Full text: Die gelbe Maske [310/311]

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Sie lehnen es ab, ihn zu befolgen. Ich habe nichts weiter zu 
sagen. Gute Nacht!“ 
Ehe Fabio die unwillige Antwort aussprechen konnte, die 
ihm auf den Lippen schwebte, hatte sich die Tür geöffnet und 
wieder geschlossen, und der Priester war fort. I 
Drittes Kapitel 
Am näachsten Abend, um die auf den Einladungen zum 
Maskenfest bestimmte Zeit, weilte Fabio, immer noch un⸗ 
schlüssig, in seinem Palast, und der schwarze Domino bag noch 
immer unberührt und unbeachtet auf dem Toilettetisch. Diese 
Verzögerung war nicht etwa durch. eine Aenderung seines 
Vorhabens, in den Palast Melani zu gehen, verursacht. Sein 
Entschluß, beim Feste anwesend zu sein, blieb unerschüttert; 
und doch zögerte er jetzt, im letzten Augenblick, zögerte, und 
wußte selbst nicht, warum. Irgendein fremder Wille schien ihn 
innerhalb der Mauern seines einsamen Heims zu halten. Es 
war, als ob der große, leere, stille Palast in dieser Nacht etwas 
von dem Zauber wiedergewonnen hätte, den er an dem Tage 
verloren, da seine Herrin starb. 
Er verließ sein Zimmer und ging in das Schlafgemach, 
in dem sein kleines Kindchen in der Wiege shag. Er setzte sich zu 
ihm und betrachtete es zärtlich und schweigend; Jange Zeit 
saß er so da, in Gedanken an vergangene Geschehnisse vertieft, 
dann kehrte er in sein Gemach zurück. Ein plötzliches Gefühl 
der Einsamkeit überkam ihn nach dem Besuche- am Bettchen 
seines Kindes. Aber selbst dann versuchte er es nicht, sich damit 
zu zerstreuen, daß er endlich auf den Ball ging. Statt dessen 
ging er in sein Arbeitsßsimmer hinunter, zündete eine LBRampe 
an, öffnete seinen Schreibtisch und entnahm aus einer Lade 
den Brief, den ihm Nanina geschrieben hatte. Dies war nicht das 
erstemal, daß eim plötzliches Einsamkeitsgefühl in ihm sich un— 
erklärlicherweise mit der Erinnerung paarte, die dieser Brief 
der kleinen Arbeiterin in ihm erweckte. 
Er las ihn langsam durch, und als er damit fertig war, 
behielt er ihn offen in der Hand. „Ich besitze Jugendkraft, Titel 
und Reichtümer,“ dachté er traurig, „alles, wonach die Menschen 
sich sehnen. Und doch, wenn ich mich bemühe und nachdenke, 
um einen Menschen zu finden, der mich wirklich aufrichtig lieb 
hat, so kann ich nur eines Wesens gedenken — des armen, 
vertrauensvollen Mädchens, das diese Zeilen geschrieben hat.“ 
Alte Erinnerungen stiegen immer lebhafter in ihm auf; 
Bilder aus den ersten Tagen seiner Bekanntschaft mit Nanina.
	        
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