kleidr
getre
Deteltiv Dienstmann.
„Polizeiagent Kromer oder vielmehr Detektiv Kromer, wie
er sich lieber bezeichnete, war voll froher Hoffnungen und ge⸗
spannter Erwartungen vor Jahren in den Dienst der Polizen
getreten. Er hatte seine Schulen durchgemacht, die nötigen
Kurse mitangehört und aus Privatfleiß noch alle Kriminal—
romane von Gaboriau bis Conan Doyle gelesen, ohne sich
entscheiden zu können, welche Figur eines Meisterdetektivs
höher einzuschätzen wäre, die eines Lecoe oder die
eines Sherlock Holmes. Diesen beiden Idealgestalten
seines ganzen Trachtens wollte er es gsleichtun.
Nein, nicht nur gleichtun, überbieten wollteer sie,
noch viel mehr an Scharfsinn und kriminalistischem Ueber—
talent leisten als diese. Alles Gelernte hatte er wohl behalten,
obwohl er nicht begreifen konnte, wozu er, der Zukunftsmeister⸗
detektipv, sich noch hatte auf die Schulbank setzen müssen.
Praktisch muß man sich betätigen, im Leben muß man zu
lernen verstehen, alles beobachten, alles wahrnehmen, nichts
übersehen, sich in alle Lebenslagen hineinfinden, sich überall
bewegen können, sich jeder Gesellschaft anpassen und haupt—
sächlich sich immer so benehmen, wie es die gewählte Ver—
kleidung vorschreibt, denn man darf gar nie aus seiner Rolle
fallen, muß immer als derjenige scheinen, den man eben vor—
stellen will, das war das Um und Auf seiner kriminalistischen
Weisheit. Verkleidungen waren ihm das Höchste. In Ver—
kleidungen aller Art hatten seine beiden Vorbilder Lecoc und
Sherlock Holmes so Vorzügliches geleistet, und Detektiv Kromer
wollte nicht weniger werden als ein Sherlock Holmes des
Wiener Polizeiagenteninstituts. Sein Kleiderkasten enthielt
allerlei Kostüme, von der zerlumpten Gewandung des Kanal—
strotters an bis zum tadellosen Frackanzug, der es ihm er—
möglichte, auch in der besten Gesellschaft, beim vornehmsten
Ballfeste zu erscheinen. Trotzdem ihm die verschiedenen Ver—
kleidungen schon Unannehmlichkeiten aller Art bereitet hatten
und er dadurch wiederholt in peinliche Lagen, geraten war,
wollte er von seinem Steckenpferde nicht lassen, um so weniger,
als er unbestreitbar auch schon einige Erfolge erzielt hatte, die
der wienerische Sherlock Holmes nur dem Umstande zuschrieb,
daß er nicht als Polizeiagent, sondern in ingendeiner Ver—
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