Volltext: Das Weltkriegsende

Zur Vorgeschichte der Großen Schlacht in Frankreich 55 
v. Payer geschildert wurde, welche Mühe es mache, die Sozialdemo¬ 
kraten und Pazifisten für militärische Operationen im Westen fest¬ 
zuhalten; sie würden es nicht verstehen, daß der Krieg aus militäri¬ 
schen Gründen auch im Osten fortgesetzt werden müsse. Die Bespre¬ 
chung führte dazu, daß aus militärischen Gründen trotzdem die Wie¬ 
deraufnahme der Operationen im Osten beschlossen wurde, um dort 
möglichst schnell Ruhe zu schaffen und Kräfte für die Westoffensive 
freizumachen. Demgemäß erfolgte am 23. Februar ein Ultimatum 
der Mittelmächte an Rußland, nachdem fünf Tage vorher die Feind¬ 
seligkeiten an der großrussischen Front wieder begonnen hatten. 
Nunmehr erklärte sich der russische Rat der Volksbeauftragten zur 
Unterzeichnung der Friedensbedingungen bereit. Am 3. März konnte 
der Friede zu Brest-Litowsk zwischen Rußland und den Mittelmäch¬ 
ten unterzeichnet werden. Zwei Tage später am 5. März wurde der 
Vorfriede zwischen Rumänien und den Mittelmächten zu Bukarest 
beschlossen, dem am 7. Mai der eigentliche Friedensschluß folgte. Die 
Lage im Osten war somit noch vor Beginn der großen Schlacht in 
Frankreich klargestellt. 
AIs am 21. März 1918 die große Schlacht im Westen begann, 
hing Deutschlands Schicksal nur noch von dem Erfolge der eingelei¬ 
teten Operationen ab. Deutschland hatte alles auf eine Karte gesetzt. 
Ging der große Schlag fehl, so mußte mit Zersetzungserscheinungen 
in Heer und Heimat gerechnet werden. 
Wie man damals im Kreise der Armeeführer über die Aus¬ 
sichten der kommenden Offensive dachte, zeigt ein Brief des Kron¬ 
prinzen Rupprecht von Bayern vom 25. Januar 1918 an seinen Va¬ 
ter, den König Ludwig. Darin hieß es: „Wohl hat sich unsere Lage 
gegen früher unvergleichlich verbessert; während wir früher im We¬ 
sten dem Gegner an Truppenzahl stets weit unterlegen waren, stehen 
sich jetzt an der Westfront ungefähr gleich starke Kräfte gegenüber. 
In der Güte der Truppen besteht hüben wie drüben kein nennens¬ 
werter Unterschied, wohl aber glauben wir, in der Führung dem 
Gegner überlegen zu sein. Es kann daher mit Sicherheit auf einen 
großen Erfolg gerechnet werden; nur ein wirklicher Durchbruch aber 
kann die Entscheidung des Krieges bringen. Jeder andere, noch so 
große Erfolg würde, wie die Dinge liegen, wegen der unvermeid¬ 
lichen gewaltigen Verluste für den Angreifer unsere Gesamtlage nicht 
verbessern, sondern verschlechtern. Ob uns ein Durchbruch gelingen 
wird, kann niemand voraussagen; bisher ist er unseren Gegnern nicht 
einmal bei großer Überlegenheit gelungen." 
So lag es in der Tat: gelang der operative Durchbruch nicht, so 
mußte eine sehr schwierige Lage entstehen. Nach einem etwaigen 
Mißlingen des großen Angriffs bestand für Deutschland keine Aus¬
	        
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