Full text: Polizei-Humoresken [35/36]

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auf dem Gebiete der Psychiatrie einer wochenlangen Be— 
obachtung bedürfen. Unser Polizeiarzt hatte das Talent, sich 
mit gewundenen und gedrehten Erklärungen aus der Affäre 
zu ziehen, und wie gewöhnlich bei der Abfafssung solcher Gut— 
achten, murmelte er, als er die Unterschrift darunter setzte: 
„Mit allem andern sollen sich die Herren Professoren ihre ge— 
lehrten Köpfe zerbrechen!“ Dann forderte er den Ambedieuer 
auf, die Partei wieder in das Vorzimmer zu bringen und 
dort warten zu lassen. Während der Polizeiarzt sein schrift— 
liches Gutachten dem im Dienste stehenden Beamten auf den 
Schreibtisch legte und dieser an die städtis che Krankenstation 
telephonierte, daß vom Kommissariat ein Geisteskranker ab— 
zuholen sei, saß dieser draußen im Vorzimmer mitten unter 
den andern Parteien, und ebenso wie diese in ihrer Ungeduld 
richtete er an den Kriminalbeamten die wiederholte Frage, 
wie lange er denn noch werde warten müssen. Dabei sagte er 
immer wieder: „Der Herr Doktor glaubt vielleicht, daß ich 
ein Narr bin. Aber na. Ich bin gar so viel g'scheit!' Minister 
hätt' ich beinahe werden können!“ Narren geben nämlich nie 
ihre Krankheit zu und halten sich stets für die Uebergescheiten. 
Die Zeit beim Kommissariat Alsergrund verging mit 
dem gewohnten Amtsgetriebe. Parteien kamen und gingen, 
wurden durch andre ahgeldst, neue bamen und warteten 
wieder im Vorzimmer, Rs sie vorgerufen wurden. Endlich er— 
schienen auch die städtischen Hrankenträger, denen vom Kom— 
missär das polizeiärztliche Gutachten mit dem Bemerken aus— 
gefolgt wurde, daß der Kranke draußen im Vorzimmer sitze. 
Draußen war der Amtsdiener, der den Vormittagsdienst ver— 
sehen hatte, eben durch einen Kollegen abgelöst worden, und 
bei diesem erkundigten sich die Sanitätsdiener nach dem 
Kranken. „'s is doch nur aner dal“ entgegnete der Anmelder 
schlecht gelaunt und wies dabei auf einen Mann, der zu— 
sammengekauert auf einer Bank in der Ecke saß. „Also, bitt' 
schön, kommen S' mit!“ forderte ihn einer der Krankenträger 
auf. „Es ist auch schon höchste Zeit! Schauderhaft, wie lang' 
man bei derer Polizei a Partei warten laßt!“ Als er aber 
über die Stiege geführt werden sollte, stutzte er doch und dr— 
klärte, daß er ja erst den Kommissär sprechen müsse. „Kommen 
S' nur mit und machen S' kan Aufsehen!“ riet ihm darauf 
einer der Krankenträger gutmütig. „Ja, wohin denn? Was 
wollen S' denn?“ erkundigte sich der andre und hielt sich am 
Treppengeländer fest, als man Gewalt anwendete. Er wider— 
setzte sich, während die Krankenträger wieder versuchten, ihn 
über die Stiege hinabzuzerren. Leute sammelten sich an, und 
beinahe wäre es zu Einmengungen in eine Amtshandlung 
gekommen, wenn die Sanitätsdiener nicht erklärend den An— 
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