Volltext: Polizei-Humoresken [35/36]

alle 
Der Ausgleich. 
Polizeioberkommissär Doktor Ziegler hatte außer ver— 
schiedenen andern für den Beruf eines Polizisten guten Eigen— 
schaften auch die mitgebracht, sich durch nichts aus der Fafsung 
bringen. zu lassen und niemals nervös zu werden. „Nervosität 
macht eine Sache nicht besser, sondern verschlechtert sie nur 
noch, und die Verkalkung sowie die grauen Haare kommen von 
selbst, das muß man nicht beschleunigen!“ pflegte er zu sagen, 
und, mit seiner vorbildlichen Ruhe hat er sich schon aus vielen 
Verlegenheiten geholfen, hat die verworrensten und umfang— 
reichsten Amtshandlungen durchgeführt, die bei jedem andern 
verzweiflungsvolle Nervenkrisen herbeigeführt hätten, an 
Oberkommissär Dr. Ziegler aber spurlos vorbeigeglitten sind. 
Man schätzte das stete seelische Gleichgewicht, die immer gleich⸗ 
bleibende Ruhe dieses Beamten ungemein, überhäufte ihn aber 
dafür mit Arbeiten, da die Vorgesetzten, besonders aber sein 
Amtsvorstand, wußten, daß er deshalb nicht gleich vielen andern 
Wutanfälle bekomme und rasend die Hände ringen werde mit 
dem Ausrufe, daß er vor Arbeit nicht wisse, wo er aufhören 
solle, und deshalb lieber gar nicht anfangen wolle. Ob sich nun 
die Akten auf seinem Schreibtische noch fo häuften, draußen im 
Vorraum die Parteien sich noch so vermehrten und der An— 
melder alle fünf Minuten die Meldung brachte, daß noch neue 
Parteien hinzugekommen wären, die es alle sehr dringend 
hätten, blieb Dr. Ziegler noch der immer Ruhige, der mit 
seinem ewigen zufriedenen Lächeln sich seine Napoleonlocke aus 
der Stirne strich und dem Anmelder entgegnete: „Sagen Sie 
den Leuten, daß der Tag auch für mich nur 2Stunden hat, und 
daß in diese Zeit alles hineingehen muß. Sie sollen sich ein 
wenig gedulden, es kommt einer nach dem andern daran, und 
wer keine Zeit hat, soll zur Konkurrenz gehen, wenn er glaubt, 
dort besser bedient zu werden!“ Seine Ruhe färbte auch auf 
die andern ab. Der Anmelder ließ sich nicht nervös maächen, 
wenn er mit Dr. Ziegler Dienst versah, die Kriminalbeamten 
arbeiteten mit ihm gerne, ohne zweckloses Hasten, ja selbst das 
Telephonfräulein hatte mit ihm nie eine Auseinandersetzung, 
sondern bediente ihn rasch und zuverlässig. 
Wieder stand Dr. Ziegler einmal im Journaldienst, das 
heißt, er war der einzige im Amte, auf dem alle Last und auch 
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