Volltext: Th. 2 [=B. Besondere historische Notizen über Schärding], H. 2 (Th. 2, Heft 2, 1888)

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Der Character der Schärdiiiger ist, wie der Jnviertler überhaupt, 
Arbeitsamkeit und unverdrossene Thätigkeit; ferners munterer, lebensfroher Sinn, 
Offenheit und Aufrichtigkeit, manchmal mit einem Ausluge niederbayerischer Gerad¬ 
heit und Derbheit; einfache häusliche Sitte mit Anhänglichkeit an dem Alten, 
Hergebrachten; Gutthätigkeit, Gastlichkeit und Gefälligkeit gegen Fremde ohne 
überflüssige Ziererei; patriotischer Sinn, vorzüglich aber große Anhänglichkeit an 
den schönen heimatlichen Boden?) 
Die Sprache ist die der Niederbayern, doch mit örtlich eigenthümlicheu 
Idiotismen. 
Noch erübrigen das Wappen und das Wahrzeichen der Stadt. Ersteres 
bestand während der altbayerischen Regiernugszeit in einem von der Linken zur 
Rechten diagonal getheilten Schilde; im oberen Felde waren die bayerischen, blau 
und weißen Rauten oder Wecken, im unteren Theile die silberne Schafscheere im 
rothen Felde beigegeben. Im Jahre 1779 wurden statt der bayerischen Rauten 
rothe und weiße, senkrecht stehende Balken in das Wappen gesetzt und die Schaf¬ 
scheere wandelte sich in eine Tuchscheerc um; im Jahre 1804 bei Einführung der 
erblichen Kaiserwürdc in Oesterreich wurde dem Stadtwappen auch der doppelte 
schwarze Adler im schwarz- und gold-guadrirten Felde beigegeben.1 2) 
1) In der bei der k. b. Reichsbibliothek zu München hinterlegten manuscriptlichen 
Chronik der Stadt Schärding heißt es: „Die Einwohner haben ihre Tugenden, aufrichtig, gut- 
thätig, freundlich, herzhaft, ihrem Landesfürsten mit Leib und Blut zugethan. Sie lieben die 
Reinigkeit und haben derowegen saubere Häuser, welche auswendig hübsch gemalt sind und in 
schöner Ordnung stehen, so daß demnach Scharding für eine recht schöne und lustige Stadt zu 
halten ist." 
2) Johann Sibmacher in seinem Wappenbuche, pag. 224: National-Garde-Almanach 
des Königreiches Bayern von F. Lypowsky 1816. — Es ist eine alte und schöne Sitte der 
Geschlechter, Körperschaften und Gemeinden, verständige, ihrem Herkommen, ihrer Geschichte ent¬ 
sprechende Sinnbilder als Wappen zu führen. Die Regenten pflegten bei Ertheilung dieses 
Vorrechtes meistens auf würdige Auszeichnung und Schicklichkeit den besonderen Bedacht zu 
nehmen. Indeß ist früher auch in diesem Fache der menschliche Witz oder vielmehr der sym- 
bolisirende Heraldiker öfter in Aberwitz und auf die sonderbarsten Abwege gerathen, wobei die 
Unkunde in der Geschichte und in der Bedeutung der gegebenen Subjekte und Objekte hier, 
wie in der topographischen und geographischen Etymologie zunächst solche Verirrungen ver¬ 
anlaßte. 
Es gehörte einst zu den eruditen Fertigkeiten, die Namen unserer Städte auf ein.e 
ganz mißverstandene Weise zu behandeln, d. h. im verkehrten Sinne zu latinisiren und gräcisiren: 
z. B. Salzburg Salipolis :c. Auf eine ähnliche Art glaubte man ohne Rücksicht auf die für 
Aug' und Ohr anders, und gewöhnlich sehr einfach sprechenden Urkunden, Hanheim (eigentlich 
Hagenheim), Henndorf (Hohendorf) und Hennhart (Hohinhart) von Hahnen und Hennen, 
Scheerdiug (Schärding) von Scheeren, d. i. Schafscheeren ableiten zu müssen. 
Die heraldischen Ausgeburten sind nun, wie bemerkt, von demselben Gehalte und 
rühren von ähnlichen Ursachen her. Wenn z. B. Landshut mit 3 Sturmhauben, Straubing mit 
dem Pfluge, Ried mit dem Bundschuh prangen, so läßt sich das geschichtlich und örtlich erklären, 
weniger, daß die Ochsenhausner einen aus dem Hause schreitenden Ochsen, die Osterhofner ein 
Osterlamm, die Lindauer eine Linde statt des Lindwurmes weisen. Was soll man aber von
	        
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