Volltext: Die gelbe Maske [310/311]

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Ihrer Frau Ruhe im Grabe gönnen, wenn Sie einer schreck— 
lichen Warnung entgehen wollen, gehen Sie nicht auf das 
Fest!“ 0 
„Ich fvage Sie und frage jeden vernünftigen Menschen, 
ob das nicht niederträchtig ist?“ rief Fabio leidenschaftlich 
aus, als der Priester ihm den Brief zurückreichte. „Der Ver⸗ 
such, mich durch Angst einschüchtern zu wollen, durch das schänd— 
liche Mittel, Evinnerungen in mir wachzurufen, die meiner 
armen, verstorbenen Frau gelten! Eine unverschämte An— 
nahme, daß ich wieder zu heiraten beabsichtige, während ich 
selbst doch überhaupt noch gar nicht daran gedacht habe. Was 
hat dieser Brief eigentlich zu bedeuten und all die übrigen 
hier, die ihm alle gleichen? Wer hat ein Intevresse daran, mich 
von dem Ball fernzuhalten? Was ist der Sinn einer Phrase 
wie diese hier: wenn Sie Ihrer Frau Ruhe im Grabe 
gönnen?‘ Können Sie mir nicht einen Rat geben? — Einen 
Vorschlag machen, wie ich den niederträchtigen Absender dieser 
Zeilen entdecken könnte? — So sprechen Sie doch! Warum 
um Himmels willen sprechen Sie nicht ꝰ— 
Der Priester stützte den Kopf auf die Hände und wendete 
das Gesicht vom Licht ab, als ob es ihn blendete; er antwortete 
mit seiner leisesten, ruhigsten Stimme: 
Ich kann nicht antworten, eh ich genug Zeit gehabt habe, 
die Sache zu überlegen. Das Geheimnis dieses Briefes bann 
nicht in einem Augenblick gelöst werden. Es stehen Dinge darin, 
die jeden in Erstaunen und Verwirrung bringen müssen.“ 
„Was für Dinge?“ 13 . 
„Es ist mir unmöglich, ins Detail zu gehen, zumindest 
jetzt, in diesem Augenblick.“ I 
„Sie sprechen in einer merkwürdig geheimnisvollen Art. 
ce Sie mir nicht etwas Bestimmtes sagen? Keinen Rat 
ge en 2 
„Ich würde Ihnen raten, nicht auf den Ball zu gehen.“ 
„Wirklich? Warum?“ J —— 
Ich fürchte, Sie würden ungehalten werden, wenn ich 
Ihnen meine Gründe sagen würde.“ R 
„Vater Rocco, weder Ihre Worte noch Ihre Art sind. 
danach, mich zu beruhigen. Sie sprechen in Rätseln: Sie sitzen 
dort im Finstern, wenden das Gesicht von mir ab....“ 
Der Priester fuhr jäh in die Höhe und wendete sein Ge— 
sicht dem Lichte zu. — 
IIch rate Ihnen, sich zu beherrschen und mir mit der üblichen 
Höflichkeit entgegenzukommen,“ sagte er mit vollkommen ruhigor, 
fester Stimme, wobei er Fabio aufmerksam anblickee. 
„Wir wollen diese Unterredung nicht unnötig lang aus⸗ 
dehnen,“ sagte der junge Mann, sich sichtlich nur mit großer
	        
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