 1075 ausgebrochenen Jnvcstiturstreite mußte sich Ekbert I.
weil er zur päpstlichen Partei stand, vor den Verfolgungen des Kaisers Heinrich IV.
nach Ungarn flüchten, währenddem ihm durch die Krieger des Kaisers die Burgen
Formbach, Neuburg, Griesbach rc. erobert, angezündet und verwüstet worden
waren (im Jahre 1078). Als er aus Ungarn zurückgekehrt war, begann er das
in Verfall gekommene Kloster Formbach, die Stiftung seiner Base, aufzurichten
und mit Schenkungen auszustatten (im Jahre 1084 und 1094); somit erscheint
er als Mitstifter von Formbach.
Als ein Greis mit Silberhaaren zog Ekbert mit dem Herzog Welf in
das heilige Land und kehrte nach vielen überstandenen Beschwerden in seine
Stammburg zurück.
328 —
Im Jahre 1108 wurde ihm seine fromme hochherzige Gemahlin Mathilde,
als eine Wohlthäterin der Armen und Bedrängten gepriesen, durch den Tod ent-
rissen und im folgenden Jahre folgte er ihr nach einem vielbewegten Leben zur
ewigen Ruhe hinüber und hinterließ 4 Söhne.
Ekbert II., welcher seine Ausbildung im Kloster Götweih erhalten
hatte, überließ die Stammburg Formbach, um deren Besitz sein Vetter, Graf
Dietrich von Vichtenstein, haderte, diesen! gegen eine gewisse Geldsumme; Graf
Dietrich aber verkaufte das Staminschloß an den Abt Wirntho von Formbach
mit dem Vorbehalte des Namens eines „Grafen von Formbach" (im Jahre 1122).
Dieser Graf Dietrich hatte nur eine einzige Tochter, Hedwig, welche mit
dem Grafen Engelbert von Hall und Wasserburg vermählt, somit Vichtenstein in
den Besitz dieser Grafen brachte.
Ekbert II. starb im Jahre 1144 und hatte als Erben seiner Güter den
gleichnamigen Sohn Ekbert III., welcher am Hofe des Kaisers Conrad III.
von Hohenstaufen sich aufhielt und so in jener Schule war, um die Händel der
Großen und aus ihnen die Sitten der Zeit kennen zu lernen.
Im Jahre 1147 nahm Ekbert III. Theil an dem vom Kaiser Conrad
unternommenen Kreuzzuge nach dem heiligen Lande.
Auch Kaiser Fridrich I. (Barbarossa) von Hohenstaufen zog den wach-
samen und muthigen Grafen Ekbert von Neuburg an seinen Hof, zeichnete ihn bei
jeder Gelegenheit aus und nahm ihn mit sich auf allen Zügen.
So zog auch im Jahre 1158 Ekbert mit dem Kaiser Fridrich nach
Italien und half ihm bei der Belagerung von Mailand, welche vom 25. Juli
bis 3. September dauerte.
„Mit einem unzähligen Kriegsheere", so schreibt Bischof Otto von Frei-
sing in seiner Geschichte Kaiser Fridrich's I., S. 30 u. 31, „hatte Kaiser Fridrich
„Mailand eingeschlossen, festen Sinnes, die treulosen Bewohner zu züchtigen und
„den ganzen Platz zu zerstören. Es war von beiden Seiten die Kampfeswuth
„von Tag zu Tag sichtbarer geworden; nur Fridrich schien zögern zu wollen, da
„er die Schlauheit und Kriegserfahrenheit der Mailänder bereits kannte. Aus-
„zeichnnng durch eine außerordentliche heldenmässige That suchte der Graf von
„Neuburg, er, der durch Schönheit, Körperstärke, durch Tapferkeit und Reichthum,
„sowie durch seine Verwandtschaft mit Königen und Fürsten, durch das Alter und
„den Glanz seines Adels eine Zierde des kaiserlichen Kriegsheeres war. Geschätzt
„von den anwesenden Rittern, fanden seine Vorschläge Beifall und ungefähr 1000
„deutsche Ritter schlossen sich seinem Vorhaben unter seiner Anführung an. Am
„5. August schritten sie zur Ausführung ihrer entworfenen kühnen That, und
„zwar ohne Vorwissen des Kaisers zogen sie von der entgegengesetzten Seite der
„Stadt in gedrängten Haufen an die Mauern, um das Eindringen in das Innere
„zu wagen."
„Die Belagerten, von allen Seiten wachsam, brachen mit weit größerer
„Macht hervor und es entstand ein fürchterliches Gemetzel. Von beiden Seiten ward
329 -
„viel Blut vergossen und schon gelang es den Deutschen bis nahe an das Thor
„vorzurücken. Desto kleiner wurde nun aber auch der Raum für die Kämpfer und
„es glich der Streit mehr einer unordentlichen, verwirrten Rauferei."
„Schon hatte der Kampf mit den Sperren geendiget werden müssen und
„mit Dolch und gezogenem Schwerte wurde getödtet."
„Durch das Gewühl hatte sich Ekbert hastig vorgeschoben, indem er sah,
„daß ein Ritter aus der Bayern Mitte, Eberhard von Witerun?) nämlich einer
„seiner Vasallen von italienischen Soldaten umringt, vom Streitrosse gerissen
„wurde. Er selbst sprang bei diesem Anblicke von seinem Pferde, stürzte wie ein
„Rasender in die Schaar des Feindes und vorwärts an der Reihe der Seinigen,
„befreite er ganz allein den bereits zur Erde geworfenen Rittersmann, der Gelegen-
„heit fand, sich wieder zu erholen und Gegenwehr zu leisten. Das Ziel des Unter-
„nehmens war in diesem Momente beinahe schon erreicht, denn der Graben vor
„dem Thore wurde von den Belagerten nur einzeln mehr vertheidiget und alle
„Mailänder flohen in die Stadt zurück; bereits war die Nacht schon angebrochen,
„da lohnte den kühnen Ekbert, dessen Muth an's Unglaubliche gränzte, ein un-
„günstiger Erfolg. Als er schon durch das Thore in die Stadt eindringen wollte, an der
„Spitze einer durch Tod und Gefangenschaft zusammengeschmolzenen Schaar, wurde
„er mit einem Lanzenstiche durchbohrt und sein entseelter Leichnam in die Stadt
„geschleppt."
„Um den Rachedurst der Mailänder noch mehr zu entflammen, wurde dem
„todten Helden das Haupt abgeschlagen unter dem Jubel des Volkes."
„Dieses Ereigniß verursachte allgemeine Trauer im ganzen Lager und
„selbst fremde Truppen, welche nicht aus den Marken Bayerns waren, be-
„trauerten den gefallenen Helden. Doch sehr erzürnte der Kaiser wegen dieser That,
„da er vernahm, wie viele tapfere Ritter seines Heeres Opfer des Todes geworden,
„oder gefangen in die Stadt geschleppt worden seien."
„Er ließ die zurückgekommenen Edlen, die Theilnehmer des heldenmüthigen
„Wagestückes vor sich treten und versammelte alle Anführer des Heeres. Seine
„Anrede, die in der Zeitgeschichte aufgezeichnet worden ist, beweiset, daß er große
„Eigenschaften als Oberfeldherr besessen habe."
„Rur durch Bitten der Umstehenden ließ er sich herbei, den aus diesem
„Kampfe Zurückgekehrten zu verzeihen. Eckbert's Tod blieb für sein Herz eine schmerz-
„hafte Erinnerung. Er verlangte den Leichnam mit dem abgeschlagenen Haupte
„zurück, so wie er in die Auslieferung der gegenseitigen Gefangenen einwilligte.
„Eckbert's irdische Hülle ward nach Bayern gebracht und an der Seite seiner
„Ahnen zu Formbach in den Schooß der Erde gelegt."") 1
1) Witerun, Witraun, Strass-Witraun, unweit Enzenkirchen, war der Sitz eines Adels-
geschlechtes. Urkundenbuch des Landes ob der Enns. I. Bd. S. 726.
2) „Corpus Formbach delatum honorabiliter in capitolio e*t collocatum, in quo
„turnn!o etiam pater ejus et avus ejus et sororius dux Dalmatise et m&rchio Istrise Bertholdu«
„siraul requiescunt.“ Mou. boic. T. IV S. 9 ad ann. 1158; auch Horrnayer II. S. 176.
48
— 330 —
Graf Eckbert III. mit den fränkischen und sächsischen Kaisern blutsver-
wandt, starb kinderlos, hatte jedoch zwei Schwestern, deren eine, Cnnegnndis, an den
Grafen Berthold III. von Andechs, die andere, Benedikta, an den Wernhart von
Julbach vermählt waren.
In sein großes Besitzthum theilten sich vermöge des Testamentes, das er
vor dem Zuge nach Italien gemacht hatte, der Schwager Berthold von Andechs
mit Neuburg, Formbach, Schärding, Ried, der andere Schwager Bernhard von
Julbach mit den im Traungau gelegenen Besitzungen, dann der Markgraf Ottocar
VII. von Steher als Geschwisterkind (sororius) mit der Grafschaft Putten.
Im Jahre 1159 wurde die Erbschaft von den Parteien, wenn auch nicht
ohne Streit und Fehde, in Besitz genommen. '
Graf Berthold nahm seine Hofhaltung ans dem Schlosse Neubnrg, welches
nach der früheren Zerstörung wieder in fürstlicher Pracht erbaut worden war.
Im Jahre 1181 wurde Herzog Heinrich — der Löwe — von Bayern
auf dem Reichstage zur Erfurt geächtet; Graf Berthold von Andechs erhielt bei
dieser Gelegenheit als Lohn für treu geleistete Dienste vom Kaiser bedeutende
Güter aus den welfischen Besitzungen in Italien mit der herzoglichen Würde in
Meranien — Dalmatien und Istrien.
Erbe seiner Würden und Besitzungen war der Sohn gleichen Namens,
Berthold IV., welcher die Agnes, eine Tochter des Herzog Heinrich von Oesterreich,
zur Frau hatte.
Im Jahre 1189 unternahm Kaiser Fridrich I. einen Kreuzzug nach dem
heiligen Lande, um Jerusalem den Ungläubigen zu entreißen und lud zur Theil-
nahme alle Mächtigen und Ritter der deutschen Lande ein.
Das Kriegsheer fand sich zahlreich ein; eine halbe Million folgte dem
Aufrufe des Kaisers; aber dieser Zug fiel sehr unglücklich aus, indem außer dem
großen Verluste an Mannschaft und Geld Kaiser Fridrich selbst ein Opfer des
Todes wurde und zuletzt ungeachtet aller Anstrengungen der Kreuzfahrer Jerusalem
den Ungläubigen nicht entrissen werden konnte.
Auch Herzog Berthold war mitgezogen, nachdem er auf dem Schlosse zu
Neubnrg seine Gemalin mit 4 jungen Töchtern, seine 4 Söhne aber dem Bischöfe
Otto II. von Bamberg zur Erziehung übergeben hatte.
Auf der Fahrt durch Ungarn begegnete es dem Herzog Berthold, wie so
vielen anderen Kreuzfahrern, daß er von einem bösen Fieber ans das Krankenlager
geworfen und so verhindert wurde, mit dem Zuge im heiligen Lande anzulangen.
Kaum halb genesen, brach er mit einem Nachzuge ans und kam nach vielen
Mühsalen endlich vor Ptolomais an und dort focht er mit so kühnem Muthe, daß
er die Bewunderung der Kriegsgeführten erregte. Erschöpft von der Anstrengung
des Tages begab sich Herzog Berthold bei einbrechender Nacht mit seinen Reisigen
in das Lager und in sein Gezelt zurück und ein ruhiger Schlaf ward ihm zu
Theil. Aber während des Schlafes wurde Berthold verrätherischer Weise überfallen,
an Händen und Füßen gebunden und mit verstopftem Munde von einer Schaar
— 331 —
herbeigelockter Sarazenen durch das Thor von Ptolomais geschleppt und so den
Feinden überliefert.
Zum Bewußtsein gekommen konnte Verthold ans dem Kerker, in welchem
er sich befand und aus den Knebelstricken abnehmen, daß er dem Loose der Ge-
fangenschaft verfallen sei, in der er auch vier Wochen schmachten mußte.
Im Lager hatte man selbstverständlich den Herzog Berthold alsbald ver-
mißt und es wurde eine strenge Untersuchung durch das ganze Lager angestellt,
doch vergebens; es entstand Trauer im christlichen Heere um den Verlorenen;
vorzüglich betrauerte ihn Herzog Leopold VI. von Oesterreich, sein naher Bluts-
verwandter, dem es am besten bekannt war, wie die Grafen von Wasserburg wegen
der Erbschaft von Formbach noch immer Groll gegen die Andechser trügen und
welcher aus mehreren verdächtigen Handlungen Verdacht gegen den ini Kreuzheere
befindlichen Grafen Dietrich von Wasserburg schöpfte, daß er den Herzog Berthold
der Gefangenschaft überliefert haben mochte.
Um der ganzen, in Geheimniß gehüllten Sache sicherer auf die Spur zu
kommen, bediente sich Herzog Leopold eines jüdischen Kaufmannes, Salomo, welcher
wegen Handelsgeschäfte und Lieferungen von Lebensmitteln oftmals im christlichen
Kreuzheere sich einfand, so wie er auch in Ptolomais unter den Sarazenen seine
Verbindungen hatte, somit ein geeignetes Werkzeug schien, den Verräther auszu-
kundschaften. Und wirklich war der Hebräer durch seine Umsicht so glücklich, aus-
findig zu machen, daß der Herzog Berthold noch am Leben und in Ptolomais
gefangen sich befinde. Mit reichem Geldvorrathe versehen, bot er dem Befehlshaber
von Ptolomais ein bedeutendes Lösegeld für den Gefangenen an, allein seine
Anträge wurden zurückgewiesen. Salomo begab sich nun nach Jerusalem, zum
Sultan Meleddin selbst und brachte es durch eindringliche Vorstellungen dahin,
daß der Sultan sprach: „Ziehe heim, Fremdling, und erzähle den ungläubigen
„Christen, die auf meine Vernichtung antragen, daß Meleddin keine Verrätherei
„unter den ©einigen dulde und daß der Gefangene frei sein solle, gegen das Ver-
„sprechen, das Schwert nicht mehr gegen die gläubigen Schaaren zu führen, son-
„dern in sein Vaterland zurückzukehren."
Voll Freude über den günstigen Ausgang der Sache kehrte Salomo nach
Ptolomais zurück, um den Herzog Berthold diese frohe Botschaft zu bringen;
dieser wurde nun auch der Fesseln entledigt und kehrte nun an der Seite des
Hebräers in das christliche Lager zurück, wo er schon für todt gehalten wurde.
Nun begab sich Herzog Berthold in seine Heimat nach Nenbnrg, wo er
gleichfalls schon lange für todt angesagt war, so daß seine Ankunft daselbst ganz
unerwartet war und Anlaß zu freundlichen Festen gab, vorzüglich für seine Gattin
Agnes, welche während der Zeit des vermeintlichen Todes mehrfach bedrängt
worden war. Denn vorerst hatte Graf Conrad von Wasserburg, Bruder jenes
Grafen Dietrich, welcher im Heere der Kreuzfahrer sich befand, auf die Kunde,
daß Herzog Berthold von Nenbnrg vor Ptolomais überfallen und ermordet worden
42»
332 —
sei, seine Ansprüche und Forderungen auf Neuburg erneuert und ohne Absagebrief
mit raublustigen Kriegern das Gebiet von Neuburg überfallen und geplündert.
In dieser Nothlage war ihr der Graf Rapoto von Ortenbnrg kräftig
zu Hilfe gestanden, indem er die Wasserburger abtrieb und der verlassenen Frau
den ruhigen Besitz des Erbgutes wieder verschaffte.
Anderseits aber war diese Frau währenddem vom Grafen Heinrich von
Ortenburg, einem Bruder des Grafen Rapoto mit ungeziemenden Heiratsanträgen
bedrängt worden; Herzog Berthold suchte für Beides Rache zu nehmen, verwickelte
sich aber hiedurch in unangenehme Händel und Fehden. (Im Jahre 1192.)
Die späteren Jahre verlebte Herzog Berthold in Zurückgezogenheit auf
Neuburg, starb im Jahre 1204 und wurde im Kloster Dießen begraben.')
Dessen älterer Sohn Ekbert wurde Bischof zu Bamberg, Heinrich
erhielt die Markgrafschaft Istrien, die in Oberbayern gelegenen Stammgüter und
die Grafschaft Neuburg mit Schärding; das Herzogthum Meranien und die Be-
sitzungen an der Donau gingen an den jüngeren Sohn Otto I. über; der gleich-
namige Sohn Berthold ward Patriarch von Aquileja.
Am 21. Juni 1208 geschah auf der Altenburg bei Bamberg die Ermor-
dung des römischen Königs Philipp durch den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach.
Die Folge davon war, daß auch Bischof Ekbert von Bamberg und dessen Bruder
Heinrich, weil der Mitwissenschaft an dem Kaisermorde geziehen, geächtet wurden
und flüchtig gehen mußten?)
Die Acht an den Andechsischen Gütern wurde dem Herzoge Ludwig von
Bayern aufgetragen und von ihm vollzogen.
Kaiser Otto IV. verlieh die Andechsischen Besitzungen dem Herzoge Ludwig,
ja in der ersten Hitze auch die Grafschaften Neuburq und Schärding und die
Markgrafschaft Istrien.
Doch Herzog Otto von Meranien und dessen Bruder Berthold von Aquileja
machten Ansprüche auf den Besitz dieser Gebiete für sich und erhielten selbe auch,
Otto Neuburg und Schärding, Berthold Istrien.
Herzog Otto I. — beigenannt der Große — verkaufte im Jahre 1207
die Grafschaft Windberg mit einer bedeutenden Strecke am linken Donauufer dem
Bischöfe Manegold von Passau um 1080 Mark Silbers.
Er war vermählt mit Beatrix, einer Tochter des Pfalzgrafen Otto von
Burgund, welche ihm eben diese Pfalzgrafschaft Burgund als Brautschatz zubrachte;
König Philipp selbst hatte ihm diese Braut zum Altare zugeführt. 1
1) I. Lenzes Geschich te der Grafen von Formbuch, Neuburg und Scharding.
2) Beide flohen nach Ungarn zum Könige Andreas; dieser halte nämlich die Getrude,
eine Tochter des Herzog Berthold IV. von Meranien zur Gemahlin, war also Schwager der
Flüchtigen. Aus dieser Ehe entsproß die Prinzessin Elisabeth, welche später an den Land-
grafen von Thüringen und Meißen vermählt, nach ihrem Tode im Jahre 1232 als Heilige
verehrt wurde. Hedwig, eine andere Tochter des Herzog Berthold ward an Herzog Heinrich
von Sachsen und Polen vermählt und später ihres frommen Lebenswandels halber als Heilige
erklärt.
— 333
Aus dieser Ehe hinterließ er bei seinem im Jahre 1234 erfolgten Tode
den gleichnamigen Sohn Otto II. und 5 Töchter, wovon die ältere an den
Herzog Fridrich II. von Oesterreich vermählt war.
Vorne in der Geschichte wurde erinnert, daß Herzog Otto II. mit Kaiser
Fridrich II. wie auch mit dem Herzoge Otto von Bayern unangenehme Händel
bekommen habe, welche den Sturz des andechsisch-mcranischen Hauses herbeiführten.
Denn Herzog Otto von Bayern, welcher bei der damals herrschenden Parteiung
zwischen dem römischen Stuhle und dem Kaiser auf der Seite des Letzteren stand/)
rückte gegen den In und gegen Neuburg vor und nahm sämmtliche Güter, welche
innerhalb der bayerischen Marken den Andechsern gehörten. Ein großer weitaus-
sehender Krieg stand den Andechsern bevor, weil sie die päpstliche Partei genommen
hatten und bereits hatte Kaiser Fridrich II. im Feldlager vor Parma den
Herzog Otto von Meranien als einen Verräther und Anhänger seiner Feinde in
die Reichsacht erklärt und die demselben gehörigen Grafschaften Neuburg und
Schärding als Reichslehen dem Herzog Otto von Bayern verliehen?) als Otto
von Meranien das Unglück hatte, ans der Flucht vor den bayerischen Herzogen
ermordet zu werden?) Er starb am 23. Juni 1248, nach einigen an beigebrachtem
Gifte, nach anderen an einer ihm versetzten Wunde, erst 30 Jahre alt.
Er war kinderlos und der letzte männliche Sproße des mächtigen und
reichbegüterten Geschlechtes der Andechser.
Von den zahlreichen Besitzungen fielen die Fürsteulehe» dem Reiche, die anderen
den Lehensherren, die Allodien seinen 5 Schwestern anheim. Neuburg und Schärding mit
Ried kamen an Bayern und das Herzogthum Meranien ging ganz ein.
Die Andechser wie die F o r in b a ch e r führten ihrem reichen Güter-
besitze, ihrer Macht, ihrem Ansehen gemäß, eine entsprechende fürstliche Hofhaltung
mit eigenen Haus- und Hofämtern.
So hatten sie a) i h r e H o f k a p l ü n e, welche zugleich Geheimschreiber
waren; b) eigene Gaurichter (suäioss), welche in ihrem Namen zu Gerichte
saßen und Recht sprachen; diese waren ans gutem Adel und hatten große Lehen,
wie die Freien von Hals, Hagenau, Harbach, Jnlbach, Waldeck ans Einburg/) * 2
1) Als ein willfähriges Werkzeug, den gegen Kaiser Fridrich II. ausgesprochenen
Bannfluch in Bayern und in Oesterreich zu verkünden, ließ sich der Passauer Domherr, Albert
v. Böheim, ein ehrgeiziger und schlauer Mann, welcher vom römischen Hofe mit außerordent-
lichen Vollmachten als päpstlicher Legat gesendet war, gebrauchen; nachdem er in Landshut
bei dem Herzog Otto freundliche Aufnahme gefunden hatte, mußte er später fluchtig gehen und
weilte einige Zeit in Verborgenheit auf dem Schlosse Wernstein, mußte aber wieder von dort
verkleidet nach Thiernberg entfliehen.
2) C. H. Ritter von Lang, Vereinigung des bayrischen Staates, II. S. 137; Urkunden-
buch des Landes ob der Enns. III. Bd. S. 145, 146.
3) v. Hormayer's Werke: Die größeren Geschlechter im tirolischen Hochgebirge, III.
S. 372; A. Büchners Geschichte von Bayern. V. Bd. S. 109.
4) Die Grafschaft Neuburg umfaßte 7 Landgerichte zwischen der Donau und dem In.
Ennenkel apud Rauch scriptores rerum Austriacorum I. T. S. 251; Hund. Metrop. Salisb.
Tom. III. S. 206.
— 334
o) eigene Pröpste, Oeconomi, Procuratores und Quästor es,
welche die Einkünfte verwalteten und eintrieben'); ä) ihre K ä in m e r c r, T ru ch-
sehen und M u n d s ch e n k e;2) e) Schultheißen (prsecones) und Zoll-
einnehmer; f) eine beträchtliche Anzahl von M i n i st e r i a l e n und Vasallen,
wie z. B. die Edlen von Mitich, Oterbach, Chranberg, Formbach, Pram, Reinbach,
Schwent, WitraunZ) Grafendorf n. dgl.; überdieß eine Menge von Waffen-
trägern und anderen B e d i e n st c t e n.
Die Bewohner von Neubnrg hatten alle Ursache, über den Fall der
Andechser zu trauern, da mit dem Verschwinden der fürstlichen Hofhaltung die
glanz- und freudenvollen Feste verstummten, die Pracht, das regsame Leben und
die Bedeutung des Schlosses sich verlor, das nur mehr von Bnrgvögten und
rauhen Ktiegsgesellen bewohnt war, demnach die Bewohner vielen Gewinn dahin
schwinden sahen.
So waren, ehe kaum Ein Jahrhundert abgelaufen war, zwei erlauchte
Herrschergeschlechter erloschen!
Herzog Otto von Bayern konnte des Besitzes von Neubnrg und Schärding
nicht froh werden, da ihm derselbe durch Przemysl Ottocar von Böhmen, welcher
nach dem Aussterben der Babenberger-Herzoge Herr über Oesterreich geworden,
auch nach dem Besitze von Neubnrg und Schärdilig gelüstete, streitig gemacht wurde,
indem derselbe im August 1257 in Bayern einfiel, beide Orte eroberte und ver-
brannte. Wohl gab er sie vermöge des Friedensvertrages zu Cham wieder heraus. Z
Doch Herzog Heinrich von Bayern hielt sich vor einem neuen Einfalle nicht
sicher, deßhalb befestigte er Braunau, umgab Schärding mit einem Walle, und verstärkte
Neuburg und Wernstein mit nenenThürmen; und wirklich machte Przemysl Ottocar
im Jahre 1266 einen neuen Angriff ans Schärding und Neuburg, nahm letzteres un-
geachtet der mnthigen Vertheidigung des Wallo Puchbergers, und behielt es in
seiner Gewalt.
Rudolf von Habsburg, welcher im Jahre 1273 ans den deutschen Kaiserthron
erhoben worden war, erklärte im Jahre 1276 die beiden Herrschaften Neubnrg und
Schärding als eröffnete Reichslehen und wies dieselben für den jungen Herzog
Otto von Bayern, dem er seine Tochter Katharina zur Frau gegeben hatte, als
Brautschatz an, oder vielmehr als Pfand, bis der Brautschatz per 3000 Mark
Silbers, d. i. 72.000 Gulden ausbezalt sein würdet) 1
1) Mon. boic. T. IV. S. 22, 25, 34, 37.
2) Mon. boic. T. III. S. 425; T. IV. S. 109, 110, 268, 80, 81, 85, 89, 114, 122,
124, 140.
8) Mon. boic. T. IV. S. 75, 107, 119.
4) A. Buchner's Geschichte van Bayern. V. Bd. S. 144—146; Oefele I. 507,
3) Lichnowsky, I, S. 268 und 462 aus der Reichschrynik, 6LXXX1I.
335 —
Herzog Albrecht, welcher Herr der österreichischen Länder geworden war,
wollte von einer Herausgabe Nenburgs nichts wissen; deßhalb begannen die bayerischen
Herzoge Fehde und belagerten das Schloß Nenburg.
Indessen starb die Prinzessin Katharina, Herzog Albrechts Schwester, ohne
Leibeserben; nun gab Herzog Albrecht das belagerte Nenbnrg nicht nur nicht
heraus, sondern forderte auch alles übrige angeheiratete Gut seiner Schwester zurück;
doch die bayerischen Herzoge verweigerten die Zurückgabe und so ward beiderseits
zu einem ernstlichen Kriege gerüstet.
Herzog Albrecht zog mit seinen Truppen über Wels gegen die bayerische
Gränze vor und belagerte das Schloß und den Markt Ried.
Herzog Heinrich dagegen rückte mit seinen Kriegslenten von Braunau
gegen Nied, um diesen Ort zu schützen, und den Gegner vor weiteren Unternehmungen
abzuhalten; der Kampf schien unvermeidlich?)
Doch rechtzeitig wurde auf dem Schlosse Starhemberg (bei Hag) am
20. September 1283 der Friede vermittelt und der Ausspruch gethan, daß Herzog
Heinrich die verpfändeten Schlösser und ihre Wehr gegen Empfang von 3000 Mark
Silbers zurückstellen solle; auch wurde bestimmt, daß das feste Schloß Neuburg
und ein großer Theil der Grafschaft an Oesterreich übergeben, Schärding und Ried
bei Bayern verbleiben sollen?)
Da das Schloß und die Grafschaft Neuburg für Oesterreich der Schlüssel
in's Bayerland war, so blieb es auch der Zankapfel zwischen beiden Ländern und
es wurden, wie schon früher, auch forthin neue Kriege und Fehden um den Besitz
desselben geführt.
So konnte Herzog Otto von Bayern ebensowenig, wie sein Vater Heinrich
den Verlust von Nenbnrg verschmerzen und er zog im Herbste des Jahres 1292
vor dieses Schloß und belagerte es 4 Monate lang?) aber Herzog Albrecht kam
mit einem Kriegsheere über den In, entsetzte das Schloß und schlug die Bayern
in die Flucht.
Im Jahre 1304 wollte Herzog Rudolf I. von Oberbayern an der Heer-
fahrt des römischen Königs Albrecht gegen Böhmen sich betheiligen und rückte von
Platling aus über Nenbnrg am In gegen Schartenberg vor, wo in einem Walde 1
1) C. H. von Lang Regesta rer. boic. T. IV. S. 226; Buchner's Geschichte von
Bayern. V. 188—189.
2) Die Wahrheit des von I. Lenz in seiner Geschichte der Grafen von Formbach
und Neuburg, S. 124 und 125, erzählten Vorfalles, daß der Schloßhauptmann Seih von Aich-
berg, mit seinen Kriegern voll Ingrimm aus den Thoren von Neuburg gezogen sei, auf eigene
Faust zu Wernstein Widerstand geleistet habe, lieber unter dem Gemäuer der Burg untergehend,
als diesen Platz freiwillig übergebend und als der scharfe Auftrag aus Landshut einlangte,
das Schloß auszuhändigen, er dann sich selber erdolcht, seine gleichgesinnte Tochter in die
Wogen des Ins sich gestürzt habe, mag doch wohl etwas bezweifelt werden.
3) Böhmer, Wittelsbacher-Regesten, S. 90.
— 336 -
mehrere seiner Leute erschlagen wurden; endlich gelang es ihm, sich zu Linz mit
dem Könige Albrecht zu vereinigen.*)
Als im Jahre 1307 Herzog Otto von den Ungarn in Gefangenschaft
gesetzt wurde und sein Bruder Herzog Stephan von Landshut an einer schweren
Krankheit darniederlag, schickte sich Kaiser Albrecht an, in Bayern einzufallen. Er
zog im November mit einem Heere gegen sein Schloß Neuburg, um über die dortige
Jnbrücke zu setzen. Als dieses der niederbayerische Adel vernahm, raffte er in Eile
Schaaren von Bauern zusammen, um mit diesen dem königlichen Heere den Ueber-
gang zu verwehren. Allein es fehlte diesen! Schwarme au einem tüchtigen Führer
und an Gehorsam; dieses erfuhr der König alsbald. Er kam zur Nachtzeit zum
Schloße, ließ aber bei Passau eine Nachhut zurück, — zum Scheine, als ob er
sehr viele Bewaffnete bei sich hätte, — zog bei Tagesanbruch zwei Mann hoch über
die Jnbrücke und schlug mit seinen vereinigten Truppen die Bayern in die Flucht
und zog dann ungehindert durch Bayern in die habsburgischen Besitzungen
hinaus.^)
Als Herzog Otto im folgenden Jahre aus der ungarischen Gefangenschaft
erlediget nach Bayern zurückgekehrt war, rüstete er sich mit seinem Bruder Stephan
zum Kriege, um die ihnen von Kaiser Albrecht zugefügten Unbilden zu rächen.
Mit einer bedeutenden Kriegsmacht rückten sie vor das Schloß Nenburg und be-
gannen am 20. September 1309 die Belagerung desselben, welche anfangs von den
Grafen von Hals und den niederbayerischen Vicedomen, später aber von den Herzogen
persönlich geleitet wurde, in der Meinung, die Eroberung dieses Platzes werde
nur wenig Mühe kosten. Aber Neuburg wurde von 500 österreichischen Kriegern
mit preiswürdiger Tapferkeit vertheidiget; den Burghauptmann von Lamberg
(Landenberg) schreckte selbst die Gefahr des Hungertodes nicht; allen Aufforderungen
sich zu ergeben, begegnete er mit Trotz, und Herzog Otto, selbst tapferen Sinnes,
äußerte bei dieser Belagerung öfters, daß es ihn freue, eine so wackere Gegenwehr
zu finden.
Die Bayern fanden bei ihrer Ankunft die Brücke über den In zerstört,
und am jenseitigen Ufer eine mit österreichischen Kriegsleuten besetzte Schanze; denn
Herzog Fridrich von Oesterreich hatte Truppen zum Entsätze von Nenburg gesendet.
Die Bayern stellten den Antrag, die Brücke wieder herzustellen, doch die Oesterreicher
wiesen den Antrag zurück in der Erwartung, die Feinde würden des unleidlichen
Ungemaches willen, welchem sie durch die strenge Winterkälte ausgesetzt waren,
die Belagerung aufgeben. * 3)
Allein die Bayern hielten 15 Wochen auf ihrer Stelle aus und schlugen
Angesichts der Oesterreicher, ungeachtet des Widerstandes derselben eine Brücke über
1) Böhmer, Wittelsbacher-Regesten, S. 91, 94.
2) Oefele I. S. 694; Böhmer reg. imp. (1246—1313) 250. Hauptquelle für diesen
Krieg sind die Annales Osterhovenses bei Pertz, mon. Germ, script. XVII. 555, 557.
3) Chronicon de Ducibus Bavarise Anonym Lud. apud Oefele T. I, S. 40,
- 337 —
den In, verjagten die Vorposten aus ihren Verschanzungen und versuchten dann
die Feste zu ersteigen, wurden aber zurückgeschlagen. Als die bayerischen Herzoge
sahen, daß die Burg fast unbezwingbar sei, ließen sie nun Bergleute kommen,
(Fossatores & argentarii) und Minen anlegen, so daß am 6. Jänner 1310 die
Mauern einstürzten.
Nun war kein Widerstand mehr denkbar: der tapfere Lamberg zündete die
Feste au und machte mit seiner Mannschaft, welche bis auf 60—50 Mann zu-
sammengeschmolzen war, einen stürmischen Ausfall und eilte über die steile Berg-
hohe bis an das Jngestade, um ans Schiffen sich und seine Mannschaft und auch
die Neuburger-Familien in die Burg Wernstein zu retten, wo Passauer - Dom-
herren als beauftragte Schiedsmänner bereits sich aufhielten.
Schon hatten die Neuburger auf die Schiffe sich gerettet und wollten
eben vom Lande abstoßen, als sie von bayerischen Kriegern eingeholt und überfallen
wurden, welche mit Hitze herangerannt kamen, um sich an denjenigen zu rächen, von
deren hartnäckigem Widerstande sie so vielen Widerwärtigkeiten preisgegeben waren.
In diesem entsetzlichen Momente wurden die Oesterreicher eines Kriegers zu Pferde
gewahr, aus dessen Rüstung sie entnehmen konnten, daß es einer der bayerischen
Herzoge sei: sie streckten ihre Hände gegen ihn aus und baten ihn um Schonung.
Es war Herzog Otto, welcher eben den Fluß entlang reitend, sich durch die dichten
Haufen drängte und den erhitzten Soldaten, deren einige schon die Schiffe ergriffen
hatten, Ruhe und Schonung befahl; er betrachtete die ihrem Fürsten getreuen
Einwohner mit besonderem Wohlgefallen und indem er sie frei und unbeschädigt
entließ, sagte er zu den Seinigen: „Tapfere Leute, welche alle Schrecken einer langen
Belagerung ausgestanden haben und dennoch ihrem Herrn treu geblieben sind,
verdienen Achtung; auch an meinen Feinden ehre ich die Tapferkeit."l)
So fiel Neuburg nach einer Belagerung von 19 Wochen in die Hände der
Bayern, welche nur über rauchende Trümmer in das Schloß einzogen; hierauf
machten sie sich an die Belagerung von Wernstein, welches sie aber nicht erobern
konnten; denn dieses Schloß hielt sich bis zur Ankunft des Herzog Fridrich, welcher,
als er gehört hatte, daß ihm die Bayern Neuburg belagert und zerstört hatten,
vom Rheine aufbrach, aber nicht zum Frieden, sondern zum blutigen Vergelten;
deßhalb sammelte er ein ansehnliches Kriegsheer, rückte mit demselben gegen die
bayerische Gränze vor, Willens, zur Vergeltung für Neuburg ein wichtiges bayerisches
Schloß zu nehmen und zu zerstören; so kam er vor Schärding, um es zu belagern
und zu erobern; aber dieser Feldzug mißglückte und Herzog Fridrich mußte sich
nach einem großen Verluste zurückziehen. Der Verwüstungskrieg dauerte noch einige
Zeit fort, bis endlich zu Passau am 23. April 1311 nach vierwöchentlichen Ver-
handlungen der Friede geschlossen und darin festgesetzt wurde, daß Neuburg und
Wernstein an Oesterreich fallen, Schärding und Ried bei Bayern verbleiben sollen; i)
i) Westenrieder's bayerischer Almanach; A. Buchner's Gesch. von Bayern. V Bd.
S. 241; Chrou. de Ducibus Lavariss apud Oefele, T. I. S. 40t
43
— 338 —
es wurde auch bestimmt, daß die österreichischen Herzoge Neuburg wieder erbauen
mögen, jedoch nach dem Besitzstände vor 13 Jahren; auch mögen sie das Schloß
Wernstein bauen und befestigen, doch dürfe der vorhandene Graben nicht über-
schritten werden. ’■)
Herzog Fridrich bedurfte zur Bewerbung um die deutsche Kaiserkrone
Geld, deßhalb versetzte er am 5. April 1316 dem Domkapitel und der Bürgerschaft
zu Passan die Häuser zu Neuburg, Wernstein, Frauenhaus und Neuenfels und
die halbe Maut zu Neuburg um 3000 Mark lötigen Silbers; doch nach zwei Jahren
verträgt er sich mit Meingoz von Waldeck, Vizdom von Passau, daß ihm das
Domkapitel und die Bürgerschaft das Haus zu Neubnrg um 1800 Mark Silber
zu lösen gebe und setzte Bürgen wegen der Zahlung.2)
In dem kärnthen'schen Erbfolgekriege 1335 belagerte Herzog Heinrich von
Niederbayern das Schloß Neuburg, mußte aber bald wieder abziehen, weil Kaiser
Ludwig der Bayer selbst als Bundesgenosse den österreichischen Herzogen zu Hilfe
kam und Neuburg entsetzte?)
Im Jahre 1363 war um den Besitz von Tirol zwischen Oesterreich und
Bayern der tirolische Erbfolgekrieg ansgebrochen; damals befand sich in dem festen
Neuburg der österreichische Landeshauptmann Eberhard von Wallsee, welcher Nen-
burg pfandweise inne hatte; gegen die mehrmaligen Angriffe der Bayern vertheidigte
und behauptete er es standhaft. H
Bei der am 25. September 1379 zwischen den Herzogen Albrecht III.
und Leopold von Oesterreich vorgenommenen Theilung der österreichischen Länder
gibt Letzterer dem Herzog Albrecht die schriftliche Versicherung, daß die Schlösser
Neuburg am In, Wernstein und Neuenfels init Allem was dazu gehört, zum
Lande ob der Ens, also auch zu den eigenthümlichen Besitzungen Herzogs Albrechts
gerechnet werden müssen?)
Im Jahre 1381 ertheilt derselbe Herzog Albrecht dem Grafen Heinrich
von Schauenberg, mit welchen: er in Krieg verflochten war und mit dem er
eine Waffenruhe unterhandelt hatte, eine Bürgschaftsnrkunde, daß in dem Falle,
als Herzog Albrecht dem Aussprache der Schiedsrichter nicht nachkäme, Otto von
Zelking zu Schönegg die Feste Neuburg am In mit allen Schlössern, Gütern,
Mauten und Gilten, die derselbe versatzweise inne hat, ihm, dem Grafen von Schauen-
berg als Pfand übergeben werde. °)
Im Jahre 1388 war wegen streitiger Bischoswahl zwischen den Passauern
und den Oesterreichern eine Fehde ausgebrochen, welche bis in das folgende Jahr * S.
1) Fr. Kurzes Fridrich der Schöne, S. 45 und Urkunde Nr. VH.
2) Regesta boic. VI. S. 396 und 398; Böhmens Regesten Fridrich des Schönen,
S. 64.
3) Gérard v. Roo, Fürsten von Habs bürg, S. 96; Prevenhuber's annal. fol. 59.
4) Chron. Salisburg. S. 414, 415.
5) Fr. Kurz's Albrecht 111. 1. Bo. S. 180.
6) o. 1. II. Bd., Beilage 54.
— 389
hinüberdauerte. Am Ostermontage 1389 zog ein Streifkorps, aus Bürgern
von Passa» und böhmischen Hilfstruppen bestehend, nach dem Schlosse Neuburg,
legten allenthalben Feuer an und verherrten es gänzlich; bei diesem Brande ging
die vom Stifte Nikola des Krieges halber nach Neuburg geflüchtete Bibliothek nebst
anderen kostbaren Habseligkeiten in den Flammen zu Grunde. I
Im Jahre 1416 hatte Reinprecht von Wallsee, der vielvermögende Haupt-
mann des Landes ob der Ens, vom Herzoge Albrecht V. Schloß und Grafschaft
Neuburg mit dem Genusse der Erträgnisse im pfandweisen Besitzes) im Jahre 1422
scheint Neuburg wieder eingelöset worden zu sein.
Im Jahre 1458 gelangte Kaiser Fridrich III. in den Besitz der Graf-
schaft Nenbnrg und gab selbe im folgenden Jahre seinem Pfleger Johann Maroltinger
gegen jährliche 800 Pfund Pfennige auf zwei Jahre in Bestand. H
Im Jahre 1461 verschrieb Herzog Albrecht VI. der mit seinem kaiserlichen
Bruder, Kaiser Fridrich III., in offener Fehde lag, seinem Bundesgenossen, dem Herzoge
Ludwig von Bayern-Landshut für die Zusendung von 1000 Reisigen und 400 Fuß-
knechten das dem Kaiser gehörende Schloß Nenbnrg und wiederholte nach 3 Wochen
(29. Juli) dasselbe Versprechen, indem er dem Bayerherzoge den Besitz von Neu-
b nrg, v or wel ch em dieser eben liege, zusagt, sobald er es erobert habe.H
Im Jahre 1463 (18. Mai) verkaufte Kaiser Fridrich III. das Schloß und
die Herrschaft Nenbnrg auf dem In, sammt den Schlössern Wern-
st e i n, F r a w n h a u s u n d N e u f e l s, hohen und niederen Gerichten, dem Holz-
propstamte, der Maut und Taferne um 36.000 ungarische Gulden dem Edlen
Hanns von R o h r b a ch, Huebmeister in Oesterreich, Kämmerer und geheimen
Rath und einem wohlerfahrnen, treuen Diener zur Belohnung seiner Verdienste,
erhob diese Besitzungen zu einer Grafschaft des heiligen römischen Reiches, den Käufer
selbst in den R e i ch s g rase n st a n d sammt allen seinen ehelichen Nachkommen.
Sonach begann nach langer und unruhiger Zeit für Neuburg wieder, — freilich
nur für eine kurze Zeit — eine Epoche neuen Glanzes und Lebens, indem es
einen Besitzer erhielt, welcher dort wohnte und die Grafschaft verwaltete.5)
Hanns von R o h r b a ch war vermählt mit Scholastika von Weis-
briach, welche ihm die Ehe mit einem Sohne und zwei Töchtern erfreute. Der
Sohn Christoph verlor in Folge eines Sturzes vom Pferde frühzeitig das Leben
(1466) und wurde zu Formbach begraben. Die ältere Tochter, Marie, verehelichte
sich mit dem Grafen Sebastian von Orlenberg, die jüngere Tochter, Barbara, mit
dem Ritter Heinrich Nothaft von Aholming. I 1 2 3 4 5 6
1) Puchinger's Geschichte des Fürstenthums Passau. II. S. 88. Fr. Kurz'H Al-
brecht III. Bd. S. 122—126.
2) Fr. Kurzes Albrecht III. II. Bd. S. 2.
3) Chmel's Regesten Kaiser Fridrich III. Nro. 3623 u. 3757.
4) Nach einer Urkunde im k. b. Reichsarchive zu München.
5) I. Lenzes Grafen von Formbach und Neuburg. S. 176.
6) Nach Huschberg, in seiner Geschichte des Hauses Ortenburg, S. 300, hätte Hanns
von Rohrbach nur eine Tochter gehabt, welche an den Grafen Joachim Sebastian von Orten-
43 *
— 340 —
Betrübt über den schmerzlichen Verlust des einzigen Sohnes nnd durch
die vielen Beschwerden eines thatenreichen Lebens an Kräften aufgerieben, starb
Hanns von Nohrbach schon im Jahre 1467 und wurde in der Gruft zu Form-
bach beigesetzt. *) Alls Besitzer des Schlosses hatte er beabsichtigt, dasselbe nach
vielen Verwüstungen wieder schön und dauerhaft herzustellen; diese Herstellung
wurde jedoch erst von seiner hinterlassenen Witwe vollendet.
Diese war gesonnen, die Grafschaft Neubnrg ihren beiden Schwieger-
söhnen abzutreten. Unterdessen aber schrieb Kaiser Fridrich 111. von Graz aus im
Äugust 1469 an den Pfleger und Burgsaß zu Nenburg, daß dieses Schloß gemäß
eines vorhandenen Reverses, wenn Hanns von Rohrbach und seine eheliche Haus-
frau ohne männliche Leibeserben sterben würden, dem Kaiser abgetreten werden
sollte und da Frau Scholastika schon merklich krank sei, so daß sie bald verscheiden
möchte, so sollte sie das Schloß weder ihren Schwiegersöhnen noch Jemand Anderen
abtreten, sondern selbes bis zu ihrem Tode innehaben, dann aber es demjenigen
überantworten, dem es zu überlassen der Kaiser befehlen würde; daher er, der
Burgsaß, sich des Besitzes von Nenburg wohl versichern möge.2)
Später gab der Kaiser dem Wolf von Rohrbach, welchem die Witfrau
als einem Vetter des verstorbenen Hanns von Rohrbach die Schloßvogtei anver-
traut hatte und welcher zugleich ein Günstling des Kaisers war, den besonderen
Auftrag, mit Umsicht die Neubnrg zu bewachen, zu sperren, sich der Person der
alten Frau und ihrer Tochter Diaria, welche der Mutter in ihrer Krankheit lind
ihren kummervollen Tagen beistand, zu versichern und in Gewahrsam zu setzen. Der
Thurm zu Neuburg, in welchem beide Frauen eingesperrt saßen, heißt heutigen Tages
noch der Frauenthurm.
Dieser Vorfall erregte Widerwillen, Schrecken und das öffentliche Mitleid
sowohl auf der Burg, in der Gegend umher, sowie unter den Freunden der
beiden Frauen. Mittlerweile war Graf Sebastian von Ortenbnrg, der Schwieger-
sohn und Gemahl der beiden Gefangenen, aus Neapel zurückgekehrt und bot
nun alles auf zur Befreiung der Gefangenen; es gelang ihm auch durch
Bestechung mehrere Schloßwächter auf seine Seite zu bringen, mit deren Hilfe bei
Nacht das Schloß zu übersteigen, beide Frauen zu befreien und durch ein Pförtlein
am Abhange des Felsens gegen den In in Sicherheit zu bringen, sowie durch selbes
Pförtlein 300 Lanzcnknechte und Reisige in das Innere des Schlosses einzuführen,
hiemit den unredlichen Schloßhauptmann zu überrumpeln, der, als er sich überlistet
sah, für sich einen freien Abzug verlangte und erhielt.
Die Ortenburger besetzten nun Neuburg und die dazu gehörenden Schlösser.
Der Kaiser ruhte nicht lange und machte einen Versuch, Neuburg wieder zu erobern.
Graf Sebastian vertheidigte die Burg, unterstützt von seinem treuen Hauptmann 1 2
bürg vermählt war; die Barbara, die Gemahlin des Heinrich von Nothaft zu Aholming sei
deS verstorbenen Vaters Schwester gewesen.
1) Hohenecks Genealogie I. svd voc. Rorbach; W. Hund. bayerisches Stammbuch II. 40.
2) Valent. Prevenhuber histor. Katalog, Fol. 57.
- 341
Oswald Merwoltcr und dcn Rottmeistern, Hanns Siegelsdorfer, Hanns
Pröpstl und Kaspar Gressing, mit ausgezeichneter Tapferkeit und die Oesterreicher
mußten abziehen. Längere Zeit blieb nun Graf Sebastian im Besitze der Burg,
und übte die Rechte eines Inhabers ans. Doch der Kaiser ruhte nicht, bestand
beharrlich auf der Rechtmässigkeit seiner Ansprüche und forderte das ihm eontrakt-
mässige Rohrbach'sche Erbe zurück. Nach langem Streite und vielen Ausgleichs-
vorschlägen trat endlich Herzog Ludwig von Bayern-Landshnt in's Mittel und
auf einem Reichstage zu Regensbnrg im Jahre 1473 am Mittwoch vor St.
Jakobstag wurde der Vertrag geschlossen, nach welchem der Graf dem Kaiser das
Schloß herausgeben, der Kaiser aber dem Grafen 2000 Gulden erlegen sollte; hl
Ritter Heinrich von Rothaft wurde wahrscheinlich schon früher mit seinem Ansprüche
ans 2000 Dukaten befriediget. Kaiser Fridrich 111. immer geldbedürftig, sah sich
genöthiget, die Grafschaft und das Schloß Reubnrg an dcn Herzog Ludwig von
Bayern-Landshnt zu verpfänden; später kaufte sie der Herzog Georg der Reiche
auf Wiederlösnng um 36.000 Gulden?)
Run blieb die Grafschaft Nenburg bayerisches Pfandeigenthum bis Kaiser
Max 1. dasselbe nebst Anderen im Jahre 1506 zufolge des Kölner Vertrages als
Entschädigung für feilte Vermittlung ans der Nachlassenschaft des Herzog Georg
ohne Lösegeld zurückerhielt.
Im Jahre 1510 überließ Kaiser Max 1. die Grafschaft Neuburg dem
Grafen Nikolaus 11. bon Salm pfandweise um den Pfandschilling von
20.000 Gulden; im Jahre 1528 vereinigte Kaiser Ferdinand von Oesterreich die
Grafschaft Nenburg mit dem Lande ob der Ens und stellte sie unter das Landes-
hauptmanns-Gericht in Linz.
Im nämlichen Jahre belehnte Kaiser Ferdinand den Grafen Nikolaus
und seine männlichen Erben mit der Grafschaft Nenburg sammt dem Blutbanne
gegen einen Pfandschilliug von 10.000 Gulden, welcher nach dem Aussterben seiner
männlichen Descendenz wieder hiuausbezahlt werden sollte.s)
Graf Nikolaus, ein ritterlicher Herr, als Sieger gegen die Türken und
gegen die Venetianer bekannt und durch den Ruhm ausgezeichnet, den König
Franz 1. von Frankreich in der Schlacht bei Pavia gefangen genommen zu haben,
wählte mit seiner zahlreichen Familie den Aufenthalt im Schlosse Neuburg und
führte Titel und Wappen davon.
Als im Jahre 1529 die Stadt Wien von den Türken belagert wurde,
übertrug man dem Grafen Nikolaus das Oberkommando; mit der tapferen Schaar
vertheidigte er die bedrängte Stadt und befreite sie. Doch eine cxplodirende Mine
hatte ihn mit einem Steinwurfe verwundet und an dieser Wunde starb der 71-
jährige Held am 4. Mai 1530. Z * 2 3
1) Hoheneck, Genealogie. I. S. 286—289.
2) August Kölners Ephemeriden zum bayerisch^ifälzischen Kriege bei Oefele. T. II. S. 477.
3) Hoheneck's Genealogie. II, S. 243.
4) c. 1. II, S. 244.
— 342 —
Sein ältester Sohn, Graf Nikolaus III., trat nach ihm die Graf-
schaft Neuburg an. Er stand bei Kaiser Carl V. und dessen Bruder Kaiser Fer-
dinand in großer Gunst; beide ernannten ihn zu ihrem geheimen Rathe, zum
Ritter des goldenen Vließes, zum obersten Kämmerer und General-Feldhaupt-
mann. Auch er kämpfte siegreich gegen die Türken und eroberte viele Städte und
Festungen. Bei solchen Auszeichnungen konnte er dem Neide der übrigen Höflinge
nicht entgehen, welche ihn bei der Königin Anna in einer Weise verläumdeten,
daß diese ihn gegen Ende des Jahres 1513 ohne weiteres gefangen setzen und
bis zu ihrem Tode (Jänner 1547) in Ungarn und dann in Böhmen im Kerker
schmachten ließ. Auch ließ sie mit bewaffneten Schaaren sein Schloß Neuburg als
Pfand hinwegnehmen. Im Jahre 1547 nach dem Tode der Königin wurde Graf
Niklas III. in seine früheren Aemter und Würden wieder eingesetzt und starb int
Jahre 1550.
Im Besitze von Neuburg folgten dessen Söhne Nikolaus IV. und
Julius I.; im Jahre 1595 Graf W e i k h a r d v o n Salm, welcher im
Jahre 1599 den vorderen Theil des Bräuhanses zu Neuburg erbanke; im Jahre
1625 Graf Julius III. und im Jahre 1641 Graf Carl von Salm,
welch Letzterer wegen großer Ueberschuldung sich veranlaßt sah, im Jahre 1654
die Grafschaft Nenburg dem Grafen Georg Ludwig von S i n z e n d o r f
um die Summe von 203.000 Gulden rheinisch zu verkaufen. *)
Graf Georg Ludwig von Sinzendorf war Herr verschiedener
Herrschaften, Erbschenk in Oesterreich ob der Ens, Ritter des goldenen Vließes,
kaiserlicher Geheimrath, Kämmerer, Statthalter in Böhmen, Reichserbschatzmeister
und im Jahre 1657 Hofkammerprüsident.
In dem Jahre 1663—64 ward Graf v. Sinzendorf der Wiederhersteller
des im Jahre 1661 abgebrannten Kapuzinerklosters in Passau.1 2)
Als Kaiser Leopold I. im Jahre 1667 zu Wien auf dem Hofe vor dem
Profeßhause der Jesuiten eine neue ans Erz gegossene Mariensäule aufstellen ließ,
bat sich Graf Sinzendorf die vorher dort gestandene, ans Marmor gefertigte
Mariensänle, welche Kaiser Ferdinand III. zu Ehren der unbefleckten Empfängniß
Mariens ans Gelöbniß wegen des Schwedenkrieges hatte aufstellen und am
18. Mai 1647 einweihen lassen, aus, erhielt sie zum Geschenke, ließ sie zu Wasser
nach Wernstein transportiren und ganz nahe am Schlosse hart am Jngestade
aufstellen.3)
1) Hoheneck's Genealogie. II. S. 253.
2) A. Erhard's Geschichte von Passau. II. 286.
3) Das Werk besteht aus einem Würfel von Marmor, an dessen vier Ecken wieder
kleinere, bastionsartig vorspringende Postamente angefügt sind, aber hohl, und mit Fenstern
versehen, um darin Lampen anzubringen. Ueber dem mittleren Postamente erhebt sich eine
24 Fuß hohe Säule korinthischer Ordnung und zu oberst die Statue der unbefleckten Em-
pfängniß Mariä, mehr als in Lebensgröße. Auf den vier vorspringenden Postamenten an der
Säule sind vier Engel mit Schilden, Harnisch, Schwertern und Pickelhauben, die gegen wilde
— 343 —
Ungeachtet der vielen »nd ausgezeichneten Würden und Aemter weilte
Graf von Sinzendorf doch gerne auf dem ruhige» und einsamen Schlosse Neuburg.
Bereits im Jahre 1661 hatte er iu dem Schlosse Wernstein eine Fabrik zur Ge-
winnuug von leonischeu Gold- und Silberdraht errichtet, in welcher ein Theil
seiner Unterthanen Beschäftigung fand?)
In der Fürsorge für seinen Markt Nenburg ließ er dessen Freiheiten vom
Kaiser Leopold I. im Jahre 1664 bestätigen.
Um der Umgebung seines Schlosses Nenburg eine freundlichere Gestalt
zu geben, schuf er die Wildniß, welche sich vom Schlosse hinab bis zur sogenannten
Leiten erstreckte, in einen geschmackvollen Lustgarten um und ließ ihn in der Nähe
des Schlosses mit einem Zaune, weiter hinab mit einem tiefen Graben einfrieden.
Oberhalb der Sägmühle bei Neufels erbaute er im Jahre 1668 eine
Pnlvermühle und errichtete im Jahre 1674 zu Tummelstadel eine Salpetersiederei,
so wie er denn auch dort 12 neue Häuser baute.
Im Dezember 1678 beherbergte Graf Sinzendorf die Braut Kaiser
Leopold's 4., die Herzogin Eleonora von Pfalz - Nenburg mit ihren Eltern und
Brüdern, auf seinen, Schlosse zu Nenburg, welches er zu dem Empfange dieser
hohen Gäste mit fürstlicher Pracht schmücken und einrichten ließ; am 11. Dezember
traf die Braut zu Nenburg ein und verweilte dort während der Vorbereitungen
zur Trauung, welche zu Passan vollzogen wurde; am 12. Dezember besuchte der
Kaiser von Passan aus die Braut?)
Im Jahre 1678 begann Graf Sinzendorf zu Wernstein den Bau eines
Hospizes für die Kapuziner (Franziskaner?) in Passau, mit welchem eine Kapelle 1 2
Thiere kämpfen. Auf den vier Seiten des Säulenpostamentes befinden sich Inschriften latein-
ischen Inhaltes, besagend, daß Kaiser Ferdinand IU. ex voto diese Säule habe errichten lassen.
Das ganze Monument, über Stufen gestellt, ist mit einem Marmorgeländer eingefaßt. — Durch
den Zahn der Zeit ward es sehr beschädiget und war schon nahe daran, zu zerfallen; durch die
Fürsorge des Pfarrers I. Saxeneder wurde es durch I. Bredl von Kreuzberg auf Kosten der
Gemeinde wieder hergestellt und erneuert.
1) Graf von Sinzendorf hatte mit der Gewinnung des leonischen Gold- und Silber-
drahtes die spekulative Absicht, diesen Draht um den Preis des ächten und guten zu ver-
kaufen, trieb es aber hiebei so arg, daß Jakob Müller, von welchem der Herr Präsident dieses
Privilegium erhandelt hatte, es sich nicht mehr zu verantworten getraute und zum kaiserlichen
Hofe wollte, um diesen Betrug anzuzeigen: auf dem Wege dahin ließ ihn der Graf aufheben
und gefangen setzen, so lange bis er sich durch einen Eid verpflichtete, zu schweigen und alle
hierauf bezüglichen Dokumente auszuliefern. So wurde diese saubere Goldfabrik allen Erb-
landen präjudizirlicb fleißig bis zum Jahre 1671 fortgesetzt. Vergleiche den Auszug aus Dr.
I. Bechers „weiser Narrheit" in Aretin's Nachrichten zur bayrischen Geschichte, II. 302.
Ueberdieß ließ der Graf im Schlosse zu Wernstein eine Münzstätte errichten, wozu
er in der Nachbarschaft viele tausend gute Groschen einwechselte, die er dann in schlechte Fünf-
zehner vermünzen ließ; Bayern konnte dieses nicht gleichgiltig geschehen lassen und führte ernste
Beschwerde darüber.
2) Dr. A. Erhards Geschichte von Passau, I. 259.
- 344 -
in Verbindung gebracht werden sollte. Doch der im Jahre 1680 gegen ihn er-
öffnete Prozeß verhinderte die Vollendung des Hospizes.
Bereits im Jahre 1672 war gegen ihn eine Untersuchung eingeleitet worden,
deren Resultat zu fürchten er Ursache hatte, doch wußte er sie niederzuschlagen;
aber bei Hof verfiel er in Ungnade.
Im Jahre 1679 wurde gegen den Grafen die strafrechtliche Untersuchung
abermals eingeleitet, wegen der für den Hof, wie für den Staat üblen Wirthschaft
in den Anklagestand versetzt und die Sache nahm eine üble Wendung für ihn.
Die Anklage enthielt mehrere erhebliche Punkte: Nachlässigkeit in der Finanz-
Verwaltung, gefälschte Rechnungen, Unterschlagung hoher Summen, verrätherischer
geheimer Briefwechsel mit den französischen Ministern, Betrug und Majestäts-
beleidigung. Das von der Untersuchungs-Commission gefällte Urtheil lautete auf
Entsetzung von allen Aemtern, Verbannung und Schadenersatz in der beträchtlichen
Summe von 1,970.000 Gulden. Auf das sußfällige Flehen seiner Gemahlin
Dorothea Elisabeth milderte jedoch der Kaiser das Urtheil dahin, daß Siuzendorf
den Rest seiner Tage auf seinen Gütern verleben durfte; wenig betrauert starb
er schon am 14. Dezember 1681?)
Nach Sinzendorf's unrühmlichen Ende siel die Grafschaft Neubnrg an die
kaiserliche Hofkammer in Wien, welche dieselbe im Jahre 1698 an den Grafen
Jakob v o n H a m i l t o n veräußerte.
Dieser, aus einem allschottischen Geschlechte entsprossen, kam im Jahre 1682
in die österreichische Erblande, wurde kaiserlicher Landvogt der Markgrafschaft
Bnrgau, Kümmerer und geheimer Rath des Kaisers Leopold 1. und im Jahre 1695
in den Reichsgrafenstand erhoben.
Am 1. Februar 1698 überließ ihm der Kaiser die Grafschaft Neuburg
mit den Schlössern Wernstein, Frauenhaus und Neuenfels pfandweise zum Genusse
auf 10 Jahre um den Pfandschilling von 300.000 Gulden; drei Jahre darauf
(1701) erhielt er die ganze Grafschaft mit allem Zugehör und dem Wasserzoll am
In um . die obige Summe für sich, seine Erben und Nachkommen eigen-
t h ü m l i ch.
Graf I. von Hamilton wollte ans dem Schlosse Neuburg ruhige und
stillvergnügte Tage verleben; allein der im Jahre 1703 zwischen Oesterreich und
Churbayern entbrannte Krieg, der mit seinen unheilbringenden Folgen auch über
das Jnthal sich ergoß, enttäuschte ihm diese Erwartung; denn Neuburg wurde
während des Krieges mehrmals von der einen kriegführenden Macht angegriffen
und in Besitz genommen, um darauf wieder an die andere übergeben zu werden.
i) „Dr. I. Becher's Bemerkungen" im Kalender Austria, Jahrgang 1851. Den
Sturz des Grafen hatte nur seine unbegränzte Habsucht und Geldgier herbeigeführt; wie denn
auch die Volkssage in Neuburg berichtet, Sinzendorf habe den Türken, um sich zu bereichern,
Eisen geliefert und sei deßhalb der Grafschaft verlustig und eines Tages vermißt worden,
worauf er nie mehr gesehen wurde. Ueber Sinzendorf vergl. noch Bülau geheime Geschichten
und räthselhafte Menschen, V. 295.
— 345
Ungeachtet der dauernden Kriegsunruhen baute Graf von Hamilton die
steinerne Schloßbriicke, die Gartenmauer und an der südöstlichen Ecke des Schlosses
den neuen Anbau, welcher die schönsten Säle und Zimmer enthielt.
Julius Franz Leopold Neichsgraf vonHamilton, könig-
licher Kämmerer, Reichshofrath und königlicher geheimer Rath, trat im Jahre 1716
den Besitz der Grafschaft Neuburg au, verkaufte sie aber im Jahre 1719 an den
Grafen Carl Joseph von L a m b e r g - S p r i n z e n st e i n um den Preis
von 440.000 Gulden und 1000 Spezies - Dukaten Schlüsselgeld; das Jahres-
Einkommen der Grafschaft war auf circa 24.000 Gulden berechnet.
Carl Joseph Franz Anton Graf von Lamberg - Sprinzenstein, Freiherr
von Orteneck und Ottenstein, kaiserlicher Kämmerer, niederösterreichischer Regierungs-
rath rc., verkaufte die Grafschaft Neuburg mit der Herrschaft Wernstein im Jahre
1730 au den Fürstbischof Joseph Dominikus Graf von Lam-
b c r g für das H o ch st i f t Passau um den Kaufschilling von 500.000 Gulden
und 1000 Dukaten Leihkauf;') Oesterreich behielt sich die Landeshoheit aus die
Grafschaft Neuburg bevor.
Im Jahre 1738 erhielt Joseph Dominikus den Kardinalshut; dieser
durch ächte Frömmigkeit, apostolischen Hirteneifer und Wohlthätigkeitsliebe aus«
gezeichnete Kirchenfürst verewigte sich bei seinen Herrschaftsunterthanen dadurch,
daß er im Dorfe Tuiumelstadel im Jahre 1747 eine schöne Kirche im römischen
Rotuudastyle erbauen ließ und sie im Jahre 1751 zu Ehren der allerheiligsten
Dreifaltigkeit einweihte. Die drei Altäre find aus Salzburger-Marmor verfertiget.
Im Jahre 1786 wurde diese Kirche als Pfarrkirche erklärt und die
Pastoration der zum Großtheile aus der Klosterpfarrei Formbach gebrochenen
Pfarre Tummelstadel dem Kloster Formbach aufgetragen, welches im Jahre 1787
einen stabilen Pfarrvicar dorthin expouirte.
Im Jahre 1738 ließ Fürstbischof Joseph Dominik das Bräuhaus zu
Neuburg erneuern, zweckmässig herstellen und mit seinem Wappen im grauen
Marmor zieren; auch ließ er das zierliche Portale an der Schloßkapelle errichten.
Ihm folgten auf dem bischöflichen Stuhle zu Passau im Jahre 1761 Joseph
Maria Graf von Thun u nd H o h e n st e i n und im Jahre 1763 Leopold
Ernst Graf von Firmian; letzterer hielt sich öfters und gerne zu Neuburg
auf; als ein leidenschaftlicher Jagdfreund hegte er den Wildstand im Neuburger-
Walde so sehr, daß man unweit der Fahrstraße nicht selten ganze Rudel Hirsche
sehen konnte; er legte im Markte Neuburg unterhalb der Straße bei dem Krämer-
hause einen Damhirschgarten an und baute zu Reschalen ein nettes Jägerhaus.
Auch Fürstb i sch o f Joseph Franz Graf von Auers-
berg kam öfters nach Neuburg und speiste im Schlosse; als aber am 5. Februar
1787 sein Gast, Graf Carl Albert von Ortenburg an der Tafel plötzlich todt
niederfiel, ließ er sich in Neuburg nicht mehr sehen.
44
Kaufbrief Passau, 1. Juli 1730.
— 346
Unter dem Fürstbischofe Leopold Raimund Grafen von
Thun wurde über sämmtliche Hoch- und Reichsstifter in Deutschland, so auch
über Passau die Säcnlarisation ausgesprochen und im Jahre l803 vollzogen.
Diesemnach kam die Stadt Passau mit der Festung Oberhaus, auch die
am linken Jnufer gelegene Grafschaft Neuburg au Bayern, während Obernberg,
Wernstein, Vichtenstein 2c. zu Oesterreich fielen.
Das geistliche Fürstenthum Passau hatte somit nach einem 900jährigen
Bestände sein Ende erreicht; auch die Grafschaft Neuburg, eine durch mehrere
Jahrhunderte hindurch im Fürstenhute der österreichischen Herrscher glänzende
Perle, hörte auf zu sein; wohl wurde sie noch über ein Jahr laug vom ehemaligen
Pfleggerichte unter dem Namen: „churfürstlich-bayrische Grafschaft
Neu bürg am In" provisorisch verwaltet; im Jahre 1804 wurde sie ein
bayerisches Landgericht, welches aber im Jahre 1806 dem Landgerichte Passau
einverleibt wurde.
Nun ging diese berühmte und imposante Burg ihrem Ruine entgegen.
Schon im Jahre 1806 wurde sie in mehreren Partien an Private verkauft. Am
24. Mai 1810 brach beim Hofwirthe während einer Hochzeit Feuer ans, welches
nicht nur das Hofwirthshaus und das äußere Thorgebäude, sondern auch das
ganze äußere und innere Schloß in Asche legte.
Seitdem prangt dieses Neuburg als eine, in ihrem Verfalle noch. immer
großartige Prachtruine, welche noch längerhin dem Zahne der Zeit zu trotzen
vermag.
In der Zeit des Mittelalters war dieses Neuburg eine starke, kaum
bezwingbare Feste; denn von der Jnseite war sie durch die Bergsteile und durch
bastionsartig auf Felseuabsätzen erbaute Thürme und Bollwerke, von der Bergseite
durch eine dreifache Grabenumgürtung geschützt; über drei Zugbrücken und durch
drei Thore gelaugte man zum inneren Schloße, das einen länglichen, gewinkelten
Hof umschloß, in dessen Mitte ehedem ein großer Brunnen aus 8 Röhren das
Wasser in ein Marmorbassin sprudeln ließ. Der Gebäudeflügel zur linken Hand
enthielt außer verschiedenen Gemächern und Kammern die Pruukzimmer, einen
langen Saal, dessen Plafond von rothmarmornen Säulen getragen wurde, das
Tafelzimmer Z und Schlafgemächer; daun die im gothischen Style erbaute Schloß-
kapelle mit seheuswerthen Sculpturen.
Der zur rechten Hand an den hohen Wartthurm sich anschließende Flügel,
der vormals unterschiedliche Reserven, Stallungen, Gesindwohnungeu enthielt, weiset
dermals nur schuttbedeckte Räume, an welche sich ein paar unansehnliche Wohn-
häuschen anlehnen; im Süden des Hofes stand das Saalgebäude, mit der herr-
i) Dar Tafelzimmer wurde in späterer Zeit zur Kauzlei verwendet und in derselben
sieben Wappen von ehemaligen Besitzern der Grafschaft angebracht und dazu ein merkwürdiger
Denkspruch in einem eigenen Felde: ,,Una ticles, Pondus, Mensura, Moneta sit una — Status
et illeesus totius orbis erit“.
— 847
lichen Aussicht auf den rauschenden Zustrom und seine freundlichen Uferlandschaften,
dessen mit Marmor und Zürbelholz ausgetäfelte Prunkzimmer mit Marmorstatuen
geziert waren.
In dem äußeren Schloßhofe befindet sich ein ummauerter, mit Grotten
und Zwergstatne» ausgestatteter Garten in altfranzösischer Facon.
Südöstlich vom Schlosse, außerhalb der Ringmauern befinden sich die
Ruinen eines runden Thurmes und anderer Nebengebäude; I. KlämpfN) hielt dieses
Bauwerk für das einstige Frauen Haus, — gynseeeum — in welchem die
zeitweilige Herrin des Hauses mit den ritterbürtigen Jungfrauen und Kammer-
frauen wohnte und schaltete, in welchem genäht, gestrickt, die Küche und Haus-
haltung besorgt wurde. Als keine hohe Familie mehr ihren ständigen Wohnsitz zu
Neubnrg hatte, verlor dieses Gebäude seine Bedeutung als Frauenhaus und
wurde Pflegern und Burghütern zur Bewachung übergeben; doch um das Jahr 1470
wurde die Pflege am Frauenhaus aufgehoben und das Schlößchen kam in Verfall.
Graf von Sinzendorf brachte es wohl wieder in besseren Stand; doch von dem
Jahre 1700 an verfiel es abermals und war im Jahre 1800 eine volle Ruine.
Das Gebiet der freien Reichsgrafschaft Neuburg umfaßte ein Areale von
18.075 Tagwerken, wovon 1185 Tagwerken auf die am rechten Jnufer gelegene
Herrschaft Wernstein, dagegen 17.890 Tagwerk ans das am linken Jnnufer gelegene
Gebiet entfielen. Bei diesem ziemlich ausgebreiteten Umfange hatte die Grafschaft
Neubnrg nicht sowohl viele Unterthanen (743), aber sie barg einen Schatz, den
herrlichen, etwa 12.700 Tagwerk umfassenden Wald in sich, dessen Werth in
der Vorzeit wenig erkannt wurde, in unseren Tagen jedoch in vielfacher Beziehung
zur Anerkennung und Geltung gelangte?)
Die in 6 Aemtern vertheilten 743 unterthänigen Realitäten ergaben ein
Jahreserträgniß von 13.670 Gulden, die Gesammtrevenue ward auf die Summe
von 23.027 Gulden beziffert. Das Hochstift Passau hatte für die Verwaltung der
Herrschaft zu Passau 1 Rentenverwalter, zn Neubnrg 1 Pfleger, 1 Amtsschreiber,
1 Bräu- und Kastenschreiber, 1 Mautner und 1 Waldbereiter.
Die Reihenfolge der B u r g h a n p t l e n t e, Pfleger, Holz-
p r öpst e, Mautner zu Nenb ur g, dann B u rg h üte r zu Wernstein
soll hier am Platze sein.
Circa, annum:
yr 1130—1160 R e ginold von Neubnrg, xrocxositiiL, üisxsnsator, Schaffner
oder Oekonomieverwalter der Grafen Ekbert II., III. 1
1) In seiner Geschichte der Grafschaft Neuburg am In. S. 133, 134.
2) Wahrend in früherer Zeit der Neuburger-Forst jährlich nur etwelche. 1000 Gulden
als Materialertrag abwarf, betrugen die Einnahmen von der Holznutzung von 1835—1839
jährlich 37.190 Gulden, von 1840 an 62.080 Gulden, in den Fahren 1850 und 1851 je
70.070 Gulden.
44
Circa annum:
1270 Ulrich von Lobenst e in, Kastellau.
1282 Seiz von Aichperg, Schlohhauptmann.
1305—1309 Hermann von Landenberg — Lamberg — Burggraf.
1309 Heinrich von Volchenstorf, Burggraf.
1317 Hanns von Marspach, Burggraf.
1318 Pe ter Ruestorfer, Burggraf.
1318 F r i d r i ch R i t t e r v o n V a l ch c n st e i n, Burggraf und Pfleger
am Wernstein.
1320 Chunrat, Holzpropst zu Nenburg.
1322 Leonhard Berger, Pfleger und Burggraf.
1322 I o h a n n H a u z c n b e r g e r, Burghuter.
1322 Erhard von Menghoven, Pfleger am Frauenhaus.
1323 Heinrich der S ch a d, Holzpropst.
1329 U tz (U l r i ch) von T a n n, Burggraf.
1336 Ulrich Walich, Burggraf.
1355 R i t t e r B e r t r a m der B e h a ut, Burghuter zu Werustciu.
1358 Ruger ab dem Perig, Burghuter zu Wernstein.
1362 Wernhard von Aischheim, Ritter, Burggraf z» Nenburg.
1363 Eb erh ard von Walts ee, Burggraf, Pfaudinhaber von Nenburg.
1374 Ulrich Walt ch, Pfleger.
1379 Heinrich C h e r s p e r g e r, Pfleger.
1380— 1396 G u u d a k a r von T a u n b e r g z u P u r n st e i u, Pfleger.
1381 E k k o l f G r a u z i n g e r, (Grauzingrewter) Pfleger.
1381 Otto von Zelking zu Schoneck, Burgsatz und Pfleger.
1381— 1390 Heinrich und Stephan die Zeller zu Zell, Burghuter.
1381 Heinrich G r a f von S ch a u e u b e r g, Pfaudinhaber.
1393—1396 Dietrich P o p p e n b er ger, Burghuter und Holzpropst.
1388 Hanns Zaler von Scharding, Mautner.
1388 Leutold von Menghoven, Pfleger am Frauenhaus.
1394 B e r n h a r d P e u g l, (Pewglein) Mautner.
1396 Wolfart (G e o rg) S i n z end orfer, Pfleger am Wernstein.
1397 C o n r a d P a u e r z u H a i z i n g, Burghuter.
1397 R a p p o l t d e r Zeller, Burgmann zu Wernstein.
1398—1403 And re as Herleinsperger, Ritter, Pfleger und Burghuter
zu Nenburg.
1392—1405 Leutold Menghover, Pfleger am Frauenhaus.
1403 Lienhard Berger, Burghuter zu Nenburg.
1407 Leonhard P o p p e n b e r g e r, Burghuter zu Nenburg.
1403,1407,1437 P e t e r S t a d l e r, Pfleger zu Neuenfels.
1407—1437 Erhard Menghover, Pfleger am Frauenhaus.
1409 Johann von der Tann, Holzpropst.
— 349 —
Circa arnium:
1414 Niklas d e r Z e l l e r, Pfleger zu Neuburg.
1414 S i g in u n d W i s p e k, Burgsaß.
< 1414 H a n n s P i l i ch zu P a u in garte n, Burghüter am Wernstein.
1416 Reiuprecht von Wallsee, Hauptmaun des Landes ob der
Ens, Pfaudiuhaber von Neuburg.
>c 1418 Bertram der O e d e u w i e s e r, Burghüter.
1422 L i e n h a r d P e w g l e i n, Mautner.
1423 Andreas S ch a ch n e r, Burgsaß zu Neuburg.
* 1424 B e n e d i k t der E i z i n g e r, Burghüter zu Neuburg.
>c 1423-1425 Jörg A n g e r e r, Burgsaß am Wernstein.
K 1424 Peter der Eizinger, Burghüter am Wernstein.
1424
1431
1435
1439
1439-1442
1440
1442
1442
1447
1447
1449
1455
1457
1155, 1457, 1461
1459
1460
1469
Wernhard ber Meßenbäck z u S ch w e n t, Pfleger zu
Neuenfels.
Heinrich zu Mitich, Burghüter zu Neuburg.
Stephan D a eh s b e r g e r, Burghüter zu Neuburg.
Ulrich P ü h l e r, Pfleger am Wernstein.
Dankwart (Taneco) Herleinsberger, Pfleger.
Heinrich Hakkenpncher, Burgsaß.
Peter Ezeila cher, Holzpropst.
Georg T a t t e n b ä ck zu T a t t e n b a ch, Burghüter.
Eberhard Kirch st eiger, Burghüter am Frauenhaus.
Willibald Meßeubäck, Burghüter am Wernstein.
Andreas K l u g h e i in e r, Burghüter.
Thomas Pauckhofe r, „
Hanns P r e u n e r, „
Johann W i l s e r, Burgsaß.
Michael Berghofer, Burgsaß.
C h r i st o p h W i l s e r z u Nainting, Burgsaß.
Johann Maroltinger, Ritter, Pfleger und Holzpropst.
Hanns L i ch t e n e ck e r, Pflegverweser.
Hanns K e st e n d o r f e r, Holzpropst.
Seyfried Hausner, Burgsaß.
Siegfried Mautner zu Katzeuberg, Schloßhauptmanu.
a
„ Oswald Me er wolter, Hauptmann.
„ M a r t i n R e d i n g e r, Mautner.
1476 Oswald Meßeubäck zu Schwent, Burgsaß zu Neuburg.
1482 Hanns R ordorfer zu Rordo r f, Pfleger am Wernstein.
1491 Wilhelm Lainpartsheiiner zu Uuterh olzen, Burgsaß
zu Neuburg.
1498 Heinrich Petersheim er zum Neuenfels und Wald eck.
„ N. Edler von K e r n, Mautner zu Neuhurg und Pfleger am Wernstein.
350
Círca annum:
1504 Ulrich Graf ü o tt Ortenbnrg, Pfleger.
1516 Hanns Pegn, Pfleger.
1530 Bernhardin d e Mane sis, Freiherr üoit Schwarzeneck, (etn
Spanier), Schlotzhanptmann mtb Verwalter.
1537 Leonhard Kraus, Mautner, auch Pfleger zu Neuburg.
1543—1548 Chri st oph Liebenaner, Pfleger.
1561 Thomas Wieland, Pfleger.
1565 Daniel Messenback zu Schwent, Burghüter zu Wimberg.
1582 Wolf Scharfnickhl, Hauspfleger.
1582 —1586 S i g m u n d Rosenberger, Pfleger.
1582 Sigmund Braun, Amtschreiber.
1610 Joachim von Schinelzing, Verwalter der Grafschaft Neu-
burg und der Maut zu Wernstein, f 1620.
1620 Thomas Ke mp f, Pfleger, ch 1623.
1620 Hanns F r e i s m a n n, Amtschreiber.
1623—1628 Gabriel P e n z, Amtschreiber.
1623—1628 I o h a u n O r t n e r, Amtschreiber.
1624 Adam Zellermayer, Verwalter.
1631 M a t h i a s Eckmüller, Amtschreiber.
1634-1636 Di'. Georg Cho stwein, Pfleger und Landgerichtsverwalter.
1640 vr. Andreas Zellermayer, Pfleger.
1641 — 1649 Sigmund Peck von Peckenzell, Pfleger.
1645 Al u g u st i n D o n y , Amtschreiber.
1645 Wilhelm Fellermayer, Mautner.
1650—1660 Georg Hundspichler, Pfleger.
1660 A n g u st i n D o n y , Pfleger.
1660—1674 Ferdinand Seifried Püttner, Pfleg- und Landgerichts-
schreibcr.
1666 Sigmund Pruckner, Pfleg- und Landgerichtsschreiber.
1674 Johann Ametsmann, Mantgegenschreiber.
1675 Johann Fridrich Juranoroitfch von Mazinea, kais.
Rath und Hauptmann, Pfleger.
1675 Wolfgang Mayerhofer, Mautner.
1675 Simo» S ch u r e r, Mantgegenschreiber.
1681 Hanns G o t t f r i e d E g g m ü l l e r von A u e g g, Pfleger.
1691—1745 Franz Antón Rastbaumwieser, Pfleg- und Landgerichts-
Oberschreiber.
1698—1701 Johann Georg Pollinger, Pfleger.
1702—1708 Johann Georg Moser, Pfleger.
— 351 —
Circa annum:
1715 Iohanii Georg S ch n h, Kastner.
1716—1724 Franz Iakob Antoii Schotter, Pfleger.
1725 I o h a II» B a l e r i a n B r e IIII e r, Pfleger.
1726— 1741 Gregor Leop old S t a n g el, Pfleger.
1725 Kilian Fenzl, Kastner.
1730 Joseph Rabl, Kastner.
1738—1756 Maximilian Grobner, Mautner.
1715—1719 Hanns Georg Schad, Oberjager.
1727— 1734 Johann P n e ch r o i t h n er, Oberjager.
1736 Hanns Georg Schad, Oberjager.
1740 Johann Georg Waldeck, Waldmeister.
1744—1780 Joseph Knnater, Waldmeister.
1780—1807 Johann Michael Rnef, Oberjager.
1742—1764 I o h a il lì Heinrich T r o t t ni a n n, fürstl. passanijcher Hof-
kanimerrath und Pfleger.
1745—1752 Joseph Rastbaumwieser, Pfleg- lind Landgerichts - Ober-
schreiber.
1752—1797 I o s e p h K a s p a r B r e i d t e ii l ad n er, Pfleg- und Landgerichts-
Oberschreiber.
1764—1773 Veit C h r i st o p h I o s ch, passanischer Hofkammerrath und
Pfleger.
1775—1789 Georg Fridrich Arnold, passanischer Hoskainmerrath und
Pfleger.
1789—1791 Johann Anton von Wagner, Pfleger.
1792—1804 Franz S e r a p h i n Arnold, Pfleger.
1798—1804 Franz Seraph in Breitenladn er, Amtschreiber.
1800—1804 Johann Ulrich Bayer, Kastenschreiber.
1800 Andreas G r a tz, Mautner.
Um das Schloß herum sind die 48 Häuser des Ortes Neuburg sehr regellos
gruppirt; die meisten derselben sind alten Ursprunges, da schon im Jahre 1130
Jnsaßen von Neuburg urkundlich genannt werden.
Im Jahre 1338 erwarben die Bewohner von Neubnrg von den Herzogen
Albrecht und Otto von Oesterreich für ihren Ort die Freiheiten eines
Marktes und erhielten alle Rechte und Freiheiten zu Wasser und zu Lande, wie
sie die Bürger in den Städten von Oesterreich hatten. Zum Markte Neuburg
zählten auch die Häuser in der Leiten und zu Wernstein. Als die Grafschaft
Neuburg im Jahre 1803 zu Ende ging, ging auch der Markt Neuburg seiner
352 —
Auflösung entgegen; im Jahre 1813 gaben die Neuburger ihr Bürgerrecht auf
und schlossen sich der Landgemeinde Tummelstadel an. Bis zum heutigen Tage
werden die Bewohner von Neuburg, sowie die der ehemaligen, bis gegen Vils-
hofen und Holzkirchen hinaufreichenden Reichsgrafschaft „Grafschaftler" benamset.
Ueber die Vergänglichkeit und Hinfälligkeit alles Irdischen, auch des
scheinbar Großartigen ernst gestimmt, verlassen wir Neubnrg und steigen ans einem
steil abschüssige» Wege gegen das Jnufer wieder zn einer längs des Ins sich
ausbreitenden, 19 Häuser zählenden Häuserreihe, geheißen „in der Leiten".
Ans diesem Wege präsentirt sich das am jenseitigen Ufer, am Fuße steiler
waldbewachsener Bergabhänge gelegene Wernstein in einer eigenthümlichen Gestalt
und Lage, wie ein allerliebst romantisch sich darstellendes Krippenbild. In der
Niederung angelangt, besteigen wir einen Nachen, um uns über den hier ruhig
und ernst dahinwogenden Strom aus Oesterreichs Boden überschiffen zu lassen.
Hier fallen uns vor Allem die Ruinen des ehemaligen Schlosses
Wernstein
ans, das so kühn und trotzig über einem senkrecht aus dem Strome emporragenden
Felsen hingebaut, mit hohen Mauern und tiefen Gräben umschlossen war und noch
die Merkmale der Zugbrücke trägt. Durch eine im Jahre 1856 vorgenommene
Demolirnng des Hauptgebäudes hat das Schloß seine antike Form eingebüßt und
ist zur vollen Ruine geworden, welche durch die fortwährenden Adaptirnngen noch
mehr zerbröckelt und zersetzt wird. H
Das Schloß Wernstein war niemals Eigenthum und Sitz einer eigenen
Adelsfamilie, sondern immer ein Appcrtinens zu Neuburg; es wurde von Burg-
hütern bewohnt und diente zugleich als Mautstätte. Weil die Herren Schmelzing
längere Zeit als Mautner daselbst fungirten, so erhielten sie im Jahre 1645 das
Adelsprädikat „von Wernstein".
Im Jahre 1805 wurde das Schloß Wernstein an Private veräußert und
ein Theil desselben an das k. k. Zollamt vermiethet, bis für selbes im Jahre 1843
neben dem Pfarrhofe ein eigenes Etablissement zugerichtet wurde.
In diesem Schlosse befand sich unter Georg Ludwig Grafen von Sinzen-
dorf nebst der Gold- und Silberdraht-Fabrik auch die Münzstätte, welche des
Hanns Fuchs sel. Erben von Passau zurichten ließen, später aber, im Jahre 1664
hiefür nahe am Friedhofe ein eigenes Haus erbauten, das im Verlaufe der Zeit
in eine Papier- und Pappendeckel-Fabrik umgewandelt wurde.
Nahe am Eingänge zum Schlosse, dem Jngestade zu, erhebt sich die
zwölf Klafter hohe Marmorsäule mit der Statue der unbefleckten Jungfrau Maria,
welche der vorgenannte Graf Georg Ludwig von Sinzendorf im Jahre 1667 von
Wien hieher führen und aufstellen ließ.
i) Von den beiden Festen: Neuenfels in der Nähe der schwarzen Säge und Wim-
berg in der sog. Neuhauserleiten, welche schon um 1650 verfallen waren, sind nur noch die
Lagerstellen ersichtbar.
— 353 —
Am nördlichen Ende des etwa 39 Häuser zählenden Dorfes Wernstein
erhebt sich ans einer kleinen Anhöhe inmitten des Friedhofes die Pfarrkirche zum
heiligen Martyr Georgius, deren Bauformen auf das 17. aber auch auf das
14. Jahrhundert weisen, immerhin aber eines alten Ursprunges ist, indem sie über
einem römischen Begräbnißplatze erbaut wurde. *)
Die Kirche hieß im Mittelalter immer nur: St. Georgen bei Neu-
burg oder St. Georgen an« Wernstein und in einer Formbacher Urkunde
vom Jahre 1200 wird Pilgrimus de 8. Greorio mansionarius genannt.
Bis zum Jahre 1591 war sie eine zur Jnstadtpfarre St. Severin gehörende, im
Excursionswege von dort aus pastorirte Filiale mit Tauf- und Sepulturrechte;
im Jahre 1610; erhielt sie einen ständigen Vicar, für welchen im Jahre 1710
das unausgebaut gebliebene Franciscaner-Hospiz um 600 Gulden angekauft und
zu einer Pfarrwohnung zugerichtet wurde.
Im Inneren enthält diese Kirche 4 Altäre und ein Crucifix aus dem
Jahre 1404; mehrere Grabsteine sind hier zu treffen, darunter auch das Epita-
phium der Herren von Schmelzing, die daselbst ihre Familiengruft hatten; im
Jahre 1414 stiftete Hanns Pilich zu Baumgarteu 2 Jahrtage in diese Kirche, sie
war laut alter Fassiouen ein Dominium mit 9 Zehcntholden und mit 14 Vogt-
und Grundunterthanen.
Ain oberen Ende des Dorfes Wernstein befindet sich das Stationsgebäude
der Elisabeth-Westbahn, mittels welcher seit 1861 Oberösterreich mit der bayer-
ischen Ostbahn in Verbindung gebracht und auch das Juthal von Schärding bis
Passau vom Schienennetze des Weltverkehres durchzogen und vom Dampfrosse
durchbraust wird; auf dieser Route bieten sich dem Reisenden die herrlichsten Land-
schaftsbilder in mannigfaltigsten Formen und Abwechslungen dar.
Vom Schlosse Wernstein aufwärts gegen Schärding wurde längs des
Uferrandes in den Jahren 1824 und 1827 ein steinerner Treppelweg — Hufschlag —
erbaut. — Oberhalb des Stationsgebäudes der Eisenbahn errichtete die Firma
Schramm & Hörner aus Offenbach am Main im Jahre 1882 eine Farbenfabrik.
Von Wernstein zieht sich durch eine Bergschlucht und über eine steile
Höhe hinan, der^Pfad nach dem ehemaligen Edelsitze der Herren von Schmelzing
Zmicklod
in freier, freundlicher Lage, nahe an der Chaussee von Schärding nach Pasiau;
dieses ehemalige Dominikalgut mit 10 unterthänigen Häusern schenkte Graf Julius I.
von Salm auf Neuburg im Jahre 1576 dem Leonhard Schmelzing, welcher Ver-
walter der Grafschaft und der Maut zu Neuburg war; noch im selben Jahre er- 1
1) An der äußeren Sakristeimauer findet sich der 34" lange, 23" breite Volivftein de-
M. Rustius Unianus nach der Quere eingemauert; in der Nähe von Hofötz wurden Spuren
einer Römerstraße, wie auch andere römische Denksteine aufgefunden, ein Beweis, daß um das
Castell Wernstein römisches Leben geherrscht habe.
4ö
— 854 —
hielten die Gebrüder Leonhard und Bernhard Schmelzing wegen guter und treuer
Dienste vom Kaiser Maximilian II. das Adelsdiplom; im Jahre 1645 erhielt
Johann Joachim Schmelzing ein erneuertes Diplom mit dem Prädicate „v o n
Wernstein". Die Familie Schmelzing blieb im Besitze dieses Landgutes bis
zum Jahre 1852, in welchem Jahre es Ritter Joseph von Schmelzing an den
k. k. Assessor Ludwig Bölkl zu Schärding verkaufte, dieser hinwiederum im Jahre
1859 es an den Rentier Josef Thornton käuflich überließ; seit dem Jahre 1874
ist dieses Gut, mit welchem eine Ziegelbrennerei in Verbindung steht, im Besitze
des Moriz Hoch aus Linz.
Statt der früheren, steil ansteigenden Verbindungsstraße von Wernstein
über Zwicklöd zur Hauptstraße wurde im Jahre 1886 eine neue Straße in ge-
ringerer Aufsteigung angelegt.
Wir lassen uns die geringe Mühe nicht gereuen, von Zwicklöd aus den
halbstündigen Weg nach
Schlnlenderg
hinanzusteigen; denn der Besuch dieses an der östlichen Absenkung des 589 Meter
über das Meer emporragenden Frohn - Forstes gelegenen, durch die am 12. März
1703 zwischen den Bayern und Oesterreichern vorgefallene Attaque und durch die
Anwesenheit weiland Kaiser Joseph'S 11. im November 1779 geschichtlich merk-
würdigen Pfarrdorses wird durch den Genuß einer herrlichen Aus- und Fernsicht,
welche man von diesem Punkt aus, noch mehr aber von dem auf der Kuppe des
Frohn-Forstes (586 Meter) erbauten 27 Meter hohen Anssichts- oder Schauthurme')
genießt, auf das reichlichste gelohnt. Denn das Auge erschaut hier gegen Nordwest,
Nord und Nordoften hin die ganze Bergreihe des böhmischen und bayerischen
Waldes vom Rachel-Berge — 1450 Meter — und Lusen-Berge — 1372 Meter —
bis zum Dreisessel-Berge — 1311 Bieter — und Plöckenstein — 1376 Meter —
das gesammte bis zur Donau sich absenkende, waldgekrönte, niit zahllosen Ort-
schaften belegte Berg- und Hügelgebiet in seinen mannigfaltigsten Formen; dann
dazwischen die Orte Perlesreut, Fürstenstein, Tittling, Röhrnbach, Hauzenberg,
Püchelberg, Hutthurm, Otterskircheu, Tiefenbach, Straßkirchen, Tyrnau, Kelberg,
Unter-Griesbach, Heining mit der Donau, Festung Oberhaus, die Domkuppel von
1) Tiefe» Aussichtsthurni ließ Georg Burgholzer. Gastwirth zu Schartenberg in
Verbindung mit Joh. Orhallinger, Bauer zu Grub, auf Anregung des Passauer-Waldvereines,
dessen Mitglieder um des Genusses der schönen Aussicht willen, mit Vorliebe Ausflüge nach
Schartenberg unternahmen, im Jahre 1886 durch den Zimmermeister Zauner zu Steinbrunn
auf der Höhe des Frohn-Forstes erbauen und aufrichten; dieser in seiner Grundfläche 36 Quadrat-
Meter haltende, im Grunde gemauerte Thurm erhebt sich als ein in 6 Etagen, unten im Vierecke,
oben im Achtecke solid gezimmertes, mit Brettern verplanktes Gerüste zur Höhe von 27 Metern
und endet zu oberst in eine offene, mit Geländer umfairgene Gallerie — Plattform — zu welcher
13 Stiegen mit 142 Stufen hinanführen und von welcher uns frei über die höchsten Baumwipfel
des Walde- hinweggesehen wird. Die Baukosten betrugen 2500 Gulden, von denen der Waldverein
600 Mark bestritt. Die Zahl der Besucher betrug vom 15. August 1886 bis Ende desselben
Jahre- 3700.
- 355
Pcissmi, Maria - Hüls, weiters gegen Osten hin die Orte Freinberg, Oesternberg,
einen Theil des Donanspiegels unterhalb Krämpelstein; den 876 Meter hohen
Sanrnck-Berg — Hochstcin — nnd den 782 Meter hohen Schöff - Berg; gegen
Süden nnd Südwesten das wellenförmige Hügelland des Jnviertels bis zum
Hausruck-, Kobernausen- und Höhnhart - Wald, zum Aten-Berge und zum Weil-
hart- Forste, die längs des Ins nnd der Rot sich ausbreitenden Ebenen Nieder-
bayerns von Stnbenberg bis zum Steinhart mit den zahlreichen Dörfern, Flecken,
Kirchen, Schlößern, dazwischen die Spiegelflächen des vielgearmten Jnstromes und
darüber im Hintergründe die ganze Gebirgskette der österreichisch-steyrischen, salz-
burgischen nnd bayerischen Alpe» vom großen Priel bis zu den Audorfer - Bergen
bei Kufstein. Fürwahr ein Panorama voll mannigfaltigsten Reizes, welches alles
bietet, was eine Binnenlandschaft zu entfalten vermag N)
Schartenberg ist schon im Stiftbriefe für Reichersberg im Jahre
1084, dann in den Urkunden für Kloster Formbach im Jahre 1130 doknmentirt?)
Die dem heiligen Laurenz geweihte, vom Gottesacker umschlossene Kirche
war ehedem eine Filiale zur Jnstadtpfarre Passan, wurde im Jahre 1704 ein
Vicariat nnd im Jahre 1785 eine selbstständige Pfarre mit neuer Arrondirung;
der weithin sichtbare Kirchthurm hat eine geschmackvolle Bauart.
In der Geschichte von Schärding Seite 253 und 347 wurde bereits er-
zählt, daß Kaiser Joseph II. bei seiner im Jahre 1779 vorgenommenen Bereisung
des nenerworbenen Jnviertels beim Amtmann Straßer zu Schartenberg durch
2 Tage nnd 3 Nächte sein Quartier genommen habe?)
Eine Stunde östlich von Schartenberg in romantischer Thalschlucht an
dem ehmals perlenreichen Keßla-Flüßchen befindet sich zu Kneiding die — vormals
dem Handlungshause Paner, später Anton Pummerer in Passau gehörend — Baum-
wollen - Gespinnsl - Fabrik nnd unweit davon die Bnchdruckerschwärze - Fabrik des
I. Breidt in Hannerling.
Sehenswerth ist die vom Hammerschmiedmeister, Martin Auer zu Kneiding,
zunächst seines Anwesens im Jahre 1860 im Spitzbogenstyle erbaute und mit 1
1) Bezüglich des näheren Details dieses Panoramas auf der Höhe von Schartenberg
wolle das von Dr. A. Erhard in Passau entlvorfene und lithographirte Tableau der von dort
aus ersichtbaren Gebirgskette mit Höhenangabe eingesehen werden.
2) B. Appells Geschichte von Reichersberg, S. 2; Mon. boica, T. IV, S. 30; U. B.
I. S. 648; 776.
3) Von Schartenberg aus unternahm der Kaiser in Begleitung des Amtmannes ver-
schiedene Ritte und zwar am 1. November nach Maria-Hülf bei Passau, verschmähte es jedoch,
ungeachtet der devotesten Einladung des Fürstbischofes Leopold Ernest, die Stadt Passau selbst zu
betreten, nach Freinberg, an die Keßta, zum Meister-Berg u. a. m. und wollte sich von der
Gesinnungsweise seiner neuen Unterthanen, deren Bewirthschaftungsweise rc. informiren; am
3. November reiste er über Münzkirchen nach Engelhartszell, um von dort zu Schiffe nach
Linz und Wien zurückzukehren. Nach seiner Rückkehr erflossen von Wien aus über das hier
Gesehene verschiedene bemängelnde Bemerkungen und Verordnungen, welche in Ausführung
gebracht werden sollten.
45'
— 356 —
allen Erfordernissen versehene Marienkapelle. Schade, daß diese mit vielem Anf-
wande und mit der besten Intention aufgerichtete Capelle sich keiner besonderen
Gunst und Verwendung zu erfreuen hat!
Wir treten nun den Rückweg gegen Schärding an und gelangen nach
7* Stunden auf einem gut befahrbarem Wege wieder zur Passaner-Schärdinger-
Chauffee, welche wir an Stöbiching und Rnzenberg vorüber bis zur Linde bei
Sachsenberg verfolgen, aber dort wieder abbeugen, um auf einem ziemlich un-
ebenen Wege nach dem romantisch-situirten Pfarrorte
Maria - Kr»mnen1ha1
zu gelangen und diesem einen kurzen Besuch zu widmen.
Vor mehr als 280 Jahren war die ganze Gegend umher noch Wildnis;
und Wald und an der nördlichen Absenkung dieser Waldschlucht sprudelte eine
Quelle zu Tage, welche von den Bewohnern der Nachbarschaft, theils als Trink-
wasser, theils als Heilwasser in verschiedenen Krankheitszuständen gebraucht wurde?)
Demnach wurde neben dieser Heilquelle — kalte, leichte Mineralquelle
mit etwas Eisen und kalksaurer Erde — bald eine Martersäule errichtet und nicht
lange darnach entstand die gegenwärtige schöne Kirche. Weil der Zuspruch von
Heilung Suchenden immer frequenter wurde, so dachte man an den Ban eines
größeren Badhanses zur Aufnahme und Beherbergung der Badgäste (im Jahre 1680),
welche auch zahlreich aus Nah und Fern herzukamen.
Um aber denselben den Aufenthalt in dieser Waldeinsamkeit möglichst an-
ziehend und angenehm zu machen, wurde der anstoßende Wald zu einem Park
umgestaltet, mit schönen Spaziergängen und lauschigen Ruhesitzen versehen, im
Thaleinschnitte längs des Quellenabflusses wurden mehrere Pavillon's, Grotten,
eine Einsiedelei, ein chinesisch - geformter Glockenspielthnrm, Wasserbassin's mit
springendem Wasser und hübschen Cascaden und Brückchen u. dgl. und zwar mit
großem Aufwande angebracht und solcherweise ward Brnnnenthal zu einem äußerst
angenehmen Sommeranfenthalte umgeschaffen. Seit jener Zeit, als Maria-Brunncn-
thal aufhören mußte, eine niarianische Wallfahrt zu sein, hatte auch die vormals
heilwirkende Quelle ihre Heilkraft und damit das äußerst frequentirte Badhans
seine Bedeutung verloren; der Park verfiel und wurde wieder zur Wildniß: nur
die Bewohner des Rotthales halten die Gnadenquelle beim „Heilb rn nn" noch
einigermassen in Ehren.
Schade, daß es den bisherigen Besitzern des Badgasthauses am specnla-
tivem Verständnisse, wie auch an den erforderlichen Mitteln mangelte, um durch
eine comfortable Instandsetzung des Badhauses, durch eine zweck- und zeitgemässe
Einrichtung der Badanstalt, durch Verschönerung der romantischen, mit verschiedenen
Naturreizen ausgestatteten Umgebung, durch Anlage von Promenaden u. dgl. der
ganzen Badeanstalt, so wie dem Orte selbst eine neue Gestalt und ein neues Leben
i) Vergleiche die Geschichte, II. Theil, Seite 110.
— 357
zu geben; dieses Brunnenthal würde eine der interessantesten Pieren in der Um-
gebung Schärding's und ein vielgesuchtes Ausflugsziel und Heim für Sommer-
frischler geworden sei»!
Neben der Pfarrkirche befindet sich die „Lamprechts-Linde", deß-
halb so genannt, weil sie durch den Cooperator I. Lamprecht im Februar 1853
statt des alten, morsch-gewordenen Lindenbaumes, ans dessen Sitzbank die Jahres-
zahl 1672 eingeschnitten war, gesetzt und gepflanzt worden ist.
Die vom Schullehrer Josef Böheim (f 1856) angelegten und von Georg
Lang fortgepflegten Baumschulen, welche über 35.000 Stück Setzlinge ausgezeichneter
Obstsorten enthielten und nach Bayern, Tirol, Unterreich, selbst nach Galizien
hinein ihre Versendung gefunden hatten, waren weithin berühmt und gesucht.
Letzterer hat sich der Pflege der Obstbanmschule begeben; anstatt dessen
hat Johann Reinthaler, Gastwirth zur Alpenrose am Kreuzberg, eine neue Baum-
schule angelegt und eröffnet, indem ein Raum von 2613 Meter mit 16.000 Setzlingen
vorzüglichster Sorten für Tafel- und Wirthschaft - Obst bepflanzt, veredelt und
nach der neuesten Schnittmcthode gezogen wurde;') es steht in Aussicht, daß dieRein-
thaler'sche Baumschule nicht nur an Ausdehnung zunehmen, sondern deren vortheil-
hafter Ruf in immer weitere Kreise dringen werde.
Bon Brunnenthal aus leiten mehrere Wege nach Schärding, ans denen
uns allenthalben herrliche An- und Fernsichten begegnen; vornehmlich zeigt sich
Schärding von dieser nordöstlichen Seite her in einer lieblichen, banmumkränzten
Grnppirung. Wir steigen jedoch ans einem Fußwege zu der beiderseits von steilen
Abhängen besäumten, ans 16 zerstreuten Häusern bestehenden Ortschaft: Tobel
nieder, welche in früherer Zeit: M ü h l b a ch i m T o b e l hieß. Der vorüberfließende
Mühlbach bewegt 1 Hammerschmiede, 1 Mahl- und Säge-Mühle, 1 Lohstampf und
1 Oelstampf und am Ansgange des Tobel's die Maschinen-Fabrik des M. Beham,
bei welcher und in der Maschinen - Werkstätte etwa 60 Arbeiter beschäftigt sind.
Weiter vorwärts erreichen wir wieder die vom Kreuz-Berge niedersteigende
Passaner-Chaussee und die dort einzweigende Engelhartszeller-Bezirksstraße; unter
dem Eisenbahn - Viadukte hindnrchschreitend gewahren wir zur linken Hand den
gesammten Bahnhofkörper der Eisenbahnstation Schärding mit seinen verschiedenen
Nebengebäuden und nebenan die 3 Ziegelbrennereien des Bräu, Salletmayer und
Goldberger; zur rechten Hand haben wir die Ortschaft: „Allerheiligen"
oder: „Heilige n" vor uns, welche ihre Benennung von der ehemaligen, zu
Ehren „aller Heiligen" geweihten, im Jahre 1785 gesperrten Kirche entlehnte und
ehedem: „G rün e n m ü h l b a ch" hieß. Das Dorf Allerheiligen zählt 22 Häuser,
darunter 1 Gasthaus, 2 Bauerngüter, 2 Mahl- und Säge-Mühlen, mehrere
Leinwandbleicher und Wäscher und zudem eine Bade-Anstalt.
i) Bei der am 2. —14. Oktober 1888 in Wien stattgefundenen Reichsobst-Ausstellung
wurden I. Reinthaler's Obstbaumartikel mit einer silbernen Gesellschafts- und einer broncenen
Vereins-Medaille preisgekrönt.
— 358 -
Ueber den hier meistentheils aufgestauten Pram-Fluß ist eine 21 Klafter oder 43
Meter lange, ans 2 Joche gestützte Brücke gelegt, welche im Jahre 1781 gebaut wurde?)
An der Zündhölzel - Fabrik des M. Rührmayr, am städtischen Siechen-
hause, am M. Hölzl'schen Steinmetz - Etablissement, am Gottesacker vorüber und
zwischen Hopfengärten und den zerstreuten Häusern der „Neust ist" wandernd,
erreichen wir wieder die Thore der Stadt Schärding, und somit beschließen wir
unsere dritte Wanderung, aber damit auch die Beschreibung dieser Stadt und
ihrer Umgebungen.
i) Am südlichen Brückenköpfe ist eine Inschrift mit folgenden Buchstaben eingehauen :
K. K. 0. W. D.
J. 0. M. D. G.
1781.
I . W . ■ : WE ?
'
.
\-V-. J.■
Drr Stadt Schärding verliehene Nrinilegirn-ßriese.
Freiheits - Brief, so von den Herzogen Heinrich, Ott und
Heinrich dero Statt Schärding gndist ertheilt worden.
Datum am St. Sebastianstag 1316 ze Landshut.
„Wär Hainrich, Ott und Hainrich von Gottes Genaden Pfaltz-
Grafen ze Rhein und Herzogen in Bayrn etc. Verjechen offenbar an disen
Brief, das Wür mit Unnsers Lieben Pflegers Hartl des Puechpergers Und
Unnsers Rathes haissen Willen und Rhate Unnser Burger ze Schärdting
gefreyet haben mit allen den Rechten, die Unnser Pannstatt hat ze Oetting,
und geben Ihnnen die vonn Unnsern Genaden, als die Recht hernach alle
stehen geschrieben:
„Des Erssten, welcher den andern wundet durch let1) Wundten,
der pesser2) dem Richter mit ainem Pfundt, dem Cleger sam-Vill,3) der
Yerich wundten4) besser nach der zwölff Rhäte; der Lemb ain Lemb5)
wider den andern oder pesser mit fünff Pfundten; der Todtschlag ain
Todtschlag wider den andern; der Paulschlag6) ain Pfundt dem Richter,
und dem Cleger ains; Haimbsuechung umb die Haimbsuechung dem Richter
zwelf Schilling, dem Cleger zwelf; wer der ist, der durch Rechts schaidet,
wehr oder Messer zuckht, der soll das bewehren mit seinem Aydt, das Er
es durch rechte schiedtung hab gethon, und durch anders nichts; Ver-
botene Worth umb verbottne Wortt dem Richter ein halb Pfundt, dem
Cleger sam-Vill; umb die Teuf7) das stehe an des Richters Genaden, wie
Er inn (ihn) püsse und die Burger; wer ain Messer oder Wehr zuckht,
der geit ze wanndel 62 Pfennige und gewinne des Clegers hulde; wer
Burger ist, soll dem Richter um verbottne Worth nichts vergewissern
1) leichte Wunde; 2) büssen, Strafe zahlen; 3) eben so viel; 4) gefährliche oder
tödtliche Wunde; 5) Lähmung; 6) Beule; 7) Diebstahl.
46
— 362
Umb die Khindt. Welch khindt hinder zwelf Jaren sind, deren
Unzucht1) soll niemand pessern noch richten, dann Vatter und Mueter;
Es soll khain Leutgeb von khaines Burgers Kindt noch von khainen
seinen Anwalt2) nicht „Mehr weren Pfandtes, wann als Er oberhalb der
Gürtel ist umbfangen,3) wer mehr von im (ihm) wert, der ist schuldig dem
Richter 30, der Statt 30, dem Schergen 2 Pfennige; und der gewert hat,
der gelt dem Leutgeb;
Wer dem andern seinen Chnecht oder sein Dirn, ehe Er sein Zeit
im Jahre yber würbet, der ist schuldig dem Richter 30, der Statt 30, dem
Schergen 2 Pfennig.
„Umb yber worn4) khaussen; wer den andern yberwornt an
seinem khauff,5) der ist schuldig dem Richter 62, der Statt 30 Pfennig,
und leg einem seinen schaden ab.
„Umb Nachteze; wer dem andern nachtezet6) in Wisen oder in
panvelden, der ist schuldig dem Richter ain Pfundt, und dem Cleger ain
Pfundt.
Welcher Peckh pachet Pollen für Semmel, der ist schuldig dem
Richter 30, der Statt 30, dem Schergen 2 Pfennig.
Welcher Peckh in khainer nacht nicht (icht)7) pachet an vor
Weynachten vierzehen Tag oder vor Osstern vierzehen Tag, der ist schuldig
dem Richter 30, der Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig;
ist das es der Richter erlaubt in der Nacht ze packen, so ist er der
Statt ain Pfundt schuldig; wer ze klain packt, der ist schuldig dem Richter
24 Pfennig; und wer auch des in ainemJahr drey Stundt5) yberredet wird,
der soll khain fails Brodt in dem Jahr (mehr) packen, an9) des Richters
willen, und an der Burger;
Es soll auch khauffen khain Peckh von Korn oder von Walzen
nicht mehr, wan als Vill als er verkhauffen will, und tragt auf die Brodt-
Tisch vail (feil).
Es soll khain Peckh khain Salz nit khauffen, er welle sich dann
Packens abthuen, und khauff dann alles das im (ihm) an die hau dt stosst,
und er vergelten möge;
Man soll allezeit yber die Feckhen 4 Burger setzen, die ihre
Missethat rügen an ihren packen; welch Peckh der ist, der denselben
Burgern icht mitredet,10) ob in (ihnen) der Khauff nit gefallt, der sol schul-
dig sein dem Richter ein halb Pfundt, der Statt 1/2 Pfundt, dem Schergen
12 Pfennig;
1) Ungezogenheit; 2) Vormünder; 3) nicht mehr Pfand geben, als seine Oberkleider;
4) Waaren; 5) überhält; 6) zur Nachtzeit das Vieh auf fremden Grunde weidet oder äzet; 7) icht/
so viel als „etwas“; 8) dreimal; 9) ohne; 10) einredet.
Es soll kliain Fragner, noch Fragner in nit pachen khain vailes
-Brodt, oder Er ist schuldig der Statt 30, dem Richter 30, dem Schergen
4 Pfennig.
Welche Peckhen wellen khaüffen Salz allsam ander Burger, die
«nit pachen khönen, dem sey Pachen verketten, und arbeit, was die andern
arbeiten;l)
Wer an dem Purckhperg icht pauet, der ist dem Richter schuldig
30, der Statt 30, dem Schergen 2 Pfennig; wer der ist, der ab dem Graben,
.oder ab den Zäunen, oder ab der Purckhmaur icht bricht, der ist schuldig
dem Richter 30, der Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig.
Es soll auch khain Fragner ausserhalb der Statt des Marckhtages2)
nichts khaüffen, oder Er ist schuldig dem Richter 30, der Statt 30, dem
Schergen 2 Pfennig.
Welcher Fragner an dem Marckht-Tag vor N eine icht khaufft, untz
die Burger alle gemarckhten, der ist schuldig dem Richter 30, der Statt
30, dem Schergen 2 Pfennig.
Es soll auch khain Fragenstatt an dem Marckhtag Nymdert sein
vor der Statt, weder von Salz noch von andern nichte; oder Er ist schul-
dig dem Richter 30, der Statt 30, dem Schergen 2 Pfennig.
U m b K h o r n k h a u f f; es soll auch Niemandt Khorn noch Waiz
khaüffen, dann auf dem rechten Marckhte, und nach dem gestrichen Masse
und schaff, oder er ist schuldig dem Richter 30, der Statt 30, dem Schergen
4 Pfennig.
U m b den Salz K h a u f f; es soll Niemandt kliain Salz khaüffen,
dann auf dem rechten Marckht, oder er ist schuldig dem Richter 30, der
.Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig.
Wer der ist der von getraid icht khaufft, will Er es ze handt
wieder verkhauffen, der soll yber vier Pfennig nicht mehr von den Peckhen
niemmen Gewinns, oder er ist schuldig dem Richter 30, der Statt 30, dem
Schergen 4 Pfennig.
Es soll auch khain Aufleger3) weeder Salz noch Khorn khaüffen,
waii ain Sackh Salz oder ain khueffl, oder er ist schuldig dem Richter 30,
der Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig.
Wer Salz in die Statt fayl fuerth, derselb soll es auf der Achst
verkhauffen, khauffet es anderswo jemandt, der ist schuldig dem Richter
30, der Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig.
Und ist auch verketten, das khain Gasst von den andern icht
khauffe, dan an dem Marckht-Tage, wer das bricht, der ist einer Fräfel
■ schuldig. 4)
Unab die fillte (vullte)5) desSalz; welcher Burger khain
1) Handel treiben; 2) am Markte gewesen; 3) Arbeiter, welche das Auf-und Abladen
der Waaren besorgen; 4) Fräfel, Frevel, ist ein mit 72 Pfennig strafbares Vergehen ; 5) Anfüllung.
46*
364 —
füll nimbt von den Salzer, der soll auch der fille zehandt einüllen in die-
Scheiben und nicht in den Peitl, oder er ist zu schuldig dem Richter 30,
der Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig.
Umb hey und fueter; Es soll auch khain Burger weeder hey
noch fueter, noch Strickhe, noch Saill, noch Wagen ins Liecht Vayl haben,
wan der recht Fragner, und soll auch der Burger, noch die Hausfraw noch
der Sohn, noch die Tochter khaine Gemainschaft haben mit dem Fragner;,
es soll auch der Fragener nicht khauffen habern auf dem Marckht, weeder
halbs schaff, oder ganz, wan von des Burgers Chassten, oder in dem Gew..
Es soll auch khain fueterer khainen nassen Kaufschatz nit fail
haben, weeder Salz, noch Khorn, wan Khieffel oder Sackh Salz, oder er ist
schuldig dem Richter 30, der Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig.
Wür wellen auch, wann ain Wagen in die Statt khombt mit Ge-
traidte, so soll der Burger dem Gasst lassen die Ros absetzen und in die
Herberg bringen, und solle ime in seinen Wagen nicht greifen, inn (ihn) sollt
der Burger fragen, was Er führe, und soll ime den Traidt haissen zeigen,
und khauf dan mit ime, so Er besst khönte, oder Er ist schuldig dem
Richter 30, der Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig;
Wer in die Statt, Waiz oder Ohorn oder Habern fayl fuerth, wer
des Ersten darzue khomt, der khauffe, oder ob yeman mehr darzue khombt,
der mit Ainen den Khauff haben will, der soll in (ihn) mit imm haben
und khauffen, und soll im sein mit im Gunnen ze haben;
Es soll ein jeglich Burger nicht mehr verkhauffen jeder Wochen
dann 40 Scheiben khauff swie vil er mag, und der Hausgenoss 20 Scheiben;
Und soll auch Nyemandt hay noch fueter fayl haben, er wolle mit den
Burgern wachten und steuern, und hab auch gedingtes Gadern;
Umb dieZwickher;1) es soll auch khain Zwickher mer neminem
dan von 10 Scheiben 1 Helbling und von 20 Scheiben ain Pfennig;
Es ist erlaubt zwain Zwickher 20 Scheiben ze khauffen in der
Wochen, darumben das sye melden sulln, wer die Setzte (Satzung) an
Salz, an Khorn, an Walzen, an anderm Getraide preche, und sollen auch
das sagen auf ir Aydte;
Umb die Aufleger; es sollen nemmen die Aufleger von dem
Wasser, von ainem Osterfas 4 Pfennig in den Oberkheller, in den nidern
5 Pfennig, von dem Wagen 3, und von dem Welschen Fas 6 Pfennig in
den obern Kheller.
Wür wellen, das die Aufleger icht annders nemmen, von dem>
Asche, wie der Wechsel gehe, dann 30 Regensburger Pfennig, man geb
im dann gern ain Leithkhauff;
Und ob ainen Burger Ehafft Nott irret,* 2) auf dem Landt oder auf
!) Arbeiter, welche das Schliessen und Oeffnen der Salzfässer zu besorgen hatten;.
2) Wer durch dringende Nothwendigkeit, Krankheit, verhindert wird.
— 365 —
dem Wasser, und er nit verrer *) mag inn ainer Mai oder mer, so sollen
die Aufleger imme (ihm) es arbaithen nach der Burger Rath;
Es soll khain Aufleger khainen Wachter haben, dan sich Selbsten,
inn (ihn) irre dan Eh afft Nott, oder er ist schuldig dem Richter 30, der
Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig; *
Es soll auch ein gleicher Kauffmann, der gesessen ist in dem Ge-
richte vor der Statt in dem Gey, dem soll der Khauff verbotten sein, oder
er ist schuldig der Statt 100 Pfennig;
Umb dieFleisc h h acker; es soll auch niemandt khain Fleisch,
fail haben, wan an dem rechten Marchtag, oder er ist schuldig dem Richter
30, der Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig;
Und yber die Fleischhackher sollen sein gesetzt 4 Burger, die der
Fleischhackher-Missetat rügen, samb yber die Peckhen, ob Sye gegen den
Burgern icht reden, das Unzucht haisset, so ist das wandelsam-vill, samb
yber die Peckhen;
Wer hinfuert Chelber oder Apeuckh, oder Rindtfleisch, der soll dass
verkhauffen wol auf der Achse, an aller Wandel, wan es in der Wochen
ist, und Piern oder Opfel;
Es sollen die Fleischhackher das da haisset die Garbschal und die
Mitterschal und den Fürschlag miteinander hingeben, und des andern soll
er geben pfennwerth, oder Er ist schuldig dem Richter 30, der Statt 30,
dem Schergen 4 Pfennig;
Es soll den Beuthen Fleisch nindert fayl sein, wan vor den Fleisch-
Tischen, und auch das phinnig Fleisch, oder er ist schuldig dem Richter 30,
der Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig;
Es sollen allen Handtwerchern Leuthgebschaffl verbotten sein umb
der Burger Geschaffte ;
Welcher Leuthgeb das gesatzt Mass nit auf den Tisch traidt, der
ist schuldig dem Richter 30, der Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig;
wer dahainem 2) Leuthgeben icht austraidt yber seinen Willen ob
er in dem Gericht ist, und er wohl zupfendten ist, der Richter soll dem
Leutgeben von sein selbs Guet gelten für den, der im (ihn) daraus hat
getragen ^
Es soll auch des Schengen Knecht das rechte Mass an seiner
Guertl tragen, und soll in dem Haus und vor dem Haus angiessen, und
hat er nicht das rechte Mass, so ist er schuldig dem Richter 30, der Statt
30, dem Schergen 4 Pfennig ;
Welcher Leutgeb nach der fewer glockhen 3) icht schenkt an ob er
gesst4) hat, die des nachts mit im beleihen wellen in seinem Haus und l)
l) nicht weiter kann ; 2) keinen, irgend einen ; 3) nach der Feierabendglocke durfte
nicht geschänkt werden; 4) durchreisende Fremde.
— 366
auch gesst sein, der ist schuldig dem Richter 30, der Statt 30, dem
Schergen 4 Pfennig;
Es sollen vier Burger da sein, wer einen Wein will aufthuen und
nach deren Rath soll man den Wein schenken, oder wer on Iren Rath aufthuet,
der ist schuldig dem Richter 30, der Statt 30, dem Schergen 2 Pfennig ;
Umb das Schenckhen; man soll auch geben ain Viert all
welschen Weines umb 6, den franckhen umb 3, den Ossterwein umb 3, den
Metli um 3 Pfennig, und das Mass auf den Tisch setzen, wer das bricht,
der ist schuldig dem Richter 30, der Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig.
Es soll auch der Richter verbietten umb und umb in ainer Maill
in dem Gerichte alle Leuthgeben, an ze Khirichweih und ze Duldten ;
„Wer den andern zu ainer Unredt fordert und bringet, der ist
schuldig dem Richter ainen Frävel;
Wer ungespräche oder Unzucht lieh ist mit Worten und mit Werde-
dien, da soll der Richter Gewishait vor fordern also das er wol gezogen
sei, ob er niemandt ze bessern hat, so soll man ime (ihm) Urlaub geben
■von der Statt und aus dem Gerichte;
Wer dreyer Unzuchten inainemJahr yberwaret1) wird, der soll das
andere Jahr von der Statt, Er gewinne dann der Burger Huldte ;
Man soll khainen Burger um fliessendt Wundten, noch umb verigew2)
Red empfiiren noch ertragen, wan umb den Todschlag allaih, im soll auch
der Richter gewishait haissen tuen auf die Rechtigkait;
Es soll khain Burger umb khain Unzucht dem Vitztumb khlagen,
das der Richter gerichten mlige, es sei dann umb den Todslag, es ent-
wachse dann dem Richter;3)
„Wür wellen auch, wer der sey, der sich vergesse mit Unzuchten
gegen die Geschwornen oder gegen die andern Burger, die auch Ehrn
werth sein, den leg der Richter hintz dem Scherigen, oder auf den Thurn;
Was Unzuchte und Zerrednasse in der Statt ergehet, zwischen
wem das ist, das soll in der Statt gerichtet werden;
Wer der ist, Armer oder Reicher, der den Genannten umb des
Herzogen Gescheffte oder umb der Statt Nottdurfft icht mitredet wan sye
geschworen haben, ir Treu zu halten Reichen und Armen, den soll man
bessern mit ainem Pfands, und den Richter mit ainem;
Wer icht khauffet von der Burger-Knechte, oder von iren Diemen,
das haimblich ist in denen Stätten oder wo das ist, den soll man haben
an eines Deups4) stat; were, das khain Innmann oder khain des Burgers-
Knecht oder Diern khain Teuf taten, da der Burger unschuldig daran,
und das bringen mag, das soll er nicht entgelten; 1
1) überwiesen wird; -2) übler Rede; 3) Ehebruch, Unzucht und derlei Leichtfertig-
keiten wurden nur von der Stadt abgestraft; der Todschlag stand bei dem Richter; 4) Dieb.
367 —
Wer valsche Tuech ertzeuget, das mit Rinderhar, oder mit andern
lhar ertzeuget ist, der soll geben 5 Pfundt und 50 Pfennig, oder dessen
Hand und das Tuech prennen.
Es sollen auch zween gesetzt sein über das Grab-Tuech (Graues
Tuch), das die bei irer rechten Färb und Breite sein und beleihen;
Welcher Mann oder Wip *) sich wehrt notwer seines Leibes, und
auch notwer bringen mag, als Recht ist, der soll sein vrei und ledig aller
Nottaiding;
Welcher Mann einen andern Mann vindet und begreiffet bei seinemWeip,
was Er dem Mann und dem Weip thuet, da soll der Richter nit umbsprechen;
Welcher Mann gevlochen chombt in eines Burgers haus, da sollen
• des Richters Knechte noch der Richter nit verrer (weiter) khommen wan
für das haus, und sollen denWuerth fordern, ob Er das Recht welle thuen
von dem flüchtigen Manne, oder nit; will der Wuerth das Recht nit thuen,
so soll der Richter den flüchtigen Mann aus dem Haus nemmen, mag aber
yn der Burger an sein Geworhait bringen, da soll der Wuerth nit umb-
laiten von dem Richter;
Ob der Richter den Geschworen wider ist ires Gebotts und ires
‘Geschafftes, das sollen sye bereden mit dem Richter, heisst das nit, so
8 t e nutz an den V itzt hu mb, von dem Vitzthumb an den Hörzog;
Wür thuen auch inen die Genade, wer der ist, der inen icht schul-
dig ist, das sye den aufheben in der Pannstatt auf das Recht;
Wer versitzet das Fürgebott,2) der ist schuldig dem Richter 12
Pfennig, und nach dem Pfanndt 12 Pfennig;
Umb Gelaite; Es soll der Richter kliain Gelaitte geben umb
gelt oder umb anders icht, wan mit der Burger Vrlaub, es sei dann des
selb scholan Vrlaub;3)
„Es sind verbotten auf truckhen Landse alle Plätze, 4) wer es
bricht, der soll schuldig sein dem Richter 30, der Statt 30, dem Schergen
4 Pfennig, und der Scherig ne mb die Pfennig, die Er da findet;
Welcher Wuerth mit Willen Würffel-Spill in seinem Haus auf
seinen Tisch let tragen und legen, oder werden, der ist schuldig dem
.Richter 30, der Statt 30, dem Schergen 2 Pfennig ;
Und wer auf die Plätze oder anderswo in der Statt Würffel auf-
legt, der soll das Wandel geben; es soll der Fronpott ainen Burger helfen
seiner Recht umb ainen Pfennig, dem Gasst umb 2 Pfennig;
Wer der ist, der Preutleuth5) will haben, dem solle alle Mahl
verbotten sein, wan aines, wan man waisen soll; wer das bricht, der ist
schuldig dem Richter 30, der Statt 30, dem Schergen 2 Pfennig;
i) Weib; 2) Vorladung; 3) Zustimmung; 4) Tanzunterhaltungen und Hazard-Spiele;
5) Brautleute.
— 368 —
Es sollen alle Spilleuth verbotten sein, wan zween, die zu der
Statt gehören, bei Strafe von 62 Pfennig, der sind des Richters 30, der
Statt 30, dem Schergen 2 Pfennig;
Wiir wellen, welches Haus das ist, das innerhalb der Mawr stet
mit ungefertigen J) Frawelein2), da soll der Gemain Vrlaub yber sein
es zestören;
Umb das fewr und umb ßrant;
Wür wellen auch swa es sich entzünde, und berueffet der Wüerth
oder das Gesinde das fewr, so hat der Richter hintz im nit ze sprechen;
wird aber der Richter inne, das das fewr nit berueffet ist, so ist der
Wüerth schuldig dem Richter 30, der Statt 30, dem Schergen 4 Pfennig;
Wan sich ein fewr erhebt, da sollen die verristen3) Burger zu
laufen jeder Mann mit ainer axe4), oder mit ainer andern wer,5) und sollen
ein Haus niderbrechen, da sye sich versehen Schaden, davon ze khommen
und sollen auch dasselb Haus gelten nach der Burger Rath, wer das
nicht thuet, der ist schuldig dem Richter 30, der Statt 30, dem Schergen
4 Pfennig;
Man soll immer yber acht Tag ein Vas mit Wasser sehen in eines
solchen Mann’s Haus, der Scherg oder sein Knecht sullen suechen, findet
man sein nit, so ist er schuldig dem Schergen 12 Pfennig ;
Wer gesessen ist in dem Gey, der den Burgern gelten soll,6) und
stet der Gewer an Langen, 7) so soll der Burger pfendten, umb was man
im am Langen ist, stehe am Richter und an Schergen;
S wan ne auch man den Genannten zusammen gebeutet durch der
Statt Kot, wer das versitzet, der dahaim ist, der soll geben 24 Pfennigs
Es sollen alle Unkhauff sein Verbotten auf allen handtwerchen;
Es soll khain Durchzieher khainen Gas st icht verben;8)
Wer den andern findtet in seinen Gärtten, oder an seinen zewnen
im ze schaden, oder wie gethonnen Schaden Er ihm thuet, schiächt er iu
oder raufst in, der soll dess nicht entgelten gegen den Richter;
„Wür wellen, das alle Aeckher und Wis, die getungt sind, das in
fridt ist, das soll fridt haben, oder er ist schuldig dem Richter 30, der
Statt 30, dem Schergen 2 Pfennig;
Wer dem andern aus Gärtten oder ab den Zewn (Zäunen) oder ab
Veldte, oder aus Wisen icht empfremdtet, an jennes Willen, das das Guett
ist, in welches Haus man es traidt, da soll derGemaine yber sein erlaubt; 1
1) unsittlich; 2) Lustdirnen; 3) die entfernteren; 4) Axt; 5) Wehr oder Waffe
■6) schuldig sein; 7) in die Länge gezogen, hinausgeschoben; 8) Kandelschaft treiben.
— 369
Wür wellen auch das nicht, das khain Burger armer oder reicher
weeder Ackher oder Gartten, das zu der Bannstatt gehört, ln (?) verschaff
umb kain Seelgerät;
„Wir wellen, das man icht sendte ze Wey nachten, wann dem
Pfarrer, dem Richter und dem Schergen, oder ist schuldig dem Richter 30,
der Statt 30, dem Schergen 2 Pfennig;
Es ist auch der Statt Recht, wer eines Burgerlechens, es seyn
Häuser, Wis oder Aeckher sitzet, bey Nuz und bey Ge wer Jahr und Tag
in der Bann statt an Ansprach, und mag er das bringen, der soll fürbas
des Guetes mit Rhue sitzen, ist das jenner, der in (ihn) dar umb anspricht, inner
Landtes gewesen ist;“
„Wür wellen auch, das unnser Statt ze Sehärdting all ire Recht
stätt und ganz beleihen, und die mit diesen Rechten nach ihrer alten
Gewonheit mit nicht werden bekhränckhet, dass inn (ihnen) das alles beleih und
unzerbrochen; darumben geben Wür inn disen Brief mit Unnserm Innsigl
versiglet, der ist geben darvon Christi Geburth wären Tausent, drey hundert
Jahr, und in dem Sechzechenten Jahr am Sant-Sebastianstag zq Landtshuet.“
Das Ich Underschribener dise A.bschrifft gegen dem Wahren auf
Pirament geschehenen, mir producirten Original gehalten, selbiges auscultirt,
und sowohl an Schrifft als anhangenten Insigl durchgehend Unvermailligt,
Unverlezt Und Unargwohnlich: auch Volgents yber Vleissig beschechenes
Collationiren demselben allerdings gleichlauttend er sandten, contestire Ich
mit diser Meiner Aignen handtschrifft und hierunter gestellter Palatinats-
Insigl, jta rogatus & requisitus.
Actum Scherding den 23. September 1693.
Caspar Mandl, Comes Palatinus Immatriculatus.*) 1
1) Copirte Abschrift des Freiheitsbriefes im Magistrats-Archive zu Schärding; das
Original ist nicht mehr vorhanden.
47
— 370 —
Hertzog Ludtwigs Bestättigung über Hörzog Hainrichs
Freiheit.
(Datum a. 1348.)
rWiir Ludwig von Gottes Genaden Margrave ze Prandtenburg und
ze Lausnitz, Pfaltzgrave bei Rhein, Herzog in Baiern unnd in Kärndtn,
dess lieyl. Reichs oberster Camerer, Graf ze Tyroll und ze Görz und Vogt
der Gottsheuser ze Aglay, ze Drienndt und ze Prichsen, verjechen und
bekennen, das Wür den Erbaren Beschaidten Leuthen den Burgern gemaine-
licher Unnser Statt Schärdingen, Unsern lieben getfewen, alle die genad,
freiheit, Stattrecht und guett gwonhait, die die Statt Burghawsen hab ent
nach der Brief-Beweisung, die Unser Lieber Herr und Vatter, der Ivayser,
dem Gott genedig sey, und ander Unser Vordem die Herzoge von Baiern
daryber geben haben, und sonderlich die Genadt, die in (ihnen) Herzog Hainrich
seelig, mit seiner Handtvest gethonn hat, bestättigt haben, und bestetten
in die mit disen Brief, und wellen Sye dabey behalten, und daran gen,
allermeniglich fridten und schirmen, und darum!) gebietten Wür allen
unsern Ambtleuthen, Viztumben, Richtern und Pflegern, wie Sye genannt
sein, das Sye in die stette, ganz und unzerbrochen halten, Sye daran von
Unsert wegen friden und schirmen, und in khainer weis yberfahren lassen,
Vestiglich bei Unsern buhlten, des zu ainern Urkundt haben Wür in geben
disen Brief, versigleten mit Unsern lnsigl, der geben ist ze Landtshuet
nach Christe geburth, dreyzechenhundert Jahr, darnach in dem Acht und
vierzigsten Jahr dem nechsten Mittichen vor St. Laurenzen-Lag. *)
Herzogs Rudolffs, Erczherczogs von Oesterreich Briefs, das
die Stat Scherding so/ all Freiheit wie ander Stet am Land
an der Enns haben.
(Datum 24. September 1364.)
„Wir Rudolfs der vierd von Gotes Genaden Erczherczog ze Oester-
reich, ze Steyr, ze Kerndn und ze Krayn, Herre auf der windischen 1
1) Copie im Magistrats-Archive zu Schärding; das Original ist nicht mehr vorhanden.
Herzog Ludwig der Brandenburger verleiht und bestätiget der Stadt Schärding die-
selben Gnaden und Freiheiten: als Mautfreiheit für Wein, Getreide, Holz, Vieh, Futter etc.,
das Stapelrecht, das Pfandrecht u. s. w. wie sie die Stadt Burghausen laut Briefe vom Herzog
Heinrich im Jahre 1335, vom Kaiser Ludwig IV. im Jahre 1341 erhalten hatte.
371
Marich, ze Tyrol, ze Pliirtt und ze Kyburckh, Margraf ze Purgaw und
Landgraff in Eisassen allen Christen Menschen ewicklich und sunderlich
den die dyse Lache äuget unsern Grins mit suadern Genaden und Chunt-
schaft diser nacligeschriben Dinge.“
„gewerer und getrewer frewnt erzaigt sich an den Noten der auch
von dem, dem er erberlich gedient und geholffen hat, warttn soll vernunftik-
leichen und erkanntliche Ergetzung als das pillich ist, darum!) zimpt
allerpest der hohe fürstlicher Wirdikait, die der allmächtige Gott aus der
V inst er der Gemaine und des Volkes gezogen hat, und sein alts durch-
schein ent e Liecht die da fürn und erkennen das liecht nach Gelegnhait der
Lache mit Parmherczigkait gemischet, gesetzet und getailet hat in die
Welte und stet auch wol andern Lewt ains iegliehen Wesens die von
yemanne in irn Nötn freventlichen und getrewen Dienst empfahent, das sie
denselben Dienst volliclich erkennen und durch Peyschaft ander gegen-
wärtiger und künftiger Leute mit Hantveste ir versigelten Briefe zu ewiger
Gedächtnusse pringen das ist zemerken als wir das gantze vergangn Jahr
ainen starchen mechtigen Lanntkrieg gefurt und gehebt habn mit den Her-
tz ogen von Bayrn unsern Veinden die mit aller Macht ir selbs und ander ir
frewnde Helfer und Diener uns ze scheden besessen hatten und gewynnen
wollten die Stat Müldorf, die wir mit unser selbs Leibe und unser ains
Macht gerettet und beschüttet habn mit dem Zug als wir zagen und aus-
lauten in das Lannd ze Bayrn für die veste Riede die wir mit sambt dem
Markte und was dar zue gehört mit Gewalte gewynne und gentzlich ge-
wiestet habn, das in den Zeiten desselben Kriegs die vorgenannten unser
Veinde und ir Helfer ze mauigen male gar starcklich und mach tick lieh ze
Rossen und ze Fuessen gewappent mit manigerlay geslossen und andern
wer liehen Gezewge gesuchcnt hab ent für unsern Markt ze Scherdingen an
-solichen Stetn, da derselb unser Marckt nicht anders gevestent was, dann
mit ainem un wer liehen Zayne, den unser lieb getrewe, die Bürger gemainik-
lich daselbs ze Scherdingeu, dahin wir inn Statrecht gehn habn, mit Hilff
unser Ritter und Knecht, so manlich, so getrewlich und so erberlich ge-
rett und behabt habent, das wir pillich und gern dieselbe ir manlich Getat
und Trewe verschriben und sie auch ir Erben nützlichen Diensten also
ergetzen da sie und ir Erben und Nachkamen e wie lieh da von gewirdet
gefrewet und geeret werden, und das auch die künftigen vernemen, wie ir
Vordem mit ir Frumkait und Manhait in erdient haben Ere und Frume
und das sy und ire Kind Ewiclich da mit fürbas er angeraizet und darzue
gezogen werden, das si Lüste ze trettn in die Fussstapfen ir gewesten
Vorvordern und ir Trewe und Ere in künftigen Zeiten gen unsern Brue-
dern und Erben also behalten, das sy für.bas auch ewiclich von uns und
unser Nachkamen und Erben gereichet, gewirdet und geeret werden nach
47*
— 372 —
irn verdienten Trewn, und darumb haben wir in dein Namen als darvou
für uns unser Prueder, Erben und Nachkomen Ewielieh die weille und si
in unser Brueder Erben oder Nachkomen Handen und Gewalte sind durch
der vorgeschriben und anderer ir Trewe und Dienst willen gegeben wissent-
lich und geben mit diesem Briefe von besunderen Genaden recht und red-
lich alle dy Freyheit und Gnade, Recht und Gewohnheit in aller Hand-
lung, die all unser Stette in unserm Herczogthumb ze Oesterreich ob der*
Enns hab ent auf Wasser und auf Dann de in allen Stuckche und Sachen,
wie die benannt sind nichtz ausgenomen on Alles gever, darumb gebieten
wir Ernstlich alln unsern Haubtlewten, Lantherren, Rittern und Knechten,,
Purgrafen, Richtern, Burgern, Mauttern und Zöllnern auch allen andern
unsern unterthänigen, und wellen, das si dy egenannt unser Bürger ze
■Schärdingen bei den Genaden und Rechten, die wir in gegeben haben als
vor geschriben stet, beleihen lassen und in chain Irrung Hindernusse noch
Beswarung daran tun in khainen Weg; wer aber dawider tet and die vor-
genannten unser Gnad mit frevelt Geturftika.it üb er für, der soll sich wissen
in unser Ungenade und dar zu hundert Pfund Goldes ze Wandel vervallen
sein der fünfzig Pfund in unser Chamer, dreissig Pfund hintz Sand Stephan
ze Wienn, und zwantzick Pfund den dy davon beswert sind worden, ange-
vallen sollen.
„Diser Sachen sind zewgen der hochgeborne Fürst Herzog Wenczla
von Sachsen unser lieber Ohaim, der Erwirdig Herr Joannes Bischof ze-
Brichsen unser lieber Fürst und Cantzler, die Ersamen unser lieben an-
dächtigen (Herr) Abt Johanns ze Medlickch, Apt Clemens ze den Schotten
ze Wienn, die Edlen unser lieben Ohaim Grats Ulrich und Graf Heinrich
Geprüder von Schawnberg, und die edlen und unser lieben getrewen Graf
Purckhard und Graf Hanns von Maidburg Vettern, Graf Ulrich von Cyly,
Hauptmann in Crayn und. Graf Herman sein Bruder und unser lieben ge-
trewen Stetfan von Meissau, öbrister Marschale, Haydenreich von Meissau
öbrister Sehenckh, Albrecht von Purchaim, öbrister Drugsetz, Peter von
Ebersdorf, öbrister C am er er, und Lewtold von Stadekk, Landmarschall in
Oesterreich, Hertl von Pettaw, öbrister Marschal, Rudolfs Ott von Liechten-
stain, öbrister Cammerer, Chöl von Seidenhoven, Hauptmann in Steyer,
Chunrad von Ausenstain, öbrister Marschalh, Herman von Ostrawitz,
Sehenckh und Chunrad der Kriech, Hauptmann in Kärnden, Hainrich von
Räpach unser Hofmeister, Hanns von Lotzperg, unser Camermeister, und.
vil ander unser Ritter und Knecht di zu den Zeiten bei uns gebesen sein,
und darüber zu Urkund hiessen wir unser grosses fürstlichs Jnsigl hengen
an disen Brief, der geben ist ze Wienn am Eritag vor Sand Michels-Tag
nach Kristes Gepurt drewzehnhundert Jar darnach in den vier und sechs-
zigsten Jar, unsers Alters in den fünf und zwanzigsten Jar, unsers Ge-
waltz in den sibenten Jar etc. etc.
373
■j* Wur der vorgenannt Hertzog Rudolfs stercken disen Brief mit
der Undtergeschrifft unser selbes Hand.“ ')
t
Bestättbriefe Herzogs AIbrechten (//.) vom Jahre 1394.
„Wür Albrecht der Jünger, von Gottes Genaden Pfaltzgraf bey
Rhein und Hörzog in Bayern, bekennen öffentlich mit dem Brief, das Wür
angesehen haben solch getrew, willig Dienst, die der Bath und auch die
Burger gemainelich armb und reich Unserer Statt ze Schärding, Unsern
Vorfordern, Unserm Vatter, und auch Uns langé Zeit her gethonn habent,
und auch noch allezeit willigelichen thun, und haben in bestatt und be-
statten hin auch mit Crafft diss Briefs allen trew, Recht, gewonheit, Handt-
vest und Brief, die inn von Unsern Vorfordern, unserm Vatter bestatt
und geben sind worden, gehaissen und geloben Wür innen mit Unsern
fürstlichen Gnadten, das Wür Sye bey denselben iren Rechten, Gewon-
h ait en, handtvesten und Briefen allen halten wellen, und in khain weis
nit krennckhen noch überfahren, noch niemandt gestatten, das inn die von
Jemandt gekrennckht noch yberfahren werden; darumb so wellen und ge-
bietten Wür ernstlich allen Unsern Ambtleuthen, Vizdomben, Pflegern
Richtern und andern Unsern Getrewen, wie die genannt sind, die Jezundt
sind, oder fürbas werdent, Vestigelich, das Sye die ehgenannt Unser Lieben
getrewen den Rath und auch die Burger gemainelich Unser Statt ze Schär -
dingen bey den obengeschribenen Unsern Gnaden und Bestätigung fürbas
Ewigelichen vonn Unsern Wegen halten und schirmen gegen meniglich,
und Sye daran nicht irren, laidtigen und beschweren, noch das Jemandt
anders gestatten in khain weis bey Unsern Huldten und Genaden.“
' „Unnd des zu Urkundt geben Wür inen den Brief versigleten, mit
Unserm anhangenten Insigl, der geben ist zu Straubing, do man zält nach
Christe Geburth dreyzechenhundert Jahre, und darnach in dem Vier- und
Neunzigsten Jahre, in die Egidy confessoris.“ * 2)
!) Tom. IX. fol. 77 privilegiorum, ex Specimine Diplomatarii Bojoarki apud Oefele,
Rerum boicarum Scriptores, Tom. II. S. 189. Die'Original-Urkunde ist verloren gegangen.
2) Copie in dem Magistrats-Archive zu Schärding.
374 —
Bestättbrief des Herzogs Ludwig vom Jahre 1427.
Herzog Ludwig der Gebartete von Bayern - Ingolstadt, Graf zu
Mortany bestätiget und erneuert sämmtlichen Grafen, Freien, Rittern,
Prälaten, Städten und Märkten des Straubinger-Antheiles in Niederbayern
die ihnen von seinen Vorfordern sei. Gedächtniss ertheilten Handvesten,
Urkunden und Briefe mit allen darin enthaltenen Ehren, Freiheiten, Rechten
und guten Gewohnheiten in allen Artikeln, nichts ausgenommen etc.
Datum Straubing am Freitag vor St. Margarethen des Jahres 1427,
nachdem ihm, und seinen Vettern, den Herzogen Ernst und Wilhelm und
dem Herzoge Heinrich als rechten Erbherren die Huldigung geleistet
worden ist. *)
Bestättbrief des Herzogs Heinrich von Bayern-Landshut
vom Jahre 1447.
Herzog Heinrich von Niederbayern bestätiget, kräftiget und erneuert
der Landschaft, d. i. den Prälaten, Grafen, Freien, Rittern, Edlen und
auch den Bürgern der nachgeschriebenen Herrschaften, Gerichte, Städte
und Märkte, namentlich der Städte, Märkte und Schlösser: Ingolstadt,
Wasserburg, Scherdtingen, Rattenberg, Kufstein, Kitzpühel, Reichertshofen
und Eickofen der durch das Ableben des Herzog Ludwig von Bayern-
Ingolstadt ledig gewordenen Lande, nachdem sie ihn als nächsten Erbherrn
erkannt und ihm Huldigung gethan und geschworen haben, alle die ihnen
von seinen Vorfordern verschriebenen und verbrieften Gnaden, Freiheiten,
Rechte und guten Gewohnheiten in allen Artikeln;
Datum zu Neuenburg am St. Margarethentag des Jahres 1447.2)
Bestättigungsbrief des Herzogs Heinrich von Bayern-Landshut
vom Jahre 1447.
„Wür Hainrich von Gottes Genadfen, Pfalzgrave bei Rhein, unnd
Hörzog in Bayrn etc. Bekennen öffentlich mit dem Briefe, nachdem nun
Wür von göttlicher Sehickhung zu ainem Fürssten in dieser Weldte aus
der Fünster dess Volckhs erhöcht sein, gebirt Unns ziemblich, als Wür
auch von angeborner Gitte genaigt sein, alle unsere Undthonnen und ge- 1
1) und 2) Copien im Magistrats-Archive'zu Schärding; letztere Urkunde wurde vidi-
mirt von Joannes Abt zu Atl und von Heinrich, Abt zu Hott, in copiarn der Mitglieder der
Landschaft.
375 —
treuen mit gnaden zu fördern, docli sonderlich die mehr, die Wür in
Unnserer unnd Unnsern Vordem Löblicher Gedechtnuss Diensten unver-
•drossentUch unnd bestätiget fünden unnd erkhennen, nachvölgende den Wege
der sanfftmüthigkait Unnserer Vordem seligen, unnd wann wir nun Unnser
liebe unnd getreu Unnser Burger unnd gemainelich Unnser Statt Schär dingen
Unnd Ihr Vordem, durch Lang Herkhomen, unnd alt brieflich Urkundten
gesandten haben, das die nach Vill ergangenen Widwerttigen Sachen,
Hauptkriegen, Bräuten, Besessen, täglichen Kriegen unnd andern Abbrüchen
unnd Pfrehgnus, so inn denn vorherr unnd auch in unnsern Zeiten, das Unns
kund lieh unnd wissentlich ist, widergangen sein, frumbelich unnd Erbarl ich
an dem Hause von Bayrn gethonn, unnd Ihr rechte Herrschaft als dardurch
geehret unnd behalten, unnd sich also geredet unnd hertiglichen darumben
gelitten haben.
Darumb unnd auch umb solch getreuer Dienst willen, das Sye Unns
Jezo so förderlich für Ihren rechten Erbherrn unnd Lanndtsfürssten er-
kandt unnd gehuldiget haben, Wür in bBlieben mit Genaden unnd Für-
derung genaigt sind, Unnd das auch Sye unnd Ihr Kachkomen die Fuess-
staffel Ihrer Vorfordern desto giettlicher fürohin Irr willigen unnd unver-
drossener gehorsambkhait unnd Dienstbarkait nachkommen, darumb so haben
Wür die ehegenannten Unnser Burger zu Schärdingen in Unnsern besondern
Sehuz unnd Schirmb, Sye unnd Ihre Nachchommen genommen, unnd in auch
all unnd jeglich Ihr Brief unnd Privilegia, Freyhaitt unnd alt guett ge-
wonhaitt, so in denn Unnser Vordem am Haus vonn Bayrn Löblicher Ge-
dechtnus gegeben, unnd bestatt, unnd bey Ihnen hergebracht unnd gebraucht
haben, genediglich, unnd von neuem bestatt unnd confirmirt, bestätten unnd
■confirmiren Ihnnen auch die, all unnd jeglich in Grafst diess Briefs in aller
der Mass unnd Formb, als die Briefe von Unnsern Vordem sei. darumben
ausgangen, ausweisen, als waren die von worth zu wörth hierin geschriben
unnd begriffen, unnd wellen Sye auch bey solchen Ihren Briefen, gueteii
unnd Löblichen gewonhaiten genedigelich halten und bleiben lassen, allen
unnd jeglichen unnsern Ambtleuthen, Underthonnen unnd gethreuen, wie die
genannt sein, gegenwirttigen unnd kunfftigen Ernstlich gebiettund, Sye bey
solchen Unnsern genaden unnd Bestätigung auch zu halten unnd beleihen
lassen, Ihnnen auch keinen Krännckh oder Irrung darin zu thuen, bey
Unnsern Ungenaden unnd schwerer straffe zuvermeiden.
„Geben zu Schär dingen am Sambstag nach unser lieben Frauentag
Assumptionis nach Christi Geburth Vierzechenhundert unnd in dem Siben-
unnd vierzigisten Jahr, mit Unnserm anhangunden Insigl versigelt.“x)
1) Copie im Magistrats-Archive Schärding.
376 —
Herzog Georg ns Bestätigung vom Jahre 1470.
„Wür Georg, von Gottes Genaden Pfalzgrave bei Rhein, Herzog
in Niedern und Obern Bayrn etc. Bekennen mit dem Brief vor aller mennig-
lieb, nachdem Urins Unnser liebe getreuen Cammerer, Rath, unnd Gemahl
Unnser Statt Schärding, auf Begehren dess hochgebohrnen Fürssten Herrn
Ludtwige, Pfalzgrafen bey Rhein, Herzogen in Nidern- und Obern-Bayrn
etc. Unnsers Lieben Herrn und Vatters als Ihrem rechten Erbherrn unnd
Landtsfürssten Erbhuldigung gethon, unnd darauf Ihr Freyhait, die Ihnnen
Weyllant von Unnserm Vorfahrn löblicher Gedechtnuss gegeben, Unnd von
dem ietzgemelten Unserm Lieben Herrn und Vatter confirmirt, in Und-
thenigkeit bittent, in die auch zu confirmiren fürbracht, also haben Wür
Ihnnen dieselben all unnd jede Ihr Brief, genad, Lab. freyheit unnd Be-
stätigung, so Sye haben von denselben Unnsern Vordem, Kaisern, Königen
unnd Fürssten des Lebliehen Haus zu Bayrn, auch alle Ihr Recht, alts
herkommen unnd guett gewonhait, wie Sye das alles redlich bis an Unns
hergebracht unnd gebraucht haben, genediglich bestätt, erneuert unnd con-
firmirt, bestätten, erneuern unnd confirmiren Ihnnen die auch, alle unnd
iede, sambentlich unnd sonderlich in Crafft dess Briefs, und wellen Sye
auch bey denselben Ihren Briefen, unnd alten guetten herkommen genedige-
lich halten, darauf gebiethen Wür allen unnd ieden Unnsern Retten,
(Räthen?) Vizdomben, Hauptleuthen, Pflegern, Rentmaistern, Landschreibern,
Jegermaistern, Richtern, Casstnern, Ambtleuten, gegenwerttigen unnd künft-
igen, unnd allen Unnsern Underthonnen unnd getreuen Ernstlich unnd
Vestigelich mit dem Briefe, das Ihr Sye bey solchen allem unnd ieden,
Ihren Briefen, genaden, Freyhaiten, Rechten, gewonhaiten alten herkommen,,
unnd sonders bey dis er Unnser Bestätigung geruehet beleihen lasset,
handthabet, schuzet unnd schirmet unnd in kamen Kränckh oder Irrung
daran thuet, noch zu thuen gestattet, in kain weis, bei Verliesung unnser
Gnaden, unnd schwerer Unnser Straff zu vermeidten.“ „Zu Urkundt unnd
besser Sicherheit aller obgeschriben Sach, so geben Wür in den Brief, mit
Unnsern anhangenden Insigl versiglet, zu Scherdting am Sontag nach
Allerheilligentag nach Christi Unnsers lieben Herrn Geburth, Vierzechen-
hundert, unnd im Sibenzigisten Jahre.“1)
i) Copie im Magistrats-Archive Schärding.
als Kilder der Zeit.
Form eines im Jahre 1623 zu Schärding verfassten Testamentes.
Ich Wolf Paumgartner, Burger u. Handelsmann alliie zu
Schärding, habe aus freyem ungezwungen u. ungedrungen Willen volgents
Testament u. Lezten Willen aufgericht:
Als E r s 11 i c h e n , wann Ich dem genedigen willen Gottes nach
yber khurz oder lang mit zeitlichem Tod aus disem Jamerthal abge-
schaiden, so soll mein Seel in die vätterliche Barmherzigkheit Gottes be-
vo leben sein, u. mein todter Leichnam bei St. Georgen Gottshauss in der
Statt alliie zu Schärding christlich Catholischen Gebrauch, auch meinem
Standt nach geiness begraben, zur Erden bestatt, u. mit gebürlichen Gotts-
diensten, wie auch zum Sibenden u. dreysigisten, also besungen werden;
A m A n d ern, so verschaffe Ich zu St. Georgen Gottshauss alhie
Ain hundert fünfzig Gulden guete Rheinische Münz dergestalten für aigen-
thumlich, dass dieseIbigen sollen auf Gülten ausgeliehen, und mir umb dass
hievon anfallende gebürliche Interesse jerlich u. jeden Jars ain dartag solle
gehalten, also ordentlicher Weiss durch meine nachgelassne Erben ange-
stellt u. gestüfft werden, dass nemblichen von dem Interesse wegen Ver-
richtung der Vigil u. dess Gottsdiennsts Herrn Kirchherrn Ain Gulden,
u. dessen Cooperator dreysig Khreuzer, Item dem Schuelmaister, Organisten
u. Mesner Jedem dreysig Khreuzer, Cantori zwainzig, den drey Präben-
disten Jedem Zehen, und zwayen Bueben, so auch zu Chor singen, Jedem
fünf Khreuzer, thuet zusamen Vier Gulden; Verner insonderheit dem Gotts-
hauss für die Beleichtung u. anders drey Gulden dreysig Khreuzer solte
erfolgt, geraicht u. zuegestelt werden;
Drittens, verschaf u. legire Ich zum Siechkhobl fünfzig, dann
zu den beeden Bruederheusern alhie jedes Orths, auch fünfzig, thuet an
die bestimbten drey orth Ainhundert fünfzig Gulden dergestalten, dass
solche auch auf Gülten sollen ausgelegt, u. dass Järliche hievon anfallende
48
378 —
Interesse jedes Jares, wann man meinen Jartag halten u. verkhUnden
wirdet, den Armen auf die handt, ye ainem sovil, alss dein Andern, soll
ausgetliailt, auch dahin vermant werden, dass sie an meinem verordneten
Jartag dem Gottsdienst fleissig beywohnen, u. mit ihrem armen gehett
gegen Gott für mich türbittend sein wellen;
Viert tens vermach u. ordne Ich meiner freindliehen lieben
Hausfrauen Ursula Lindingerin, inmassen ich Ihr solches alberaith hievor
nach Lauth unsers aufgerichten, verferttigten Heuraths-Contracts verordnet
geliebt, dass sy nach meinem zeitlichen Ableiben bey meiner aigenthomb-
lichen, u. an Jezt Inh ab i gen Behausung, auch angehörigen Stadl alliie zu
Schärding die Besitzung u. Wohnung ohne Raichung ainiger Zinss oder
Gült fünf Jar lang solte haben, yedocli hingegen schuldig u. verpunden
sein, in solchen Jaren angeregte Behausung u. Stadl, wesentlich und pey-
lich zu undt erhalten, unnd dann, da sy etwan Ir er bessern Gelegenhait
nach angeregte Behausung u. Stadl (welche beede stuckli hernach bemelt
meinen hinderlassnen liegst gesipten Erben ohne mitl zu ainem voraus
aigenthumlich erfolgen sollen) die bestimbten fünf Jar nit bewohnen wollte,
dass solche bedeut mainen hinterlassnen Erben vor andern umb ain Irlich
gebürenden Zinss solle lassen ervolgen u. einräumen.
Fünfftens, verschaff u. legire Ich obgedacht meiner fraindtlichen
geliebten Hausfrauen Ursula von ganz freundtlich conlicher Lieb u. gefierter
HausswierthschafFt wegen, ausser meiner Behausung u. Stadl, (darbey sy
allain gehörtermassen die Bewohnung fünf Jar lang zu suechen) in all
Mindern meinen Haab u. Guettern, die seyen alsdan liegende oder varende,
Silbergeschirr, Bar gelt, verbriefft oder unverbriefFte Schulden, Gethraid,
Wein, Khaufmanswahren, Varnus unnd Alles anders, nichts ausgenommen,
sovil derselben über Abrichtung obbeschribener Legat, funeralia, Herrn-
forderung u. andere meine hiiiderlassne Schulden, wie auch da sy mein
liebe Hausfrau erstens als an Ihme Selbsten billieh, Ihr mir mit aller
Zugehör zugebracht Ehrbeth, Truhen oder Cassten, Ihre Cleider, En dt u.
Gependt, was zu oder an Ihren Leib gehörig, empfangen hat, noch ver-
bleiben werden, alweilen wir der zelten von Gott dem allmechtigen mit
kheinem Erlichen Leibs-Erben begabt worden, durchgeend für freyaigen-
thomblich, ainen gleichen halben Thail; zum fahl unnss aber Gott der All-
mechtig noch mit ehelichen Leibs-Erben begaben würde, alsdann soll sy
allein einen gleichen Khiiidtsthail ebenfahls für freyaigenthomblich, neben
andern obbestimbten Legaten, angehörigen Ehrpöth, Cassten, Claidungen,
Endt u. Gependt, zu ersuechen auch damit ze thuen u. gelassen haben, als
sy mit anndern Ihren aigenthomblichen Haab u. Guettern zethuen gelüst
und gelangt;
Yber d i s s am Sechsten, aldieweillen meiner fraindlichen
lieben Hausfrauen auf Absterben deren geliebten Vatters Georgen Lin-
*
dingers als meines gewest geliebten Herrn Schwechers sei. wol wass für-
nembs an Parrgelt, verbriefft u. unverbriefften Schulden, Silbergeschirr,
Grunds stuckh, Varnus u. anders Erblichen angefallen, also solt dises alles
u. Jedes Ihr freyaigenthombliches Vorbehaltens paraphernal - guelt sein
n. bleiben, und in mein Vermögen oder Verlassenschafft gar nicht gemischt
oder gemahlt sein, wie mir dann, nit zuwider, da sy mir mein liebe Haus-
frau von solch Ihren aigentho mb liehen Paraphernalguettern zu meinen
bandelsgewerben, an Pargelt, Varnus oder anderm, wass unndterthenig
machen wurde, Ihr dagegen jederzeit ain recognition zu erthaillen, auf dass
sy solche paraphernalguetter ebenfahls zu gebürendem Voraus bei meinem
haab u. Guettern widerumb fachig und entricht werden mag;
Am Sib enteil, obgleich nit ohne Ich Testierer von obgedacht
meinem fraindtliehen lieben Schwecher Georgen Eindinger sei. das zu
meiner fraindtliehen lieben Hausfrauen versprochne Heurathgiiett zway-
hundert Gulden Rheinisch in Münz, Par ohne Abgang empfangen u. ein-
genommen habe, auch zwischen unss beeden Eeleuthen ein ordentliche
Heuraths-Notul, datirt den zwelfften Monatstag Januarij anno Aintausend,
sechshundert Liben zehne verferttigt aufgericht worden — so soll doch solche
im fahl gedachte mein liebe Hausfraw nach meinem zeitlichen Todt di se
mein Testamentliche Ordnung angetretten, und darbey zu verbleiben willens,
genzlichen abgethon und eingeworfen, auch also zu ver st een sein, dass Ihr
entgegen alle von meinen haab und Guettern aus freundlich Conlicher
Lieb, obgesetzte vermachte legat, Item deren Ehrpeth, Cassten, Claider,
En dt u. Gependt, wass zu und an Ihren Leib gehörig, wie auch, und zum
fahl sy mir von Ihren paraphernalguettern wass underthänig gemacht hat,
und ordentlich bescheinigen wurde, solté würckhlichen ervolgt und einge-
hend igt werden;
Aldieweillen aber am Achten die Institutio liaere-
d i s , oder die Erbsezung das ordentlich Recht u. wesentlich Hauptstuckh
eines Jedweden aufgerichten Testamentes u. lezten Willen ist, demnach
und im fahl, der allmechtig Gott mich u. mein liebe Hausfrau mit Eelichen
Leibs-Erben ferner nit mer begeben, also deren nach meinem Ableiben
khains in Leben sein wurde, benenne und instituiré Ich weiland meiner
fraindtliehen lieben Tochter Rosina sei. hinterlassne Eeleibliche liebe
Tochter, Namens Anna Maria, so ernannt mein liebe Tochter bei weiland
Ihren geliebten Hauswirth, Hannsen Gurger, gewesten Burger zu Passau,
alss meinem gewest geliebten Tochtermann sei. Eelichene erworben geliebt,
dass dieselbe mein liebe Andl Anna Maria, in all u. Jeden mein verlassnen
haab u. Guettern, ligenden u. varenden, wie die Namen haben, auch sovil
deren über Abl ichtung der obverschribenen Legat, Herrnforderung funeralia
und Schulden, verbleiben mechte, meine rechte Universal-Erbin sein und
bleiben solle; Hieryber die Siglsbittung der Ehrenvest, fürsichtig, Ehrsam
48*
/
— 380 —
u. weise Herr Johann Bapt. Schott, des Innern Raths n. derzeiten Ambts-
Bnrgermaisters, in meines Testierers behaussnng u. obern Stuben, nach-
mittag zwischen Ain und zway Uhr an- und aufgenommen hat; Zeugen
dessen sein die auch Ehrnvesten, fürsichtig, Ehrsamen, weisen, Ehr ent-
halten m Ehrngeachten Hannsen Stainschneider, StattCamerers, Georgen
Geiger, Wolff-Schlipfenbacher, Christophen Hörabeckh, alle dess Raths,
Hanns Schlipfenbaeher, Gastgebers, Johann Isaaken Jebinger, Handelsmanns
und Hannsen Prandthueber, Kupferscbmids, alle Burger alhie zu Schärding,
actum den 21. November des Jahres 1623. x)
Heurats-Abredtd. /'. Heiraths-Vertrag.
Zwischen Herrn Mathiasen Spilleder, Burger u. Gastgeber zu
Obernperg, Passauer- Bistumb, als Preitigam an ainem, und dann weilland
Lorenzen Wibmperger, gewesten StattCammerers und Burgers alhie zu
Schärding sei. und Maria seiner Hausfrau nachgelassen Tochter, Anna
genannt, alss Brauth andern theiiss, wie volgt:
„N e m b 1 i c h e n u. Erstens ist gedachte Junckhfrau Braut mit
Irem aufgedruckhten Consens frey u. unbezwungenen willen bemessen Herrn
Spilleder ehelichen biss aufs Priesters handt verübt und versprochen wor-
den, die er auch alss sein khonfftige liebe Hausfrau acceptirt u. ange-
nommen, also dass sie solche beederseits verübte Ehe in Angesicht der
christlichen Khirchen und folgenden gebürlichen Beyschlafs fürderlidien
und wie es beeden theilen gelegen, bestettigen, nach welchem allen es
alssdann für ein rechtschaffen volbrachte Ehe gehalten und Alles so nach-
volgent gebürlichen volzogen werden solle;
Betreffend die zeitlichen Guetter soll und will ermelte Junckhfrau
Brauth Irem auch benenten lieben Breitigam u. khonfftigen Hausswierth
zu rechtem constituirten Heurathguett im paaren guetem gelt benentlieh
Vierhundert Gulden, jeden zu fünfzehn Pazen oder Sechzig Khreizer
zerechnen, sambt ainer Irem Stands gemess Erbaren Ausfertigung ant-
worten und in sein Gewaltsam!) Bessern; welches Heurathguett Er Irent-
gegen gleichennassen mit Vierhundert Gulden gelierter Wehrung
widerlegt und ersezt, Soll und will sy auch darneben wegen Irer Junck-
freyliehen Ehrwillen mit 3 Pfennig dess bemelten Heurathguetts, alss
Ainhrindert drey u. dreyssig Gulden 20 kr. bemorgengaben,
mit welcher Sy allerdings alss freyer morgengabs Recht ist, ze thuen
völlige macht hat; danebens auch zu merer liebnuss und treuer Hauss-
wierthschafft seiner darbey zu gedenckhen, ain Silbernes Trinckhgeschirr
!) Notelbuch der Stadt Schärding Tom. a. 1622, 1623 & 1624. S. 110.
381
Vf zwainzig Gulden werth, oder sovil gelt, welches aber in derselben Wahl
stehn solle, ain solch bedeites silbernes Trinckgeschirr, oder das bestimbte
gelt ze nemmen, hiemit geschenckht u. vermacht haben, Thuet also Heurath -
guett, Widerleg, Morgengab und Liebnuss in ain er Summa N einhundert
drey und Fünffzig gülden 20 kr.;
Die soll mergenannter Herr Spilleder seiner versprochnen Junckh-
frauen Brauth verschreiben und versichern auf all und jeden seinen Jezig
und khonfftigen ligent und varenden Haab u. Guettern, welche alle hiemit
Ir Verschribens Für- u. Unterpfandt sein u. bleiben, auch sy davon, noch
darauss so lang u. Vil nit entsezt werden solle, biss sy Tr Heurath guett,
widerleg, Morgengab und andere hernach bedingt© heurathliche Spruch
auf begebende fahl der Billichhait nach, zu Irem völligen Benügen entricht
und bezalt worden ist;
Was unnd sovil aber beede Preitpersohnen yber die jeztbe-
stimbten Heurathguetter noch haben, oder in Irer stehenden ehelichen
Beiwohnung durch Erbschaft, Schanckhung oder ander Ehrgebührliche
Weeg bekhomen mechten, dasselb alles u. Jedes soll eines Jeden theils
frey vorbehalten paraphernalguett sein und bleiben, doch sollen sie es wie
Eheleuthen geziembt, miteinander zenuzen und zu gebrauchen haben.
In den unaussbleiblichen Todt fahlen soll es volgenter
gestalt gehalten werden: fernblieben, da gedachter Herr Spilleder vor
seiner khonfftigen Haussfrauen, es seien gleich eheliche Khinder auss Ihrer
beeder Leib geboren, vorhanden oder nit, Todts abgeen wurden, (welches
Gott mit genaden lang verhieden welle) soll seiner nachgelassen Wittib
vor all andern Geltem aigenthomblick volgen, zuestehn und bleiben:
Erstlich Ir hineingebrachtes Heurathguett der 400 ff, dann die 133 ff
20 kr. Morgengab, auch für die Liebnuss 20 ff oder ein Silbernes Trinckh-
geschirr, so ein solches gelt wol werth, doch soll sy darbey, wie ver-
standen, die wähl haben;
Neben dem Vorbehaltenem Guet und Annderem, wass Ir durch
Irem Ehevogt und andere verehrt und geschenckht worden were, gleicher-
gestalten Ire Claider, Bing, Endt u. Gependt, sambt dem Ehrpeth und
Cassten, doch ausser der Claider, auch Endt u. gependt, so von sein Herrn
Spilleders vorig geliebten Hausfrauen sei. (deren Gott genedig sein, und
ein frehliche Auferstehung verleichen welle) herrürent, auch nit zu be-
scheinigen ist, dass Ir gemelter Junckfrau Braut von Irem Breitigamb ge-
schenckht were worden;
Dann Verner, ain Dritter Thail auss aller seiner habenden
Varnuss (wie sy dann dargegen die Irige ebenfalss einzewerffen schuldig)
was nur Varnuss ist, und haisst; und dafür khan erkhent werden; darunter
auch das Silbergeschirr ganze und unzerschnitne Stuckh Leinbat verstanden
382 —
und begriffen, darinen nichte, alss seine Halss-Claider, Fixen, Wöhren und
wass Mannssgehör ist ;
Nit weniger auch parr gelt, verbrietst u. unverbriefft Schulden,
Getraidt, Khaufmanswahren und dergleichen gemainer Statt Schärding ge-
brauch nach aussgenommen sein solle, yber diss alles soll sy auch die
400 ff. widerlag. die Zeit Ires Lebens unverthuenlich doch gegen genueg-
s am er assecuration zu' gebrauchen, oder die Abnutzung. dessen, wie sy will,
einzenemmen haben ;•
Nit weniger soll sy auch aut ob verstandn en Ires Hausswierths Todt-
fahl in seiner aigentliomblichen und an jezt Inhabigen oder bewohnenten
Behaussung zu Obernperg Vier dar läng gegen gebärender Unterhaltung
•den Beysitz haben, ohne alles Verhindern oder widersprechen;
Wurde sich aber der Widerfahl (so ebenfalss in dem genedigen
Willen Gottes stehet,) eraignen und begeben, dass vorernannte Junckfrau
Braut vor Irem khonfftigen Ehewierth das zeitlich Leben mit dem ewigen
verwechseln, und khainen Leibss-Erben, von Ime geboren, verliesse, so soll
er in solchem Fahl obbestimbts Heurathguett die Zeit seines Lebens gegen
genuegsamer Versicherung zu messen haben, Allein Ire paraphernal- und
vorbehaltne Guetter solle er alssbalden den negsten Erben, wer die sein
mögen, jedoch für die Varnuss nichts herauss zu geben schuldig sein;
Item auch die Morgengab soll wieder an den Namen u. Stammen
(wovern sy die nit verschafft oder zu derselbigen Seelhail und nuz an-
legte) woher es Idiomen, fahlen, und dahin gehörig sein;
Da sy aber ain oder mehr ehelich Khinder hinderliesse, soll Er
alss ein Vatter den Eh indem solch Muetterlich Guett mit der Obrigkhait
oder negsten Befreundten Vorwissen und Guetachten ausszezaigen ver-
punden sein.
Sonsten in allen andern hierinn unbedingten und unspezificirten
fahlen und Artikuln soll es den Bairischen Landrechteu und der Statt
Schärding Sitt u. Gewonhait nach gehalten und volzogen werden, wie
dann diser Heuraht anderer gestalt nit ist abgeredt, gemacht und be-
schlossen, auch also zu beederseits angenommen worden;
Treulich ohne Geverde dess zu wahrem Urkhundt etc. etc. actum
den 24. Jenner 1624. *)
In der Zeit des Mittelalters und bis in das 17. Jahrhundert herab,
als der von den Städten en gros und en detail getriebene Handel gewinn-
bringend war, und das gezunftete Handwerk noch einen goldenen Boden
hatte, herrschte in den meisten Bürgershäusern eine Wohlhabenheit, von
1) Notelbuch der Stadt Schärding-, Tom. 1622, 1623, 1624 S. 134.
383 —
welcher in der Neuzeit, wenige Ausnahmen abgerechnet, fast auch die Idee
verschwunden ist. Diese Wohlhabenheit sprach sich aus in der Lebens-
weise, in der werthvollen Herren- und Frauenkleiduug. in dem soliden
Hausrathe, in dem reichen fundus instructus, sonderlich in dem Zinn-,
Messing- und Kupfergeschirr, das manchmal zu mehreren Zentnern vor-
handen war; eine vorzügliche Rolle spielte das Silbergeschirr, das Silber-
geschmeide, das Schatz- und Bargeld. Ausser dem silbernen Kettengürtel
für die Frauen durfte der silberne, innen vergoldete Trinkbecher grösseren
oder minderen Gewichtes nicht fehlen und jeder Bürgerssohn erhielt zur
Aussteuer einen solchen Trinkbecher oder doch eine Ablösung dafür zu
10—25 Gulden. Einer Stockuhr geschieht erst im Jahre 1636 unter den
Yerlassenschafts-Effekten der Handelsfrau Maria Wibmberger Erwähnung;
viel später werden die Sack- oder Taschenuhren genannt.
Beispielweise folgt hier eine
Consignation des im Jacob Bräuhause zu
Schärding (heute Nr. 112 auf dem Heinrich Weber-Bräuhause)
vorhandenen Schatzgeldes u. Silbergeschmeides vom Jahre 1726.
An 10-, 5-, 2- und einfachen Dukaten, an 6-, 3-, 2 und einfachen
viereckigen und runden Thalern, an Guide n-
stücken, Fünfzehnern etc. zusammen 535 fl. 42 kr.
-An verschiedenen Kronen 148 fl., an Zehnern 21 fl. 20 kr., an Sech-
sern 9 fl. 40 kr. zusammen 179 fl.
Summe des Schatzgeldes: 714 fl. 42 kr.;
Ein silberner, ganz vergoldeter doppelter Credenzbecher, 3 Pfund
schwer;
Ein silberner, ganz vergoldeter Becher in Weintraubenform mit Deckel,
wiegt 1 Pfund 25x/2 Loth;
Ein Becher, silbern und vergolde!, wiegt 15 Loth;
Desgleichen ein anderer, wiegt 10 Loth;
Eine silberne Muskatnuss, 1 Pfund 2 Loth ;
Eine silberne Schale, inwendig vergoldet, 6 Loth;
Ein silbernes Salzbüch sei, inwendig vergoldet, wieget 91/* Loth;
Ein Dutzend Messer und Gabel mit silbernen Schalen, 1 Pfund
2 Loth;
¡Sechs silberbeschlagene Messer;
Ein Dutzend Silber-Löffeln, 2 Pfund 15 Loth;
'Sechs silberne und vergoldete Löffel, 25 Loth;
Fünf Beinlöffel mit silbernen Stielen;
Mehrere buchsbaumene Löffel mit Silberstielen;
— 384 —
Ein mit 14 Silberstückeln beschlagenes Gebetbuch;
Ein silberner Panzer giirtel mit vergoldeter Rose, 31?/2 Loth;
Ein silbernes Panzerkettlein 8-/2 Loth;
Zwei silberne Kettlein, 7l/2 Loth;
Zwei silberne Haarnadeln mit durchbrochener Rose;
Ein kleines silbernes Haarnadlein;
Ein mit Silber beschlagenes Gürtel-Stüzel;
Ein silbernes Breve;
Ein silberner Ablass pfennig;
Mehrere Haarnadeln, Flor schnallen, Agnus D e i und sonstige-
Kleinigkeiten;
Ein Kindsbehäng mit verschiedenen Thalern und Münzen;
Ein in Silber gefasster Adler-Stein;
Ein vergoldetes Silberherzlein;
Ein in Silber gefasster Particul;
Ein in Silber gefasstes Marienbild;
Sonst auch mehrere, in Silber gefasste Sachen, als Breve, Kreuz lein,.
N adelzüngerl u. dgl.;
Sechs Rosenkränze mit silbernen Kreuzen, Anhangen, Paternostern,.
Ablasspfennigen;
Ein Rosenkränzlein mit silbernen und vergoldeten Ablasspfennigen;
Ein in Silber gefasstes Jesu- und Maria-Bildlein;
Sieben Ringe von Gold und Silber, sämmtlich mit Edelsteinen — Diamant
und Rubinen — besetzt;
Ein Kindsbehäng, woran verschiedene silberne Münzen und Zierden;;
Mehrere mit Steinen besetzte Halsketten;
Desgleichen auch goldene mit Edelsteinen besetzte Ohrgehänge;
Verschiedene Schnallen auf Männer- und Frauen - Schuhe, silbern und
mit Steinen besetzt;
Ein Gehstock vom spanischen Rohr, mit Silber beschlagen, obenauf mit;
Topas eingesetzt.
— 386 -
Straße p 'S OS* <L> 3 Ö Name des Besitzers oder des Hauses Stand oder Gewerbe des Besitzers
Stadtplatz 1 1 Städtisches Nathhaus Stadt-Commune
Hofgasse 2 2 Hanns Wäschbach churfürstl. Lieutenant
" " 3 3 Haus des Benefiziaten der Bür ger- messe
„ 4 4 Wolfgang Brunneder deutscher Schulhalter
Schloßraum 5 — Inneres Hochschloß ch nr für st l. - b ayr i sch es Aerar ^
tf n 6 — Aeußeres Schloß mit Kapelle,
" — 215 Kasten und Zeughaus
" 7 5 Aeußerer Schloßthurm
Unterer Stadtplatz 8 6 ! Städtisches Schrannenhaus und Rüstkammer Stadt-Commune
" " 9 7 ! U. l. Franen-Rosenkranz-Bruder- schaft-Haus Ros en kranz-Brud ers ch aft
10 8 ^ Christoph Pathöriuger Drechsler
11 9 Christoph Haslinger Bäcker
Obere Kirch eng affe 12 10 ^ Lateinische und deutsche Stadt- schule St. Georgen-Gotteshaus
Platz 13 11 Urban Meringer ^ Schuhmacher
„ 14 12 ' Georg Glasl Stadtgerichts-Prokurator ^
15 13 Haus des Cisenthaler'schen Beue- siziaten Eisenthaler'sche Stiftung
Amts- oder Schul- hos 16 14 Städtisches Amthaus oder Frohn- veste Stadt-Commune
— 387 —
Anmerkung Name des Hauses oder des Besitzers in der Jetztzeit Stand oder Gewerbe des Besitzers Anmerkung
seit dem Jahre 1594 Stadt-Rath haus Stadtgemeinde 1809 abgebrannt;
Schärding 1875 ititb 1876 wieder ausgebaut
Juliana Falterbauer Gastwirthin sogenanntes
im Jahre 1724 und 1774 ausgebrannt Franz Weber dermals freier Platz mit eitrigen Gärten verschiedene Remisen und Stallungen Schuhmacher Stiegeuhaus
Joseph Sporer Gartenhaus wurde durch Franz Wienin- ger zu einer Villa umge- staltet
war ehemals die Wohnung für den herzogt. Burg- Sogenanntes Schloßstöckl Stadtgemeinde Schärding
hüter und Thorwart, vom Jahre 1816—1852 für den k. k. Kästner.
Ehemaliges Rathhaus ! Joseph Knödlseder ; Tabackverleger im Jahre 1809 abgebrannt, im Jahre 1824 als Ruine verkauft
vormals zum Rathhause l August Spechteuhauser Zinshaus
gehörig
„ „ „ Paul Halmlehn er 1 Schuhmacher
ehemals städt. Brodhaus Victor Layer Handelsmann
tut Jahre 1395 durch den Stadtschreiber Berthold ' Joseph Fischer Lotto-Collekteur
erbaut und zur.Schule gewidmet
Aegid Reischl Elisabeth Leidl Theresia und Cäcilia Ar- netsberger ! Fragner Rienrer Weißwaarenhändler
Stadt-Schnlhaus Schulgemeinde Schärding im Jahre 1809 abgebrannt, 1823zumSchul- hause adaptirt. 49*
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Laufende
Nummer
Gegenwart.
Haus-Nr.
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Die hinter den Häusern befindliche!: Stadtzwinger gehörte!: znm Stadtkammeramte :u:d die einzelner: Hausbesitzer.
bezahlten für den Genuß derselben eine Jahresstift.
1
— 389
Anmerkung
Name
des Hauses oder des
Besitzers
ii: der Jetztzeit
Stand
oder Gewerbe des
Besitzers
Anmerkung
Wohnung des Stadt-
Thuruermeisters
zugleich Thurm für die
städtische Feuerwache
Thorwart
heute ad Nr. 41 ge-
höriger Garten
von 1696 bis 1782
Waarenlagerhaus
der Großhändler von
Schaky
Joseph Pfliegl Hntmacher .
Wilhelm Obernhuber Wollwaarenhündler
Mathias Beham Inhaber der Nia- schinen-Fabrik in. Tobel
Carl Mrschkos Handschuhmacher
Friedrich Balde Mod ew aarenhünd ler
Anna Baumgartner Wein- u. Caföhaus
Franz Pii:ter Eisenwaarenhändler
Eduard Kyrle Apotheke
Carolil:a Seltenheim Private
Anna Lang Fleischhauersgattin
Christian Nocker Bäcker
Anna Lang Fleisch hau er ei
Johann Würzl
Gottfried S chreibered er Seiler
Georg Wohlmuth Waarenhandlung
Franz Reiß Lebzelter
Juliana Zweimnller Gastwirthin
Joseph Hofbauer Fleischhauer
Stadtthnrm Stadtgemeinde Schärding
Mathias Obermayr Krämer u. Trafikant
Elisabeth Reiß Private
Wilhelm Mander Spängler
Joseph Hölzl Maurermeister
Friedrich Wishofer ; Kupferschmied
Jakob Flieher Privat
Amtsgebüude der k. k. Be- zirkshauptmannschaft k. k. Aerar
Linzerthor
— 390 —
Straße W iS f& Naule des Besitzers oder des Hauses Stand oder Gewerbe des Besitzers
Amts-Gasse 45 42 Melchior Schwager Schreiner-
oder 46 43 Paulus Mayer Gastgeber
Ludwig-Straße 47 44 Sigmund Andorfer Metzger
" 48 45 Remisengebüude des Hanns Stein- schueider Gastgeber ad Nr. 83
„ „ 49 46 Remisengebäude des Mathäus Annich Bierbrüner ad Nr. 84
„ „ 50 47 Jakob Gumpiirger Binder
" " 51 48 Remiseugebäude des Melchior Oelinger Bierbrauer ad Nr. 71
52 adle Lorenz Khinuberger Schreiner-
Weber- oder Denis- Gasse 58 49 Georg Geiger- Handelsmann
„ „ 54 ad!9
" ! 55 50 Georg Mayer domkapitl. Mayer zu Taufkirchen
Oberer Stadtplatz | 56 51 Hanns Jammerbauer Gastgeber-
„ „ l 57 52 Johann Mühlberger Pfleger zu Süldenau
„ „ ! 58 ad53 Stephan Hutstock Gastgeber- u. Handelsmann
„ tt ! 59 53 Hanns Gurtner Bierbräuer
„ „ 1 60 adl8 Jakob Laß er Bäcker
" 61 54 Jakob Kreuzer Weinwirth zum goldenen Kreuze
„ „ 62 ad54 „ „ ,,
„ „ : 63 55 Wolf Obermayer Handelsmann
„ „ 64 56 ^ Hanns Isaak Jebiirger „
„ „ 65 57 Johann Jebinger Gränz-Aufschlagseinnehmer
" " 66 58 Georg Costwein J. U. Dr. passauischer Rath
" 1 67 59 ! Hanns Wibmperger , Handelsmann
68 ' 60 Hanns Moser- Handelsmann u. Gastgeber-
69 1 j 61 Gotthard Delmuckh Handelsmann
— 391 —
Name Stand
Anmerkung des Hauses oder des Besitzers oder Gewerbe des Besitzers Anmerkung
tu der Jetztzeit
] ^-e ^ 1 August Altmann Handelsmann
iS) ~ :a Johann Pointner Kunsttischler
Joseph Bögt Zimmermann
Siät £ S'g‘«‘ Ferdinand Moritz Hufschmied
! ^ ~ Heinrich Weber Remise
: xr Ä 4Qi "
*-*■“■ :Ö «o<2< w tß) J-; §'rj diente vom Jahre Johann Schwarz Binderwerkstätte
1768 bis 1809 als L S)£ | Militär-Spital; vom Militär-Kaserne k. k. Aerar >
-5 ö Jahre 1809 bis 1816
^E'Z als Stadtschule j „ „
i vom Jahre 1695 bis 1800 im Besitze der Großhändler Johann Auzinger ) Fragner
Schackv v. Schönfeld ! )
n tt n \ I Joseph Bruckmayr , Handelsmann
Franz Fettinger ; Fragner
Friedrich Segl Bäcker-
il seit dem Jahre 1660 ver- i Theresia Pustet Buchbinderei
) einiget u. zusammengebaut 1 „ " "
j seit 1597 und 1674 ver- j Carl Altmann i Wein- ruld Caföhaus zum goldenen
i einiget u. zusamnlengebaut \ " " Kreuz
! / | unter den Jebingern u. b. Schacky „ „ Kaspar Martin Schneider-
' waren die Häuser Nr. 55, 56, 57 u. ' 58 in einer Hand vereiniget und i im Jahre 1678 aus denselben von Michael Eichinger Fragner
Franz Xaver Brunner Glaser-
1 Jakob Schacky das ewige Licht in ^ Compagnie Altmann und Schnitt- und Spe-
1 die Pfarrkirche gestiftet Feichtinger zereiwaarenhand- lung
^Das Haus unter dem Schrod, ^ Ludwig Pfliegl > Gast-u. Weinhaus zum goldenen
auf welchem vom Jahre 1664 bis 1819 das Stadtkoch-Ge- Löwen
; schüft ausgeübt wurde Carl Neumayr Lederer
bis zum Jahre 1870 Hand- Dr. August Nedtenbacher k. k. öffentl. Notar
lungshaus
392 -
Straße ^ § p £ » Name des Besitzers oder des Hauses Stand oder Gewerbe des Besitzers
Oberer Stadtplatz 70 ad62 Christoph Hörabeckh Gastgeber
71 62 Georg Füufleitner Bierbrüuer
" 72 ad 62 Martiu Reinhart Schuh mach er-
tt tt 73 63 Georg Steinbrunner Riemer
74 64
" 75 65 Gregor Resch Benefiziat der Bürgermesse zu Schärding
" 76 66 Andreas Keckh Weingastwirth zum Ele- phanten
„ „ 77 67 Peter Kantus Gastgeber-
„ „ 78 63 Georg Geiger Han delsmann
tt tt 79 69 Gregor Humel Bäcker
Weber- oder Denis- 80 70 Wolf Adelhamer „
Gasse 81 71 Hanns Bert von Leoprechting zu Grünau und Malgersdorf fürstl. Landrichter u. Stadt- hauptmann zu Schärding
82 72 Färber- und Weber-Mange und Zechhaus der Weberinnung Lein- u. Z eugw eb er-Jnnun g zu Schärding
" " 83 73 Hamls Steinschneider G astgeb er
84 74 Matthäus Annich ^ Bierbräu er
Vormalige Metzger- Gasse, jetzt Lamprecht- 85 75 Remisengebäude des Christoph Hörabeckh ^ Gastgeber aä Nr. 70
Straße 86 76 Remisengebäude des Christoph Höraböckh
„ fr. 87 77 Thomas Steindiller Metzger-
88 78 Georg Kürner Maurer
! 89 79 Elias Hofmann Metzger
" ! 90 ¡ad 79 Remisengebäude des Ehrenreich Schmalzgruber chur-fürstlicher Mautgegeu- schreiber
91 80 Christoph Sagmeister Faßbinder
— 393
Name Stand
Anmerkung des Hauses oder des Besitzers oder Gewerbe des Besitzers Anmerkung
in der Jetztzeit
int Jahre 1797 wurde dieses Eduard Dosch Bräu- und Gast-
Haus mit Nr. 62 vereiniget haus
im Jahre 1690 wurde dieses > " " „ „
Haus mit Nr. 62 vereiniget und zusammengebaut Moriz Steyrer gemischte Waaren- handlung
Franz Standhartinger Bäcker
Conrad Weyland gemischte Waaren- handlung
Ferdinand Hirschenauer Wein-und Cafehaus
Franz Nieder Waaren-Handlung
Andreas Günds Maurermeister
Ferdinand Baumann Hutmacher
Johann Hauzinger Lohnkutscher zum schwarzen
Geburtshaus des vater- Johann Redinger Gastwirth
ländischen Dichters u. k. k. Hofrathes in Wien Johann Adler
Michael Denis August Spechtenhauser Spezerei- u. Frnch- tenhandlung
Joseph Baumgartner Bräuerei- n. Gast- war auf diesem
haus Hause durch mehr
als 200 Jahre die Lebzelterei
radizirt
Remise
Gottfried Kaltenbäck Fleischhauerei
Joseph Resch Taglöhner ehemal. Maurer- weisterhaus
^ Heinrich Weber 1 " " Malzmühle
) Felix Daller Private
50
„ „ 108 95 Caspar Schruep Metzger
Bruderhaus-Gaffel 109 96 Remiseugebaude des Paul Mayer Gastgeber Ȋ Nr. 46
„ „ HO 97 Georg Mayer Bader ». Wundarzt
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Haus-Nr.
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4
— 395 —
Anmerkung Name des Hauses oder des Besitzers tu der Jetztzeit Stand oder Gewerbe des Besitzers Anmerkung
Jakob Fischer Anna Obernhuber Georg Hanns Fleischhauerei Private Wagner- wurde auf diesem
Maria Schütz, Witwe Fragner Hause vormals die Tuchmacher-ei und Tuchscherrerei ausgeübt war ehedem die
Maria Surner Theresia Möschl Zuckerbäcker- Kürschner Gürtlerei darauf radizirt
war bis im Jahre 1635 Anna Sam hab er Heinrich Weber Private zum Sudhaus Nr.
Brauhaus und wurde durch Kauf mit dem Hause Nr. 112 vereiniget Johann Riedl Catharina Schwendtner 112 gehörig Greisler Private wurde auf diesem
vom Jahre 1638 bis 1779 Kirche zum heiligen Sebastian Theater-Gebäude Blasius Schefzig Hausirer Hause die Tuch- scherrerei ausge- übt
j 1 Joseph Geisbauer Maurer ehemaliges Tuch-
Catharina Karl Taglöhnerin macherhaus
Franz Hübinger Maurer ehemals Färber-
vom Jahre 1611 bis 1850 Michael Jetzinger Nagelschmied haus
war auf diesem Hause das Nagelschmied-Gewerbe radizirt der anstoßende Garten diente Mathias Roithner Johann Schwarz Amalia Müller Gastwirth Binder Chirnrgenswittwe
in alter Zeit als Stadt- Gottesacker
50*
396 —
Straße ^ £ '♦Es 2 :Ö Il I® Name des Besitzers oder des Hauses Stand oder Gewerbe des Besitzers
Bruderhaus-Gaffel 111 98 Todtengräberhaus St. Georgen-Gotteshaus ^
„ 112 99 Oberes Bruderhaus Fond der milden Stiftungen
118 100 Hanns Lutz Metzger
Sebastians oder 114 101 Margaretha Hofreiter
Theater-Gasse 115 102 Sigmund Zaininger Tuchmacher
116 103 Ulrich Formbacher Barchentweber
117 104 Hanns Riedl Schreiner
„ „ 118 105 Christoph Lechner Tuchmacher
119 106 Balthasar Füufleituer Bierbrauer ad Nr. 124
„ „ 120 — Churfürstl. Hofstadel churfürstl. Aerar
121 107 Balthasar Füufleituer Bierbrauer aä Nr. 124
„ 122 108 Anton Waldburger Maler-
„ 128 109 Hanns Tobler Gastgeber
Aichpüchel- oder Jnn- bruck-Straße 124 110 Balthasar Fünfleitner Bierbrauer-
" 125 8.110 Sigmund Höhenwarter Sattler
126 111 Abraham Hafner Bäcker-
Aichpüchel-Gasse 127 112 Wolf Haraßer Weinwirth
128 113 Hanns Wenger • Bäcker
„ „ 129 114 Mathias Werrdlinger „
Metzger-Gasse 180 8-114 Hanns Greif Maler-
Aichpüchel-Gasse 131 115 Christoph Weihmörtinger Kürschner
132 116 Jakob Kreuzer Gastgeber
— 397 —
Anmerkung Name des Hauses oder des Besitzers in der Jetztzeit Stand oder Gewerbe des Besitzers Anmerkung
Franz Manzinger Tag löhn er
Später wurde auf diesem Stüdtisches Brud erhaus Isaak Schindlmayr Andreas Feichtinger Jakob Freilinger Fond der milden Stiftungen zu Schärding Taglöhner
Hause die Lein- und Zeug- weberei ausgeübt von 1643 bis 1782 Haus Maria Hörl Johann Aichinger Fleischhauer
des Benefiziaten an der St. Sebastianskirche war auf diesem Hanse die Joseph Schmidleitner Maurer
Tuchmacherei radizirt ehemals städtisches Fleisch- Franz Beham Michael Ausbäck Michael Kapsreuter Taglöhner Malzmühle
haus Gustav Holzinger Zinshaus vormals Kamm-
vor dem Jahre 1580 be- Georg Ertl Michael Ausbäck Gastwirth u. Fleisch- hauer Gastwirth macherhaus Bestand bis zum
stand dieses Haus aus 2 Jahre 1871 als
abgesonderten Häusern, ■ Bräu- und
seit 1695 wurde dieses „ „ Gasthaus
Haus mit Nr. 110 ver- einiget Mathias Kroisbäck Bäcker [
Ursprünglich war dieses Heinrich Weber's : Brauhaus
Haus Weingasthaus, durch den Kauf d es H auses N r. 95 wurde es zu einem Bräu- hanse umgestaltet . 1 Ignaz Kufner Joseph Reiter August Weyland Franz Hahn ! Bäcker n Eisenhandlung Gemischte Waareir- handlung
- 398 -
Jci Name des Besitzers oder des Stalld
Straße H ^ oder Gewerbe des
M <33 <3 Hauses Besitzers
Schloßgaßl 133 3.116 Barth olomäils G erh ard Riemer
134 —s- Remisengebände des Georg Fünf- Bierbrauer ad Nr. 71
leitner
Aichpüchel- oder 135 3.117 Michael Wibmer Tuchmacher
Jllubruck-Straße 136 3-117 Wolf Jakob voll Schönbrunn Besitzer des Edelsitzes
auf Mattau Mattan
137 ■ 117 " " " "
138 118 Hanns Schrögl Klampferer
„ „ 139 119 Wilhelm Haymoltinger Goldschmied
" 140 120 Hall ns Kirchstütter Klampferer
141 121 Sebastian Pellnillger Schlosser
" 142 122 Wilhelm Haymoltinger Goldschmied aä Nr. 139
123
„ „ 143 124 Michael Fux i Schlosser
^ Alter Stadtthurm am. Aich-
" 144 125 i püchelthor ' Büch s elllllach ers-Woh nung churfürstl. Aerar
„ „ 145 126 Aichpüchel-Thorwart-Wohnung Stadt-Commune
Unterer Stadtplatz 146 127 Hallils Gsinn Weißbier-Wirth
„ „ 147 128 Joachim voll Schmelzing und Besitzers des Edelhofes Zu
Wernstein Zwicklöd
148 129 Ehre llreich S ch malzgrub er churfürstl. Ncaut gegen- schreib er
149 130 - Hanns Laabmayr Lebzelter
150 131
— 399
Name Stand
Anmerkung des Hauses oder des Besitzers in der Jetztzeit oder Gewerbe des Besitzers Anmerkung
l | 1 ! Franz Hahn Eduard Dosch Remise und Schütt-
kasten
Heinrich Weber Bräu- u. Gasthaus !
Beide Häuser waren ur-
! sprünglich Bestandtheile
1 des herzoglichen Schlosses
> und dienten lange Zeit [ als Amtssitz des chur-
j fürstl. Pflegers und
Kästners Georg Mühlbacher Schuhmacher
Rosa Natschker Zuckerbackerin
Franz Weizenauer Posamentirer und haftete aus diesem
Weißwaaren- Hanse ehemals
händler die Nadlerei
im Grübl Franz Steinermann Schlosser
J ehevor zur chnrfnrstl. ^ Schloßpflege gehörige j Urbars-Jn Häuser Heinrich Schröder Michael Erber Bürstenbinder Klampferer ehemaliges Messerschmied- Hans
' Wilhelm Weißer Schlosser
Andreas Bertossi ■ Friseur
Franz Thalhamer ! Fragner-
Anton Jäger von Waldau Seifen sied er
Karl Gründling Gastwirth z. Lamm
diente vom Jahre 1755 bis 1782 als Wohnung für die Priester der ehrwürdigen Kreuzer-Versammlung an Maria Peham ^ Private
der Pfarrkirche Johann Spät ! Fleischhauer war vor dem
Jahre 1850 die Seifensiederei auf diesem Hause
radizirt
! Johann Gaisberger !• > academ. Maler l
— 400 —
Straße t» ^2 « .LZ íá j=f » d S I®- Name des Besitzers oder des Hauses Stand oder Gewerbe des Besitzers
Unterer Stadtplatz 151 132 Thomas Sighartsöder Bierbrauer
152 3.132 Thomas Raabl deutscher Schnlhalter
158 8.182 Michael Baumeister Schneider
154 133 Hanns Aich in g er Bäcker
155 134 Hanns Tobler Gastgeber
156 135 Ulrich Spall
„ 157 136 Simon Stäßwender Handelsmann
„ 158 137 Hanns Tester Handelsmann und Schiff-
- meister
Burggraben 159 138 Remisengebäude des Hanns Tester „ „ /,
„ „ 160 139
161 140 sogenannter Steinkasten
„ „ 162 141 ; Johann Christoph Graf von
Tattenbach und Rheinstein
„ " 163 i42;1 Sebastian Fronhamer Gutsbesitzer zu Malching
„ ' i ■ 164 Churfürstl. Maut- und Zollamt churfürstl. bayr. Aerar
" 165 143 Matthäus Pfrill Seiler
166 144 sogenannter Zoll- oder Wasser- churfürstl. bayr. Aerar
thurm
— 401 —
Anmerkung Name des Hauses oder des Besitzers in der Jetztzeit Stand oder Gewerbe des Besitzers Anmerkung
^ Ursprünglich waren dieses Franz Kosch Bierbräuer
; 3 abgesonderte Bürgers- „ UNd
Häuser, durch den Kauf ! im Jahre 1656 u. 1737 durch Laurenz und Franz Laurenz Wollmayr wur- den sie zu einem Hause vereiniget u. zusammen- gebaut Anton Bramberger Carolina Feilhub er Maximilian Weiglein Joseph Weißkirchner Gastwirth Fleischhauer- Weingasthaus Buchbinder Tischler
an diesem Hanse befand sich eine Capelle und vom Jahre 1719 bis 1809 diente es als Kaserne für das dahier garnisonirende bayrische, später österreichische Militär Ludwig Mayer- Eisenhändler
'l ehemaliger Schiffstall > für die Salz verführen- J den Pferde Franz Kosch Getreidekasten
1 dieses Haus wurde im / Jahre 1770 erbaut Katharina Bauhuber Eduard Dosch Gartenhaus Bierbräuer's Remise
J Ursprünglich zum herzog- > lichen Schlosse ge- k. k. Gränz-Zollamt k. k. österr. Aerar
\ hörende Nebengebäude im Jahre 1809 demolirt \ Anna Hölzl / Georg Endl Gastwirthin Zinshaus dermals freier Platz
Ehevor gehörte dieses Haus der Schiffleutezeche oder Nicolai-Bruderschaft in Schärding Gottfried Schreibereder^s Seiler- Zinshaus
ehemals zum churfürstlichen Mautamte gehörend Maria Kronpaß
51
— 402 —
Straße 1 i & W S T 05 Ö Name des Besitzers oder des Hauses Stand oder Gewerbe des Besitzers
Passauer-Straße 167 145 Adam Mögliuger Handelsmannzu Trostburg ^
vormals
Schmied-Gasse 168 3-146 Christoph Tobler Hofrichter von Formbach
„ tt 169 u. 146 2 zusammen gebaute Häuser: Bierbrauer
170 Leonhard Lachmüller
„ ff 171 3.146 Caspar Pobm Metzger-
„ ff 172 3-116 Michael Neumayr Bader und Wundarzt
ft ff 178 147 Peter Dberey Steinmetz
tt ft 174 148 Christoph Schiedsmann Hufschmied
ft rr 175 149 Georg Pobm Metzger-
ft ff 176 150 Valentin Stockbauer Hufschmied
177 151 Hanns Schwarzhuber Hafiler
tt tt 178 152 „ „
" 179 158 Thomas Sighartsöder Bierbrauer ad Nr. 151
180 154 Sogenannter Frankinger Hof
Anna Jakobe von Pürching zu
Sig Harting
155 Nördlicher Trakt des Frankinger-
hofes •
tt' ,t 181 157 Unterer Stadtthurm beimHeiligen Stadt-Comunne
Thor
- 182 156 Thorwart-Wohnung am Heiligen-
Thor
*) Mehrere Augsburger-Thore sind von Elias Holl, und zwar nach dem Geschmacke damaliger Zeit, stattlich
Fremden, der die Stadt betreten wollte, schon von Ferne her und von Aussen verkünden, was innerhalb des Thores
sein; darum schmückten die Altvordern ihre Thore sinnvoll und symbolisch, und eine Stadt ohne Mauer und Thor
Mauern und Thoren, weil den Bedürfnissen nicht mehr entsprechend, vielfach aufgeräumt.
— 403 —
Anmerkung
Name
des Hauses oder des
Besitzers
in der Jetztzeit
Stand
oder Gewerbe des
Besitzers
Anmerkung
ehemals waren dieses
5 gesonderte Bürgers-
hänser, welche durch An-
kauf mitsammen ver-
einiget und zusammen-
gebaut wurden
ursprünglich Herzogliches
Landrichterhaus; 1550
den Herren von Fränking,
1639 den Grafen von
Tattenbach gehörig, 1688
Eigenthum der Stadt
Schärding, als solches
bis im Jahre 1809 als
Militärkaserneverwendet,
im Jahre 1820 als
Ruine verkauft, im Jahre
1866 wieder ausgebaut
hieß ehemals: das Land-
richter-, auch Pramer-, wie
auch Allerheiligen-Thor
Michael Kapsreuter, Bier-
bräuer
> Georg Wieninger
Franziska Stigler
Mathias Kobleder
Johann Wimmer-
Franz Hackinger
Carl Hofmann
Joseph Spann
Michael Maurer-
Remise u. Stallung
Bierbräuer, Gast-
wirth und Reali-
tätenbesitzer
Gastwirthin und
Kaminkehrer
Fragner
Fleischhauer
Hufschmied
Gastwirth
Hafner-
Privat
Georg Wieninger, Bier- Zuhaus
bräuer's
ehemals „das
untere Bad"
ehemaliges Zeug-
web erh aus
bis zum Jahre
1761 Hufschmied-
haus
war auf diesem
Hause ehedem die
Seilergerechtig
keit radizirt
Georg Ringseis
Mathias Reifinger
Carl Rührmayr Zündhölzl-
Fabrikant
Privat
Wohnhaus
*)
mit großem Aufwande erbaut. Das Thor sollte nicht blos vertheidigen; es sollte auch repräsentiren; es sollte dem
und hinter der Stadt steckt, und war das Thor nicht stattlich und säuberlich, konnte es auch mit der Stadt nicht viel
war ihnen nicht bloß ein Mann ohne Harnisch, sondern auch ein Mann ohne Rock. In der Neuzeit hat man mit den
51*
404 —
Straße ^ 3 H § 3* :Ö r£> 3 d f® Name des Besitzers oder des Hauses Stand oder Gewerbe des Besitzers
Passauer-Straße 183 158 5.159 zum Bürger-Spital gehöriges hl. Geist-Bürgerspital
184 159 Oekouomiegebäude Christoph Hübinger Bierbrauer
Kirchen-Gasse 185 5.159 Uuteres Bruderhaus Fond der milden Stift-
186 160 Erhard Braun ungen zu Schärding Metzger
" 187 161 Anton Schießl Schuhmacher-
" 188 162 Mathias Ecker Seiler
189 163 Remiseugebäude des Hanns Laab- Lebzelter aä Nr. 149
190 164 mayr Pfarr- und Dechautshof Stadtpfarrer zu Schärding :
191 — St. Georgen-Stadtpfarrkirche
192 — St. Christophs-Kapelle auf dem v. Geltinger'scheMesseustif- I
193 165 Stadtfreithofe, später zum heil. Kreuze Hanns Egger tuitg . i Bäcker
194 166 Pfarrmeßnershaus ! St. Georgen-Gotteshaus
» 195 167 Georg Argl Weißbier-Wirth
" 196 168 Hanns Gstettuer ^ Seiler
197 169 Wolf Hinzhauser Hofmaurer
„ „ 198 170 zum Bürgerspital gehörend es Haus Bürger-Spitalfond
„ „ 199 171 „ „ „ „
200 172 Bürger-Spital zum hl. Geist
— 405 —
Anmerkung Name des Hauses oder des Besitzers in der Jetztzeit Stand oder Gewerbe des ; Besitzers Anmerkung
Anton Schärding er Privat
Georg Wieninger's Stallung und Re-
„ „ misengebäude
Markus Meisetschläger Privat
Creszentia Burghart Private war ehemals die
Wagner-Gerech-
tigkeit darauf
radizirt
war vor dem Jahre 1750 Ignaz Heitschl freiresignirter Be- war ehemals die
von Holz gebaut, wie die nefiziat Seiler-Gerechtig-
meisten Häuser in der keit darauf
Kirchengasse radizirt
Maria Kern Private
Stadtpfarrhof
Stadtpfarrkirche
nach Auflassung des Stadt- '
friedhofes im Jahre 1785
wurde diese Capelle demo-
lirt
Johann Wimmer Fragner
Stadtpfarrmeßnerhaus Stadtpfarrkirche
Laurenz Singer Schneider- vormals Pasteten-
koch-Haus
ehevor von Holz gebaut, Anna Plotterer Schuhmacher
brannte es im Jahre 1706
nieder, wurde dann aus-
gemauert
Magd aleua Cschbenb erg er Pechler
diese Häuser gehörten Leopold Lehner Schuhmacher-
sämmtlich zum heiligen Agnes Herb Private
Geist - Bürgerspital, Bürger-Spital Fond der milden
bildeten den Spitalhof Stiftungen zu
und dienten als Woh- Schärding
nungen für die ver-
schiedenen Klassen der
Spital-Pfründner
— 406 —
Straße LZ rr rr »§ Name des Besitzers oder des Hauses Stand oder Gewerbe des Besitzers
Kirchen-Gasse 201 173 Spitalkirche zum hl. Geist Bürger-Spital-Fond
Ehemaliges Schlosser- 202 174 zum Bürgerspital gehörend es Haus
oder Fleisch-Gassel 203 175 „ „ ,, „ „ „
„ „ 204 178 „ „ „ „ „ „
„ „ 205 179 „ „ „ „ „ „
„ /, 206 180 Wohnung des Spital-Benefiziaten „ „
" " 207 176 Johann Schütt Stadtbürgermeister ad Nr. 218
„ „ 208 177 Remisengebäude zu Nr. 216 gehörig
Passauer-Strasse 209 3-181 Städtisches Salz- u. Fleischhaus Stadt-Commune
" 210 3-181 Hanns Jakob Neugartner Kupferschmied
211 181 Wolf Schlipfenbacher Bierbräuer
„ „ 212 3-181 Leonhard Lachmüller Weißbier-Wirth
Fleisch-Gassel 213 182 Aegid Pichler- Seiler-
„ 214 3-183 Adam Hofreiter- Leinweber
Unterer Stadtplatz 215 183 Wolf Eilenreiter Bäcker-
„ „ 216 184 Joseph Manhar^seder Gastgeber
„ 217 185 Hanns Stäßwender Marktförge
— 407 —
■ I
Name Stand
Anmerkung : f ff; des Hauses oder des oder Gewerbe des Anmerkung
Besitzers in der Jetztzeit Besitzers
b ..W ■
W ¡Ì è int Jahre 1809 Franz Hacking er Hufschmied
S ’S. ^ 8 abgebrannt, I ä ® ^ ^ wurde die ^ 2 Z A Kirchenruine ^ r- ^ im Jahre 1819 § -L ® .-§ um 260 fl. ver-
H S 2 kauft und im
l;t " f 8 Jahre 1840 ! s « ^ zu einem £ ^ *3 ¿L Wohuhause 's » Z D umgebaüt
Joseph Landertsberger Drechsler-
-72 ^ Wenzl Suchy Tischler
Jq u t2 £> Viktor Lay er Remise
ig- Je Philipp Moser- Taglöhner-
IZZA • Georg Wieuinger Stallung
Engelbert Engl Tischler-
Johann Poindecker Remise Bräu- u. Sudhaus Brauer und Gast- haftete auf diesem
1 ! wirth Hause ehemals die
I Kupferschmied-
V Michael Kapsreiter gerechtsame
) Privathaus Remise war ehedem die Seilergerechtigkeit hierauf radizirt;
Johann Woldan war ehedem ein Fleischhauerhaus
Bäckerei
vorn Jahre 1650 bis 1809 diente dieses Haus für die Kauzleien und für die Wohnung des churfürst- licheu Landrichters Johann Poindeà Zinshaus Kuustmehlverleger
> und Fragner - !
- 408 -
... Straße 1 1 ,£i H W :C5 gj* s M Name des Besitzers oder des Hauses Stand oder Gewerbe des Besitzers
Nnterer-Stadtplatz 218 186 Johann Schott Sadtbürgermeister
187
219 188 Georg Mayrulrich Aufschlags-Visierer
,, 220 189 „
221 190 Abraham Eitner Herrschaftsrichter zu Neu-
kirchen
222 191 Georg Schrems Tuchhändler
„ 223 192 Ludwig Straß er Dechant u. Stadtpfarrer zu
Moosburg
224 193 Hanns Stadler Bäcker
225 194 Paul Auer Sporrer
Obere Kirchen-Gasse 226 195 Hanns Plepp Stadtmanrer
Am A i ch p ü ch e l
227 196 Georg Fromholzer Färber am Brückl
228 197 Georg Schrank Lederer .
229 198 Georg Gresbäck Weißgärber
230 199 Georg Hagen Schwarzfärber
231 200 Georg Schrank Lederer
232 201 Christoph Zauner Lederer
233 202 Michael Strohmüller
234 203 Wolf Haraßer Weinwirth aä Nr. 127
235 — Wenzel Grahamer Hafner-
236 — Sebastian Ginzinger Weber
237 — Jakob Rieginger Gärtner
238 — Andreas Löffler i Brunn- u. Zimmermeister
239 . — Peter Fürhäuser
240 — Sebastian Oelinger Faßzieher
241 — Lukas Obermayr Hutmacher
242 Friedrich Putz
- 409 -
Anmerkung Name des Hauses oder des Besitzers tu der Jetztzeit Stand oder Gewerbe des Besitzers Anmerkung
Walburga Stolz Chirurgenswitwe > diese Häuser I waren ehemals
Wilhelm Herb Nasirer 1 Häuser und
Ludwig Götz Glaser ( Wohnungen
Franz Föttiuger Zinshaus \ der Patrizier 1 und Beamten
Joseph Dillinger Maria Kininger Franziska Egger- Ignaz Wagner Glaser- Zinshaus Gastwirthin Bücker vormals Gold- schmiedhaus
Johann Grub er Fragner ehemal. Riemer- haus
Die Jndingerischen Erben Schuhmacher vormals Uhr-
Am Ai ch pü ch e ) l macherhaus
Maximilian Pichler- Joseph Ortner Or. Medicinse et Chirurgise etc. Lederer- ehemals Färber- haus
diese u.die folgenden, größten- teils hölzernen Behausungen Cäcilie Palfinger Anton König Carl Neumayer- Joseph Ortner's Maria Geibing er Stephan Wimmer Glaserei Färber Lederer-Werkstätte Magazin Gartenhaus ist die Weiß- gärberei auf diesem Hause radizirt
von Nr. 235 bis 249 sammt Gärten wurden in der Zeit ehemaliger Capuziner-Garten, dermalen im
vom Jahre 1630 bis 1635 be- hufs der Gründung und Er- Genusse eines jeweiligen k. k. Bezirks-
bauung des Kapuziner- Klosters und Kirche, so wie hauptmannes, theilweise auch der k. k.
zur Gewinnung eines Gartens hiezu durch Herrn Sebastian Fronhamer aufgekauft und demolirt Frohnfeste
52
— 410 -
T Strabe 1 1 t« -8 L Z £ || Nanre des Besitzers oder des Hauses Stand oder Gewerbe des Besitzers
243 Seb astian Fronh amer aus Malching
244 — „ „ n „
245 — „ „ „ „
246 — Aegidius Steinschneider Lederer
247 — Wolf Zorer Lederer ad Nr. 254
248 — Gabriel Klinger
249 — Salome Funfleituer Bierbrauerswitwe
— 205 Kirche und Kloster-Konveut der
P. P. Kapuziner
250 204 Adam Hofrelter . Leinweber
251 206 Balthasar Fuufleitlrer Bierbrauer ad Nr. 121
252 g.207 Georg Schrank Lederer ad Nr. 228
253 207 Michael Forstner Greuzaufschlags - Gegeu-
schreiber
254 208 Wolf Zorer Lederer
255 209 Wolf Hagn Hafner
256 210 Sigmuud Lindinger Lederer
257 211 "
212
— 214
258 213 Jnnbruck-Thor und Bruckzoll- churfurstl. bayr. Aerar
Wohnung
216
'i
411 -
Anmerkung
Name
des Hauses oder des
Besitzers
in der Jetztzeit
Stand
oder Gewerbe des
Besitzers
Anmerkung
diese n. die folgenden, größten-
theils hölzernen Behausungen
von Nr. 235 bis 249 sammt
Gärten wurden in der Zeit
vorn Jahre 1630 bis 1635 be-
hufs der Gründung und Er-
bauung des Kapuziner-
Klosters und Kirche, so wie
zur Gewinnung eines Gartens
hiezu durch Herrn Sebastian
Fronhamer aufgekauft und
demolirt
ehemaliger Capuziner-Garteu, dermalen im
Genusse eines jeweiligen k. k. Bezirks-
hauptmannes, theilweise auch der k. k.
Frohnfeste
sogenannte Kapuzinerkirche Nebenkirche
Amtsgebäude des k. k. Be- k. k. Aerar im Jahre 1851
zirksgerichtes und Frohn- als Saal für die
feste Schwurgerichte aufgeführt; im Jahre 1868 für das k. k. Be- zirksgericht adaptirt
Mathias Pötzl Maurer
Franz Steinermann Schlosserwerkstätte
Franz Wimmer Sattler
Maria Hacker Private ist das Lederer- Gewerbe darauf radizirt
Maria Bäck Fleischhauer ehemals Weiß- gärberei
Joseph Müller Hutmacher
Jakob Krammer Privat ehemals Lederer- haus auf'm Brückl
Josepha Lasser Fragner- 1870 neu gebaut
Anton König sen. Privat 1877 erbaut
Bruckzoll - Wohnung und Brückenthor k. k. Aerar
Georg Wieninger's Gartenhaus im Jahre 1885 neu umgestaltet.
52*
Dttztichmr kt Hiiustt uni» iicsscu Ktjihtt i« kt
lloistniit Slhätkug.
Haus- Nr. Name des Hauses oder des Besitzers Gewerbe oder Beschäftigung Anmerkung
An de r Chaussee:
1 Alois Burgstaller Hufschmied dieses Haus war vor dem Jahre 1705 eine zum Festungswerke ge- hörende Casavma quardia. Die Hufschmiede befand sich ehemals auf dem Grunde des jetzigen Hauses Nr. 7.
2 Klara Knörlein Medicinae -Doctors- Gattin dieses Haus baute um das Jahr 1810 Max Kickinger auf.
3a Michael Kapsreiter Schankkeller dieses Gebäude ließ Jos. Gaugl,
3b Georg Wieninger Fruchtstadel Landrichter, der verschiedene Grundstücke ans der ehemaligen Schloßpstege inne hatte, im Jahre 1809 als Fruchtstadel aufführen.
4 Jos. Hölzl, Maurermeister Gartenhaus
5 Benno Prüglauer Gärtner- dieses Hans sammt Garten ge- hörte ehedem zum Weil:- und Posthause Nr. 54, daher der Name: „Postgarten".
6 Johann Mayer- Privat so genanntes „ Fischbeh älterh aus ".
7 Georg Murauer Privat auf dem Grunde dieses Hauses befand sich ehemals die Huf- schmiede.
- 413 —
Haus- Nr. Name des Hauses oder des Besitzers Gewerbe oder Beschäftigung Anmerkung
155 Josef Schratzberger Maurermeister dieses Haus war ehedem, schon
156 Mathias Kroisböck Bäckermeister seit dem Jahre 1500 ein Lederer-
8 Josef Eisschill Zeugweber und haus; im Jahre 1809 abgebrannt; Georg Wohlmuth sen. baute im Jahre 1816 über der Brandstätte einen Stadel, der im Jahre 1887 zu zwei Wohnhäuser umgestaltet wurden
152 Anton Frankenberger Teppich-Fabrikant Zinshaus
9 Anton Frankenberger Gastwirth das Wirthshaus in der Vorstadt
158 Johann Stockenhuber stand vor dem Jahre 1647 außer- halb des Oberen Thores rechts hinab 'gegen das Grünthal und mußte, wie auch andere Häuser der Kriegsgefahr halber, demo- lirt werden im Jahre 1874 neu erbaut
10 Laurenz Antlinger Krämer
11 Johann Stockinger Tischler auf diesem Hause haftete seit
12 Andreas Negl Mehlbler alter Zeit die Färber - Gerecht- same, welche aber vor zwei De- cennien einging.
13 Franz Bacherl Schuhmacher
14 Helena Sinzinger
15 Eva Schreiner Gärtnerin
16 An lia Baumgartner
17 Johann Scheurecker Musiker
18 19 Johann Lechner Franz Diesenberger Maurer
20 Anton Duscher Steinmetz
21 Josef Danecker „
22 Maria Schneebauer Schankwirthin
Die meisten Häuser der Vorstadt und die sogenannten Feldhäuseln in der Pfleg-
zeile und Spitalzeile sind, nachdem sie im Jahre 1703 auf hohen Befehl weggebrannt und
demolirt werden mußten, seit 1706- -1715 allmählig wieder aufgebaut worden.
Name des Hauses oder
des Besitzers
Gewerbe oder
Beschaftignng
Anmerknng
Pflegzeile:
Josef Pichler
Josef Pichler
Wenzl Turner Zimmermann
Johann Fischer Steinmetz
Maria Fischer
Johann Schreckeneder
Josef Brunneder Zimmermann
Theresia SLeinleittier Binder
Felix Ertl Maurer
Franz Helml Fragner
Mathias Feichtcnger Steinmetz
Joses Stadler
Georg Baumann
Gregor Zambelli Klampner >
Paul Loidolt Steinmetz
Georg Danner
Mathias Standinger Zimmermann
Georg Zahn Schneider
Martin Eder Maurer
Hermann Bauer Steinmetz
Paul Stockenhnber „
Johann Englpoldseder Zimmermann
Josef Simback
Anton Saletmayr
Jgnaz Kampl Ncaurer
I m S i e ch g a r t e n:
Georg Klelesreiter Zimmermann ! j
Maria Pitscheneder Gartenhaus - ^
I m D o rnet:
Die Hauser in der Pflegzeile
erstaudeu ails belt zur furst-
licheu Schlohpflege gehorigen
Grunden mid wareu dorthin
auch unterthanig; daher der
Name.
aus dem Grande dieser beiden
Hauser stand vor dem Jahre
1640 das ehemalige Siechen-
haus, daher no'ch der Name:
„int Siechgarten".
Abts-Muhle:
I Alois Fischer Mahl- und Sage-
muller
die eh ed em zum Kloster Formbach
nnterthanige Abtsmuhle bestand
schon vor dem Jahre 1200.
— 415 —
ì Hans- Nr. Name des Hauses oder des Besitzers . Gewerbe oder Beschäftigung Anmerkung
I ul D o r n e t:
49<-ì Anna Strunz
495 Jakob Graf Eisenbahnarbeiter
50 Ferdi na nd Zö hrerb au er Steinmetz
51 Jakob Graf
52 Joseph Türk Steinmetz
'Narra Bruuneder genannt im „scheelen Eck".
Georg Wintersteiger Steinmetz
Maria Krammer
Wilhelm Schürer Steinmetz
56 Mathias Witter „
57 Johann Fischer „
58 Anton Reinoldner Maurer
59 Maria Oswald
60L4 Gottlieb Bucheder Steinmetz
605 Joseph Gstöttner „
61 Georg Schwendinger Maurer
62 Theresia Obereder
63 Sebastian Schwendinger Maurer
64 Franz Hager „
65 Markus Wagner „
66 Felix Fischer
Auf de r Leiten:
157 Michael Kapsreiter Lagerkeller im Jahre 1885 neu erbaut
67 Johann Steinberger Hausmeister etwas weiter unterhalb stand vor
dem Jahre 1640 ein Haus, welches
Krieges halber weggeräumt wer-
den mußte
Spital !zeile:
! 68a Elisabeth Rakeseder
68b Anna Manzinger Fragnerin
69 Joseph Penzenstadler Maurer
70 1 Cacilia Hager Näherin ¡1
— 416
Haus- Nr. Name des Hauses oder des Besitzers Gewerbe oder Beschäftigung Anmerkung
71 Anton Jungwirth Zimmermann
72 Joseph Jungwirth
78 Joseph Strobl
74 Joseph Grubmüller Zimmermann
75 Johann Dusch er Maurer
76 Mathias Saletmayr
77 78 79 80 81 82 83 Anton Nager Anna Eberhart Johann Zellner Carl Tobelhamer Joseph Dandler Maria Fischer Cäcilia Fischer Steinmetz Maurer Briefbote die Häuser an der Spitalzeile erstanden auf den zum heil. Geistspitale zu Schärding ge- hörigen Gründen und waren auch dahin unterthänig und stiftbar
84 Maria Duscher Fragnerin
85 Maria Tanner
86 Alois Stockinge.' Steinmetz
87 Franz Wiesner „
88 . Anton Hager Schuhmacher
89 Katharina Gstöttner
An d e r Chaussee:
90 Michael Baumgartner Bäcker ehevor: Dosenmacher-Haus
91 Georg Grub er „ in Folge des Bombardements
92 Johann Knauer Produktenhändler im Jahre 1809 sind in der Vor-
93 Joseph Eder- Steinmetz stadt die Häuser von Nr. 1—13,
94 Mathias Hauzinger Zündhölzelerzenger dann Nr. 19, 20 und 21, weiters
95 Leopold Binder- Rasierer die Häuser von Nr. 90—99 in Flammen aufgegangen
96 Johann Stockinger Tischler im Jahre 1837 neu gebaut
97 Johann Kirner Hafner-
98 Wenzl Holzleitner Steinmetz
99 Mathias^Fellner Maurer-
100 Allgemeines Krankenhaus zu diesem Krankenhause wurde
zum Liebesverein im Jahre 1843 der Grundstein
101 zum Krankenhaus gehörend gelegt und 1845 im Bau voll- endet
102 Maria Jodleder- Gartenhaus bis zum Jahre 1855 zum Pfarr- hofe Schärding gehörendes Haus sammt Garten
103 Johann Dickl Stadtgärtner
- 417 -
! ■ Haus- Name des Hauses oder Gewerbe oder Anmerkung
Nr. des Besitzers Beschäftigung
A rn T o d t e n w e g:
104 Rosa Meixner Näherin > an der Stelle dieser Häuser
105 Theresia Eder J standen ehemals den Stadt-
106 Alois Gurtner > bäckern gehörende Schweinställe
107 Mathias Gstöttner \ daher der Name: „zn den Sau-
108 Josef Schratzberger Maurermeister 1 ställen"
109 Joseph Baumgartner Lager- u. Schankkeller dieser Keller wurde im Jahre 1807 gegraben und gebaut
110 Mathias Raab Gärtner
111 Alois Stückl
112 Johann Schmidbauer dieses Haus sammt Garten ge- hörte ehemals zur Apotheke Nr.22, daher der Name: „Apotheker- garten"
118 Sebastian Schneebauer Gärtner
Am Klingmüllerweg:
114 Katharina Vitlacill Kurzwaarenver- schleiß
115 Johann Degenberger
Kling- M ü i) l e:
116 Rathmayer's Witwe Mahl- itttb Säge- die Kling-Mühle ist alten Ur-
117 „ „ müller sprunges; schon im Jahre 1170
118 Joseph Glas Fischer und 1180 wird sie urkundlich ge- nannt; im Jahre 1454 werden Stephan der Klingmüller und dessen Vater Hanns genannt
In der Neustif t:
119 Michael Kapsreiter Gartenhaus wurde im Jahre 1806 durch Frz. Gyri neuerbaut
120 Johann Draxler
121 Maria Mitter die Häuser in der Neustift ent-
122 Paul Dannöder Maurer standen nach Abräumung der
123 Jakob Mail Gärtner Festungswerke allmählich nach dem
124 Joseph Schwablmayr Pens. Finanzwach- Respizient Jahre 1720.
125 Michael Zimmermann Maurer
53
— 418 —
Haus- Nr. Name des Hauses oder des Besitzers Gewerbe oder Beschäftigung Anmerkung
126 Maria Jodlbauer Grund- u. Garten- Besitzerin dieses Haus sammt Garten ge- hörte ehedem zum Pragermeister- schen Seilerhause Nr. 162
127 Johann Pauli Leinweber dieses Haus sammt Garten ge- hörte ehedem zum Schiffmeisterhause! Nr. 146 a daher der Name: Schiff- j Meister- oder Duffin-Garten |
128 Marcus Hölzl Zuhaus dieses Hans erbaute sich im Jahre 1 1765 Josef Wintersteller, Wein- wirth auf dem Hause Nr. 134 als eine Art „Villa"
129 Marcus Hölzl Granitwerke-Besitzer u. Steinmetzmeister wurde im Jahre 1788 neuerbaut
146 Carl Rührmayr Zündhölzl-Fabrikant im Jahre 1863 erbaut
130 Leprosen- oder Siecheuhaus Fond der milden Stif- tungen zu Schärding dieses Haus gehörte vor dem : Jahre 1656 dem Bierbräner Michael Leichtl
131 Magdalena Hager dieses Haus war ehedem ein zum Auergute zu Haraberg gehörender Ziegelstadel
132 Altes Krankenhaus Fond der milden Stiftungenz.Schärdg. wurde im Jahre 1650 neu auf- gebaut
150 Franz Piller Fragner dieses Haus erstand im Jahre 1872 neu
133 Todten- oder Leichenhaus St. Georgen-Gottes- erstand im Jahre 1785 gleich- j
am Pfarrfriedhofe haus zeitig mit dem Gottesacker
134 Joseph Fried l im Jahre 1725 aufgebaut
135 Theresia Fellerer Gastwirthin dieses Haus baute sich Christoph ! Meßerer, Seifensieder auf dem ! Hause Nr. 127 als Gartenhaus !
154 Michael Grünklee Privat dieses Haus erbaute sich im Jahre 1873 I. Habered er, Wagnermeister auf dem Hause Nr. 161 tu der j Kircheugasse
136 Johann Maiböck Gärtner-
138 Franz Kosch Lager- und Schank- keller im Jahre 1824 durch Franz Wiesen b erg er erbaut
137 Ludwig Götz Zinshaus; Wohnung für das Personale der k. k. Finanz- wache ehemaliger unterer Wasser- und Zwingerthurm, im Jahre 1845 ' zum Hause umgebaut r
— 419 —
i Haus- Nr. Name des Hauses oder des Besitzers Gewerbe oder Beschäftigung Anmerkung
139 Georg Wieninger Gast- u. Gartenhaus dieses Haus war gleichfalls vor- dem Jahre 1705 eine zum Festungswerke gehörendeCasarma quardia
114 1 Vincenz Panholzer Am S Tabak-Trafikant eiler graben: dieses Haus wurde im Jahre 1864 erbaut
140 Kaiser Franz Joseph's- Stadtcommune In den einst Wolf-Pramer'schen
Volksschule Schärding Garten baute im Jahre 1713 der Stadtschreiber Georg Mayer das Gartenhaus hinein
: 141 Franz Reiß, Lebzelter Gartenhaus
1 142 Georg Wieninger Lager- und Schank- keller dieses Kellergebäude erstand in den Jahren 1789 und 1790
| 147 Kleinkind er-Bewahr-Anstalt Commune Schärding im Jahre 1870 erbaut
145 Andreas Ginds Steinmetz-Werk- stätte im Jahre 1860 und 1861 erbaut
143 Laurellz Freilinger Stadtzimmermeister im Jahre 1871 und 1872 neu- erbaut
> 143 Johann Danneder Gastwirth bei St. Florian dieses Gasthaus wurde im Jahre 1859 an der Stelle des ehe- maligen Gaisstutzenhauses neu- erbaut.
53*
- ■ ^ - n,-,> ^ .... ■-------------------------------------
‘
Haus- Nr. Name des Hauses oder des Besitzers Gewerbe oder BeschàfLigung Anmerkung
1 Johann Weitzenauer Mahl- und Sàge- muller auf der Steg- ^ muhle
2 „ „ Zuhaus
3 Theresia RaaL
4 Michael Mortlbaner Badinhaber und Wàscher ehemaliges Metznerhaus
5 Carl Goldb erger Zuhaus
6 „ „ ehemals Zuhaus zmn Spitlbauerngut
7 Carl Goldb erger vorm. SpiLlbauern- gut, das in den Jahren 1860 und 1861 vermetzgert wurde 9
8' Carl Goldberger Besitzer des soge- nannten Kainz- Lauerngutes, einst- mals der „Nieder- hof" genannt
9 Franz Brnnndl Steinnretz dieses Hans war vor dem Jahre 1785 die Kirche zu „allen Hei- ligen" uub der Garten herum der
Friedhof
— 421 —
Haus- Nr. Name des Hauses oder des Besitzers Gewerbe oder Beschäftigung Anmerkung
10 Mathias Süß
11 Michael Jodleder
12 ^ Joseph Kößler Steinmetz
j Josepha Kößler Wäscherin
13 Johann Raschhofer Mahl- uitb Säge-
müller auf der
Strohmühle
14 Theresia Klaftinger
15 Anna Hager Gastwirthill dieses Hans wurde im Jahre 1864
erbaut
16 Jodleder Michael Krämerei
17 Sebastian Binder- Reich erlschneid er
18 Franz Martlbauer Schrankenmautner im Jahre 1884 neuerbaut
und Fragner
Verzeichnis der Kufrr und deren ßesitzer in dem
zur Gemeinde Schärding gchärrudrn Antheile der
Ortschaft Krenzlikrg.
^ Haus- Name des Hauses oder
Nr. des Besitzers
Gewerbe oder
Beschäftigung
Anmerkung
14 Antou Lindinger
15 Johann Saurer
16 Simon Schmiedbauer
17 Joseph Kriegner
21 Johann Neinthaler
22 Juliaua Egger
Zimmermann
Zimmermann
Gastwirth zur
„Alpenrose"
Grundbesitzen
diese Häuser entstanden nach und
nach nach der Abrodung des sog.
Galgen- oder Spitlbauern-Holzes
(im Jahre 18-60) und gestalteten
sich zu einer neuen Colo nie.
Nachtrüge i»ii> Kerichtignugeii.
Z n Ul I. Bande, Seite 247, Z e i l e 3:
Bei dem am 9. November 1775 unt 7 Uhr Abends ausgebrochenen und die ganze
Nacht hindurch andauernden Brande des churfürstlichen Schlosses zu Schärding erschien, um die
Stadt vor dem Brande zu retten, um 9 Uhr Abends die Feuerspritze des Stiftes Suben und
leistete kräftige Hilfe. Nach Beendigung der Feuersbrunst wurde die Spritze wieder zurückgeführt.
Am folgenden Tage erstattete Bürgermeister Jos. Wintersteller im Namen der gesummten
Bürgerschaft in einem eigenen Schreiben an den Herrn Stiftspropst Wilhelm und dessen Kapitel
zu Suben den gebührenden Dank für die geleistete Hilfe.
Diesen Brand legte der Sohn des Bäckers der hiesigen Garnison aus Nache; indem
er sich selbst angab und die That gestand, wurde er verhaftet und zum Fenertode verurtheilt,
welcher auch an ihm tu der Weise, daß er zuvor strangnlirt wurde, auf der Wieninger-Au voll-
zogen wurde; er starb mit dem Zeichen der Reue.
Aus dem Tagebnche des Stiftes Suben, S. 276.
Z u m I. Bande, Seite 218, Zeile 3 von unten:
Als am 29. März 1779 um 11 Uhr Mittags im Peyrer'schen Bräuhause am Platze
Feuer ausbrach und der Brand derart um sich wüthete, daß 87 Häuser und Objekte in Asche
gelegt wurden, erschien das Stift Suben abermals mit der Feuerspritze und anderen Löschmitteln
und leistete der Stadt Schärding, welche mit zur Bewältigung des Feuerbrandes nöthigen Lösch-
mitteln schlecht und spärlich ausgestattet war, kräftige Hilfe.
Dasselbe Tagebuch, S. 288.
Z u m I. B a n d e, Seite 316, Z e i l e 8 u n d z u m II. B a n d e, S e i t e 4
D o n unten:
In den ersten Decennien des gegenwärtigen Jahrhunderts öefcutb sich das Feuerlösch-
wesen der Stadt Schärding noch in einem mißlichen Zustande. Um diesen zu beseitigen, ging
der k. k. Pfleger Joh. Gröbner daran, im Jahre 1826 eine eigene Feuerlöschordnung zu entwerfen
und in sehr praktischer Weise zu organisiren; viele Feuerlöschrequisiten wurden hergestellt und
im'Jahre 1827 eine große Feuerspritze mit Schläuchen beigeschafft; um die Mannschaft nach
ihren verschiedenen Gewerbscategorien für das Lösch- und Rettungs-Geschäft einzuüben, wurden
mehrmals im Jahre umfassende FeuerKungen nach Art der heutigen Feuerwehrübungen vorge-
nommen und man mußte sich gestehen, Stadt Schärding sei hinsichtlich der Feuerlöschordnung
trefflich ausgestattet und eingeschult. An der Spitze dieser Feuerlöschordnung standen als Com-
missäre Felix Wieninger, Bierbräuer und Anton Gabriel, k. k. Tabakverleger; die Mannschaften
hatten zwar keine Monturen, trugen aber distingnirende Cocarden.
Bon dieser unterm 26. September 1826 im Drucke herausgegebenen Feuerlöschordnung
existiren noch einige Exemplare.
- 424 -
I. Band, Seite 318, Zeile 5 von unten:
Maria Püttner, ehemalige Glaserin von Rab, starb am 28. März 1888 in einem Alter
von 1021/2 Jahren.
Zum II. Theile, Seite 20, Zeile 11:
Im Februar 1889 kam Herr Hugo Ritter v 0 n H e b e n st r e i t, k. k. Bezirks-
hauptmann zu Schärding in gleicher Eigenschaft nach Steyer und an dessen Stelle Herr E m a -
n u e l W i t l a c z i l, k. k. Bezirkshauptmann von Braunau nach Schärding.
Seite 23, Zeile 19, k 0 m m t einzuschalten:
1856 Wilhelm I u n g k, Hauptzollamts-Offizial, gestorben im Jahre 1859.
Seite 24, Zeile 2 von unten:
1837 M 0 r i z v 0 n L a m i n e t, Ritter v 0 n A r z t h e i m, gestorben im Jahre 1858.
Seite 100, Zeile 32, zwischen: 1712, P. Henricus, Monacensis und
zwischen 1714 P. A d j u 111 s, Mühldorfensis, einzuschalten : 1713 P. Bonagratia,
Monacensis.
Seite 101 nach Zeile 4 einzuschalten:
P. Medardus, Landishntanus, gestorben im Jahre 1740; 1728 Guardian
in Ried.
Seite 123, Zeile 5:
Herr Alois Hartl, Doktor der Theologie, Asinger'scher Benefiziat, kam im Jahre
1888 als Religionslehrer am k. k. Staatsgymnasium nach Ried und an dessen Stelle Herr
A n t 0 n i n S ch m u ck e n s ch l ä g e r nach Schärding.
Seite 126, Z eile 3:
1883 Carl Wagner, emerit. Pfarrer von Maria Brunnenthal, starb im Jänner 1889,
fet. 80 annorum.
Seite 127, Zeile 4:
Herr Joseph S ch w a n n i n g e r, Pfarrer zu Maria-Brunnenthal, wurde im
Juni 1889 auf die l. f. Pfarre Eberschwang befördert; an dessen Stelle kam Herr Josef
Wintersb er g er, Pfarrer zu Baumgartenberg, am 11. September 1889 nach Maria-
Brunnenthal.
Seite 129 zur letzten Zeile einzuschalten:
1889 Johann Metzger, Meßner.
Seite 128, Z e i l e 5 und 6:
Herr Joseph Schwarz, Pfarrer zu St. Marienkirchen, starb im Dezember 1887
zu Reukirchen bei Braunau im Alter von 82 Jahren, und an dessen Stelle wurde der Pfarr-
Administrator Herr Anton Zaun er, Pfarrer zu St. Marienkirchen.
Seite 139, Zeile 2 von unten:
Dermals fungirt als Inspektor des Schulbezirks Schärding Herr Julian Timmel,
Professor an der Realschülern Linz.
J Seite 253, Zeile 16, i st zu lesen: st a t t „mit der" „mit d e n".
^ Seite 257, Zeile 26, statt: „Jnvavus“ i st z u lesen: „Juvavu s“.
J Seite 329, Zeile 4, statt „mit den Sperren" zu lesen „mit den Speeren".
Inhalts-Verzeichnis n»n zweiteil Theile.
Erstes Heft.
B. Mesondei:e Historische Wotizen über Schärding.
Seite:
Ueber die einstige Grafschaft Schärding und über
das ehemalige Land- und P f l e g g e r i ch t
Schärding ............................................ 1
Verzeichnis der Burggrafen, Burghüter, Pfleger, Landrichter, Kästner,
Mautner und anderer verschiedener Beamten in Schärding . 9
Verzeichnis jener Adelspersonen und Patrizier, welche in Schärding
das Burgrecht besassen, oder sonst hausgesessen waren . 27
Besitzer der im vormaligen Landgerichtsbezirke Schärding bestandenen
Schlösser, Edelsitze, adeliger Landgüter und Hofmarchen . 31
Geschichtliche Notizen über die Entstehung derGottes-
Häuser und geistlichen Stiftungen in und
u m S ch ä r d i n g................................... 37
A) Pfarrwiddum St. Florian - Schärding . . 41
B) Pfarrkirche St. Florian ..... 44
Kirchen und Kapellen zu Schärding.
0) Schloßkapelle zum heil. Johannes ... 48
D) St. Georgen Stadt - Pfarrkirche ... 50
E) Verschiedene Stiftungen zur St. Georgenkirche
1. Der ewigen Frühmesse ..... 51
2. Bürgermesse; 3. des Seifrüedsbergischen Benefieiums;
4. des Raspischen Beneficiums; 5. des täglichen Frohn-
amtes; 6. des Eisenthalerischen Beneficiums; 7. des
Geltinger'schen Beneficiums; 8. des Peßwirthischen Bene-
ficrums; 9. zur St. Georgenkirche gestiftete Zechen und
Bruderschaften ....... 64
Weitere Bauschicksale der St. Georgeukirche......................................... 73
F) Kirche zu Allerheiligen....................................... 82
E) Spitalkirche zum heil. Geist .... 83
H) St. Sebastians - Kirche ..... 86
— 426 —
Seite:
la) Kloster und Kirche der Kapuziner ... 88
Quardiani des Capuziner-Conventes und Conventualen des
Klosters zu Schärding ..... 99
16) Kleinere Kapellen in und um Schärding.
K) Pfarre und Gotteshaus zu St. Marienkirchen . 106
L) Kapellen zu Dietrichshofen und Bodenhofen . 4 08
N) Kirche zur heil. Margaretha zu Eckerding . 109
N) Kirche zu Maria-Brunnenthal .... 109
Einiges über die Dekanats-Eintheilung und über die Pfarr-Regnlirung 112
Verzeichnis der Pfarrer und Dechante zu Schärding . 116
„ der Capläne und Gesellpriester . . 118
„ der verschiedenen. Beneficiaten . . . 121
„ der Pfarrer zu Florian, Maria-Brunnenthal,
St. Marienkirchen und Eckerding . . 126
„ einiger Meßner ..... 128
Erziehungs- und Bildnngs-Anstalten ru Schärding.
K l e i n k i n d e r - B e w a h r a n st a l t z u S ch ä r d i n g . . . 130
Stadt-Schule zu Schärding . . . . . . 134
Verzeichnis der Schullehrer zu Schärding ....... 110
Z ur Reich en -Alino sen - S tiftu n g i n Schärd i u g . . 143
D e n i s'sche S t i p e n d i e n st i f t u n g..................... 145
Geschichte der milden Stiftungen Schärdings.
A.) Bü r g er - S p i t al zu m h e il. Gei st . . 147
B) Leprosen- oder Siechen Haus zuSchär-
d i n g......................................... 165
6) Bruderhaus........................................ 166
v) Altes Krankenhaus . . . . 168
F) Das neue Krankenhaus . . . 168
F) Armen - Fond n ii d A r in e n - I n st i t u t zu
Schärding............................................ 170
Gr) Göltinge r'sche Almosen st iftung . . 171
H) Zur Reichen - Almosenstiftung (Tuch-
und Brodspende) ...... 173
I) S t a n g l'scher M äd ch e n - A u s st a t tu n g s-
Fond................................................. 174
Sanitäts- und Medicinalmrsen in Schärding................................... 175
Verzeichnis der Doctores Medicina?, Bader und Wundärzte zu Schärding . . 176
V
- 427 —
Seite:
Bcnicrkungcn «ber die einstige Handels- und Gcnirrbetyätigkeit zu Schärding 178
Uebersicht des G e w e r b e st a ii d e s zu Schärding in der
V o r- u n d I e tz t z e i t......................... 204
Der Stadt Schärding verliehene Freiheiten und
Privilegien . . . . . . . 211
Einiges über die ehemalige Ärganisation der Äladt Schärding ... 217
B ü r g e r in e i st e r d e r S t a d t S ch ä r d i n g . . . . 225
Stadtkämmerer, Stadthauptleute, Stadtschreiber mid Syndici zu Schärding . 227
Verzeichnis einiger hervorragender und ausgezeichneter Männer ans
Schärding..........................................., 231
Anwesenheit, auch Durchreise hoher und h ö ch st e r
Personen in Schärding................................. 247
Zweites Heft.
0. HopogvcrpHie von Schüvding.
E i n i g e g e o g r a p h i s ch - g e s ch i ch t l i ch e Notizen über den
I n - S t r o in und über die beiden Flüßchen
Rot und Pram............................................................. 253
Lage der Stadt Schärding.......................................................... 261
Beschreibung der Stadt Schärding.................................................. 268
D. Umgebungen von Schävding . 283
A.) Otter bach, R a i n t i u g, T e n f f e n b a ch, Suben, St.
Florian.................................................................. 285
B) N euh a u s, W e i hmör t i n g, Matta u, M i t i ch, I n z i n g,
H a r t k i r ch e n, I n d l i n g, Rotan, N n h e st o r f,
E h o l f i n g. S n l z b a ch, H ö h e n st a t t, F ü r st e n z e l l 297
0) F o r m b a ch, S ch l o ß N e u b u r g......... 311
Reihenfolge der Burghauptleute, Pfleger, Holzpröpste, Mautner zu Neuburg und
Burghüter zu Werusteiu ...... 347
W e r n st e i n, Z w i ck l ö d, S ch a r t e n b e r g, Maria-Brunnen-
thal ................................................... 356
Anhang.
Der Stadt Schärding verliehene P r i v i ! e g i e n - B r i e f e 361
E i n i g e N o t i z e n a l s B i l d e r d e r Z e i t . . . . 377
— 428 —
Seite:
Verzeichnis d er Häuser der Stadt Schärding und
deren Besitzer um das Jahr 1630 und der
d e r ni a l i g e n B e s i tz e r............................. 385
Verzeichnis der Häuser und deren Besitzer in der Vorstadt Schärding . . 412
Verzeichnis der Häuser uitb deren Besitzer tu der mit der Gemeinde Schärding
vereinigten Ortschaft Allerheiligen ...... 420
Verzeichnis der Häuser und bereit Besitzer in dem zur Gemeinde Schärding ge-
hörenden Antheile der Ortschaft Kreuzberg .... 422
Einige Berichtigungen und Nachträge....................................... 423
süße)
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