Volltext: Nr. 3 1923 (Nr. 3 1923)

i. Jahrgang 
BWS 6em Zndalt: Der Jahrestag des Verbrechens. Pläne der Regierung. Generalnovellierung des Invalidenentschädigungsgesetzes. 
Das Indexgesetz. Eine zuvorkommende Behörde. Charitative Fürsorge. Verschiedene Mitteilungen. Antworten der Redaktion. 
Kamerad Mitterbauer. Mitglied des Cinzer 6e- 
meinderates. 
Anlählich der am 24. 3uni ftattgefundenen Wahlen in den 
ßemeinderat der Landeshauptstadt Linz, ilt unter Uerbandsobmann 
Kam. Mitterbauer, der auf der sozialdemokratischen Liste 
kandidierte, zum ßemeinderat gewählt worden. 
Kam. Mitterbauer kandidierte nicht als Obmann des 
Verbandes, fondern als Privatperson, was ihm jedoch nicht ab¬ 
halten wird, im vereine mit der sozialdemokratischen Fraktion 
die Jnteretfen der Kriegsopfer im ßemeinderate zu vertreten. 
Die Redaktion der „Nachrichten" erlaubt fich bei diefem 
flnlaffe unserem verdienten Kam. Mitterbauer im Damen der 
Kriegsopfer Oberösterreichs, die Herzlichsten ßlüduuüntche ent¬ 
gegenzubringen. Die Redaktion. 
Zur Beachtung! 
Infolge technischer Schwierigkeiten war es uns leider 
nicht möglich, die Dummer 2 der „Nachrichten" zeitgerecht 
allen Abonnenten zugeben zu laffen. Wir ersuchen diesbezüglich 
um Nachsicht. 3n Zukunft werden wir den Cermin leichter ein¬ 
halten können, da wir die „Nachrichten" in Druck legen laffen. 
Die Administration. 
Der Jahrestag des Verbrechens. 
Am 28. Juli jährt sich wiederum der Tag, wo von den 
damals Herrschenden aller Staaten die Brandfakel des Krieges 
entzündet und so das größte Verbrechen in die Welt gesetzt 
wurde, das jemals die Menschheit treffen konnte. Mit Schaudern 
und Entrüstung denken wir heute, wo wir nüchtern geworden 
sind, an diese Tage zurück. An jene Zeit, wo die Massen des 
Volkes durch den Einfluß emer gewissenlosen Presse und durch 
verschiedene das Volk betörende Phrasen, geradezu für den 
Massenmord prävariert wurden. 
Als die unglücklichsten Opfer dieses furchtbaren Krieges 
wollen wir den Jahrestag dieses Verbrechens nicht vorüber- 
gehen lassen, ohne nicht an das Gewissen der Menschheit zu 
appellieren, den Geist des Krieges und der Zerstörung zu be- 
kämpfen, um zu verhindern, daß nach uns wieder durch einen 
neuerlichen Krieg Opfer an Menschenleben und Gesundheit ge- 
bracht werden müssen. 
Wir wollen die Welt aufmerksam machen auf uns, die wir 
dem Kriege alles opfern mußten. Wir wollen es allen laut in die 
Ohren rufen, daß wir, die wir es am eigenen Leibe verspürt 
haben, was der Krieg bedeutet, unsere ganze Kraft einsetzen 
werden, daß nicht noch einmal die Kriegsfurie durch die 
Lande rase. 
Erinnern wir uns an die furchtbaren Schrecknisse, die 
wir überall mitmachen mußten. An der Front täglich und 
stündlich den Tod vor Augen. An die wahnsinnigen Gewalt- 
märsche im russischen Sande uud in der glühend heißen Sonne 
des Südens. Dabei bepackt wie ein Tragtier, jeden Moment 
dem Umfallen nahe und wieviele waren es, die vor Erschöpfung 
nicht mehr weiter konnten und irgendwo an der Landstraße 
oder im Straßengraben liegen blieben und dort einen elenden 
Tod nehmen mußten. Fern der Heimat, mit ihren letzten Ge- 
danken bei den Lieben zuhause, haben tausende und tausende 
unserer Kameraden den Tod erlitten. In der Heimat aber 
wurden inbrünstige Gebete emporgesandt um die Erhaltung des 
Gatten und Vaters, des Ernährers der Familie, zu einer 
Zeih wo der mit Sehnsucht Erwartete bereits den letzten 
Atemzug unter entsetzlichen Qualen, getan hatte. Lassen wir 
all die gräßlichen Dinge, die sich ereignet haben an unserem 
geistigen Auge vorüberziehen, dann Kameraden wird das 
Grauen vor dem Entsetzlichen uns mächtig anfeuern, alles zu 
unternehmen, um den kriegerischen Geist, der sich bei einem 
Teil unserer Jugend bereits wieder eingenistet hat, auszumerzen. 
Nicht neuer Haß und Rache sollen uns beseelen, sondern einzig 
und allein von dem hehren Gedanken der Versöhnung aller 
Völker sollen wir uns leiten lassen. 
Gerade wir Kriegsopfer müssen die Pioniere im Kampfe 
gegen den Krieg sein. Denn wir sind es, die unter den Folge- 
Wirkungen des Krieges am allermeisten zu leiden haben. Es 
soll allen zum Bewußtsein gebracht werden, daß der Krieg die 
Ursache unserer derzeitigen Lebenslage, unserer Not ist und 
daß ihm die Hinterbliebenen der Gefallenen ihre Trauer und 
Verlassenheit verdanken. 
Wir haben jetzt jede Gelegenheit zu benützen, aufklärend 
zu wirken, den Pazifistische» Gedanken zu verbreiten, unseren 
Kindern den Krieg verabscheuen zu lernen, ihnen zu sagen, daß 
dieser das größte Unglück für alle Völker ist und daß nicht 
im Krieg Großes geleistet werden kann, sondern das Wohl 
und Wehe der breiten Volksmassen in der Bekämpfung des 
Krieges liegt. Wir haben alle Ursache, unsere Kinder im kriegs¬ 
gegnerischen Geiste zu erziehen, um sie vor dem zu bewahren, 
dessen Opfer wir geworden sind. Denken wir doch daran, 
erscheint monatlich einmal. 
Redaktion, Verwaltung und Expedition: Linz, Promenade Nr. 11. 
preis pro Stück isoo Kr. 
— Redaktionsschluß am 18. jeden Monats. 
des Landesverbandes Oberölterreieb des Zentral-Uerbandes der Landes- 
Organisationen der Kriegsinvaliden u. Unterbliebenen Österreichs in Cinz a. D.
	        
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