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Folglich muß ich mir die Leute ansehen, die dort verkehren, muß
gegebenenfalls diese Leute selbst fragen, um so dahinter zu
kommen. Er war ganz entzückt über seine kriminalistische
Schlußfolgerung, zahlte sein Viertel Wein und ging wieder
zurück in den Greislerladen, dessen Eigentümer über die
Wiederholung des polizeilichen Besuches aber gar nicht so
besonders entzückt zu sein schien. „Was wollen S' denn schon
wieder?“ fragte er den Polizeiagenten unliebenswürdig.
Schützner entwickelte seine Idee. „Mir kann's recht sein, wenn
Sie so viel Zeit haben!“ erwiderte der Greisler
Polizeiagent Schützner entschloß sich, zu warten, und um
das Fünfkronenstück rasch bei der Hand zu haben, wenn sich ein
Agnoszierungszeuge finden würde, wollte er das Falsum aus
seiner Geldbörse hervorholen. Er suchte darin, suchte immer
aufgeregter, drehte alle Fächer der schon ziemlich verschlissenen
Geldbörse um. Es kamen allerhand Geldstücke, einige Lotterie—
skonti, ein Zettel aus der Wäscheputzerei, aber nicht das Fünf—
kronenstück zum Vorschein. „Ich hab's doch eing'steckt, um
Gottes willen!“ ließ er sich vernehmen. Eingesteckt hatte er es
wohl, aber trotzdem konnte er es nicht mehr finden. Nach an⸗
gestrengtem Denken kam er schließlich zu der Ueberzeugung,
daß er das Geldstück nur verloren oder verausgabt haben
könnte. Da das erstere ihm nicht gut möglich schien, konnte nur
die zweite Möglichkeit in Betracht kommen, und da er sonst
nirgends anders gewesen war als im Gasthause, konnte es eben
nur dort geschehen sein. Er mußte demnach in die Wirtsstube
zurück, um wieder das Fünfkronenstück zu bekommen, das
Falsifikat, das er in leichtfertiger Weise selbst verausgabt hatte,
statt nach dem früheren Verausgaber zu forschen. „Ja, mein
lieber Herr, da kann ich Ihnen nicht helfen!“ antwortete ihm
der Kellner, als er diesem den Sachverhalt erzählt hatte. „Da ist
nämlich unser Bäck' gekommen, dem hab' ich gezahlt, und bei
dem Geld war auch das Fünfkronenstück darunter!“ Nachdem
sich Agent Schützner in fliegender Hast erkundigt hatte, wer der
Brot- und Semmellieferant sei und wo er diesen finden könne,
eilte er dem Gebäckausträger nach, um das gefälschte Geldstück
wieder zu erlangen. Aber auch hier kam er zu spät. Unter dem
Gelde fand sich das Fünfkronenstück nicht mehr vor, und der
Bäckerlehrling exinnerte sich schließlich daß er unterwegs
Zigareétten gekauft und dort mit einem Fünfkronenstück bezahlt
hatte. Er mußte nun den Polizeiagenten in die Tabaktrafik be—
gleiten. Die Verkäuferin war sehr erstaunt, als Schützner von
ihr die Vorweisung ihres gesamten Kleingeldes verlangte, in
dessen Menge er dann nach seinem Falsifikat suchte. J
Er suchte zweimal, auch noch ein drittesmal, aber er fand
nichts, denn die Verschleißerin hatte, wie sie sich jetzt erinnerte,